9,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Florian Holsboer, Deutschlands bekanntester Psychiater, berichtet über seinen Weg zur Erforschung der Depression und sein Leben als Wissenschaftler. Anschaulich und allgemeinverständlich erklärt er seinen revolutionären Ansatz der Behandlung seelischer Leiden.
Sein Buch ist eine brillante Mischung aus medizinischem Grundlagenwerk, Autobiographie und Streitschrift für eine biologisch fundierte und gerade deshalb humane Seelenheilkunde. Die heute noch vorherrschende Reparaturmedizin wird schon bald einer Behandlung nach Maß weichen. Neue Medikamente werden entwickelt, die auf die…mehr

Produktbeschreibung
Florian Holsboer, Deutschlands bekanntester Psychiater, berichtet über seinen Weg zur Erforschung der Depression und sein Leben als Wissenschaftler. Anschaulich und allgemeinverständlich erklärt er seinen revolutionären Ansatz der Behandlung seelischer Leiden.

Sein Buch ist eine brillante Mischung aus medizinischem Grundlagenwerk, Autobiographie und Streitschrift für eine biologisch fundierte und gerade deshalb humane Seelenheilkunde. Die heute noch vorherrschende Reparaturmedizin wird schon bald einer Behandlung nach Maß weichen. Neue Medikamente werden entwickelt, die auf die individuellen Erfordernisse des Einzelnen abgestimmt sind. Die neue, personalisierte Medizin will verhindern, dass wir überhaupt erkranken, oder so komplexe seelische Erkrankungen wie eine Depression rasch und effizient heilen. Wir leben immer länger, und das verdanken wir nicht zuletzt den Fortschritten der Medizin. Doch wir wollen und sollen auch länger gesund bleiben - Florian Holsboers Buch zeigt, wie eine Medizin aussehen muss, die diese Vision zur Realität werden lässt.
Autorenporträt
Florian Holsboer , Chemiker und Arzt, ist seit 1989 Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. Für seine spektakuläre Forschung erhielt Holsboer zahlreiche internationale Auszeichnungen. Er wurde einer breiteren Öffentlichkeit als behandelnder Arzt des Fußballers Sebastian Deisler sowie durch seine Untersuchungen zur Traumatisierung durch die Terroranschläge des 11. September 2001 bekannt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2009

Prof. Holsboers Sprechstunde

2004 berichtete der Psychiatrieprofessor Florian Holsboer in einer Talkshow, sein Team habe ein menschliches Gen entdeckt, das Depressionen auslöst. So könne ein "völlig neuer Wirkstoffmechanismus" entwickelt und die Forschung hochwirksamer Medikamente vorangetrieben werden. In etwa fünf Jahren, so Holsboer damals, stünden dann hoffentlich hocheffiziente Wirkstoffe im Kampf gegen Depressionen zur Verfügung. Nun, die fünf Jahre sind verflossen, und die angekündigten, mittels Gendiagnostik entwickelten Antidepressiva befinden sich immer noch mehr oder weniger im Versuchsstadium, wie man Holsboers neuem Buch entnehmen kann ("Biologie für die Seele". Mein Weg zur personalisierten Medizin. C. H. Beck, München 2009, 304 S., geb., 19,90 [Euro]).

Doch helfen offenbar nicht nur Psychopharmaka mit oft schweren Nebenwirkungen gegen die Depression, sondern auch die Behandlung mit Placebos. So ergab eine aktuelle Übersichtsarbeit eine signifikante Besserung der depressiven Symptomatik unter Placebogabe von 67 Prozent. Holsboer hält es für falsch, aus solchen Studien den naheliegenden Schluss zu ziehen, Antidepressiva eher mit Vorsicht therapeutisch einzusetzen, da sie doch anscheinend kaum eine höhere Wirksamkeit haben als Scheinmedikamente. Er sieht hier lediglich ein methodisches Problem, das durch sorgfältiger durchgeführte Studien gelöst werden könne.

Zwar wird in dieser merkwürdigen publizistischen Sprechstunde aus Autobiographie und Sachbuch für Laien erklärt, welche Rolle Stresshormone oder bestimmte Gene bei der Entstehung einer Depression spielen. Doch der Leser erfährt nichts über neurophysiologische Aktivierungsmuster im Gehirn, die, je nachdem, ob der Patient ein Medikament oder eine Placebogabe bekommen hat, unterschiedlich ausfallen. In Studien konnten diese distinkten Aktivierungsmuster im präfrontalen Kortex nachgewiesen werden. Daraus ergeben sich weiter gehende Überlegungen, wie etwa die Frage, inwieweit diese Erkenntnis für eine erfolgreiche antidepressive Therapie genutzt werden kann. Das wäre zumindest eine wichtige Ergänzung zu der "personalisierten Depressionstherapie", die Holsboer mittels Gendiagnostik und Pharmakogenetik vorschwebt.

Dass die Gendiagnostik ethisch und rechtlich nicht ganz unproblematisch ist, weiß Holsboer natürlich. Es erstaunt aber, wenn man liest, er sei über die Befürchtung verwundert, dass das "Ergebnis eines Gentests zur Stigmatisierung oder gar zum Ausschluss aus der Krankenversicherung" führen könne. Solche Befürchtungen gibt es leider zu Recht, sonst hätte man sich auch nicht seitens des Gesetzgebers die Mühe gemacht, ein (ebenfalls nicht unproblematisches) Gendiagnostikgesetz auf den Weg zu bringen.

Man sieht, welches gespaltene Verhältnis einer der führenden deutschen Psychiater (er ist Leiter des renommierten Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München) zur medizinischen Ethik hat, wenn er über die von ihm in seiner Mainzer Zeit durchgeführten Klinischen Studien berichtet. Damals habe es noch keine Ethikkommissionen gegeben, die inzwischen den forschenden Arzt an den Rand drängten und ausschließlich das Wohl des Patienten, der an einer solchen Studie teilnimmt, im Auge hätten.

Genau dafür gibt es aber, wie die neueste Fassung der Deklaration des Weltärztebundes zeigt, gute Gründe, insbesondere in Hinblick auf placebokontrollierte Studien. Erst jüngst hat ein als Vertreter der Pharmaindustrie getarnter Journalist, Hans Weiss, einige renommierte Psychiater in Deutschland gefragt, ob sie bereit seien, schwer depressive Patienten, bei denen bekanntlich das Suizidrisiko hoch ist, in einer klinischen Studie zur Kontrolle nur mit Placebo statt mit einem bewährten Antidepressivum als Vergleichsmedikament zu behandeln. Nur einer der Befragten wies darauf hin, dass dies eine heikle Sache sei, da die Deklaration von Helsinki, also die ethische Richtschnur für Ärzte in aller Welt, verbietet, bei schweren Erkrankungen eine placebokontrollierte Studie durchzuführen, wenn es bereits eine Standardtherapie gibt.

Klinische Studien in der Dritten Welt kritisiert Holsboer nicht mit dem Hinweis auf die ethische Problematik. Er sieht lediglich ein Problem darin, dass diese Versuche, beispielsweise mit indischen Patienten, wegen der "von der unsrigen abweichenden Feinstruktur ihrer Erbsubstanz" nicht auf westliche Verhältnisse übertragbar seien!

Wenn der Sinn der autobiographischen Einsprengsel sein soll, der heranwachsenden Generation zu zeigen, "dass ein unkonventioneller Lebensweg eine produktive Wissenschaftlerlaufbahn nicht behindern muss", dann könnten mit gutem Grund Dutzende von Forschern beim C. H. Beck Verlag vorstellig werden und sich auch die Publizität eines solchen Buches wünschen, vor allem, wenn sie besser von sich erzählen können.

ROBERT JÜTTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die autobiografischen Momente dieses Buches möchte Robert Jütte lieber beiseite lassen. Besonders gut, lässt er uns wissen, ist das nämlich erstens nicht geschrieben, und tut wohl zweitens auch nicht viel zur Sache. Was den sachdienlichen Teil betrifft, hat Jütte allerdings auch einiges auszusetzen. Die Laientauglichkeit von Florian Holsboers Ausführungen zu den hormonellen und genetischen Ursachen der Depression, weiß er zwar zu schätzen. Zur Problematik der Placebogabe bei indizierter Depression hätte er sich allerdings mehr Informationen neurophysiologischer Art gewünscht. Über das "gespaltene Verhältnis" des Autors, einer der führenden deutschen Psychiater immerhin, zu den ethischen Gesichtspunkten gendiagnostisch gestützter Depressionstherapien reibt sich Jütte außerdem verwundert die Augen. Arbeit für Ethikkommissionen, gerade auch im Bereich placebokontrollierter Studien, gibt es nach Jüttes Meinung genug.

© Perlentaucher Medien GmbH