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Indonesien: Das sind mehr als 17.000 Inseln, über 300 Völker und ein einzigartiger Schmelztiegel verschiedener kultureller Einflüsse. Fritz Schulze erzählt die Geschichte des viertgrößten Landes der Welt von der frühesten Besiedlung vor rund 4000 Jahren über die hinduistischen und buddhistischen Inselkönigreiche, die Ausbreitung des Islam und die lange niederländische Kolonialzeit bis heute. Er erklärt, wie das Vielvölkerreich seit der Unabhängigkeit zu einer Nation zusammenwächst und warum sich das größte islamische Land der Welt erfolgreich auf dem Weg zur Demokratie befindet. Unentbehrlich…mehr

Produktbeschreibung
Indonesien: Das sind mehr als 17.000 Inseln, über 300 Völker und ein einzigartiger Schmelztiegel verschiedener kultureller Einflüsse.
Fritz Schulze erzählt die Geschichte des viertgrößten Landes der Welt von der frühesten Besiedlung vor rund 4000 Jahren über die hinduistischen und buddhistischen Inselkönigreiche, die Ausbreitung des Islam und die lange niederländische Kolonialzeit bis heute. Er erklärt, wie das Vielvölkerreich seit der Unabhängigkeit zu einer Nation zusammenwächst und warum sich das größte islamische Land der Welt erfolgreich auf dem Weg zur Demokratie befindet. Unentbehrlich für alle, die das riesige Inselreich am Äquator besser verstehen wollen.
Autorenporträt
Fritz Schulze ist apl. Professor für Südostasienwissenschaften an der Universität Frankfurt am Main. Er lehrt und forscht außerdem an der Universität Göttingen über den Islam in Indonesien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2015

Die Holländer sind schon so gut wie vergessen

Vor siebzig Jahren erklärte Indonesien seine Unabhängigkeit von den Niederlanden. Fritz Schulze erzählt die Geschichte des diesjährigen Gastlandes der Frankfurter Buchmesse.

Trotz der traditionell guten Beziehungen, die Indonesien zu Deutschland unterhält, weiß man über das Land bei uns nur wenig. Dabei gehört es zu den rohstoffreichsten der Erde und nimmt im Blick auf seine Bevölkerungszahl inzwischen noch vor Russland den vierten Platz ein. Ebenso wenig wie für die Zahl der Inseln, die manchmal auf 15 000, dann wieder auf mehr als 17 000 geschätzt wird, existieren exakte Angaben über die Zahl der Sprachen und Kulturen des alten Inselreichs.

Seine Geschichte auf nur zweihundert Seiten darstellen zu wollen ist ein ambitioniertes Unterfangen und ohne Verkürzungen kaum möglich. Umso mehr ist es Fritz Schulze in seiner "Kleinen Geschichte Indonesiens" zugutezuhalten, dass er der Zeit vor der Ankunft der ersten Europäer ein gutes Viertel des Buches einräumt. Es macht deutlich, dass die europäische Kolonialzeit in der Geschichte Indonesiens auch nicht mehr gewesen sein dürfte als eine von vielen historischen Episoden. Tatsächlich waren im Malaiischen Archipel schon einige große Reiche auf- und wieder untergegangen als er im fünfzehnten Jahrhundert erstmals von portugiesischen Seefahrern berührt wurde.

Bronzetrommeln aus der vietnamesischen Dong-Son-Kultur belegen, dass selbst so abgelegene Inseln wie Alor und Pantar bereits Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung in ein umspannendes insulares Handelsnetz einbezogen gewesen sein mussten. Unter indischem Einfluss bildeten sich seit dem siebten Jahrhundert erste buddhistische Großreiche auf Sumatra und Zentraljava heraus. Von ihrer Bedeutung zeugt die Tempelanlage von Borobudur in der Nähe des heutigen Yokyakarta, die als eine der größten der Welt gilt.

Sie wurden später durch die hinduistisch geprägten Königreiche von Mataram und Majapahit abgelöst. Den Angaben der um 1364 entstandenen javanischen Staatschronik Nagarakrtagama zufolge umfasste Majapahits Einflussbereich damals bereits ein Gebiet, das sich von Sumatra im Nordwesten bis Neuguinea im Osten erstreckte. Wie Schulze betont, spielt das Reich in der nationalen Geschichtsschreibung bis heute eine zentrale Rolle, deckten sich seine Grenzen doch weitgehend mit denen des modernen indonesischen Nationalstaats.

Von arabischen Händlern getragen, hatte seit dem zwölften Jahrhundert die zunächst friedliche Ausbreitung des Islams begonnen. Die Gründung erster islamischer Königreiche auf Sumatra und Java hatte den allmählichen Niedergang des alten hinduistischen Majapahitreichs zur Folge, das schließlich im Chaos versank. Gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts flüchtete sich dessen Herrscherfamilie nach Bali. Die Insel sollte die letzte Enklave des Hinduismus in Indonesien bleiben. Auf den Hauptinseln setzte sich dagegen der Islam durch, dessen volkstümliche Form vor allem auf Java mit älteren lokalreligiösen und hinduistischen Elementen eine Synthese einging. Als im sechzehnten Jahrhundert die Portugiesen und später die Holländer befestigte Niederlassungen auf dem Archipel gründeten, um sich den profitablen Gewürzhandel mit den Molukken zu sichern, spielten sie in den lokalen politischen Machtspielen zunächst nur eine untergeordnete Rolle. Der von holländischen Kaufleuten gegründeten Vereinigten Ostindischen Kompanie - die erste Aktiengesellschaft der Welt - gelang es dann aber schnell, auf Java und Sumatra Fuß zu fassen. 1641 fiel auch die strategisch wichtige Festung von Malakka in ihre Hände, die bis dahin von ihren portugiesischen Konkurrenten gehalten worden war und ihnen nun die Kontrolle über den wichtigsten Handelsweg der Region ermöglichte.

Zwar gilt "Niederländisch-Indien", wie die Holländer ihr südostasiatisches Imperium tauften, als eines der dauerhaftesten europäischen Kolonialreiche, doch betont der Autor zu Recht, dass es ihnen eigentlich erst seit Mitte des neunzehnten Jahrhundert gelang, die vollständige politische und militärische Kontrolle über das ganze Inselreich zu erlangen. Strikt auf ökonomische Ausbeutung bedacht und in der Wahl ihrer Mittel alles andere als heikel, versäumten es die Holländer, wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur vorzunehmen und eine eigene einheimische Elite heranzuziehen. Auf den Zentralinseln Sumatra und Java kam es immer wieder zu Aufständen. Waren es erst lokale Fürsten, die die niederländische Herrschaft bekämpften, so wurde der Widerstand im zwanzigsten Jahrhundert von Kommunisten, Nationalisten und verschiedenen islamischen Gruppierungen getragen. Nachdem die Japaner im Zweiten Weltkrieg die holländischen Kolonialtruppen vertrieben hatten und nach dem Sieg der Alliierten selbst das Land verlassen mussten, nutzten Sukarno und Hatta die Gunst der Stunde und riefen am 17. August 1945 die Republik Indonesien aus.

Vergleicht man das Land mit ehemaligen britischen und französischen Kolonien, fällt auf, wie gering die politischen und kulturellen Bindungen an die einstige Kolonialmacht sind. Von der Verwaltungsstruktur abgesehen, hat die Herrschaft der Holländer in Indonesien kaum Spuren hinterlassen. Die große ethnische und religiöse Vielfalt sollte sich in der Geschichte der jungen Republik als das größte Problem erweisen. Eine der Leistungen Sukarnos bestand zweifellos darin, es klar erkannt und auch einigermaßen gelöst zu haben. Dies geschah vor allem durch die Einführung einer Nationalsprache, die aus der alten Handelssprache des malaiischen Archipels hervorgegangen, aber mit keiner der lokalen Sprachen identisch war.

Auch die erfolgreiche Propagierung der bis heute gültigen fünf Grundsätze der indonesischen Staatsverfassung, zu denen neben der nationalen Einheit Demokratie, soziale Gerechtigkeit und die den Anhängern aller monotheistischer Religionen gewährte Bekenntnisfreiheit zählen, spielte bei der Herausbildung eines eigenen Nationalgefühls eine Rolle. Gleichwohl waren die ersten Jahrzehnte des unabhängigen Indonesien an dramatischen Wendungen keineswegs arm: der Versuch der Holländer, durch ihre brutalen "Polizeiaktionen" die Kontrolle über die ehemalige Kolonie wiederzuerlangen; die zeitweise Abspaltung der Molukken; die Einführung der "gelenkten Demokratie" durch Sukarno als Reaktion auf die Bedrohung des säkularen Staatswesens durch islamische Parteien; schließlich sein Schwanken zwischen den politischen Machtblöcken des Kalten Krieges, das im Jahr 1965 zu seinem Sturz durch rechtsgerichtete Militärs führte.

Das später als Niederschlagung eines Aufstandsversuchs deklarierte große Massaker an Hunderttausenden von Kommunisten und Angehörigen der chinesischen Minderheit bildete den Auftakt zur Machtübernahme Suhartos, der das Land dann mehr als dreißig Jahre mit harter Hand beherrschen sollte. Die große Wirtschaftskrise, die sich ab 1997 über ganz Südostasien ausbreitete, und der anhaltende bewaffnete Widerstand in der seit 1975 besetzten ehemaligen portugiesischen Kolonie im Osten Timors, bereiteten der Diktatur des ehemaligen Armeegenerals ein Ende. Seit den ersten freien Wahlen im Jahr 1999 hat sich die politische Situation in Indonesien trotz des zunehmenden Einflusses radikaler islamischer Gruppierungen allerdings schnell stabilisiert. Wie Schulze feststellt, kann Indonesiens Presse- und politische Organisationsfreiheit heute als beispielhaft für Südostasien gelten.

Der gesellschaftliche Demokratisierungsprozess wurde von einem wirtschaftlichen Aufstieg des Landes begleitet, das mittlerweile zur Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer gehört. Innerhalb der EU ist Deutschland mit Abstand sein wichtigster Handelspartner. Erwähnt sei auch, dass Indonesien seinen heutigen Namen dem deutschen Ethnologen Adolf Bastian verdankt, der ihn um 1860 in Analogie zu Polynesien, Mikronesien und Melanesien zur Bezeichnung der südostasiatischen Inselkette prägte.

KARL-HEINZ KOHL

Fritz Schulze: "Kleine Geschichte Indonesiens". Von den Inselkönigreichen zum modernen Großstaat.

C. H. Beck Verlag,

München 2015. 221 S., br., 14,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2015

NEUE TASCHENBÜCHER
Indonesien, das
letzte Vielvölkerreich
Das unbekannte Indonesien liegt da, wo 250 Millionen Menschen, Angehörige Hunderter Ethnien, Religionen und Konfessionen, etwa 17 000 Inseln bewohnen, viele Sprachen sprechen und doch eine allgemeine Landessprache und die Staatsform einer säkularen Republik miteinander teilen. Auf siebzig Jahre Unabhängigkeit entfallen dabei drei Jahrzehnte einer brutalen Militärdiktatur, deren Errichtung 1965/66 schätzungsweise eine Million Menschen zum Opfer fielen. Die Geschichte dieses letzten großen Vielvölkerreichs, das schon deshalb die Aufmerksamkeit der übrigen Welt verdient hätte, reicht weit hinter das „niederländisch-indische“ Kolonialimperium in die Zeit alter buddhistischer und hinduistischer Großreiche und islamischer Sultanate zurück. Wie Fritz Schulzes „Kleine Geschichte“ erhellt, blieb von der kolonialen Vergangenheit nur wenig zurück – außer den Spuren einer Gewaltkultur, die sich oftmals grausamster Methoden bediente und manchen Formen atavistischen Blutrausches ein Fortleben sicherte. Deren Aufarbeitung hat in Indonesien, dem Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, gerade erst begonnen.
 VOLKER BREIDECKER
    
            
Fritz Schulze: Kleine Geschichte Indonesiens.
C. H. Beck Verlag, München 2015. 224 Seiten, 14,95 Euro.
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