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Im Mai 1995 werden ein sechsjähriger Junge und seine Angehörigen von der chinesischen Geheimpolizei aus Tibet verschleppt. Der Junge gilt den Tibetern wie auch dem Dalai Lama - Tibets höchstrangiger spiritueller und politischer Führer - als elfte Inkarnation des Panchen Lama, der zweithöchsten religiösen Persönlichkeit Tibets. Beide Lamas genießen in der Bevölkerung größten Rückhalt. Auf ihnen liegen alle politischen Hoffnungen, sie gewährleisten die Kontinuität der spirituell-religiösen Ordnung im Land. Mit seiner Entführung bleibt das Kind verschwunden. Weder die massiven antichinesischen…mehr

Produktbeschreibung
Im Mai 1995 werden ein sechsjähriger Junge und seine Angehörigen von der chinesischen Geheimpolizei aus Tibet verschleppt. Der Junge gilt den Tibetern wie auch dem Dalai Lama - Tibets höchstrangiger spiritueller und politischer Führer - als elfte Inkarnation des Panchen Lama, der zweithöchsten religiösen Persönlichkeit Tibets. Beide Lamas genießen in der Bevölkerung größten Rückhalt. Auf ihnen liegen alle politischen Hoffnungen, sie gewährleisten die Kontinuität der spirituell-religiösen Ordnung im Land. Mit seiner Entführung bleibt das Kind verschwunden. Weder die massiven antichinesischen Demonstrationen der Tibeter noch die ausländischen Proteste können China umstimmen. Tibet stürzt in die schwerste Krise seit seiner Besetzung durch die Volksrepublik China und droht nun endgültig seine innere Identität zu verlieren. Ebenso erschüttert vom Schicksal Tibets wie fasziniert von den Bräuchen und Traditionen des tibetischen Buddhismus beginnt Isabel Hilton das Schicksal des Panch en Lama zu recherchieren und verschafft sich und ihren Lesern damit einen tiefen Einblick in die jahrtausendealte Geschichte Tibets und seine gegenwärtige Lage. So bietet dieses von einer exzellenten Kennerin verfaßte Buch einen ebenso spannenden wie ungewöhnlichen Einblick in die religiös-politischen Verhältnisse Tibets und sein tragisches Schicksal.
Autorenporträt
Isabel Hilton ist Journalistin und gilt als international renommierte China-Kennerin. Ihre Reportagen, Interviews und Hintergrundberichte erscheinen in allen wichtigen englischsprachigen Zeitungen und Zeitschriften, darüber hinaus verfaßt sie Beiträge für den Rundfunk und das Fernsehen der BBC. Isabel Hilton spricht mehrere Sprachen, darunter Chinesisch und Deutsch.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Keine "boulevardisierende Entführungsgeschichte" sei es, wenn auch gelegentlich "reißerisch", mit "legitimen Spannungseffekten", schreibt Rezensent Ludger Lütkehaus über das "engagierte" Buch, in dem er gerne noch mehr über "Streitigkeiten der Exiltibeter" oder "von der Selbstkritik einer theokratischen Tradition" gelesen hätte. Lütkehaus erläutert ausführlich die "Heilsarbeitsteilung" zwischen Dalai Lama und Panchen Lama und das Problem der Benennung eines Nachfolgers des reinkarnierten Buddhas vor dem Hintergrund der chinesischen Besatzung.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2002

Doppelter Panchen Lama
Tibets religiöse Würdenträger und der Streit über den zweiten Platz

Isabel Hilton: Die Suche nach dem Panchen Lama. Auf den Spuren eines verschwundenen Kindes. Verlag C.H. Beck, München 2002. 413 Seiten, 22,90 Euro.

Im November 1995 wurde in einer pompösen Zeremonie im Jokhang Tempel in Lhasa per Losverfahren der Junge Gyaltsen Norbu zum 11. Panchen Lama gekürt. Anwesend waren tibetische Würdenträger und hohe Repräsentanten der chinesischen Zentral- und Provinzregierung. Die offizielle chinesische Presse jubelte, daß nun endlich, sechs Jahre nach dem Tod des 10. Panchen Lama, seine Reinkarnation gefunden und bestätigt sei. Chinas Parteiführung ließ Glückwünsche übermitteln.

Die wohlinszenierte Zeremonie hatte nur einen Fehler, von dem die meisten Tibeter sehr wohl wußten. Gyaltsen Norbu war nicht der Junge, den der Dalai Lama als Inkarnation des Panchen Lama identifiziert hatte. Der Dalai Lama hatte mit Hilfe von tibetischen Mönchen aus seinem indischen Exil selbst eine Suche angestrengt und einen anderen tibetischen Jungen, Gedün Chökyi Nyima, als Reinkarnation ausgemacht. Seine Entscheidung hatte der Dalai Lama kurz vor der von den chinesischen Behörden organisierten Auswahlzeremonie bekanntgegeben. Zwei Ansprüche gibt es nun auf den Rang eines der höchsten Würdenträger im tibetischen Buddhismus. Doch der Junge, den der Dalai Lama und seine Anhänger identifiziert haben, wurde seither in der Öffentlichkeit nicht mehr gesehen. Die chinesischen Behörden gaben an, sein Aufenthaltsort werde zu seiner eigenen Sicherheit nicht bekanntgegeben. Er sei bei seinen Eltern, und es gehe ihm gut. Exil-Tibeter bezeichnen ihn als den jüngsten politischen Gefangenen Chinas.

Das Wettrennen um die Suche nach der Inkarnation des Panchen Lama, und zwar zwischen dem Dalai Lama und den chinesischen Behörden, stellt die Journalistin Isabel Hilton packend dar. Sie kann über viele Ereignisse dieser unglücklichen Geschichte aus erster Hand berichten, da sie vom Dalai Lama auserkoren wurde, den Auswahlprozeß für die Reinkarnation für die Außenwelt zu dokumentieren. Trotz ihrer Nähe zum Dalai Lama erlag sie aber nicht der Versuchung, in unkritische Schwärmerei oder bloße Wiedergabe exiltibetischer Positionen zu verfallen. Der Prozeß der Inkarnationssuche sei eine Mixtur aus religiösem Glauben, esoterischem Geheimnis und realen materiellen Interessen, schreibt sie. Tibet war und ist eben kein "religiöses Disneyland", und auch unter den Tibetern und deren religiösen Führern gab und gibt es reichlich Streit um Macht und Einfluß.

Für die Zukunft der tibetischen Religion unter der chinesischen Herrschaft bedeutet die Existenz zweier Inkarnationen eines Führers nichts Gutes. In Abwesenheit des Dalai Lama ist der Panchen Lama der höchste religiöse Würdenträger in Tibet. Werden die Tibeter den von China gekürten Panchen Lama annehmen? Was wird aus dem Jungen, den der Dalai Lama erwählt hat? Was wird vor allem, wenn der Dalai Lama stirbt? Dann nämlich sollte der Panchen Lama eine wichtige Rolle bei der Suche nach dessen Reinkarnation übernehmen. Der Dalai Lama, der zwar ein religiöser Führer, aber kein weltferner Romantiker ist, sieht die Lage realistisch: es könne sein, daß er der letzte Dalai Lama sein werde.

PETRA KOLONKO

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2002

Intrigenspiel
Die Suche nach dem Panchen Lama ist auch ein Machtkampf
Die Szene glich einer Lottoziehung, doch sie war prachtvoller, und die Gewinnchancen waren besser. Aus drei Elfenbeinkugeln in einer Goldenen Urne wurde eine ausgewählt. „Gyaltsen Norbu hatte die Glückszahl”, frohlockten die offiziellen Medien in China. Sie verschwiegen, dass dem Glück von Gyaltsen Norbu zuvor nachgeholfen worden war. Gegen den inneren Widerstand der religiösen Tibeter wurde der Sechsjährige 1995 als elfte Reinkarnation des Panchen Lama, der zweitwichtigsten religiösen Persönlichkeit Tibets, inthronisiert. Die Chinesen hatten gewonnen, der Dalai Lama in Tibet verloren. Mit ihm verlor auch der Junge, auf den die Wahl des geistlichen Oberhauptes der Tibeter gefallen war. Der Konkurrent des Siegers, das tibetische Kind Gedün Chökyi Nyima, wurde verhaftet. Er gilt als jüngster politischer Gefangener der Welt, verdammt zu lebenslangem Hausarrest.
Man kann an Wiedergeburt glauben oder nicht – in Tibet ist die Lehre von der Reinkarnation eine zentrale Doktrin, der Schlüssel zur Legitimation der religiösen und politischen Macht. Dem komplizierten Auswahlverfahren nach dem Tod religiöser Führer müssen sich also auch die atheistischen Machthaber in Peking unterwerfen, wenn sie in Tibet glaubhaft sein wollen. Doch bei der Suche nach einer Reinkarnationen ist schon immer viel Raum für Manipulation gewesen – Raum, den die Regierung in Peking weidlich nutzte, um ihre Interessen im besetzten Nachbarland durchzusetzen.
Mit List und Tücke
Als 1989 der zehnte Panchen Lama starb, und als fünf Jahre später seine Wiedergeburt noch immer nicht gefunden war, witterte die britische Journalistin Isabel Hilton eine Geschichte. Sie erkannte, dass sich da ein entscheidender Konflikt für die Zukunft des Landes zusammenbraute. Und sie hatte Recht. Die Suche nach dem Panchen Lama geriet zum Machtkampf zwischen der chinesischen Regierung in Peking und der tibetischen Exilregierung in Dharamsala. Ausgetragen wurde er mit List und brutaler Gewalt. „Beide Seiten waren unaufrichtig”, als sie die Suche als religiöse Angelegenheit darstellten, schreibt Hilton.
Jahrelang hat die Britin für ihr Buch recherchiert. Es war „eine lange und oft frustrierende Reise in eine Welt voller Geister und Dämonen, voller politischer Intrigen und verborgener Geschichte”, wie sie selbst sagt. Ihr international gewürdigtes Werk „Die Suche nach dem Panchen Lama”, das jetzt auf deutsch vorgelegt wurde, liest sich wie ein Krimi – und doch ist alles wahr. Es ist die Geschichte von der Suche nach einem verschwundenen Kind, und darüber hinaus ein Standardwerk, das das schwierige Verhältnis zwischen Chinesen und Tibetern deutlich macht.
Die profilierte britische Journalistin kam genau zur rechten Zeit; die Suche nach dem Panchen Lama ging gerade in ihre letzte Phase. Zuvor hatten tibetische Mönche stundenlang am heiligen See Lhamo Latso gesessen und mit Ferngläsern dessen Oberfläche nach Visionen und inspirierenden Bildern abgesucht. An vielen Orten wurde nach glückverheißenden Zeichen bei der Geburt von Kindern geforscht. Von einem hieß es, es habe bereits im Bauch der Mutter gesprochen – was den Dalai Lama besonders amüsierte.
Der allerdings hätte in seinem Exil in Dharamsala gar nichts über die Kinder erfahren dürfen, die jenseits des Himalaya als Nachfolger des zehnten Panchen Lama in Betracht gezogen wurden. Doch was ist den tibetischen Gläubigen eine Reinkarnation wert, die nicht vom Dalai Lama anerkannt wurde? Das zumindest forderte Chadrel Rinpoche, Abt im Stammkloster des Panchen Lama. Chadrel war nach der Proklamation des elften Panchen Lama jahrelang verschwunden. Erst vor einigen Wochen entließen ihn die Chinesen aus der Haft, die ihm seine Loyalität zum Dalai Lama 1995 eingebracht hatte. Sein Verbrechen: Er hatte die Suche nach der Reinkarnation des Panchen Lama gemäß den Glaubensvorschriften und nicht gemäß der von den Chinesen diktierten Politik geplant.
Um verständlich zu machen, warum gerade der Panchen Lama für den Fortbestand der tibetischen Kultur und damit die Kontrolle über das Land eine so herausragende Bedeutung hat, taucht Hilton tief ein in die Geschichte Tibets und weist auf die traditionell enge Beziehung zwischen dem Dalai Lama und dem Panchen Lama hin. „Ist der Dalai Lama tot, wird der Panchen Lama die höchste geistige Autorität des tibetischen Buddhismus sein”. Seine Aufgabe ist dann auch die Suche nach dem 15. Dalai Lama. Auch deshalb will Peking den Auswahlprozess so dringend kontrollieren.
Auf ihren Recherchen kam die Britin, die perfekt Chinesisch spricht, viel herum – in Gegenden, die ihre Leser wohl niemals betreten werden. Sie war in Xining, der nordchinesische Stadt an der Schnittstelle zwischen Mongolei, Tibet und China; diese diente ihr als Ausgangsbasis für einen Besuch im Geburtshaus des zehnten Panchen Lama. Hiltons Buch ist auch eine Rehabilitation dieses Mannes. Der zehnte Panchen Lama galt immer als China- freundlich, als Galionsfigur Pekings. Hilton beschreibt ihn als einen naiven Menschen, der zunächst glaubte, „dass er und seine neuen Herren die gleiche Vision von einem modernen, progressiven Tibet” hatten. Doch China wollte Xizang, das „westliche Schatzhaus”, wie Tibet auch genannt wird, nicht reformieren, sondern seine traditionelle Gesellschaft zerstören.
Als der Panchen Lama das erkannte, verfasste er die „Petition der 70000 Schriftzeichen”, den „detailliertesten, bestinformierten Angriff auf die chinesische Politik in Tibet, der jemals geschrieben wurde”, so Hilton. Er kam ins Gefängnis, galt lange als tot. Nach seiner Freilassung kümmerte er sich mit umso größerem Elan um die Bedürfnisse seines geplagten Volkes. Um seinen plötzlichen Tod ranken sich noch heute viele Spekulationen. Tibet war im Aufruhr, das Kloster Tashi Lhunpo stand zwei Jahre lang unter Kriegsrecht.
Nach der Proklamation von Gyaltsen Norbu zu seinem Nachfolger gab es in Tibet Proteste und Festnahmen. In Tibet musste man um das Leben des Kindes fürchten. So wohnt er in Peking, in einer Villa. Dem Unterlegenen, Gedün Chökyi Nyima, geht es schlechter. Er muss ohne jegliche Bildung aufwachsen – damit er auch als Erwachsener nicht in der Lage sein wird, Anspruch auf das Amt zu erheben.
EDELTRAUD RATTENHUBER
ISABEL HILTON: Die Suche nach dem Panchen Lama. Auf den Spuren eines verschwundenen Kindes. Verlag C.H.Beck, München 2002. 413 Seiten, 23, 60 Euro.
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"Eine ganz unglaubliche Geschichte - hervorragend erzählt" Timothy Garton Ash, The Times "Ein exzellentes Buch ..." Ian Buruma, New York Review of Books "... ein herausragendes Buch - voller Sachkenntnis und großem persönlichen Mut" Literary Review "Ein geradezu unwiderstehlicher Thriller, eine faszinierende Darstellung des tibetanischen Buddhismus und ein glänzender Reisebericht" Daily Mail