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Die zehnjährige Rainey Dougherty erlebt einen Sommer, der ihr ganzes Leben verändern wird: Ihre Mutter bricht unter der Last ihres bisherigen Lebens und der Verantwortung für ihre fünf Kinder zusammen und wird in die Psychiatrie gebracht. Ihre jüngere, schöne, aber verhärtete Schwester Merle kommt aus der Bronx in das Kaff im Staat New York, übernimmt den Haushalt und bringt Bitterkeit, Erotik und ihren scharfen Humor mit. Rainey und Joan, Merles 14jährige Tochter, lernen, bezaubert und schockiert, glücklich und dann wieder brutal verletzt, eine Lektion nach der anderen über das Leben und die…mehr

Produktbeschreibung
Die zehnjährige Rainey Dougherty erlebt einen Sommer, der ihr ganzes Leben verändern wird: Ihre Mutter bricht unter der Last ihres bisherigen Lebens und der Verantwortung für ihre fünf Kinder zusammen und wird in die Psychiatrie gebracht. Ihre jüngere, schöne, aber verhärtete Schwester Merle kommt aus der Bronx in das Kaff im Staat New York, übernimmt den Haushalt und bringt Bitterkeit, Erotik und ihren scharfen Humor mit. Rainey und Joan, Merles 14jährige Tochter, lernen, bezaubert und schockiert, glücklich und dann wieder brutal verletzt, eine Lektion nach der anderen über das Leben und die Liebe - die der Eltern, der Geschwister und des anderen Geschlechts.
Autorenporträt
Diane Freund ist heute Assistent Professor für Englisch an der University of Arizona South, wo sie das Programm für Creative Writing leitet. Sie hat 18 Jahre als Kellnerin gearbeitet, um ihre fünf Kinder großzuziehen. "Ein verrücktes Jahr" ist ihr erster Roman. Brigitte Gerlinghoff studierte Germanistik und Anglistik in Berlin und Göttingen, arbeitete als Lektorin und übersetzte u.a. Gertrude Stein.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2004

Plaudertaschenspieler
Unten Sex, oben Sterne: Diane Freund erzählt aus Kindersicht

In den fünfziger Jahren, in denen dieses Buch irgendwo in der Gegend von New York spielt, gab es einen deutschen Schlager, der ging so: "Die Mutter ist im Krankenhaus, der Vater in Sing-Sing, die Oma geht mit Negern aus, die Kinder tanzen Swing." In Diane Freunds Debütroman mit dem verharmlosenden deutschen Titel "Ein verrücktes Jahr" - im Original heißt er nach dem heruntergekommenen Ort, an dem er spielt, "Four Corners" - geht es so ähnlich zu: die Mutter in der Psychiatrie, der Vater Barkeeper, die Tante, die sich statt der Oma des Schlagers um die Kinder kümmert, geht mit jedem, was sich in dem Mini-Weiler hauptsächlich auf einen Indianer konzentriert. Und die Hälfte der fünf Kinder, zu denen sich die beiden unausstehlichen Früchtchen der Tante gesellen, sind böse, verlogen, grausam.

Diane Freund wählt für ihren ersten Roman Ingredienzen, die man aus Dutzenden amerikanischer Texte kennt: ein ärmliches irisches Milieu; katholische Religiosität; das erwachende Interesse der Kinder an der Sexualität, die in einer nicht lieblosen, aber lebensuntüchtigen Familie heranwachsen. Über sie bricht die scharfzüngige, ewig fluchende, biertrinkende, aber als Praktikerin den Laden schmeißende Schwester der Mutter herein. Das Buch handelt von den Ängsten und Sehnsüchten der Jugend, ihrer Unberatenheit, der Neigung zu Selbstdestruktion, dem Kampf um Anerkennung, um Liebe.

Die Geschichte ist Rainey, der zehnjährigen Tochter, in den Mund gelegt, einer altklugen Plaudertasche. Gekonnt bedient sich Diane Freund, die in Arizona eine Professur für Creative Writing innehat, eines impliziten Erzählens. Das Kind plappert von Dingen, die es nicht versteht, die es beobachtet hat und falsch deutet, die es ausplaudert, während es die schlimmen Geheimnisse, die Übergriffe der "schmutzigen alten Männer" im Kino, im Auto, für sich behält. Aus der Kindersicht hat alles dasselbe Gewicht. Selbst als der Onkel die Tante nahezu umbringt und Joan, die frühreife Kusine, am Ende untertaucht, ergibt das keinen Umschwung, keinen Höhepunkt, auf den die Geschichte zuläuft. Auch aus ihren Charakteren macht die Autorin wenig. Das Buch lebt von Bildern und seiner Atmosphäre. Glänzend ist die Passage, in der Rainey von Joan in die kruden Geheimnisse der Sexualität eingeweiht wird. Während Wörter auf sie herunterprasseln, die kein anständiges Mädchen je in den Mund nehmen würde, sieht sie den Sternenhimmel über sich, Sternbilder, Sternschnuppen - Gegenbilder der Liebe.

Eine Weile folgt man Diane Freund gerne, doch allmählich ist die kindliche Perspektive ermüdend und zu beschränkt, um dauerhaft fesseln zu können. Vielleicht verliert am Ende die Erzählerin selbst das Interesse an ihrem Text. Die todtraurige, freche Joan, Gegenpol zur Erzählerin Rainey, verschwindet von der Bildfläche, und man erfährt nie, ob sie ertrunken oder einfach abgehauen ist. Ein loser Faden in einem sonst dichten, aber etwas blassen Erzählgewebe.

RENATE SCHOSTACK

Diane Freund: "Ein verrücktes Jahr". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Brigitte Gerlinghoff. Verlag C. H. Beck, München 2004. 302 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nein, glücklich ist Renate Schostack mit diesem Roman von Diane Freund nicht geworden, in dem die "zehnjährige Plaudertasche" Rainey aus ihrem Leben erzählt: Die Mutter ist in der Psychiatrie, um die fünf pubertierenden Kinder muss sich die Tante kümmern. Ärmliches, irisches Milieu also, skizziert Schostack, nicht lieblos, aber nicht gerade lebenstüchtig. Zwar weise der Roman einige glänzende Passagen auf, betont die Rezensentin, etwa wenn sich Rainey von ihrer Cousine in die Geheimnisse des Sex einweisen lässt. Doch ging Schostack der vorpubertäre Redefluss zunehmend auf die Nerven. "Ermüdend und beschränkt" findet sie die Kindersicht mit der Zeit, in der alles dasselbe Gewicht habe, es keinen Umschwung und keinen Höhepunkt gebe.

© Perlentaucher Medien GmbH