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Im Herzen unserer Kultur trifft man auf das Herz selbst: Wir tun etwas leichten Herzens, etwas liegt uns am oder auf dem Herzen, wir verlieren unser Herz und tragen es bisweilen auf der Zunge. Nicht nur in sprachlichen Wendungen, auch in künstlerischen Werken oder konkreten Handlungen kommt dem Herzen seit jeher eine besondere Bedeutung zu. Interessant und anregend führt uns dieses Buch durch mehrere Jahrtausende einer Kulturgeschichte des Herzens.
Zu Zeiten der Wikinger galt es als unabdingbar, ein starkes und unbeugsames Herz zu haben, um im Kampf bestehen zu können. Den alten Ägyptern
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Produktbeschreibung
Im Herzen unserer Kultur trifft man auf das Herz selbst: Wir tun etwas leichten Herzens, etwas liegt uns am oder auf dem Herzen, wir verlieren unser Herz und tragen es bisweilen auf der Zunge. Nicht nur in sprachlichen Wendungen, auch in künstlerischen Werken oder konkreten Handlungen kommt dem Herzen seit jeher eine besondere Bedeutung zu.
Interessant und anregend führt uns dieses Buch durch mehrere Jahrtausende einer Kulturgeschichte des Herzens.
Zu Zeiten der Wikinger galt es als unabdingbar, ein starkes und unbeugsames Herz zu haben, um im Kampf bestehen zu können. Den alten Ägyptern erschien das Herz so bedeutsam, dass es als einziges inneres Organ dem Leichnam mit ins Grab gegeben wurde. Unzählbar sind die künstlerischen und literarischen Herzdarstellungen, die im Laufe der Jahrtausende von den unterschiedlichen Kulturen hervorgebracht wurden. Doch welche Bedeutung hat das Herz für den heutigen Menschen, welchen Stellenwert hat es in unserer Zeit? Ausgehend von dieser Frage entfaltet Ole Martin Høystad vor den Augen des Lesers ein kulturhistorisches Panorama von der Antike bis in die Gegenwart. Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung einer europäischen Kultur des Herzens. Die Suche nach deren Ursprüngen führt von den frühesten Hochkulturen der Sumerer und Ägypter über die Herzmetaphorik der antiken Welt zu den jüdisch-christlichen und islamischen Traditionen. Wie kein anderes Organ vereint das Herz körperliche und seelische Befindlichkeiten des Menschen in sich. Es ist trotz aller Unterschiede und Parallelen in den verschiedenen Kulturen zum meistgebrauchten Symbol, zum Hort persönlicher und moralischer Qualitäten, zum Urbild von Menschlichkeit geworden. Indem es die Spuren des Vergangenen nachzeichnet, sensibilisiert dieses Buch unser Verständnis für gegenwärtige Zusammenhänge. Es lädt ein, uns selbst unserer Herzen zu vergewissern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.10.2006

Mitten ins Herz
Ole Martin Høystad schreibt eine Kulturgeschichte des Herzens
Das erste Herzopfer der Kulturgeschichte brachte Gilgamesch dar. Nachdem der mythenumwobene Sumererkönig der Stadt Uruk und sein Freund Enkidu den schnaubenden Himmelsstier überwältigt hatten, den die Göttin Ischtar auf beide gehetzt hatte, schnitten sie ihm das Herz heraus und opferten es dem Sonnengott Schamasch. „Durch das heilige Herz des Stieres binden die Freunde die Götter an ihr eigenes Herz.” Und da das Herz ein mitfühlendes Organ ist, „verbindet es Gilgamesch und Enkidu in gegenseitiger Sympathie”, schreibt Ole Martin Høystad in seiner „Kulturgeschichte des Herzens”. Der norwegische Kulturwissenschaftler geht darin der Frage nach, wie das Herz von „der Antike bis zur Gegenwart” in Texten, Symbolen und Metaphern verstanden und dargestellt wurde und noch immer wird.
Denn eines steht fest: Eine allgemeingültige, über die Zeiten hinweg gleichbleibende Vorstellung darüber, was das Herz ist, gibt es nicht. Den Schwerpunkt der Studie hat Høystad auf „unser eigenes, europäisches Herz und seine verschiedenen bildlichen Ausformungen und Funktionen” gelegt. Ja, mehr noch: Diese Bilder vom Herzen dienen ihm als Leitfaden, um nichts Geringeres als die „Entstehung des modernen Europäers” zu erklären. So lautet die etwas pompös klingende Überschrift des zweiten Teils des Buches. Der erste Teil, in dem das „Herz in unterschiedlichen Kulturen” beschrieben wird – Erwähnung finden u.a. Sumerer, Ägypter und Griechen, das Christentum (Paulus, Augustinus) – ist nur eine Art Aufgalopp für Høystads Generalthese. Allerdings ein überaus wichtiger. Das platonische Menschenbild, in dessen Zentrum der Dualismus von Körper und Seele steht, brach mit der vorsokratischen, körperbezogenen Auffassung vom Menschen. Platons „Erfindung der Seele” wertete alles Körperliche ab; eine Idee, die „noch immer das Bild des Herzens und das Gefühlsleben der Europäer bestimmt”.
Nun ist diese Erkenntnis nicht sonderlich neu, und wer die Schriften von Hermann Schmitz, Norbert Elias und Michel Foucault kennt, die Høystad des öfteren anführt, der mag sich bei der Lektüre langweilen oder es spuken ihm all die Debatten über und Einwände gegen Zivilisationstheorie und Begriffe wie Macht und Dispositiv durch den Kopf. Schließlich sind dem Fachmann auch die Gewährsleute, die im zweiten Teil der Arbeit angeführt werden, um die Einschränkung und Sublimierung unseres Trieb- und Gefühllebens weiter auszuführen – Descartes! – hinlänglich bekannt. Wer sich aber nicht von Berufs wegen mit dieser Materie beschäftigt, den erwartet eine kurzweilige, verständlich und kenntnisreich geschriebene Tour de Force durch die europäische Geistesgeschichte. Genau das ist das Buch. Und das ist das Verblüffende an ihm: dass sich entlang unseren Vorstellungen vom Herzen eine solche Geschichte schreiben lässt.
Høystad widmet sich auch ausführlich dem anderen Strang der Herzensgeschichte, jenem, dem das Sanguinische ein Synonym für Leidenschaft ist: „Es ist eines der großen Paradoxa in der europäischen Kulturgeschichte, wie stark sich die Blut- und Herzsymbolik parallel zum kartesianischen Dualismus entwickeln konnte, obwohl der Dualismus die Gefühle abwertet, die zu den Traditionen des Herzens gehören.”
FLORIAN WELLE
OLE MARTIN HØYSTAD: Kulturgeschichte des Herzens. Von der Antike bis zur Gegenwart. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2006. 232 S., 24,90 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Eugenie Bott hat Ole Martin Hoystads Untersuchung der kulturgeschichtlichen Bedeutung des Herzens offenbar Freude bereitet. Mit vielen herzlichen Wortspielen erzählt sie von den mannigfaltigen Zuschreibungen und symbolischen Aufladungen, die der Muskel im Laufe der Zeit erfahren hat. Demgegenüber wirken die heute geläufigen Verknüpfungen wie ein kümmerlicher Rest, meint Bott. So ähnele das Herz in der Kulturgeschichte dem griechischen Olymp, der mit seinen zahlreichen Göttern auch alles Menschenmögliche und mehr vereine. Die meisten Fachbücher zum Thema gibt es laut Hoystad übrigens im deutschsprachigen Raum, notiert Bott, die sich schließlich nur eine elegantere Übersetzung gewünscht hätte.

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