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Die junge Arzthelferin Katharina liebt den Band-Gitarristen Armand. Sie träumt davon, dass er sie mitnimmt in sein aufregendes Leben. Ihr eigenes würde sie am liebsten komplett zurücklassen. - Beate Dölling, eine Autorin mit einem ganz eigenen Ton, scheut weder die großen Gefühle noch die trivialen. Ihr Roman ist bitter und süß, komisch und ernst wie das Leben.

Produktbeschreibung
Die junge Arzthelferin Katharina liebt den Band-Gitarristen Armand. Sie träumt davon, dass er sie mitnimmt in sein aufregendes Leben. Ihr eigenes würde sie am liebsten komplett zurücklassen. - Beate Dölling, eine Autorin mit einem ganz eigenen Ton, scheut weder die großen Gefühle noch die trivialen. Ihr Roman ist bitter und süß, komisch und ernst wie das Leben.
Autorenporträt
Beate Dölling, 1961 in Osnabrück geboren, Ausbildung zur Arzthelferin, studierte Englisch, Spanisch, Kulturwissenschaften, Philosophie. Arbeitet seit längerem für RIAS Berlin, Kinderfunk, DeutschlandRadio und als Rezensentin für diverse Tageszeitungen. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitschriften, Rundfunk. Sie hat eine Tochter und lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2003

Leben, ein Drahtseilakt
Die Situation einer jungen Frau in Ostdeutschland
Der Ausbruch ist begrenzt in dem kleinen Dorf im Osten Deutschlands. Die Wege sind kurz, die Zukunft überschaubar: Ausbildung zur Arzthelferin, Familie, Freunde, die Partys im Schlachthof an der B 1, später mal heiraten. Wer mehr will, der gilt schon als Außenseiter.
Katharina, 17 Jahre alt, will mehr. Ihr Mehr ist Armand, Gitarrist der Band „The Flushers”. Er ist alles. Stellt Fragen, die ihr so noch keiner gestellt hat, will von ihr wissen, was sie selbst kaum weiß. Sie schreiben einander Briefe – Herzschläge für Katharina. In ihm entdeckt sie sich: ihren Traum vom Glück, ihre Sehnsucht nach Leben; intensiv, aufregend, unabhängig, frei. Um seine Konzerte zu hören, fährt sie überall hin. Für Armand benutzt sie ihre Freundin als Alibi und trennt sich von ihrem Freund Ingo, Brad-Pitt-Schönheit, ein Wessi mit Null-Bock-auf-nix. Dessen Mutter ihr imponiert und von der sie eine Menge lernt. Katharina liebt Armand. Wie er ist, wie er lebt. Seine Gedanken, seinen Körper, seine Wärme, seine Hände um ihr Gesicht und ihn in sich. Er ist es, sagt ihr Herz. Und trommelt.
Aber erst mal lässt Katharina sich weiter von Frau Doktor anblaffen, quirlt Kacke für Stuhlproben und atmet Scheiße ein, sehnt sich zurecht, was nicht ist. Und wartet. Wartet auf das neue Leben, und das ist Armand, hangelt sich von Brief zu Auftritt zu Brief zu Anruf. Von Hoffnung zu Hoffnung. Ein Drahtseilakt, haarscharf am Abgrund entlang. Armand zeigt ihr, wie es ist, zu fliegen. Dass ihr Glück ein geborgtes ist, beinah gestohlen, und er nicht da ist, wenn sie abstürzt, übersieht sie. Die Zeit dazwischen, die große Leere ohne ihn, schlägt sie tot, reißt die Arbeit runter, versiebt fast ihre Ausbildung, betäubt sich mit Tabletten. Bis sie sich selbst nicht mehr spürt. Hör auf zu trommeln, Herz? Aber dann hört es doch auf zu schlagen. Und das heißt ja sterben. Genau so fühlt es sich an. Ohne ihn ist sie nichts.
Erklär mir Liebe. Olle Kamellen!, sagt die Mutter und winkt müde ab. Die Tochter eines „Bastards”, wie die Leute sagen, will über ihre Großmutter Luise nicht reden. Der wurden vor drei Generationen für ihre große Liebe die Haare geschoren und nur die Bonbonniere, Luises Verlobungsgeschenk, wie ein Fremdkörper im Küchenmief, erinnert an sie.
„Er ist’s”, lispelt eine andere Luise knapp 220 Jahre früher in Schillers Kabale und Liebe. Den Satz hat die Berliner Autorin Beate Dölling ihrem ersten Jugendroman vorangestellt. Doch der endet nicht als Tragödie. Denn vor dem Hintergrund dezenter Ost-West-Problematik, Generationen-Konflikte und Adoleszenz ist Hör auf zu trommeln, Herz ein aktuelles, ein authentisches, ein außergewöhnliches Buch. Über unterschiedlichste Charaktere mit jeder Menge Eigenleben, über abgründig komische Situationen wie Alltagsstudien und Liebesszenen zum Anfassen, schreibt Beate Dölling sachlich-lakonisch und hautnah zugleich. Von der absoluten Liebe als Selbstdefinition führt der Weg zur eigenen Identität in einem Entwicklungsroman, der für die großen Gefühle, für den (Aber-)Witz des Lebens wie für den Weltschmerz einen ganz eigenen Ton anschlägt – ernsthaft und zum Lachen, immer unvoreingenommen.Wenn Liebe ist, sich im anderen zu finden, aber genauso sich selbst zu suchen. Auch allein.
Am Ende besteht Katharina ihre Prüfung. Sie feuert ihrer Chefin das Zeugnis um die Ohren und verlässt zu ihrem Entsetzten den ungeliebten Arbeitsplatz auf der Stelle. Sie zerreißt den letzten Brief von Armand und lässt die Schnipsel in den Abendwind segeln. Seine Adresse bewahrt sie in Luises Bonbonniere auf. Alles ist offen. Vor ihr liegt ihr Traum vom Glück, ihr Leben: intensiv, aufregend, unabhängig. Frei. (ab 14 Jahre)
CHRISTINE KNÖDLER
BEATE DÖLLING: Hör auf zu trommeln, Herz. Beltz & Gelberg 2003. 256 Seiten, 12, 90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit ihrem ersten Jugendroman hat die Berliner Autorin Beate Dölling scheinbar einen Volltreffer gelandet, denn Christine Knödler feiert diesen Entwicklungsroman in den höchsten Tönen. Nicht müde wird diese, Döllings Schreibstil als "sachlich-lakonisch und hautnah zugleich "zu loben, ihren Sprach- und Ideenwitz, der immer wieder in "abgründig komischen Situationen wie Alltagsstudien und Liebesszenen zum Anfassen" zum Vorschein komme, zu bewundern. Erzählt wird die Geschichte Katharinas, die in ihrer ostdeutschen Dorfkulisse zum Außenseitertum verdammt ist, da sie aus ihrem vorgegebenen Leben ausbrechen möchte. "Ihren Traum von Glück" findet sie in Armand, Freidenker und Gitarrist der Band The Flushers, doch selbstredend bleibt ihr Glück ein "geborgtes, beinah gestohlenes". Christine Knödler hat in "Hör auf zu trommeln, Herz" Generationen-Konflikt und Adoleszenz, eingebettet in eine "dezente" Ost-West-Problematik, aufs Beste verknüpft vorgefunden.

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