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"Die neue Gedichtsammlung von Dirk von Petersdorff öffnet einen gewaltigen Spiegelsaal von Bildern. Dies ist das Werk eines wichtigen Zeitgenossen." Lars Gustafsson
In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur hat der Lyriker, Literaturwissenschaftler, Essayist und Prosaautor Dirk von Petersdorff längst seinen Platz gefunden, vor allem mit seiner Lyrik. Sie schlägt einen innerhalb der jüngeren Autorengeneration unverwechselbaren Ton an, ist formbewusst, aber nicht streng, vermischt subtil die verschiedenen Sprachebenen und schafft es, die allerneuesten Phänomene der Alltagswelt mit den…mehr

Produktbeschreibung
"Die neue Gedichtsammlung von Dirk von Petersdorff öffnet einen gewaltigen Spiegelsaal von Bildern. Dies ist das Werk eines wichtigen Zeitgenossen."
Lars Gustafsson

In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur hat der Lyriker, Literaturwissenschaftler, Essayist und Prosaautor Dirk von Petersdorff längst seinen Platz gefunden, vor allem mit seiner Lyrik. Sie schlägt einen innerhalb der jüngeren Autorengeneration unverwechselbaren Ton an, ist formbewusst, aber nicht streng, vermischt subtil die verschiedenen Sprachebenen und schafft es, die allerneuesten Phänomene der Alltagswelt mit den ältesten mythischen und literarischen Stoffen zu verklammern. Die Kontingenz und Prozesshaftigkeit des Daseins nimmt diese Lyrik ernst, hinter deren oft ironischer Gestimmtheit ein melancholisches Verlustgefühl spürbar wird, dem allerdings jede Verwerfungsgeste fremd ist.

Der vorliegende Band versammelt die besten Gedichte aus von Petersdorffs vorliegenden vier Lyrikbänden sowie neue Gedichte, darunter zahlreiche Liebesgedichte und den Zyklus "Die Vierzigjährigen", in dem sich auf bestechende Weise das Lebensgefühl einer Generation ablesen lässt, die sich in der Lebensmitte stärker verankert sieht als erwartet und der doch eine letzte Gewissheit fehlt, ob der eingeschlagene Weg der richtige war. Mit seiner Formenvielfalt und dem sprachlichen Reichtum, der philosophischen Grundierung, den Anspielungen und Verweisen, einem Gestus, der immer auf Zugänglichkeit setzt und doch tiefgründig und gedankenreich ist, nehmen diese Gedichte für sich ein und berühren und belohnen die Leser.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.11.2010

Die vollen Lippen
waren nur geliehen
Wenn die Ironie verbraucht ist: Der Lyriker
Dirk von Petersdorff besingt die Träume seiner Jugend
„Das Leben ging so leicht wie Rennradfahren / im weißen Flatterhemd zum Ostseestrand“ – so freudig beginnt das erste von zwölf Sonetten des Zyklus „Die Vierzigjährigen“ im neuen Gedichtband von Dirk von Petersdorff. Aber es ist „Alter Freund, alte Freundin“ überschrieben, und schnell gewinnt Katerstimmung die Oberhand: „. . . jetzt ist in deinem Lächeln manchmal Mühe“. Als cherry on the sundae fungiert das abschließende Verspaar: „Ich seufze plötzlich auf im Sommerwind, / und du brauchst einen Mann, du willst ein Kind.“
Dieses Syndrom aus Nostalgie und Katzenjammer entfaltet sich in jedem Sonett, aber dank dem flotten Bänkelsänger-Ton aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert liest sich der Zyklus überaus kurzweilig. Er enthält die immer wieder ironisch umkreiste Klage einer Generation: Die Zukunft liegt hinter uns. Wo sie sich aufdrängt („du willst ein Kind“), da presst sie dem Ich einen Seufzer ab. Hier ist dieses Ich noch ein lyrisches, repräsentatives, und es mag genug Vierzigjährige geben, die sich in dieses Ich einfühlen können; gegen Ende des Bandes kriecht es immer mehr in den Verfasser hinein. Er wird heimgesucht von metaphysischen Sehnsüchten. Nun verdient jedes menschliche Gefühl natürlich Respekt, selbst wenn ein Dichter es empfindet – aber ist es darum auch schon ein Gedicht?
Hohe Erwartungen gingen dem neuen Band voraus. Von Anfang an hatten bedeutende Literaturpreise den jungen Dichter ermutigt, die Mainzer Akademie berief ihn auf ihre Poetikdozentur. Der vorliegende Band „versammelt die besten Gedichte aus von Petersdorffs bislang erschienenen vier Lyrikbänden sowie neue Gedichte“, heißt es in der Ankündigung. Zwar sind die Quellennachweise am Schluss ärgerlich unvollständig, aber die Anthologie ist eine Aufforderung an Leser und Kritiker, sich mit dem Gedanken an ein lyrisches Gesamt-Work-in-Progress vertraut zu machen.
Dass hier „kein um seine Zukunft Betrogener, sondern ein von ihrer Verheißung Befreiter“ spreche (Albert von Schirnding), bei dem „hochinspirierte Daseinsfreude Sprachgestalt“ gewinne (Harro Zimmermann), waren Eindrücke der Leser seines ersten Gedichtbandes „Wie es weitergeht“ von 1992. Doch bei den hier ausgewählten Gedichten der früheren Bände fällt auf, dass sie durchaus nicht von Daseinsfreude zeugen, sondern von Müdigkeit. Sie huldigen Nachtgedanken: „Nacht, Einflugschneise für die / uralte Verwirrung, die uns weltweit verbindet.“ Daran mag man denken, wenn man jetzt in „Nach dem Lesen in Petrarcas Briefen, Ostersamstag 2004“ findet: „und das war immer so, Petrarca: / Mehr hat es nie gegeben / als die Verwirrung / auf der Wendeltreppe hoch zum Dach / und diesen traurig-sanften Wind.“
Unter den neuen Gedichten sind auch Liebesgedichte, im Abschnitt „Sommerspiele“. Dem entschwundenen Glück bleiben wir auf der Spur, aber es wird milder behandelt als in den Sonetten: „der Sommer lang wie ihre Beine, / und abgeschaltet war das Hoffen. / Denn überall nur Gegenwart“ – ja damals, „ich weiß es doch, dein Shirt war grün“. Solide Reimtechnik garantiert auch hier ungetrübtes Lesevergnügen. Sogar ein hoch tönender Hymnus auf den alten roten Golf wird möglich durch die schön parodierten asklepiadeischen Strophen (mit nur einem metrischen Patzer). Die notorische Friedfertigkeit der postmodernen poetischen Praxis hat ihren Grund in einer solchen kunsthandwerklichen Leistung. Sie heischt Anerkennung und verdient sie auch, will und kann aber weder begeistern noch beunruhigen. Irritierend wirkt daran nur die erstaunliche Beharrlichkeit, mit der das Thema Jugend immer wieder gefeiert wird: „oh Drive der frühen Jahre!“
Aber beschlossen wird das Kapitel mit drei Gedichten, die nicht ein vergangenes spielerisches Liebesglück, sondern das gegenwärtige besinnliche Eheglück besingen. Eins davon heißt: „Wenn wir uns nicht getroffen hätten.“ Das lyrische Ich könnte es seiner lyrischen Gattin, mit einem Nespresso und einer roten Rose, am Morgen des fünften Hochzeitstags ans Bett gebracht haben. Es schließt mit der rührend-diskreten Anspielung: „du kommst, ich hör die Treppe unten knarren, / und gleich wird diese Wohnung weit.“ Das Knarren der Treppe ist, wie „das Liegen in der Wiese“, eine poetische Chiffre. Da der Dichter uns überdies mit Informationen über sein Familienleben überreich beschenkt hat („Lebensanfang“, 2007), fühlen wir uns bemüßigt, das lyrische und das biographische Ich ohne Rest zu fusionieren und ihm weiterhin alles Gute zu wünschen.
Welche der neuen Gedichte dieses Bandes würden als „die besten“ den Weg in die nächste Anthologie finden? Vielleicht jene, die noch ein Stück weitergehen auf dem Wege in die Betroffenheit? Ein ambivalentes Glück bezeugt „Sie“ in einem Rollengedicht: „ . . . ist alles gut, nur muss ich immer denken, wie Leben schmeckte als es vor uns lag“, und gegen Schluss: „Es kam so wie ich wollte, nur ganz anders / . . . und es tut weh und es ist auch so schön“. Diesen Seufzer stößt das lyrische Ich, in einem Café in Saarbrücken sitzend, selber im nächsten Gedicht aus: „und es tut weh, und es ist schön“. In einem Gespräch der Mainzer Akademie soll der Autor gesagt haben, dass „einem nach den ästhetischen Kämpfen und Krämpfen des letzten Jahrhunderts endlich alle Arten von Schreibweisen offen“ stehen – also auch besinnliche, ja betuliche, „denn Rückenrieseln ist das wahre Denken“.
Tatsächlich bekommt die Ironie schon im Zyklus der Vierzigjährigen immer mehr Löcher, verliert an Distanz, wird reumütig und ein bisschen miserabel („die vollen Lippen waren nur geliehen“). Öfter scheint durch eine ironische Formulierung etwas hindurch, das sich als irgendwie resistent erweisen möchte: „und immer wieder schneidet auch ein Hoffen / in dein Gewebe leicht und tief sich ein“, und im letzten Sonett „Zweifel im Mai“ rieselt es nicht nur im Rücken, sondern schon im kleinen Finger: „als wir in Richtung Abendsonne schwammen, / da spürte ich im kleinen Finger Gott. / Ein warmer Wind und schon bin ich der Hoffer“ – also, wie augenzwinkernd auch immer, nicht mehr „Haltlos sind wir . . . und lesen Bloch und schlafen ein.“
Kann Hoffnung enttäuscht werden?, hatte dieser Philosoph gefragt und dafür den Spott des jungen Poeten geerntet. Nun schließt er, über vierzigjährig, den Zyklus zwar mit: „Ich sitze mit den Spöttern an den Tischen“, reimt das aber, und ganz ohne Spott, auf: „und rauche Wehmut mit den Träumerischen.“ Wo die erschöpften Modernen Zweifel an ihrer Gewissheit pflegten, da zweifelt dieser Postmoderne an seiner mühsam eroberten und lautstark begrüßten Ungewissheit.
Nur weil er die weißen Blüten des Kirschbaums mag, sei er doch kein „Romantiksohn“, verwahrt sich der Dichter – aber vielleicht ist er ein Sohn des frommen Barock wie Barthold Hinrich Brockes, den die „Kirschblüte bei der Nacht“ schnurstracks erst in den kosmologischen, dann den theologischen Himmel blicken ließ?
Das Gedicht „Nimm den langen Weg nach Haus“ lässt sich als eine Art Quintessenz des Bandes lesen. Es hat ihm auch den Titel geliefert. Rondohaft lässt es die zwei Sehnsüchte dieser poetischen Welt defilieren: den Drive der frühen Jahre und den warmen Wind der Hoffnung. Dieser glatt alternierende vierhebige Vers hat vielleicht noch eine hörbare konkrete Bedeutung, aber sie wird überschwemmt und fast erstickt von existentiellem und religiösem Überschuss. Darauf hat der Dichter es auch abgesehen, wenn er ihn als Refrain ausbeutet. Zuerst heißt dieses „Nimm den langen Weg nach Haus“ nur: mach mal Pause, wenn sich deine Gedanken selbständig machen. Auf dem Umweg nach Hause stellen sich sogleich die Motive aus der Jugendzeit ein: „Sei sentimental. Es ist gut, dass du / die alte Lederjacke noch hast. Denk an den Sommerhof, / wo zärtliche Nachthemden über die Gänge glitten.“
Wie zu erwarten, aber mit welcher Verve entfaltet der Refrain dann sein metaphysisches Potential: „der WM-Ball 1986, in einem phantastisch hohen Bogen / aufs Meer geschossen, trieb so schnell ab, uneinholbar, er nahm den langen Weg nach Haus“. Nach einem weiteren Umweg zur Jugend in „halbdunklen Räumen“ fliegen die Gedanken noch höher als der Fußball: „Seitdem ist alles anders geworden / und alles ist gleich geblieben, noch immer frage ich: / Wo auf diesem mondbeschienenen Planeten / führt der lange Weg nach Haus?“ Wenn Dirk in einem schwachen Augenblick starker Inspiration so etwas schreibt, sollte dann nicht Professor von Petersdorff es am nächsten Morgen in den Papierkorb werfen? Oder arbeiten sie gar nicht mehr zusammen?
HANS-HERBERT RÄKEL
DIRK VON PETERSDORFF: Nimm den langen Weg nach Haus. Gedichte. C. H. Beck Verlag, München 2010. 101 Seiten, 16,95 Euro.
„Nacht, Einflugschneise
für die / uralte Verwirrung,
die uns weltweit verbindet“
„Sei sentimental. Es ist gut,
dass du / die alte
Lederjacke noch hast“
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2010

Gesänge für die Hardrockfee

Der Mann von Mitte vierzig ist ein neusachlicher Romantiker: In seinen Gedichten ist Dirk von Petersdorff auf der Höhe von Zeit und Kunst.

Von Harald Hartung

In den alten Zeiten, als man an die Avantgarde glaubte, gab es nur die eine Richtung: vorwärts! Dann kam das Anything goes der Postmoderne, aber wie und wohin sollte es gehen? Einer der damals Jungen wusste es. Der sechsundzwanzigjährige Dirk von Petersdorff nannte 1992 sein Debüt so munter wie entschieden: "Wie es weitergeht". Freilich sagte er nicht, ob nach vorn oder zurück. Er hielt sich listig alle Optionen offen. Man begrüßte ihn als den "Schelm unter den Postmodernen", erkannte aber nicht, welcher Art dieses Schelmentum war. Es war geboren aus der romantischen Ironie, aus Schlegel und Novalis.

Inzwischen sieht man deutlicher. Dirk von Petersdorff ist ein retrograder Avantgardist. Er ist in einer Vergangenheit unterwegs, die wieder Zukunft werden möchte. Der Weg nach Innen führt durch die Oberfläche. Der Glaube steht unter Vorbehalt. Alles Leben ist erst einmal Kunst, ehe es wieder Leben werden kann. Das zeigt faszinierend der neue Gedichtband "Nimm den langen Weg nach Haus". Er fasst das Beste aus früheren Bänden mit der jüngsten Produktion zusammen - und er markiert Petersdorffs Position, man möchte sagen: sein Programm. Sein Immer-nach-Hause betreibt keine Resteverwertung romantischer Versatzstücke, plakatiert keinen Warhol-Siebdruck der Blauen Blume. Dieser Lyriker praktiziert mit Schlegel die Ironie als "Form des Paradoxen".

Dieser Vorbehalt scheint schon beim frühen Petersdorff auf: "Am Grund der Diskurse schwimmt ein Fisch, / ein Fisch, der nicht zu fassen ist." Da kaschiert noch die postmoderne Gelenkigkeit jenen tiefen Ernst, der wenig später in einem Gedicht über Lady Di zutage tritt. Es dringt durch Dianas panischen Ausruf "Tell me, what can I do with my bloody life?" eine ältere Frage, nämlich die des antiken Gnostikers Valentinus: "Wohin sind wir geworfen? Wohin eilen wir . . ."

Aber wie davon sprechen, wie davon singen? Da ist die Klage über die Moderne fällig, die das Lied nicht mehr kennt. Eichendorff, Brentano, Heine und Brecht sangen, sagt Petersdorff: "Doch wir! Wir haben keine Lieder, / unsre Dichter reden rum." Nun ist Petersdorff der letzte, der rumreden möchte. Sind also neue Lieder fällig, sind sie möglich, und wer singt sie? Er macht sich ein Programm, er geht ans Werk. Er schreibt moderne Liebesgedichte, aber auch Paraphrasen auf Lieder aus dem Wunderhorn. Etwa auf das wunderbare "Lass rauschen, Lieb, lass rauschen" - und so geht eine Strophe bei Petersdorff: "Denn einer will noch reden, / vielleicht ging es zu schnell, / ich hör die Autos rauschen, / es wird schon wieder hell."

Und da wir bei den alten Mustern sind, lesen wir ein anderes Gedicht von Autos: "Der alte rote Golf". Es ist ein nostalgisches Stück über vergangene Reisen, vergangene Lieben: "Dieses frühe Gebiet haben wir ganz geteilt: / Kopf ans Lenkrad gelehnt, Schluchzen im Nebensitz." Das ist Erinnerungslust, nicht ohne Ironie traktiert. Haben wir bemerkt, dass wir Zeilen aus einer asklepiadeischen Ode gelesen haben?

Das Hauptstück des Bandes ist der Zyklus "Die Vierzigjährigen", zwölf Sonette in der Machart Shakespeares. Da geht es um eine ganze Generation, um ihre Gefühle und Befindlichkeiten, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen. Da erscheinen Zeitgeisttypen wie die "Hardrockfee" oder "dein neuer Freund, der Galerist". Da ist vom "Elektropop" die Rede, vom "Barfußtanzen" und vom "Cremen des Gesichts". Manche Sonettschlüsse liefern gern Snapshots mit lockeren Pointen: "Der Mann macht langsam die Krawatte frei, / der Junge schiebt sein Mountainbike vorbei." Das Eingangssonett "Alter Freund, alte Freundin" zeigt ein Paar, das wie die anderen Phänotypen dieser Generation zu keinem haltbaren Lebensentwurf findet: "Ich seufze plötzlich auf im Sommerwind, / und du brauchst einen Mann, du willst ein Kind."

Diese Vierzigjährigen kommen ohne den Dichter aus, dem - wie Goethe - edlen Seelen vorzufühlen der wünschenswerteste Beruf wäre. Der neusachliche Romantiker - selbst inzwischen ein Mann von Mitte vierzig - hat seine Vitalität einzusetzen, seine Lust an Sprache und an Bildern, in denen das Leben aufleuchtet. Als Intellektueller ist er, altmodisch gesprochen, ein Sucher. Im Titelgedicht durchstreift er die Nacht und beschwört, was die Assoziationen ihm zutragen. Er macht sich Mut mit dem mehrfach wiederholten Satz, mit der Beschwörung "Nimm den langen Weg nach Haus". Und wo wäre das? In Gedichten, die auf der Höhe der Zeit sind - in ihren Zweifeln und ihrem Charme. In Gedichten wie denen Dirk von Petersdorffs.

Dirk von Petersdorff: "Nimm den langen Weg nach Haus". Gedichte. Verlag C. H. Beck, München 2010. 101 S., geb., 16,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Beatrice von Matt preist Dirk von Petersdorff als meisterhaften Lyriker der Verknappung und der Transparenz, die umso deutlicher den rätselhaften Rest, der bei aller Klarheit bleibt, herausstellen, wie sie meint. Bei aller "Leichtigkeit" des Lyrikers scheint dann auch eine Melancholie hervor, die hinter den alltäglichen Situationen lauert, meint Matt, die neben den sie sehr überzeugenden neuen Gedichten am Anfang und am Ende des Bandes im Mittelteil auch bereits bekannte Gedichte gerne wiedergelesen hat. Ihr ist aufgefallen, dass der Lyriker zu persönlichen Erfahrungen häufig Politisches anklingen lässt, wie die Integrationsproblematik in dem Gedicht "In der Tiefe", und sie freut sich schon jetzt auf neue Gedichte von Petersdorff.

© Perlentaucher Medien GmbH