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Klaus Böldl erschließt uns eine facettenreiche Welt der Götter und Mythen des Nordens, wie wir sie aus den schönsten Sagen des klassischen Altertums kennen. Zugleich bietet er viele Bezüge zu den Mythenkreisen anderer Kulturen und beschreibt, wie die uralten Geschichten überliefert wurden und welche Rolle dabei nicht zuletzt die christliche Tradition Nordeuropas gespielt hat. Das nordische Göttergeschlecht der Asen begegnet uns regelmäßig im Kreuzworträtsel. Mit nordischen Götternamen wie Odin, Thor und Loki mag sich vielleicht noch eine verschwommene Erinnerung verbinden. Aber wer weiß noch,…mehr

Produktbeschreibung
Klaus Böldl erschließt uns eine facettenreiche Welt der Götter und Mythen des Nordens, wie wir sie aus den schönsten Sagen des klassischen Altertums kennen. Zugleich bietet er viele Bezüge zu den Mythenkreisen anderer Kulturen und beschreibt, wie die uralten Geschichten überliefert wurden und welche Rolle dabei nicht zuletzt die christliche Tradition Nordeuropas gespielt hat.
Das nordische Göttergeschlecht der Asen begegnet uns regelmäßig im Kreuzworträtsel. Mit nordischen Götternamen wie Odin, Thor und Loki mag sich vielleicht noch eine verschwommene Erinnerung verbinden. Aber wer weiß noch, was es in der nordischen Mythologie mit dem Weltenbaum Yggdrasil auf sich hatte oder mit der Midgardschlange, dem Riesen Ymir, dem Fenriswolf und schließlich mit dem Weltenende Ragnarök? Und doch ranken sich um diese und um viele weitere Gestalten und Ereignisse zahllose spannende und rätselhafte Geschichten, in denen es um Liebe und Kämpfe, Heldentum und Hinterlist geht und von denen uns beispielsweise Snorri Sturluson, der Schöpfer der Edda, kündet.
Autorenporträt
Klaus Böldl, 1964 in Passau geboren, debütierte 1997 mit dem Roman "Studie in Kristallbildung", für den er im selben Jahr den TukanPreis der Stadt München erhielt. Er ist wissenschaftlicher Assistent am SkandinavistikInstitut der Universität München und übersetzt auch mittelalterliche isländische Literatur.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Quellenlage ist vertrackt. Umso dankbarer ist Tilman Spreckelsen dem Skandinavist Klaus Böldl für seine didaktisch kluge Einführung in die Götterwelt des Nordes, vor allem derjenigen Islands und Norwegens. Böldl stellt die sehr heterogenen Quellen vor, interpretiert sie und bringt sie laut Spreckelsen in eine Systematik, ordnet sie in Phasen und Traditionen und stellt so Beziehungen her. Auf gerade mal 300 Seiten eine reife Leistung, findet der Rezensent. Dass der religiöse Aspekt der Sagen inzwischen keine Rolle mehr spielt, macht für Spreckelsen den Reiz nicht geringer, wenn der Autor ihm die einzelnen Götter vorstellt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2014

Ein Hammer für die falsche Liebesgöttin
Klaus Böldls Einführung in die nordische Mythenwelt

Eine der lustigsten Geschichten aus der nordischen Götterwelt geht so: Der mächtige Thor wacht eines Morgens auf und bemerkt, dass sein Hammer verschwunden ist, den er liebevoll "Mjöllnir" ("Zermalmer") getauft hatte und ohne den er nicht einmal halb so mächtig ist wie sonst. Sein Mitgott Loki findet heraus, dass Mjöllnir vom Riesen Thrym gestohlen und tief in der Erde versenkt worden ist. Herausgeben will Thrym ihn nur, wenn er dafür die schöne Liebesgöttin Freyja zur Frau bekommt, was diese empört ablehnt. Loki aber weiß Rat. Und so wirft sich Thor in ein Kleid und verbirgt sein bärtiges Gesicht hinter einem dichten Schleier. Loki aber, ebenfalls verkleidet, gibt die Zofe der vermeintlichen Freyja - und hat an der ganzen Geschichte wahrscheinlich viel mehr Spaß als der missmutige Thor.

Worum es sich bei dieser Geschichte handelt, ist alles andere als offensichtlich: Soll hier dem Bild des betont maskulinen, freundlichen Bauerngottes Thor eine neue Facette hinzugefügt werden? Handelt es sich bei dieser Travestie um das typische Produkt einer Spätzeit, in der traditionelle Rollenmuster verkaspert werden? Geht es darum, die einst mächtigen Götter als machtlos zu zeigen, wenn ihnen die Attribute ihrer Herrschaft abhandenkommen?

Wer so fragt, kommt um den Hintergrund, vor dem sich die Geschichte abspielt und von dem sie sich womöglich abheben soll, nicht herum. Der Kieler Skandinavist Klaus Böldl hat nun die Einführung "Götter und Mythen des Nordens" vorgelegt. Sie stellt nicht nur die überlieferten Quellen - schriftliche wie nichtschriftliche - vor und interpretiert sie, sondern gewinnt daraus auch eine Art Systematik: Welche Phasen der Tradition gibt es, welche Funktionen kann man quellenübergreifend bei einzelnen Göttern wie Odin, Thor oder Loki feststellen, wie steht es um ihre Beziehungen untereinander? Und wie erklärt man das alles auf etwas über dreihundert Taschenbuchseiten?

Das ist angesichts des heterogenen Ausgangsmaterials eine ebenso schwierige wie verdienstvolle Aufgabe, zumal die Notwendigkeit eines solchen Überblicks schon früh erkannt wurde - und der prächtige Edda-Kommentar des im vergangenen Jahr verstorbenen Klaus von See (F.A.Z. vom 21. September 2013) keineswegs als eine Einführung in diese Welt gedacht ist. "Zumindest im Kern gehen die überlieferten Mythen auf die heidnische Vorzeit zurück, die freilich über keine Schriftkultur verfügte, die eine Aufzeichnung oder gar eine literarische Verarbeitung von Mythen hätte leisten können", schreibt Böldl.

So, wie die entsprechenden Texte dann endlich in schriftlicher Form auf uns gekommen sind, also nach der Christianisierung Islands, die um das Jahr 1000 erfolgte, sind sie allerdings deutlich das Produkt einer späteren Zeit. Eine aktuelle religiöse Relevanz besitzen ihre Inhalte nun nicht mehr, weil die alten Götter ihre Funktion eingebüßt haben. Dafür werden sie interessant, weil sie von einer Vergangenheit berichten, auf die sich Dichter berufen - die sogenannte Snorra-Edda, die der isländische Gelehrte Snorri Sturluson im frühen 13. Jahrhundert kompilierte, berichtet aus der nordischen Götterwelt ausdrücklich, damit darauf anspielende Dichtungen besser verstanden werden können.

Ein wesentliches Verdienst von Böldls didaktisch geschickt aufgebauter und sehr lesbar geschriebener Einführung ist dabei, dass er die Konturen einzelner Götter nachzeichnet, ohne die komplexe, mitunter geradezu widersprüchliche Quellenlage zu verleugnen. Der Schwerpunkt liegt dabei naturgemäß auf isländischen und norwegischen Überlieferungen, aber wo sich auf dem Kontinent Spuren der Götter finden lassen, da werden sie diskutiert. Manches ergibt sich überhaupt erst aus den Beinamen, die Göttern verliehen werden, die sonst in den eddischen Liedern kaum aktiv auftreten - man ahnt eine verschüttete Tradition, die sich nicht mehr rekonstruieren lassen wird. Und natürlich lassen sich viele Widersprüche nicht auflösen. Der schlaue Loki etwa zeigt sich in Angelegenheiten der Götter mal äußerst hilfreich, mal hinderlich und ohne erkennbaren Grund zerstörerisch; am Ende wird es seine Brut sein, die der Götterwelt ihren fulminanten Untergang bereitet.

Was freilich die Rückgewinnung des Hammers angeht, kann sich Thor bei Loki bedanken. Er selbst hätte sich fast verraten, hätte Loki die Dinge nicht noch schnell zurechtgebogen. Dann legt der unvorsichtige Riese seiner Braut den Hammer in den Schoß. Und Thor nutzt ihn wie gewohnt: Sein erstes Opfer ist der Bräutigam.

TILMAN SPRECKELSEN

Klaus Böldl: "Götter und Mythen des Nordens". Ein Handbuch.

Verlag C. H. Beck, München 2013. 316 S., Abb., br., 14,95 [Euro].

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