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Die sechsköpfige Familie Mulvaney ist vom Glück begünstigt, beliebt und angesehen, ein All-American-Clan - bis zu dem Tag, an dem ein schreckliches Verbrechen den Zusammenhalt und alle Stärke der Mulvaneys fordert und sie vor eine Zerreißprobe stellt.
An einem Valentinstag bricht das Unglück über die Mulvaneys herein: Die einzige Tochter der Familie, Marianne, soll vergewaltigt worden sein. Dieses Verbrechen, über das in der Stadt gemutmaßt und innerhalb der Familie geschwiegen wird, stellt alle auf die Probe und löst schließlich einen Nervenkrieg aus, der zum bislang undenkbaren Bruch in…mehr

Produktbeschreibung
Die sechsköpfige Familie Mulvaney ist vom Glück begünstigt, beliebt und angesehen, ein All-American-Clan - bis zu dem Tag, an dem ein schreckliches Verbrechen den Zusammenhalt und alle Stärke der Mulvaneys fordert und sie vor eine Zerreißprobe stellt.
An einem Valentinstag bricht das Unglück über die Mulvaneys herein: Die einzige Tochter der Familie, Marianne, soll vergewaltigt worden sein. Dieses Verbrechen, über das in der Stadt gemutmaßt und innerhalb der Familie geschwiegen wird, stellt alle auf die Probe und löst schließlich einen Nervenkrieg aus, der zum bislang undenkbaren Bruch in der Familie führt.
Der jüngste Sohn Judd macht sich als Erwachsener auf die Suche nach der Wahrheit, wird so zum Chronisten der Familie Mulvaney, und bringt eine erschreckende wie tragische Geschichte ans Licht. Erst siebzehn Jahre später gibt es Hoffung auf Versöhnung.
Autorenporträt
Joyce Carol Oates, geb. 1938 in Lockport (NY), zählt zu den bedeutendsten amerikanischen Autorinnen der Gegenwart. Für ihre zahlreichen Romane und Erzählungen wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem National Book Award. Joyce C. Oates lebt in Princeton, New Jersey, wo sie Literatur unterrichtet. Im Jahr 2012 erhielt sie den Blue Metropolis Literary Grand Prix.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.09.2003

Lügen für jede Lebenslage
In Joyce Carol Oates' neuem Roman stimmt einfach alles

Das Unglück kommt am Valentinstag und hat einen unmißverständlichen Namen, auch wenn ihn kaum jemand aussprechen mag: Vergewaltigung. Die blühende Tochter der Familie, noch keine siebzehn, ist nach der rauschenden Ballnacht ihrer Schule noch mit ein paar älteren Freunden unterwegs, läßt sich zu Tanz und Drinks einladen und merkt zu spät, wie sie dabei an jemanden gerät, der ihre Ausgelassenheit brutal mißbraucht. Der Rest ist Verschweigen, Verzweiflung, Selbstzweifel, Schmerz.

Obschon der Fall bald klar zutage liegt, bleibt er für den Täter lange folgenlos. Der junge Mann ist immerhin aus gutem Hause und überdies Sohn eines Geschäftsfreunds ihres Vaters. Das Opfer fühlt sich bei der Vorstellung, den Hergang etwa vor Gericht bezeugen zu müssen, nur wie ein weiteres Mal geschunden. Schon macht die Meinung Runde, sie habe sich die Verfehlung ohnehin selbst zuzuschreiben. Wir sind in einer amerikanischen Kleinstadt, Upstate New York, im Jahr 1976. Wir sind im neuen Roman von Joyce Carol Oates.

"Wir waren die Mulvaneys" ist ihr sechsundzwanzigster Roman. Außerdem hat die Autorin, die diesen Sommer ihren 65. Geburtstag feierte, fast ebenso viele weitere Bände mit Erzählungen veröffentlicht. Bei solcher Produktivität nimmt es nicht Wunder, daß etliches an diesem neuen Buch vertraut erscheint. Die liebevollen, manchmal schwelgerischen Schilderungen des ländlichen Familienlebens in jener Gegend, wo sie einst selber aufwuchs; die dichten, manchmal etwas betulichen Porträts der Figuren; besonders aber der zähe Glaube an den amerikanischen Traum vom Glück, der vom Alltagskampf ums Weiterleben zwar bedrängt, doch nie nachhaltig gestört wird - all dies konnte man früher schon oft bei ihr lesen. Selten allerdings hat man die Erzählerin so ernst und unerbittlich den Spuren so sinnloser Selbstzerstörung folgen sehen wie in dieser düsteren Familiengeschichte. Und das Erstaunlichste: ihrem bitteren und harten Thema zeigt Oates sich voll gewachsen und nimmt uns ganz für dessen ausufernde Entfaltung ein.

Wie sie mit selbstverständlicher Erzählkraft, die nur gelegentlich ins Routinierte gleitet, das psychologische Geflecht zwischen Eltern, Kindern und Kleinstadtwelt zeichnet, wie sie die furchtbare Desintegration beschreibt und den Einzelfäden dann über viele weitere Jahre nachgeht, ist fesselnd und vor allem sehr gekonnt. Der Roman entwirft ein Panorama amerikanischer Lebenslagen und -lügen, das vier Jahrzehnte in den Blick rückt und damit das Familienschicksal zu einer zeitgeschichtlichen Fabel weitet. Das vormals glückliche Leben der Mulvaneys zerbricht an der Unmöglichkeit, für ein offensichtliches Verbrechen öffentlich Genugtuung und privat eine Sprache zu finden. Die Tochter kann dem Vater nicht mehr unter die Augen kommen und verläßt das Haus; die Brüder gehen eigene Wege; der Vater verfällt rückhaltlos dem Alkohol und der Gewalt, so daß alle Rettungsversuche der Mutter ins Leere gehen. Zwar gelangt die Geschichte schließlich an ein versöhnliches Ende, doch die Idylle kehrt dermaßen plakativ zurück, daß die bohrenden Probleme nicht vergessen sind.

Die Autorin schreibt gewiß eingängig, zugleich jedoch so eindringlich, daß man ihr über immerhin knapp 600 Seiten mit Spannung wie mit Anteilnahme folgt. Dazu hilft zweifellos auch die frische, idiomatische und oft auf unwirkliche Weise stimmige deutsche Sprachgebung von Renate Orth-Guttmann, die uns glatt vergessen läßt, daß wir eine Übersetzung in Händen halten. Joyce Carol Oates verfaßt im besten Sinne populäre Bücher, nicht für die Ewigkeit geschrieben, sondern für den Augenblick - dieser aber verschafft uns so lohnende Lektüre, daß wir gerne und noch lange daran denken.

TOBIAS DÖRING

Joyce Carol Oates: "Wir waren die Mulvaneys". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Renate Orth-Guttmann. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2003. 587 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Tobias Döring zeigt sich von diesem Roman, in dem eine Vergewaltigung geschildert wird, an der eine amerikanische Kleinstadtfamilie fast zerbricht, sehr angetan. Zwar kommt ihm manches ein bisschen bekannt vor, was ihn bei der beeindruckenden Produktivität Joyce Carol Oates auch nicht weiter wundert, und mitunter scheint ihm ihr Stil durchaus etwas "routiniert". Dennoch attestiert er der Autorin, sowohl "eingängig" als auch überaus "eindringlich" zu schreiben und er findet diesen Roman äußerst spannend und "sehr gekonnt" gemacht. Döring preist die amerikanische Autorin für ihre "selbstverständliche Erzählkraft" und zeigt sich insbesondere von der feinfühligen Psychologie der Geschichte beeindruckt. Am Ende lobt der Rezensent die Autorin ziemlich paradox aber begeistert, Bücher für den "Augenblick" zu schreiben, an die man noch lange denken müsse. Dass dann auch noch die "oft auf unwirkliche Weise stimmige" Übersetzung vergessen macht, dass es sich überhaupt um eine Übersetzung und nicht um das Original handelt, freut den Rezensenten besonders.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Oates' bestes Buch - eine Geschichte über das Schicksal und die unzerstörbaren Bande der Liebe. Eine großartige Leistung." (Chicago Tribune)