17,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 1-2 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

In früheren Zeiten befassten sich nahezu alle Menschen mit ihrer Landschaft, indem sie jagten und Pflanzen sammelten, später Ackerbau betrieben, Vieh hielten und Wälder bewirtschafteten. Diesen unmittelbaren Zugang haben heute nur noch wenige Menschen. Den anderen muss ein Zugang zu Landschaft über ein Lehrgebäude vermittelt werden, in dem naturwissenschaftliche Untersuchungen und Bestandsaufnahmen genauso Platz haben wie die Auswertung von historischen Dokumenten, die Analyse von Landschaftsmetaphern und Aspekte des Denkmalschutzes. Wenn darüber entschieden werden soll, welche "Natur" zu…mehr

Produktbeschreibung
In früheren Zeiten befassten sich nahezu alle Menschen mit ihrer Landschaft, indem sie jagten und Pflanzen sammelten, später Ackerbau betrieben, Vieh hielten und Wälder bewirtschafteten. Diesen unmittelbaren Zugang haben heute nur noch wenige Menschen. Den anderen muss ein Zugang zu Landschaft über ein Lehrgebäude vermittelt werden, in dem naturwissenschaftliche Untersuchungen und Bestandsaufnahmen genauso Platz haben wie die Auswertung von historischen Dokumenten, die Analyse von Landschaftsmetaphern und Aspekte des Denkmalschutzes. Wenn darüber entschieden werden soll, welche "Natur" zu schützen ist, benötigen wir ein realistisches Bild von heutiger Landschaft als Resultat einer jahrtausendealten Geschichte. Dieses Bild zu entwickeln sowie die damit zusammenhängenden Methoden und Werkzeuge vorzustellen, ist das Ziel dieses Buches. Es richtet sich an Wissenschaftler und Studierende sowie allgemein Interessierte aus den Bereichen: Landschaftswissenschaften, Geographie, Ökologie, Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur, Raumplanung, Architektur, Geschichte, Vor- und Frühgeschichte, Landwirtschaft und Forstwissenschaften.
Autorenporträt
Prof. Dr. rer. nat. Dr. rer. silv. habil. Hansjörg Küster, Jg. 1956, hat Biologie studiert. Nach langjähriger Tätigkeit an der Universität München ist er seit 1998 Professor für Pflanzenökologie am Institut für Geobotanik der Leibniz Universität Hannover. Seine Arbeitsgebiete sind vor allem Grundlagen von Ökologie und Landschaft sowie Landschaftsgeschichte; zu diesen Themen hat er mehrere Bücher geschrieben. Seit 2004 ist er ehrenamtlicher Präsident des Niedersächsischen Heimatbundes.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2012

Wildnis ist schon lange nicht mehr

Kultur gibt den Ausschlag: Hansjürg Küster bricht eine Lanze für die Wissenschaft von der Landschaft als neue Integrationsdisziplin.

Von Joachim Müller-Jung

Wie könnte man unserer Natur oder dem, was Hansjörg Küster Landschaft nennt, wieder näher kommen als mit den Füßen, die uns tragen, und den Augen, die uns sehen lassen? Mit der Wissenschaft, glaubt Küster. Der Hannoveraner Pflanzenökologe hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen neuen Fixpunkt im Koordinatensystem der schon jetzt nicht gerade armen Naturforschungsdiszplinen zu begründen: die Landschaftswissenschaft als Brücke zwischen den Kontinenten der Naturwissenschaften und den Kultur-, Sozial und Wirtschaftsfächern.

Das ist, verfolgt man Küsters publizistisches und wissenschaftliches Wirken zurück, durchaus konsequent. An Begriffen wie "naturnäher" oder "naturferner", ja an dem allseits genutzten Begriff "Natur" hat sich der Botaniker schon immer gerieben. Denn Kultur hat lange schon die vermeintlich unberührte Natur verdrängt. An vielen Beispielen macht Küster deutlich, wie das, was einige noch liebevoll Biotope nennen und mit Natürlichkeit, ja Wildheit gleichsetzen, von Menschenhand gegründet wurde: die Lüneburger Heide genauso wie die heimischen Wälder.

Das alles ist nicht neu. Aber ist es deshalb überholt? Sicher nicht. Eine Wissenschaft, die sich "über das Verhältnis vom Menschen zu seinen Landschaften klarwerden" soll, darf auch diesen Konflikt um Etiketten nicht scheuen. Das gilt erst recht in einer Epoche wie heute, in der man zu begreifen beginnt, dass wir mit der Einflussnahme von sieben Milliarden Menschen erdgeschichtlich in einer beispiellosen Zeit leben: Anthropozän, das Menschenzeitalter, oder auch Anthropozoikum, wie es einige Geologen inzwischen bezeichnen.

Schwer zu verstehen, warum Küster dieses empirische Argument für die Landschaftswissenschaft nicht aufgreift. Er selbst sieht die neue Disziplin als den Integrationsfaktor schlechthin: Grundlegende Methoden aus der Geographie, der Ökologie, der Kunstgeschichte und Philosophie, der Volkswirtschaft und der Planung - alles könnte in eine Art Systemforschung der Landschaft einfließen. Aber wie sollte so eine ganzheitliche, wissenschaftlich würde man sagen: transdisziplinäre Herangehensweise von den Nachbardisziplinen anerkannt werden - zumal längst andere Disziplinen - wie etwa die Klimaforschung - sich mit dem komplexen Phänomen Landschaftsnutzung beschäftigen und ihm mit Computermodellen zu Leibe rücken? Küster legt überzeugend dar, weshalb die Landschaftsveränderungen durch den Menschen und weniger die Wildnis unser heutiges Naturbild prägen. Fraglich ist allerdings, ob ihm damit tatsächlich auch eine Umwälzung der Wissenschaftslandschaft gelingt.

Hansjörg Küster: "Die Entdeckung der Landschaft". Einführung in eine neue Wissenschaft.

Verlag C. H. Beck, München 2012. 361 S., zahlr. Abb., br., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Solange der Autor dem Rezensenten Joachim Müller-Jung auseinandersetzt, wie sehr wir heute von Landschaft geprägt sind, nicht von Natur, horcht dieser auf. Zwar hört sich die begriffliche Trennung von Natur und Landschaft für ihn nicht neu an, doch daran erinnert zu werden, wie sehr unser Planet und wir inzwischen im Anthropozän angekommen sind, meint er, kann schließlich nicht schaden. Bezogen auf das Wirken des Pflanzenökologen Hansjürg Küster erscheint dieses Ansinnen dem Rezensenten überdies konsequent. Kritisch jedoch betrachtet Müller-Jung Küsters Versuch, damit eine neue Wissenschaft zu begründen. Zu sehr scheinen ihm bereits existente Disziplinen, wie Geografie, Ökologie oder Philosophie das gemeinte Problemfeld abzudecken.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.10.2012

Geschichte als Gärtner
Welche Natur wollen wir schützen? Der Pflanzenökologe Hansjörg Küster zeichnet ein realistisches
Bild der Landschaft jenseits von Sehnsüchten nach ursprünglicher Wildheit und Ewigkeit
VON BRIGITTE KRONAUER
Erkenne dich im Bilde / Von jener Flur!/ Sei stets, wie dies Gefilde, / Schön durch Natur; / Erwünschter als der Morgen, / Hold wie sein Strahl; / So frei von Stolz und Sorgen / Wie dieses Tal.“ Das ist zweifellos ansteckend schwungvoll gesagt, trotzdem häufen sich in der Schlussstrophe des barocken Morgengrußes von Friedrich von Hagedorn die Irrtümer. Weder ist die Natur von sich aus „schön“, noch dürfte das Tal, in dem es genau wie anderswo um den Überlebenskampf seiner floralen und faunischen Bewohner geht, auch nur eine Sekunde lang frei von Rivalität und Angst sein. Vor allem fragt sich, wer das angeblich erkenntnisspendende Trugbild denn geschaffen hat. Das war doch wohl derjenige selbst, der nun aus seinen eigenen Projektionen Aufschluss über sich gewinnen will.
  Der Pflanzenökologe Hansjörg Küster spürt in seinem neuen Werk einer folgenreichen Begriffsunschärfe nach. Es ist die Gleichsetzung von Landschaft mit Natur. Wie, noch vor der Landwirtschaft, die Erosion hauptsächliche und faszinierende Umgestaltungskraft der Erdoberfläche ist, so lässt sich die Wirkung dieses höchst lehrreichen und provozierenden (Be)-Gründungsmanifests für eine neue Wissenschaft als ähnlich erodierende beschreiben. Man geht aus ihm anders heraus als hinein.
  „Naturlandschaft“? „Kulturlandschaft“? Auf Schritt und Tritt sieht man sich ertappt beim gedankenlosen Wortgebrauch und Einsatz von Schablonen. Unbemerkt ideologisch prägten sie offenbar bisher Betrachtung, Verständnis von, auch Verständigung über jenen Gegenstand, den Küster beharrlich mit immer neuen Benennungen als ein Zusammenwirken der drei Faktoren Natur, Kultur (im Sinne von Nutzung) und Interpretation identifiziert.
„Fehlschluss“, „Missdeutung“, „Illusion“, „Fiktion“, „falsche Vorstellung“, „entgegen älteren Ansichten“: Der Autor nimmt gegenüber Laien, Naturschützern und Wissenschaftlern kein Blatt vor den Mund. Manchmal streift er auf seinem Parcours Bruchstücke unseres verbliebenen heimatkundlichen Schulwissens, um es dann zu konterkarieren.
  Bekanntlich ist die „originäre“ Heide ein in hohem Maße künstliches, touristisch als pittoresk vermarktetes Areal. Aber nur Fachleute ahnen die Kosten ihrer Konservierung aufgrund der nachdrängenden natürlichen Sukzession, ähnlich dem Erhalt der Ruinengestalt des Heidelberger Schlosses. Diese Konservierung muss aufwendiger betrieben werden als die Pflege der Kunst-Natur eines Parks. Das wäre bei allzu ehrgeizigen Renaturierungsplänen von vornherein zu bedenken, anstatt erst zu roden und dann resigniert die Birken hochschießen zu lassen.
  Es hagelt Verrisse, wenn es sich darum handelt, zwei weit verbreitete, folgenreiche Kardinalfehler unter die Lupe zu nehmen, in denen sich allerdings sehr tief verankerte, womöglich unausrottbare menschliche Sehnsüchte artikulieren: die nach Unberührtheit und Dauer, nach jungfräulicher Wildnis und Ewigkeit. Küsters Buch treibt dem Publikum den Glauben aus, Landschaft sei jemals etwas Ursprüngliches und, zweitens, zu irgendeinem Zeitpunkt statisch gewesen.
  Nüchtern, in konkreten Beispielen, die von lieb gewordenen Illusionen über Bauerngärten bis zu denen über Biodiversität reichen, demontiert der Autor – und das besonders nachdrücklich – auch unser Bild dessen, was uns durch Erlebnis, Malerei und Literatur speziell in Deutschland heilig ist: die Idee vom undurchdringlichen Wald des Nordens, der angeblich die Germanen für die Römer unbesiegbar machte. Die bis auf Tacitus zurückzuführenden Phantasien verliehen dem deutschen Wald den düsteren Zauber, die bis heute nicht ganz verschlissene Aura einer hoheitsvollen, urwüchsigen Instanz. Noch im Jahrhundert der Industrialisierung bewahrte sie dem Freiherrn von Eichendorff, Romantiker und Realist im Staatsdienst, als Erinnerungsvision das Herz vor dem Altern.
  Schon die Schwedin Kerstin Ekman hatte in ihrem ausschweifenden Buch über den europäischen Wald (2007/8) en passant mit einigen diesbezüglichen Verkehrtheiten und Wunschvorstellungen aufgeräumt. Der Universitätsprofessor Küster arbeitet systematischer. Er liefert einen straffen, allgemein verständlichen Lehrgang zu biologisch-kulturellen Entwicklungen und zugleich eine Kritik an kolportierten Mythen. Man erfährt von den in unentwegter zyklischer Bewegung befindlichen Wachstumsstadien des Waldes, von der per Pollenanalyse nachweisbaren Vegetationsabfolge vorherrschender Baumarten und dem regelmäßig stattfindenden Ökosystemwandel, erfährt, dass gerade die zunehmenden Wälder nach der letzten Eiszeit indirekt eine Ernährungskrise auslösten, weil die großen Säugetiere unter den hohen Bäumen keine Pflanzen zum Fressen mehr fanden, abwanderten und den Jägern die Beute ausging, während die später in der Malerei so beliebten Hudewälder ihre anmutige Lichtheit dem darin weidenden Vieh verdankten.
  Staunend liest man, dass die für Mitteleuropa so erz- und urtypischen Buchenwälder erst durch menschlichen Einfluss an Bedeutung gewannen und wie, ganz gegen die Legende, durch die industrielle Revolution der Verbrauch an Holz abnahm und stattdessen stärker und professioneller aufgeforstet wurde. (Das heißt aber doch wohl auch Monokultur mit Anfälligkeit für Schädlingsinvasion und Orkan?)
  Was das Buch zur Veränderlichkeit von Küsten und Karst, Rotbuchenbiotop, urtümlichem und modernem Acker- und Weideland präzise darlegt, muss nicht in allen Details behalten werden, aber eins ist sicher: Da alles unter dem unbestechlichen Gesetz und Zentralgestirn des Wandels steht, dem Aspekt einer Dynamik, der jede Behauptung von Endgültigkeit und starrem Urzustand als Täuschung abweist, überträgt sich der Eindruck eines unaufhörlichen, nie stillstehenden Werdens, eines Fließens, sich Auflösens und Neu-Bildens landschaftlicher Formationen durch Einwirken von Natur und Mensch. Die Landschaft, die wir sehen, zu der auch immer ihre immaterielle Interpretation gehört, ist nur eine Momentaufnahme in einer ununterbrochenen Abfolge von Zuständen, in einem pausenlosen Gewitter von natürlichen und menschlichen Einwirkungen. Peu à peu überträgt sich dieser Eindruck auf das Gefühl, geht gesamtkörperlich über ins Sensorium des Lesenden. Erosion bedeutet eben nicht allein Zerstörung. Sie ist auch Gestaltungsenergie. Eine neue, wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehende, von Nostalgie befreite Empfindung gegenüber Landschaften springt hier als Gewinn für den Dilettanten heraus.
  Teilweise Dilettanten sind, angesichts eines so komplexen, genuin interdisziplinären Objekts, auch Natur- wie Geisteswissenschaftler, Philologen wie heimatkundlich versierte Landbewohner – und deshalb auf gegenseitige Unterstützung angewiesen. Am aufregendsten kommt das in einem Kapitel über die Nicht-Kongruenz von Darstellungen mit ihrem physischen Original zum Ausdruck, die als Karte, Gemälde, als Metapher („tropischer Regenwald“, „alpine Vegetation“) unsere Vorstellung prägen und so auf Maßnahmen gegenüber der handgreiflichen Realität zurückwirken! Die wissenschaftliche Typisierung von Landschaften und die Begriffe, die zu ihrer Interpretation benutzt werden, dürfen nicht mit dem materiell und individuell Existierenden verwechselt werden, beispielsweise nicht die Darstellung einer Küstenlinie mit dem tatsächlichen, zwischen Ebbe und Flut schwankenden Verlauf.
  Landschaft ist längst zum hochbrisanten Thema geworden. Aus der sanften Idee der schönen Natur wurde die plakative einer kaputten Umwelt. Zerstörung von Naturschutzgebieten zur Ausbeutung von Rohstoffen mit dem meist unseriösen Köder der Schaffung von Arbeitsplätzen, Holzindustrie versus Nationalparkbefürworter, immer stärker verbaute Flüsse zur Stromgewinnung, Reduzierung der Vielfalt von Tieren und Vegetation durch täglich zunehmende Betonierung von Land, ungebremste Intensivierung der Landwirtschaft bis hin zu den globalen Veränderungen: Sollte sich trotz der zahlreichen Infragestellungen und Relativierungen des stets abwägenden Ökologen Küster da denn gar keine kämpferische Parteilichkeit zeigen?
  Er verfährt hier ähnlich wie in seinem Buch über die Elbe von 2007. Als Feind von Schlagwörtern und naiv grünen Reflexen erörtert er dort scheinbar leidenschaftslos Geschichte und Fakten, um dann Punkt für Punkt die Vermeidbarkeit der Katastrophen des Elbhochwassers von 2002 darzulegen. Ebenso gibt er, bei allem Verständnis für die Ambitionen der Hafenstadt Hamburg, klar zu erkennen, dass die anstehende Elbvertiefung nicht nur ein schwerer Fehler gegenüber der Uferfauna und -flora sein wird, sondern auch ein letzten Endes nicht zu gewinnender Kampf gegen die Gesetze des Flusses. Küsters Anliegen ist das Finden von Lösungen durch differenzierte Argumentation auf der Basis fundierten Wissens. Das aber konstatiert er weder a priori bei den glühenden Naturliebhabern, noch bei der naturgemäß auf Gewinnmaximierung zielenden Industrie, nicht bei Politikern und nicht bei Vertretern der konventionellen Wissenschaften.
  Die Landschaftswissenschaft, deren Arbeitsweise der Autor am Beispiel der Deutung eines Fotos der Sächsischen Schweiz bei Rathen veranschaulicht, böte ihnen allen die informationsgesättigte Hilfe der Vorurteilslosigkeit. Zumindest den Vernünftigen und – hoffentlich – Einflussreichen! Küster definiert seine Wissenschaft als „plausible Zusammenschau von Einzelergebnissen durch das Erkennen von Evidenzen, verbunden mit der dazugehörigen übergreifenden Reflexion“.
  Gegen Schluss wird das Buch zum nachdrücklich aufs Handeln bezogenen Appell. Landschaft dürfe nicht pauschal gesehen, sie müsse als Kulturgut in ihrer jeweiligen historischen und momentanen Einmaligkeit erkannt werden. Dabei sei ein „verantwortungsvoller Umgang“ mit ihr jedoch auf divergierenden Wegen denkbar. Die mögen auf Anhieb nicht jedem gefallen.
  Wirklich für Landschaft „begeistern“, wie Küster es wünscht, können wir uns allerdings nur über eine ästhetische Betrachtungsweise. Noch das kleinste, un-arkadische Idyll, die gehegteste Wildnis entfaltet im nicht-rationalen Licht des schönen Scheins die Kraft der Utopie. Ein durch die Lektüre des Buches produktiv erweitertes, revidiertes Wissen darf keinesfalls das Richtige für das allein Wahre halten.
  Das „Wahre“ im menschlichen Verhältnis zur Landschaft blitzt auf in den Werken der Kunst. Aus ihrer Gegenwart heraus haben sie, bis hin zu Heiner Altmeppens großformatigem Acrylgemälde „Deutsche Landschaft“ (1998), aus Wald, Berg, Fluss, Geruch, Licht, Erinnerung mythische Verkörperungen, Halluzinationen und Epiphanien des Unvergänglichen geschaffen und bieten als sehnsüchtige Imaginationen dem Vorwurf, sachlich zu irren, Paroli bis auf den heutigen Tag.
Dank der industriellen Revolution
sank der Holzverbrauch,
man forstete rascher wieder auf
Wirkliche Begeisterung für
Landschaften verdanken
wir der Kunst
Heidekraut (Calluna vulgaris), auf seinen Abtransport wartend. Es wird in privaten Gärten gerne zusammen mit Wacholder und Ginster angepflanzt. Die Fläche hinter den Kisten sieht aus wie eine Heidelandschaft. Ein Stück Natur ist sie nicht, sondern durch und durch kultiviert.
FOTO: DPA/LBY
  
   
   
    
Hansjörg Küster: Die Entdeckung der Landschaft. Einführung in eine neue Wissenschaft. C. H. Beck Verlag, München 2012. 361 Seiten, Abb., 17,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr