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Evadne Mounts dritter Fall
Zehn kleine Negerlein in den Schweizer Bergen: Mit einem Pfeil im Herzen wird die Leiche des gefeierten Schriftstellers und berüchtigten Querulanten Gustav Slavorigin auf dem Gelände des Sherlock-Holmes-Festivals in Meiringen aufgefunden, einem kleinen Ort nahe den Reichenbachfällen, in denen schon der Urvater aller Detektive im Kampf mit Professor Moriarty seinen vermeintlichen Tod fand. Da das Kopfgeld von hundert Millionen Dollar, die ein reaktionärer Texaner auf Slavorigins streitbaren Kopf ausgesetzt hatte, wirklich jeden der Anwesenden zum Verdächtigen…mehr

Produktbeschreibung
Evadne Mounts dritter Fall

Zehn kleine Negerlein in den Schweizer Bergen: Mit einem Pfeil im Herzen wird die Leiche des gefeierten Schriftstellers und berüchtigten Querulanten Gustav Slavorigin auf dem Gelände des Sherlock-Holmes-Festivals in Meiringen aufgefunden, einem kleinen Ort nahe den Reichenbachfällen, in denen schon der Urvater aller Detektive im Kampf mit Professor Moriarty seinen vermeintlichen Tod fand. Da das Kopfgeld von hundert Millionen Dollar, die ein reaktionärer Texaner auf Slavorigins streitbaren Kopf ausgesetzt hatte, wirklich jeden der Anwesenden zum Verdächtigen macht, ist einmal mehr der unschlagbare Spürsinn der Meisterdetektivin Evadne Mount gefragt, die wir hier in ihrem dritten Fall brillieren sehen – doch selbst sie könnte diesen Fall nicht lösen, käme ihr nicht ein neuer und gänzlich unerwarteter Partner zu Hilfe. "Und dann gab’s keinen mehr" ist ein hochintelligenter, anspielungsreicher Krimi, der bei aller Verspieltheit und der pikanten Würzmischung aus Zitaten und sprechenden Namen mit gänzlich unerwarteten Wendungen aufwartet und so ein atemraubendes Lesevergnügen verschafft. Man wird sich dieser erneuten Hommage an den klassischen englischen Kriminalroman und seine berühmten Vertreter erst wieder entziehen können, wenn das ungewöhnliche Detektiv-Team die "whodunit"-Frage auf erstaunliche Weise aufgeklärt hat.
Autorenporträt
Gilbert Adair, geboren 1944, Schriftsteller und Kolumnist (The Independent on Sunday), lebt in London.

Jochen Schimmang, geboren 1948 in Northeim im südöstlichen Niedersachsen, aufgewachsen in Leer (Ostfriesland), lebte von 1969 bis 1999 nacheinander in Berlin, Köln und Paris und kehrte im Sommer 1999 nach Leer zurück.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2008

Im Namen von Sherlock Holmes und Miss Marple
Gilbert Adairs fulminanter dritter Fall für Evadne Mount

Von Tobias Döring

Täglich fahren an die tausend Züge vom Bahnhof Paddington im Westen Londons ab. Wer aber je in einen Zug gestiegen ist, der 16.50 Uhr ab Paddington fuhr, musste sich gewiss die bange Frage stellen, was es auf dieser Reise Schreckliches zu sehen geben wird. Denn Abfahrtszeit und -ort sind nun mal in einem der beliebtesten Mordfälle der Kriminalgeschichte verewigt, mit denen einst die unverwüstliche Miss Marple Licht ins Dämmern der feinen englischen Klassengesellschaft brachte. Denn Zufall kann es ja gewiss nicht sein, wenn sich Dinge derart zueinanderfügen - immerhin sind wir im Krimi und damit in einem dichten Zeichenkosmos, wo alles zum Indiz wird.

"Nun hasse ich Zufälle von ganzem Herzen", erklärt denn auch Evadne Mount, die Wiedergängerin Miss Marples in Gilbert Adairs aktueller Trilogie, "weil ich sie als Kapriolen der Vernunft und seltsame Einfälle des Augenblicks betrachte." Deshalb muss es also mehr als Zufall sein, dass auch der Name dieses Autors passionierten Krimilesern längst bekannt ist: Adair hieß das Mordopfer, mit dem Sherlock Holmes im Jahre 1903 nach zehnjähriger Abwesenheit die Ermittlungsarbeit wiederaufnahm. Was also passiert, wenn ein Autor namens Adair den Zug um 16.50 Uhr ab Paddington nimmt und unterwegs per Telefon eine Einladung nach Meiringen erhält, also ausgerechnet in den kleinen Schweizer Ort, wo Sherlock Holmes, wie es 1893 hieß, vermeintlich umgekommen ist?

Im September 2011 trifft sich eine Gruppe internationaler Schriftsteller zum Meiringer Literaturfestival, das ganz im Zeichen Sherlock Holmes steht. Unter den Teilnehmenden ist nicht nur Jochen Schimmang, Adairs deutscher Übersetzer und Fußnotenautor, der ihm hier erneut mit watsonhafter Fürsorge zur Seite steht, sondern auch ein alteuropäischer Intellektueller namens Slavorigin, der sich vor Jahren mit seiner Polemik gegen George W. Bush den Zorn amerikanischer Waffen-Lobbyisten zugezogen hat und seither seines Lebens nicht mehr sicher ist. Am 11. des Monats wird er tatsächlich im lokalen Sherlock-Holmes-Museum tot aufgefunden, die Kehle allerdings von einem scharfen Pfeil durchbohrt, ein Opfer also der bekannten Waffe Wilhelm Tells. Wie es sich fügt, ist auch Evadne Mount zur Stelle und mischt sich ungebeten in die Ermittlungen der Polizei ein.

Wer meint, dass dies ein paar Zufälle zu viel sind, sollte sich von ganzem Herzen auf die Lektüre des Romans einlassen. Denn derlei Kapriolen der Vernunft sind für Adair nichts als sportliche Herausforderung, sie sämtlich und mit leichter Hand in eine höchst vergnügliche, intelligent konstruierte und dazu auch noch wirklich spannende Krimihandlung einzubauen. Nach "Mord auf ffolkes Manor" und "Ein stilvoller Mord in Elstree" in den letzten beiden Jahren schickt er uns hier bereits zum dritten Mal in ein wahres Spiegelkabinett aus historischen Anspielungen, literarischen Indizien und kriminalistischer Fährtensuche. Dass er dazu nicht nur mit Agatha Christie und Conan Doyle das Goldene Zeitalter des Whodunit wunderbar heraufbeschwört, sondern mit den seit dem 11. September 2001 grassierenden Verschwörungstheorien zugleich auch noch den kulturellen Zeichenvorrat unserer Zeit durchplündert, erhöht gewissermaßen nur den Wetteinsatz. Immer wieder überholen die Fiktionen bei Adair die Wirklichkeit, und immer wieder fragt man sich als Leser Zug um Zug, ob sein durchtriebenes Spiel gelingen kann.

Wie es ausgeht, darf naturgemäß an dieser Stelle nicht verraten werden. Von Umberto Eco wissen wir allerdings, dass der Kriminalroman jede erdenkliche Täterschaft schon lange durchgespielt hat - bis auf eine Variante: dass nämlich der Leser selbst der Mörder ist. Mit "Der Name der Rose" wollte Eco diese, wie er meinte, letzte Lücke schließen. Mit der Lektüre von "Und dann gab's keinen mehr" jedoch erfahren wir, dass selbst der große Eco (übrigens auch zum Festival nach Meiringen geladen) eine letzte Möglichkeit der Mordkombinatorik übersehen hat, und just diese ist es, die Adair hier ausprobiert. Über deren Erfolg entscheiden letztlich nur die Leser - genau wie seinerzeit bei Conan Doyle, der 1893 vergeblich versuchte, sich seiner unsterblichen Figur in den Reichenbachfällen bei Meiringen zu entledigen, bevor er sie auf Druck der Leserschaft wiederbeleben musste. Daher dürfen wir an dieser Stelle ganz gewiss im Namen aller klugen Köpfe auch Adairs hirnerfrischendem Buch unbedingt so große Bestseller-Erfolge wünschen, auf dass sein bitteres Ende, wie es der Titel ankündigt, beizeiten revidiert wird.

- Gilbert Adair: "Und dann gab's keinen mehr". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Jochen Schimmang. C. H. Beck Verlag, München 2008. 272 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.01.2009

„Sie sind ja hoffnungslos passé!”
Wie sich Gilbert Adair kunstvoll und sehr unterhaltsam seines Erfolgs entledigt
In einem Buch, das es nicht gibt, sagt der berühmte Sherlock Holmes einen Satz, den er nie gesagt hat: „Es gehört schon seit langem zu meinen Axiomen, dass wir für die zermürbenden Qualen der Langeweile am anfälligsten sind, wenn wir dem Bedürfnis nach purer Entspannung nachgeben, und nicht dann, wenn wir unsere Arbeit machen, so öde und eintönig sie auch sein mag.” Der Satz stammt aus dem Werk „The Unpublished Case-Book of Sherlock Holmes”, einem Band mit verschiedenen Conan-Doyle-Pastiches, das der britische Schriftsteller Gilbert Adair etwa 2010 schreiben wird.
Im September 2011 liest er dann beim ersten Sherlock-Holmes-Festival im schweizerischen Meiringen eine Geschichte aus dem Buch vor, die mit dem obigen „Axiom” anhebt. Adair erhält in Meiringen viel Beifall, aber im anschließenden Zwiegespräch mit einer Zuhörerin bekommt er auch Kritik zu hören: „Eine Sammlung mit apokryphen Sherlock-Holmes-Geschichten. Was für eine ausgelutschte Idee! (. . .) Gilbert, von Ihnen erwarte ich etwas Originelleres, selbst dann, wenn Sie den Hut des Pasticheurs aufgesetzt haben.”
So weit ein kurzer Blick hinein in Adairs neues Buch – das echte, greifbare – mit dem Titel „Und dann gab’s keinen mehr”. Der Untertitel weist darauf hin, dass es sich dabei um „Evadne Mounts dritten Fall” handelt, um eine Fortsetzung also zu „Mord auf ffolkes Manor” und „Ein stilvoller Mord in Elstree”, jenen zwei eleganten und liebevollen Agatha-Christie-Nachahmungen, mit denen Adair letzthin besonders in Deutschland erfolgreich war. Wer die gelesen hat und nun den „dritten Fall” zur Hand nimmt, muss zunächst über Folgendes stolpern: Wie kann die Christie-Kopie Evadne Mount, die bisher ganz brav nur Fälle aus den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts zu lösen hatte, plötzlich in einem Buch auftauchen, das von einem ganz heutigen Mord – September 2011 – handelt?
Aber ein postmoderner Pasticheur wie Adair hat natürlich die Freiheit, mal mehr postmodern und mal mehr Pasticheur zu sein, und nach zwei Dritteln schwerem Pastiches wird es nun im letzten Teil der Evadne-Mount-Trilogie eben schwer postmodern. Adair macht sich diesmal selbst zum Protagonisten und Ich-Erzähler, der unverhofft seiner eigenen Detektivfigur begegnet, auf einem Kriminalliteratur-Festival, in dessen Rahmen einer der geladenen Autoren genregemäß zu Tode kommt. Alle anwesenden Kollegen sind – ebenfalls genregerecht – verdächtig, womöglich sogar Adair, denn die Nachforschungen seiner „Pappfigur” Evadne Mount gehen ihm zunehmend auf die Nerven.
„Was für eine Farce!”
Der Autor, ganz postmoderner Wirbelwind, entfesselt Anspielungen, Zitate und sogar Fußnoten en masse und bringt – ein Schlenker mehr oder weniger, was soll’s? – gleich auch die Selbstkritik mit unter. „Was für eine Farce!”, schleudert ihm Evadne irgendwann entgegen, „Sie scheinen nicht zu merken, Gilbert, dass wir das Jahr 2011 haben. Die Postmoderne ist tot, genauso wie das letzte Jahrhundert. Sie ist genauso hoffnungslos passé wie Agatha Christie.” Adair schreibt glücklicherweise komisch und klug genug, um weder als selbstreferentieller Jongleur noch als Retro-Artist zu langweilen, weshalb sich auch das neue Buch trotz allen Querverweis-Dickichts im Grunde so angenehm wegschmökern lässt wie seine Vorgänger. Das Kernproblem vor diesem „dritten Fall” scheint ohnehin weniger die Langeweile des Lesers als vielmehr die des Autoren gewesen zu sein. Denn wenn Adair durch „Mord auf ffolkes Manor” auch eine überraschende Erfolgsmasche zugewachsen war und er mit seinem englischen Verlag bald eine Trilogie ins Auge fasste, so verlor er selbst offenbar schon mit dem zweiten Mount-Band die Lust am wiederholten Plagiat, wie augenzwinkernd-souverän dieses ihm auch immer gelungen sein mochte. Ein entertainment hatte er das erste Christie-Capriccio im englischen Original genannt, und nun schien es gerade für ihn gar nichts Unterhaltendes mehr zu haben.
So dient „Und dann gab’s keinen mehr” dem Autor auch dazu, sich seiner Erfolgsfigur schreibend zu entledigen, bevor diese ihm zu schwer auf der Seele liegt oder (sie selbst, der Verlag, das Konto) nach weiteren Fortsetzungen ruft. Aber Adair wäre natürlich kein echter Postmoderner, wenn er sich eine derartige Ausradierung, zumal eines weiblichen Gegenüber, einfach so auktorial anmaßen dürfte. Weshalb seine Flucht nach vorn nicht nur von Kapriolen der Selbstherabsetzung begleitet wird, sondern auch in ein Duell führt, in dem Adair gerade dann, wenn er vermeintlich der Stärkere ist, mit einem Mal sprachliche Schwächen zeigt und fast im eigenen Metaphernsalat verunglückt. Eine hoch aufschäumende Spielerei, wenngleich in jeder Hinsicht nachvollziehbar. Statt noch ein gediegenes period picture aus dem Miss-Marple-Milieu auf die Schiene zu setzen, hat der Autor sein Erfolgsmodell lieber spektakulär entgleisen lassen. Womöglich hat ihm sogar Sherlock Holmes dabei gut zugeredet, nämlich mithilfe jenes Axioms (siehe oben), das ihm Adair noch selbst rechtzeitig in den Mund gelegt hatte. MERTEN WORTHMANN
GILBERT ADAIR: Und dann gab’s keinen mehr. Roman. C.H. Beck Verlag, München 2008. 272 Seiten, 18,90 Euro.
Ist die Krawatte jetzt britische Exzentrik oder postmodernes Zitat? Der Schriftsteller Gilbert Adair Foto: Anna Weise
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Merten Worthmann zeigt sich ziemlich überrascht, wie Gilbert Adair seine Evadne-Mount-Trilogie abschließt. Er freut sich aber gleichzeitig daran, dass Adair von seiner eigenen Masche offensichtlich so gelangweilt war, dass er "sein Erfolgsmodell spektakulär entgleisen" lässt. Worthmann stellt fest: "Ein postmoderner Pasticheur wie Adair hat natürlich die Freiheit, mal mehr postmodern und mal mehr Pasticheur zu sein". Im letzten Teil der Trilogie gewinnt offensichtlich seine postmoderne Seite. Doch trotz des angesichts dieser Gewichtung zu erwartenden "Querverweis-Dickichts" lässt sich der Roman "so angenehm wegschmökern wie seine Vorgänger". Und dabei schreibt Adair Worthmanns Meinung nach auch noch "komisch und klug".

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