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Was ist Wissen - und wie hängen seine Formen, seine Inhalte, seine Verteilung, sein Ansehen mit dem Wandel der Gesellschaft zusammen? Wie wird es weitergegeben, bewahrt, kontrolliert - und welchen Einfluß hat das auf gesellschaftliche Herrschaft?

Produktbeschreibung
Was ist Wissen - und wie hängen seine Formen, seine Inhalte, seine Verteilung, sein Ansehen mit dem Wandel der Gesellschaft zusammen? Wie wird es weitergegeben, bewahrt, kontrolliert - und welchen Einfluß hat das auf gesellschaftliche Herrschaft?
Autorenporträt
Johannes Fried ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Frankfurt. Er war von 1996 bis 2000 Vorsitzender des Verbandes der Historiker Deutschlands. 1995 erhielt er für sein Werk "Der Weg ins Mittelalter" den Preis des Historischen Kollegs.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2001

Stadt der Götter
Revolutionen des Wissens
von Baal bis Beck
Um wieviel reicher wird das Wissen von anderen Kulturen und vergangenen Zeiten, wenn der Schleier des Positivismus es nicht mehr verhängt? Jan Assmann führt mit seinem Beitrag in dem Sammelband über die Revolutionen des Wissens vor, was ein unverschleierter Blick in seinem Gebiet, der Ägypotologie, freigibt. Er erzählt die Geschichte der Tradierung eines Wissens über die ägyptische Mysterien, das Ende des 18. Jahrhundert jäh abbrach. Von einem gemeinsamen Wissensschatz der Juden, Christen und Heiden kann seither keine Rede mehr sein. Die Renaissance hatte einen solchen Schatz erstmals in den Schriften des Hermes Trismegistus aus der Zeit Moses‘ ausgehoben. Und selbst, als diese Schriften im 17. Jahrhundert als christliche Fälschungen entlarvt worden waren, riß der Faden zu Ägypten nicht ab. Noch Anfang des 18. Jahrhunderts kultivierten Freimaurerlogen ein ägyptisches Mysterienwissen. Erst die Nationalphilologien beendeten diese langanhaltende Epoche der Ägyptenrezeption.
Assmann entfaltet den Reichtum dessen, was einmal unmittelbar zum Wissensbestand des gebildeten Europa gehört hatte und was seit der positivistischen Wende um 1900 nur mehr als Gegenstand der Historie erforscht wird: Je mehr Wissen man seither über Ägypten anhäufte, desto fremder wurde es. Und wie alle Erzählungen von einem Wissen, das der Positivismus verschüttet hat, ist auch diese schön und faszinierend. Sie berichtet von einem Selbstbild Europas, das nicht zwischen Athen und Jerusalem zu wählen hatte. Die Spannung zwischen der Stadt der Götter und der Stadt des Monotheismus, die sich in der Bezugnahme auf Ägypten löste, prägte das Bild, das Europa von sich entwarf, bevor es sich etwa germanisch oder ausschließlich monotheistisch deklinierte.
Auch Geoffrey Lloyd erforscht in seinem Beitrag eine Wissenskonstellation des Altertums. Es geht ihm um das teils prognostische, teils analytische Wissen, das aus der Beobachtung des Sternenhimmels folgt. Er präsentiert dieses Himmelswissen nicht etwa am Leitfaden des Fortschritts, sondern im Vergleich zwischen Babylon, China und Griechenland. So fallen die Unregelmäßigkeiten in der Erzeugung und Überlieferung des astronomischen und astrologischen Wissens aller drei Gesellschaften der Antike ins Auge. Und um solche irregulären Elemente in der Wissenserhebung und -überlieferung ging es den Herausgebern Johannes Fried und Johannes Süßmann in ihrem Buch. In der Einleitung dazu betonen sie, daß die Revolutionen des Wissens auch auf ihre unauffälligen aber wirksamen Kontinuitäten hin befragt werden sollen. Wer nur nach epistemischen Revolutionen Ausschau hält, wird die nicht minder „revolutionären” latenten Verbindungen ebenso wenig bemerken, wie minimale aber folgenreiche Verschiebungen oder eben Unregelmäßigkeiten.
Die Untersuchungen des Sammelbandes mit einem enormen Einzugsbereich von der Steinzeit bis zur Moderne, wie der Untertitel des Sammelbandes besagt, haben sich und ihre Leser in den Besitz eines reichen Wissens gebracht, das hinter der Mauer des 19. Jahrhunderts zu finden ist. Sämtliche Beiträge des Bandes sind aus Vorträgen hervorgegangen, die an der Frankfurter Goethe- Universität auf Einladung der DFG-Forschergruppe mit dem Thema „Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel” gehalten wurden.
CORNELIA VISMANN
JOHANNES FRIED, JOHANNES SÜßMANN (Hg.): Revolutionen des Wissens. Von der Steinzeit bis zur Moderne. Verlag C.H. Beck, München 2001. 193 Seiten, 19, 90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Cornelia Vismann ist sehr angetan von dem Sammelband, dessen Beiträge aus Vorträgen an der Frankfurter Goethe-Universität zum Thema "Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel" entstanden sind. Die Herausgeber hätten es sich vorgenommen, jenseits einer positivistischen Betrachtungsweise das Augenmerk auf die Kontinuitäten und Abweichungen der Wissensentwicklungen in verschiedenen Kulturen von der Steinzeit bis in die Moderne zu legen, so die Rezensentin angetan. Sie geht nur auf zwei Beiträge des Bandes genauer ein, doch, lobt sie, insgesamt werde der Leser dieses Buches in den "Besitz eines reichen Wissens gebracht".

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