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Karate, Geisha, Harakiri und Kimono - diese Wörter kennt jeder, der der deutschen Sprache mächtig ist. Aber wer weiß, was eine Batsu, eine Hara oder ein Sumotori ist? In diesem Buch sind die rund 500 Wörter zusammengestellt, die im Verlauf des 20. Jahrhunderts aus dem Japanischen entlehnt wurden und Eingang in deutsche Wörterbücher gefunden haben. Sie werden nach ihren Wortbestandteilen erklärt und in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung erläutert. Ob Sportarten wie Judo oder Aikido, Speisen wie Tofu oder Sushi, Kunstformen wie Kabuki oder Manga - sie alle sind hier versammelt. …mehr

Produktbeschreibung
Karate, Geisha, Harakiri und Kimono - diese Wörter kennt jeder, der der deutschen Sprache mächtig ist. Aber wer weiß, was eine Batsu, eine Hara oder ein Sumotori ist? In diesem Buch sind die rund 500 Wörter zusammengestellt, die im Verlauf des 20. Jahrhunderts aus dem Japanischen entlehnt wurden und Eingang in deutsche Wörterbücher gefunden haben. Sie werden nach ihren Wortbestandteilen erklärt und in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung erläutert. Ob Sportarten wie Judo oder Aikido, Speisen wie Tofu oder Sushi, Kunstformen wie Kabuki oder Manga - sie alle sind hier versammelt.
Autorenporträt
Barbara Haschke hat Ostasienwissenschaften und Ethnologie studiert und ist seit vielen Jahren als Übersetzerin, Trainerin und Beraterin im interkulturellen Bereich tätig.

Gothild Thomas ist Japanologin und Lehrbeauftragte der Universität Essen-Duisburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2008

Das verschlägt uns die Muttersprache

Es werden immer mehr: deutsche Wörter, die dem Japanischen entlehnt sind. Barbara Haschke und Gothild Thomas machen auf ihrer Sprachreise erstaunliche Entdeckungen.

Von Aikido über Karate, Sushi, Tofu bis hin zum Zen - im Verlauf vor allem des zwanzigsten Jahrhunderts wurden im Deutschen rund 500 Fremdwörter aus dem Japanischen entlehnt, trotz aktuellen China-Booms weit mehr als die nur knapp 50 Wörter chinesischer Herkunft. Bei ihrer linguistischen Recherche bedienen sich Barbara Haschke und Gothild Thomas verschiedener Lexika, Enzyklopädien und Fremdwörterbücher sowie alter und aktueller Duden- und Brockhaus-Ausgaben und japanisch-deutscher Wörterbücher.

In der historischen Einleitung werden wir mit den Wegen vertraut gemacht, die der Sprachimport aus Japan in sportlichen und spirituellen, künstlerischen und ökonomischen, kulinarischen und antiquarischen Zusammenhängen genommen hat. So wurden einige Begriffe im sechzehnten Jahrhundert von portugiesischen Missionaren nach Europa gebracht. Die Zeit der Landesabschließung Japans (1600 bis 1853) fungierte auch als Sprachbarriere. Nur ganz wenige aus dem Japanischen abgewandelte Wörter wie Soja oder Ginkgo waren seinerzeit bekannt. J. C. A. Heyses Fremdwörterbuch enthielt 1901 lediglich die Einträge Aucuba, Bonze, Geisha, Japan, Mikado, Nippon und Soja.

Als klischeebeladene Kulturbrücke für die Rezeption japanischer Wörter wie Mikado oder Geisha diente Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Opern- und Operettentraumwelt von Werken wie "Der Mikado oder Ein Tag in Titipu" oder "Madame Butterfly". Ein Theaterstück des durch Amerika und Europa tourenden Schauspielers Kawakami Otojiro machte "Harakiri" bekannt. In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts trugen Fernsehserien wie "Shogun" oder Buchtitel über Japans Hochwachstumsphase wie "Kaisha" (Firma) zur Popularisierung japanischer Begriffe bei.

Nicht wenige Wörter haben auf ihrem Weg in die deutsche Sprache Bedeutung, Konnotationen und Referenzrahmen verschoben. Die Einverleibung in die deutsche Syntax gestaltet sich oft problematisch, wie die Autorinnen belegen. Die befragten Wörterbücher zeigen eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf grammatisches Geschlecht, Genitiv oder Pluralbildung: "Auch für das Wort Harakiri gibt der Duden einen Plural an: das Harakiri, die Harakiris. Da fragt man sich: Kann es überhaupt einen Plural von Harakiri geben? Machten die 47 Samurai Harakiri, oder machten 47 Samurais 47 Harakiris?"

Verblüffend ist auch, dass im Deutschen eingebürgerte Begriffe so nicht oder nicht mehr im Japanischen verwendet werden: Der Fudschijama (Duden) heißt in Japan Fujisan, Harakiri wird Seppuku genannt. Der Kaiser heißt heute Tennô ("Himmlischer Herrscher") statt Mikado ("Die Verehrte Pforte").

Unfreiwillig komisch kommen uns einige gutgemeinte deutsch-japanische Komposita vor, wobei üblicherweise der vorangestellte japanische Teil das deutsche Grundwort näher definiert. Beispiele sind deutsch-japanische Wortgewächse wie Bonsaipolitiker oder Kamikazefahrer. Zuweilen kommt es auch zu Pleonasmen wie in Shiitakepilz. So ergeben shii, eine Eichenart, und take, Pilz, im Zusammenspiel mit dem deutschen Element eine Sinnverdoppelung: Shii-Pilz-Pilz. Entsprechend wäre ein Sikahirsch (shika bedeutet Hirsch) ein "Hirschhirsch".

Einstweilen entpuppen sich scheinbar genuin japanische Wortschöpfungen wie Karaoke oder Tamagotchi als englisch-japanische Zwitterbildungen: Ersteres setzt sich aus kara (leer) und oke (Abkürzung für orchestra) zusammen. Der Duden erklärt Tamagotchi wie ein exotisches Fundstück als "kleines, eiförmiges elektronisches Gerät, auf dessen Display eine Fantasiegestalt erscheint, die auf bestimmte akustische Signale hin wie ein Lebewesen versorgt werden kann". Nach Aussage des Herstellers ist das Wort eine Kombination aus dem japanischen tamago (Ei) und dem Fremdwort watch (Uhr), die Endsilbe chi fungiert als Diminutiv.

Noch kurioser sind scheinjapanische Wortschöpfungen, die sich als rein englische Zusammensetzungen erweisen wie die Computerspielfiguren Pokemon (von pocket monsters). Umgekehrt haben einige auf den ersten Blick unverdächtige Wörter wie Tycoon oder Bonze einen asiatischen Migrationshintergrund: Das japanische taikun (großer Herr), eine Anrede für den mächtigen Shôgun, wandelte sich im Englischen tycoon zur Bezeichnung eines Wirtschaftsbosses.

Das Wort Bonze (von bôzu, buddhistischer Mönch) kam über portugiesische Missionare als eines der frühesten Wörter aus dem Japanischen ins Deutsche. Noch in Heyses Fremdwörterbuch von 1901 findet sich der Eintrag "Priester der Religion des Fo oder Buddha in Japan und China; uneigentlich ein abergläubischer Pfaff". Moderne Wörterbücher verzeichnen aber neben "buddhistischer Mönch" auch die im Deutschen hinzugekommene Bedeutung "höherer, dem Volk entfremdeter Funktionär".

In der Regel werden bestimmte japanische Begriffe übernommen, wenn Phänomene bezeichnet werden sollen, für die uns in unserer Muttersprache die Worte fehlen - wie Tsunami, Zen, Rikscha oder Tamagotchi. Im Fall von Tsunami (zusammengesetzt aus tsu, Hafen, Bucht, und nami, Welle) bedurfte es - um die Ungeheuerlichkeit der Naturkatastrophe von 2004 sprachlich zu fassen - einer Alternative zu den eingebürgerten deutschen Begriffen Riesenwelle, Flutwelle oder Springflut.

STEFFEN GNAM

Barbara Haschke, Gothild Thomas: "Kleines Lexikon deutscher Wörter japanischer Herkunft". Von Aikido bis Zen. Verlag C. H. Beck, München 2008. 181 S., br., 11,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Offenbar höchst angeregt hat Rezensent Steffen Gnam in diesem "Lexikon deutscher Wörter japanischer Herkunft" geblättert und dabei so manche Entdeckung gemacht. Barbara Haschke und Gothild Thomas spüren, nachdem sie in der Einleitung den Importwegen japanischer Wörter ins Deutsche nachgegangen sind, den verschiedensten japanischen Wörtern nach, die in den unterschiedlichsten Kontexten zu finden sind, erklärt der Rezensent. Von überraschenden Funden bis zu "unfreiwillig komischen" japanisch-deutschen Komposita berichtet Gnam, wobei er auch auf die nur scheinbaren japanischen Wörter wie Pokemon oder englisch-japanische Neuschöpfungen wie Tamagotchi hinweist, die die Autorinnen aufführen.

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