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George Mecklin, die Hauptfigur, arbeitet als Lehrer an einer Privatschule in Manhattan, lebt aber inzwischen mit seiner Frau Emma außerhalb von New York auf dem Land. Es ist Ende der 60er Jahre, es herrscht Unruhe im Land, eine Unruhe, die sich mit den Lebenskrisen der Ehepaare im mittleren Alter, die Paula Fox beschreibt, geradezu unheilvoll verknüpft. George bemüht sich um seine Schüler, um seine stagnierende Ehe, er ist sensibel und guten Willens, aber seine Unzufriedenheit wächst. Als er einen Jungen, Ernest Jenkins, der in ihr Haus eingedrungen ist, auf frischer Tat ertappt und Ernest…mehr

Produktbeschreibung
George Mecklin, die Hauptfigur, arbeitet als Lehrer an einer Privatschule in Manhattan, lebt aber inzwischen mit seiner Frau Emma außerhalb von New York auf dem Land. Es ist Ende der 60er Jahre, es herrscht Unruhe im Land, eine Unruhe, die sich mit den Lebenskrisen der Ehepaare im mittleren Alter, die Paula Fox beschreibt, geradezu unheilvoll verknüpft. George bemüht sich um seine Schüler, um seine stagnierende Ehe, er ist sensibel und guten Willens, aber seine Unzufriedenheit wächst. Als er einen Jungen, Ernest Jenkins, der in ihr Haus eingedrungen ist, auf frischer Tat ertappt und Ernest sich ihm weniger als Dieb, denn als einsamer, haltloser Jugendlicher darstellt, glaubt er eine neue Aufgabe gefunden zu haben ...

Scharfsinnig, voll abgründiger Komik, portraitiert Paula Fox in diesem klassischen amerikanischen Roman von 1967 die Verzweiflung in den bürgerlichen Vorstädten und die Versuche, ihr zu entkommen. Konzentriert, dicht, mit einem überschaubaren Arsenal unvergeßlicher Figuren erzählt Paula Fox' erster Roman von einem Befreiungsversuch, der beinahe in die völlige Katastrophe führt.
Autorenporträt
Paula Fox wurde am 22. April 1923 in New York City geboren. Ihre Eltern - der Vater war irisch-englischer Abstammung, ihre Mutter kam aus Kuba - ließen sie zunächst bei einem Pastor aufwachsen, mit sechs Jahren kam Paula Fox in ein Kinderheim nach Kalifornien. Zwei Jahre später zog sie zu der Familie ihrer Mutter nach Kuba, wo sie auf einer Zuckerrohrplantage lebte. Bis zu ihrem 12. Lebensjahr war Paula Fox bereits auf neun verschiedene Schulen gegangen. 1933 kehrte sie zusammen mit ihrer Großmutter nach New York zurück, wo sie auch heute noch lebt.
Für das Gesamtwerk ihrer Kinderbücher wurde sie 1978 mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis ausgezeichnet.
Die Wiederentdeckung ihres 1971 erstmals erschienenen Romans "Was am Ende bleibt" wurde in Deutschland zu einem großen Überraschungserfolg. Von ihr sind sechs Romane und zahlreiche Kinderbücher erschienen.

Susanne Röckel, geb. 1953 in Darmstadt, lebt in München. Sie hat Erzählungen und Romane veröffentlicht und wurde mit zahlreichen Literaturpreisen, darunter em Tukan-Preis der Stadt München, ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.05.2004

Die Gier nach dem Eindringling
Paula Fox’ erster Roman „Pech für George”
Wie fremd sich ein Mann und eine Frau sein können, die miteinander verheiratet sind. Diese Erkenntnis vermittelt der erste, nun sehr spät auf deutsch erschienene Roman der Amerikanerin Paula Fox auf verstörende Weise. Die Lektüre von „Pech für George” ist ein sanfter Schock. Eigentlich ein gänzlich unspektakuläres Buch, in vielem, nicht zuletzt in seiner unaufgeregten Klugheit, den anderen Romanen der 1923 in New York geborenen Autorin verwandt, ist es nicht unbedingt ihr bestes, wohl aber ihr aufschlussreichstes Werk. Hier wird die Leere deutlich, die die Fox’schen Figuren umgibt. Von existentieller Leere zu sprechen allerdings wäre viel zu pathetisch. Es handelt sich eher um eine pragmatische Form der Nichtigkeit. Paula Fox kleidet ihre Figuren in den schmucklosen Zwirn einer grundlegenden Unwissenheit. Sie wissen nichts über sich und den anderen, und sie haben nicht die geringste Idee davon, warum sie auf der Welt sein könnten.
Diese Atmosphäre herrscht in allen Romanen der durch die engagierte Bewunderung ihres jüngeren Kollegen Jonathan Franzen zu spätem Ruhm gelangten Autorin. Doch in den späteren Büchern ist das Ambiente großstädtischer und weltläufiger, bohemehaft zuweilen – und verdeckt so die Leere, die in diesem Erstling nicht nur suggestiv, sondern offensichtlich wirken kann. „Pech für George”, „Poor George” (1967), zeigt gleichsam die Aufbauarbeiten für die Bühne, auf der Paula Fox später ihre virtuosen Kammerspiele ehelicher Zerrüttung aufführen wird.
Die Mecklins, beide Mitte dreißig, ziehen nach acht Jahren Ehe von New York aufs Land. George Mecklin ist Lehrer an einer Privatschule in Manhattan, Emma arbeitet drei Tage die Woche als Bibliothekarin. Besonders feurig sind beide nie gewesen, aber inzwischen ist auch das letzte Fünkchen Idealismus, das in George zumindest einmal für seinen Beruf geglüht haben muss, erloschen. Die verzogenen Schüler, angesteckt von den beginnenden Unruhen Ende der 60er Jahre, gehen ihm ebenso auf die Nerven wie seine Kollegen, die sich in Konferenzen mit ihrem wechselseitigen Desinteresse zermürben und höchstens noch ein bisschen Energie für Intrigen oder markige Sprüche aufbringen. Emma verbringt die Tage, die sie nicht nach New York zur Arbeit fahren muss, im Haus. Die Natur sagt ihr nichts, all die Wiesen, Felder und Bäume langweilen sie. Wenn ihr einmal, selten genug, jemand begegnet, empfindet sie das als Bedrohung. Irgendwie, aber das wird niemals deutlich gesagt, scheint sich das Paar erhofft zu haben, auf dem Land stelle sich ein Kind ganz von alleine ein.
Die Verschiebung der Kräfte
Paula Fox ist eine Meisterin der Andeutung. Wie Gift träufelt sie das Unglück in alltägliche Abläufe ein. Meist sind es scheinbare Kleinigkeiten, die die Kraft haben, Ehen zu zerrütten und Leben zu zerstören. In „Was am Ende bleibt” genügt der Biss einer Katze – und schon beginnt sich die harmonische Ehe eines distinguierten Ehepaars in ein Schlachtfeld subtiler Verletzungen zu verwandeln. Auch bei „Pech für George” wird das labile Gleichgewicht des Unverständnisses durch eine leichte Verschiebung des Kräfteverhältnisses gestört. George überrascht eines Tages einen jungen Mann im gewohnheitsmäßig unverschlossenen Haus des Paars. Als er ihn zur Rede stellt, behauptet dieser, er sei kein Dieb, sondern halte sich einfach gern unbemerkt in fremden Häusern auf. George glaubt ihm – wenn man das so nennen kann. Vielleicht müsste man vielmehr sagen, dass ihn eine unbestimmte Lust erfasst, diesen Eindringling in sein Leben aufzunehmen.
Später werden homoerotische Motive angedeutet, aber das scheint nicht das Eigentliche zu sein. In der Logik des Textes geht es eher um eine fast animalische Art von Verletzbarkeit, so als hätten die beiden voneinander abgeschotteten Ehepartner wie aus Versehen beim jeweils anderen die wunde Stelle gefunden. George verschweigt seiner Frau nicht nur, in welcher Situation er den jungen Mann gefunden hat, und behauptet statt dessen, dieser Ernest habe seine Hilfe als Nachhilfelehrer ersucht. Er übergeht auch mit großer Selbstverständlichkeit deren Unbehagen. Emma fühlt sich unverstanden und verraten, was sie ja tatsächlich auch ist, und George richtet sich in der satten ehemännlichen Gewissheit ein, seine Frau gönne ihm nicht einmal das kleine Vergnügen, seinen pädagogischen Eros an einem heillos schlechten Schüler aufzureizen.
MEIKE FESSMANN
PAULA FOX: Pech für George. Roman. Aus dem Englischen von Susanne Röckel. C.H. Beck Verlag, München 2004. 254 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2004

Traurig ist der Ozelot
Perfekte Beobachterin: Ein früher Roman von Paula Fox

Wer einen perfekten modernen Roman lesen möchte, sollte sich "Pech für George" kaufen. Das 1967 erschienene Meisterwerk von Paula Fox ist lakonisch, plastisch, aufregend und vollkommen durchkomponiert. Man könnte es als das Buch zu Hoppers Bildern von der Einsamkeit der zivilisierten Kreatur bezeichnen. Die Geschichte des vierunddreißigjährigen Lehrers George Mecklin trägt sich an seinem Arbeitsplatz in New York und in einer von Apfelbäumen umringten Vorstadtsiedlung zu. Dorthin ist George kürzlich mit seiner Frau Emma gezogen. Auf den ersten Blick handelt es sich bei ihrem neuen Domizil um eine Mittelklassenidylle: Die Frauen haben kleine Nebenjobs oder bleiben zu Hause, Kinder gehören ins Bild, und das ist buchstäblich zu verstehen: "Sie setzt die Kinder auf die Treppe wie Milchflaschen und macht dann die Tür zu", berichtet Emma über Martha von nebenan. Eine aus dem Fenster geworfene Puppe, die Emma artig ins Haus trägt, klärt sie über den Zustand ihrer Nachbarin auf: Die Küche ist verkommen, die Kinder verwahrlost, die Mutter eine Kassandra, die im Dauersuff hellsichtig über die zerschellten Illusionen ihrer Generation parliert: "Wissen Sie", sagt sie, "es gibt im Leben nicht viel zu tun, wenn man einmal durch die Oberfläche der Dinge gestürzt ist." Das bezieht sich zunächst auf Marthas Schürzenjäger-Gatten, doch darüber hinaus ist es das Fazit eines kollektiven Scheiterns.

Die Figuren von Paula Fox sind zu einem Leben im Klischee verdammt, das für ihre Wünsche und Begierden viel zu klein ist: "Er war ein Mann, dem man für den Rest seines Arbeitslebens nicht mehr als achttausend Dollar im Jahr zahlen würde, und das nur, wenn er sich gut führte", sinniert George und betrachtet mißmutig das Sammelsurium seiner schäbigen Möbel. Bei der Auflösung des Haushalts seiner verstorbenen Mutter hatte er großspurig alles auf den Müll geworfen. Jetzt bedauert er die vorschnelle Entscheidung, denn das schicke Interieur, in dem sein Leben sich abspielen sollte, ist unerschwinglich geblieben. Es geht in "Pech für George" auch um die an den Nagel gehängte Tradition, um die Arroganz einer Gesellschaft, die unter den Weihen der entfesselten Konsumtion nur im Hier und Jetzt leben will. Genau bei dieser Fiktion setzt Paula Fox an. Ihr Buch entfaltet das komplexe System wechselseitiger Beobachtung, durch das ihre Protagonisten einander und sich selbst belauern. Die vorgesehenen Rollen vermögen sie nicht zu füllen. "Glaubst du, ich bin nur da, wenn du mich ansiehst?" erwidert Emma gereizt über die Verblüffung ihres Mannes, als sie die Pathologien eines Nachbarn erbarmungslos analysiert.

In dieses Pulverfaß des ländlichen Unglücks führt die Autorin eine Zündrute ein: George erwischt bei der Heimkehr Ernest in seinem Gästezimmer. Der vagabundierende Junge hat es zu seiner Spezialität gemacht, die Häuser der Zugezogenen auszuspionieren. Frech gibt er über seine kompromittierenden Entdeckungen Auskunft. Auge in Auge mit dem Eindringling passiert etwas Seltsames: Statt den Jungen anzuzeigen und auszuliefern, verbündet George sich mit ihm. Ohne Rücksprache mit Emma erteilt er ihm einen freien Passierschein für sein Haus. Ernest ist der Beobachter par excellence, und er führt vor, welche unheimliche Natur in jedem der so harmlos auftretenden Nachbarn steckt. Ernest besitzt einen untrüglichen Sinn für das Staffagenhafte der kulturellen Versatzstücke, mit denen George ihn traktiert, und wird erst wach, als der ihm aus Conrads "Herz der Finsternis" vorliest. Der kaltblütige Dschungelroman spricht nicht nur Ernests täglichen Überlebenskampf am unteren Ende der sozialen Skala an, er sagt auch die Wahrheit über das sittliche Ethos der in Wohlstandsparzellen Gebannten: "Wenn man mit ihnen zusammenlebt, sind alle Menschen Wilde", bemerkt Joe, Marthas in fremden Betten wildernder Mann.

Paula Fox hat ihren Roman zur Zeit der Kubakrise situiert. Eindringlinge in die schöne, neue Welt werden mißtrauisch belauert. Doch der Feind, auf den versteckte Polizeiwagen an den Ausfahrtsstraßen harren, wohnt im Innern, in der undomestizierten Seele des Amerikaners selbst. So irrt sich Emma, als sie ihre Wohnung ein "verdammtes Puppenhaus" nennt. Als dessen heimlicher Herrscher erweist sich ein aztekischer Fetisch, den sie von einer Reise mitgebracht hat. Es ist sein "heimtückisches, zur Decke gerichtetes steinernes Grinsen", das am Ende recht behält, wenn Emma die Figur einsteckt und geht. Männer und Frauen passen nur in Werbefilmen zusammen, eingepfercht in Einfamilienhäusern leiden sie wie traurige Tiere. Unterwegs zu seiner New Yorker Schwester entschließt sich George zu einem Zoobesuch, wo er dem "harten Gewimmer" der Ozeloten lauscht.

Paula Fox' Diagnose über ihre Zeitgenossen ist einschneidend, aber keineswegs vernichtend. Die fein gewebte, poetische Prosa wird vom sarkastischen Chor ihrer Protagonisten flankiert. Die Virtuosin des emotionalen Realismus versteht sich als eine der Ihren und empfiehlt ihren gespaltenen Helden, was sie selber tut: das Erzählen. Ihr Roman beginnt mit der rhetorischen Frage: "Wer hört zu? Niemand, sagte George Mecklin." Doch am Ende hat er so viele vexierende Spiegelwelten zerschlagen, daß es wirklich etwas zu sagen gibt. Mit dem Leben davongekommen, von Emma verlassen, findet er sich bei seinem Kollegen Walling ein und richtet den kühlen Beobachterblick auf die Geschichte seiner wunden Gefühle: "Walling setzte sich und hörte zu."

Paula Fox: "Pech für George". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Röckel. C. H. Beck Verlag, München 2004. 254 S., geb., 19,90 [Euro].

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"Paula Fox ist vergleichbar mit Virginia Woolf." Sigrid Löffler

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Paula Fox, so die Rezensentin Gisa Funck, gehört zu jenen Schriftstellern, die von dem Lob eines berühmten Kollegen aus dem Vergessen gerissen wurden - in ihrem Fall Jonathan Franzen. In der Tat seien Fox' Romane seitdem nicht nur neu aufgelegt worden, sondern in den "souveränen" Übersetzung von Susanne Röckel nach und nach auch auf Deutsch erschienen. In ihrem Erzähldebüt "Pech für George" aus dem Jahr 1967 beschreibt Fox das trostlose Leben des Englischlehrers George Mecklin, der an einer für die Rezensentin sehr aktuellen Pathologie leidet, nämlich "dem Leiden an der scheinbaren Willkür existenzieller Zwänge, die immer erst ein selektiver Blick zu einem Schicksal adelt". George bringe diesen heilsspendenden Blick einfach nicht auf. Doch als er und seine Mehr-Schlecht-als-Recht-Ehefrau sich mitten im "Summer of Love" in die Einöde zurückziehen, wird George durch einen Nachhilfeschüler "auf den Boden der Tatsachen" zurückgeholt, mit der Einsicht, dass die "Lust am Denken" für das Denken unerlässlich ist. Doch während George sozusagen wiedergeboren wird, so die Rezensentin, stört sich seine Frau an der Anwesenheit des Teenagers, was sich in gewohnter Fox-Manier zum "kammerspielartig verdichteten" Ehedrama auswächst, "das plätschernd, geradezu beiläufig in die Katastrophe schlittert". Die Figuren erscheinen der Rezensentin zwar zuweilen übermäßig "resigniert", doch Fox' "nüchtern-personaler Erzählton" wirkt für sie wie ein Bann.

© Perlentaucher Medien GmbH
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