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Das große Werk zur Geschichte der Politikwissenschaft Erstmals bietet Wilhelm Bleek nun eine umfassende Geschichte der Politikwissenschaft von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart. Seine auch die Nachbarfächer und die internationalen Austauschprozesse berücksichtigende Darstellung beschreibt nicht nur die intellektuellen Leistungen herausragender Fachvertreter, sondern ordnet auch stets die Entwicklung der Politikwissenschaft in den gesellschaftlichen und politischen Gesamtzusammenhang der deutschen Geschichte ein. Das gilt für die Entstehung der Staatswissenschaft im…mehr

Produktbeschreibung
Das große Werk zur Geschichte der Politikwissenschaft
Erstmals bietet Wilhelm Bleek nun eine umfassende Geschichte der Politikwissenschaft von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart. Seine auch die Nachbarfächer und die internationalen Austauschprozesse berücksichtigende Darstellung beschreibt nicht nur die intellektuellen Leistungen herausragender Fachvertreter, sondern ordnet auch stets die Entwicklung der Politikwissenschaft in den gesellschaftlichen und politischen Gesamtzusammenhang der deutschen Geschichte ein. Das gilt für die Entstehung der Staatswissenschaft im frühneuzeitlichen Staat ebenso wie für die politisierte Wissenschaft im "Dritten Reich" und die Neugründung der Politologie als Demokratiewissenschaft nach 1945.
Autorenporträt
Dr. Wilhelm Bleek, geboren 1940, war von 1981 - 2005 Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bochum. Er lebt im Ruhestand in Toronto/Kanada.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.2001

Der Weg der Politik als Wissenschaft
Die Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland hat ihren Autor gefunden

Wilhelm Bleek: Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland. C.H. Beck Verlag, München 2001. 536 Seiten, 78,50 Mark.

Wer es nicht genau weiß, nimmt an, die Politikwissenschaft als akademische Disziplin sei ein Produkt der Nachkriegszeit und verdanke ihre Entstehung und Förderung den Besatzungsmächten. In der Tat gab es bei der Wiedereröffnung der deutschen Hochschulen nach Kriegsende dieses Fach nirgendwo, und es bedurfte einer besonderen historischen Konstellation und besonderer Anstrengungen im Beziehungsfeld zwischen Politik und Universitäten, um nach und nach Lehrstühle und Institute für Politische Wissenschaft zu errichten. So gelang es schließlich, die heutige Situation herbeizuführen, in der die Politische Wissenschaft ein anerkanntes Studienfach ist. Heute gibt es knapp dreihundert Professorenstellen samt den weit umfangreicheren Personalstellen für wissenschaftliche Mitarbeiter. Das ist zwar nicht exzessiv, aber doch beachtlich, vor allem wenn man bedenkt, daß man 1950 bei Null begonnen hat.

Das Fach ist etabliert, wenn auch sein Ansehen in der Öffentlichkeit gewissen Schwankungen unterliegen mag. Somit ist die Stunde gekommen, die Geschichte dieser bemerkenswerten Entwicklung der Politischen Wissenschaft in Deutschland zu schreiben. Seit mindestens einem Jahrzehnt befassen sich einige theoretisch und historisch interessierte Politologen mit der Geschichte ihres Fachs, speziell mit einigen der sogenannten Gründerväter nach 1945, als da sind, um nur einige der wichtigsten zu nennen: Ernst Fraenkel/Berlin, Theodor Eschenburg/Tübingen, Arnold Bergstraesser/Freiburg, Wolfgang Abendroth/Marburg, Carlo Schmid/Frankfurt am Main, Eric Voegelin/München und andere.

Nun hat einer aus dieser Forschergruppe den großen Wurf gewagt, sich nicht mit einer kleinen Nachkriegsgeschichte der Disziplin zu begnügen, sondern gleich eine Gesamtgeschichte der Politikwissenschaft zu schreiben. Wilhelm Bleek hat eine gründliche, ausgewogene, bestens dokumentierte und dazu noch gut lesbare Darstellung dieser Geschichte der Lehre und Wissenschaft von der Politik vorgelegt, die sich über kurz oder lang als Standardwerk durchsetzen dürfte.

Der Autor brachte günstige Voraussetzungen mit: Er hatte am Anfang seiner Laufbahn über die Ausbildung der deutschen Beamten im 18. und 19. Jahrhundert gearbeitet, sich mit Robert Dahlmann und anderen Politik-Professoren in der Paulskirche beschäftigt und konnte für die Politikwissenschaft der vormodernen Ära auf die Forschungen von Hans Maier zurückgreifen. So ist ein aus vier lesenswerten Kapiteln bestehender historischer Teil entstanden, der die Absicht des Autors, die deutsche Politikwissenschaft von heute durch die Kenntnis ihrer Vorgeschichte zu bereichern, bestens erfüllt.

Die übrigen zwölf Kapitel bewegen sich im 20. Jahrhundert. Hochinteressant ist die wechselvolle Geschichte der 1919 gegründeten Deutschen Hochschule für Politik in Berlin, an der jedoch nicht nur prominente Demokraten wie Theodor Heuss und Hermann Heller lehrten, sondern auch Antidemokraten und Nationalisten wie Friedrich Berber und Max Hildebert Böhm. Der Lehrkörper der Hochschule war in der Zerrissenheit der Weimarer Zeit nicht imstande, ein gemeinsames Konzept einer Politischen Wissenschaft zu entwickeln. Dagegen kann Bleek zeigen, daß gerade die durch die Nationalsozialisten aus Deutschland vertriebenen Politologen in den Vereinigten Staaten zu großer Bedeutung und Wirkung für die dortige Political Science gelangten. Einige von ihnen, wie Eric Voegelin, Franz Neumann, und Ernst Fraenkel, sind dank ihrer Rückkehr nach Deutschland zu wichtigen Vertretern in der Gründungsphase des Faches in der Bundesrepublik geworden.

Der Autor behandelt die Etappen in der Entwicklung der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik von der Gründungsphase (1949 bis 1959) bis zur starken Expansion, bis zur Krise im Gefolge der 68er-Rebellion (1960 bis 1975) recht lebendig und anschaulich. Er stellt die wichtigsten Repräsentanten der Nachkriegsära vor, schildert die Ausdehnung des Faches und seiner Arbeitsgebiete durch die Einführung der Gemeinschaftskunde in den Höheren Schulen, beleuchtet den Zusammenhang zwischen irritierenden Manifestationen des Neonazismus und Antisemitismus und der verstärkten Förderung des Faches durch die Politik und die Kultusministerien. Die radikalen und aggressiven Seiten der schweren politischen Krise vor und nach 1968, die zu massiven Störungen des Studienbetriebs und zu einer Spaltung der Fachvereinigung führten, werden dabei etwas zu gelinde und abgeklärt behandelt. Für jemand, der wie der Rezensent damals inmitten des Aufruhrs stand, ist Bleeks Hinweis, die Krise habe eine durchaus positive Funktion für das Fach gehabt, schwer nachvollziehbar. Denn die Krise hat die Leistungsstandards gesenkt, dem Ansehen des Faches in der deutschen Öffentlichkeit geschadet und auch die beruflichen Chancen der Politologiestudenten stark beeinträchtigt.

Gewiß folgte auf die Zeit der Unruhe die im letzten Kapitel beschriebene Phase der Konsolidierung und Normalisierung (1975 bis 1990). Sie war nach Bleek der von da an vorherrschenden Professionalisierung des Faches im Sinne der empirischen Sozialwissenschaften zu danken. Das Ergebnis war die eingangs erwähnte Anerkennung der Politikwissenschaft als eine normale akademische und für die Gesellschaft nützliche Disziplin: "Allgemein wurde anerkannt, daß die Politikwissenschaft eine sinnvolle, wenn auch nicht übermäßig bedeutsame Dienstleistungsfunktion für Gesellschaft und praktische Politik ausübte."

Es scheint, als würde Bleek sich mit diesem bescheidenen, aber auch beruhigenden Ergebnis der historischen Entwicklung der deutschen Politikwissenschaft zufriedengeben wollen. Deshalb enthält er sich klugerweise jeden Urteils über die gegenwärtige geistige Verfassung und wissenschaftliche Qualität des Faches und das Ausbildungsniveau seiner Absolventen, worüber auch im Fach selbst aus guten Gründen lieber nicht gesprochen wird. Dagegen empfiehlt er allen Politologen eine eingehendere Beschäftigung mit der Geschichte des Faches in vormoderner Zeit und ihren Leitfiguren vom Kaliber eines Robert Mohl oder Friedrich Christoph Dahlmann, von denen man auch für moderne Fragestellungen manches lernen könne.

Erwähnt sei schließlich noch, daß Bleek der DDR-Politiklehre und -Forschung ein eigenes Kapitel widmet, in dem er der "DDR-Politikwissenschaft" mit Recht jeden wissenschaftlichen Charakter abspricht. Dies erlaubt ihm, in der seit 1990 erfolgten Anpassung der Politikwissenschaft bei den Hochschulen der neuen Bundesländer an die westlichen Standards ein weiteres positives Zeichen für die erreichte Normalisierung zu sehen. In diesem Bereich gibt es heute kein West-Ost-Gefälle mehr.

Einige der alten Lehrmeister, die das Fach in der Bundesrepublik neu begründeten, hielten die Politikwissenschaft für die wichtigste, die höchste aller Humanwissenschaften. Von diesem Gründerpathos spürt man in diesem Buch fast nichts mehr. Vielleicht ist es dem Verfasser gerade deshalb möglich gewesen, eine so gediegene und verläßliche Darstellung des historischen Werdegangs der Politikwissenschaft in Deutschland zu geben.

KURT SONTHEIMER

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Wer sich mit der Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland beschäftigen will, wird in Zukunft auf dieses Buch zurückgreifen müssen". Damit erklärt Andreas Anter das Buch von Wilhelm Bleek, der bisher vor allem in der Deutschland- und DDR-Forschung hervorgetreten ist, schon jetzt zum Standardwerk. Bleek zeichne in seiner "anregenden Studie" die wechselvolle Geschichte der Politikwissenschaft von ihren mittelalterlichen Anfängen bis heute, wobei die differenzierte Betrachtungsweise und die "unprätentiöse Sprache" zu loben sei. Es stört den Rezensenten nicht, dass Bleek bei seinen Spezialgebieten gelegentlich weiter ausholt. Anter hat nur in einem Punkt Kritik anzumerken: Die Rolle Max Webers und sein Verständnis des Faches "Nationalökonomie" als dezidiert politische Wissenschaft, komme bei Bleek ein wenig zu kurz. Ansonsten kann man die gesamte Geschichte des Faches nachlesen, so der begeisterte Rezensent. Daneben wende sich der Autor auch den unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden des Faches zu, die er mit der "gebotenen Sachlichkeit" abhandle.

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