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Wer viel Radio hört, durch die TV-Programme zappt, den neuartigen Politzirkus miterlebt und die Deutschen im Big-Brother-Fieber verfolgt, kann auf die Idee kommen, hier sei Volksverdummung auf hohem ökonomischen und technischem Niveau angesagt. Zehn Autoren unternehmen in diesem Band mit offenen Augen Ausflüge in die Fun-Gesellschaft. Sie beobachten, "wie man gedacht wird", blicken auf das "Glück der größten Zahl", machen einen Besuch beim Titelhandel oder studieren die Dummheit als erfolgreiche Lebensform. Möglicherweise ist die Tatsache, dass Dumme von ihren Fähigkeiten ganz besonders…mehr

Produktbeschreibung
Wer viel Radio hört, durch die TV-Programme zappt, den neuartigen Politzirkus miterlebt und die Deutschen im Big-Brother-Fieber verfolgt, kann auf die Idee kommen, hier sei Volksverdummung auf hohem ökonomischen und technischem Niveau angesagt. Zehn Autoren unternehmen in diesem Band mit offenen Augen Ausflüge in die Fun-Gesellschaft. Sie beobachten, "wie man gedacht wird", blicken auf das "Glück der größten Zahl", machen einen Besuch beim Titelhandel oder studieren die Dummheit als erfolgreiche Lebensform. Möglicherweise ist die Tatsache, dass Dumme von ihren Fähigkeiten ganz besonders überzeugt sind, keine bloß natürliche Gegebenheit, sondern Ausdruck der Dressierbarkeit des Menschen in der Postmoderne.

Autorenporträt
Peter V. Zima lehrt Literaturwissenschaft an der Universität Klagenfurt.

Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, geb. in München, studierte Germanistik, Komparatistik, Anglistik und Kunstgeschichte in München, Siena und Rom. Seit 1991 ist er renommierter Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik in Tübingen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.04.2001

Sehen Sie auch so gerne Talkshows?

Unter den Medienschaffenden sind diejenigen mit einer sogenannten kritischen Gesinnung womöglich doch die schlimmsten. Denn anders als jene, die durch Affirmation des Bestehenden auffallen und im öffentlichen Zirkus fröhlich mittun, lügen jene sich die Medienlandschaft so zurecht, daß sie sie bequem kritisieren können und dabei selbst möglichst gut dastehen. Sehr schön war dies einmal in einem Zeitungsinterview mit Marcel Reif und Günther Jauch zu beobachten - einer ziemlich weitverbreiteten Meinung zufolge zwei über jeden Zweifel erhabene Gewährsmänner für journalistische Kompetenz und Integrität. Als es um Phrasen ging, die Sportreporter angeblich verwenden, da fühlten sich die beiden zur Kollegenschelte bemüßigt. Jauch legte vor: "Die klassische Frage an den Trainer nach dem Spiel: ,Lag es daran, daß das Mittelfeld nicht schnell genug überbrückt wurde?'" Und Reif assistierte: "Ja, brück, brück, brück. Doch, ich hab' auch was: ,Die Mannschaft antwortet mit wütenden Gegenangriffen.'" Man könnte jetzt in den Archiven verschiedener Sender eine Suchaktion starten, um herauszufinden, wie oft diese Phrasen tatsächlich verwendet werden - wenn sie überhaupt jemals in dieser Form verwendet wurden. Kein Rolf Töpperwien und kein Ernst Huberty hat je solche Sachen gesagt. "Aber", sagt Reif, der als Stilist gilt, "sobald der Fußball auf Sendung ist, wird sich gespreizt." Nun, das ist wenigstens ein Sprachschnitzer, der sich belegen läßt. Die Tugend, die Dinge genau zu betrachten und sich vor Pauschalisierungen zu hüten, ist insbesondere bei jenen schwach ausgeprägt, die sich über das Fernsehen aufregen und glauben, das stark in Mode gekommene und dadurch selbst schon wieder stereotype Schimpfen auf Talkshows reiche als Ausweis einer kritisch-distanzierten Gesinnung bereits aus. Ob in der von den Medien geschaffenen Öffentlichkeit aber insgesamt "Strategien der Verdummung" herrschen, ist die Frage - so ehrenwert es auch ist, dagegen anzukämpfen, wie dies jetzt ein von den Literaturwissenschaftlern Jürgen Wertheimer und Peter V. Zima herausgegebener Band unternimmt ("Strategien der Verdummung". Infantilisierung in der Fun-Gesellschaft. Verlag C. H. Beck München 2001, 169 S., br., 19,90 DM). Was dabei herauskommt, ist manchmal nicht mehr als eine bloße Wiederabbildung eben jenes Unsinns, den zu kritisieren man sich vorgenommen hat. Natürlich gibt es immer mehr Anzeichen für eine "Destabilisierung und Diskreditierung kritischer Denkprozesse". Ob aber nicht auch Kritik verdummend sein kann, wenn sie die Wirklichkeit verzerrt, diese Frage kommt zumindest denen, die sie üben, nicht in den Sinn. Verständlicherweise: Denn es ist ihr Geschäft, sich immer nur an jenen zu vergreifen, die unter ihrem Niveau sind. Die bloße Nennung des zu Kritisierenden genügt. In anderen Fällen reicht die Pauschalisierung, wie etwa in dem an sich lesenswerten Aufsatz Zimas über die Frage "Wie man gedacht wird": Die Produkte der Boulevard-Presse, regt Zima an, müsse man mit folgender Angabe kennzeichen: "enthält 60 Prozent hohle Phrasen und Slogans, 20 Prozent fehlerhafte Syntax, 10 Prozent Stilblüten, 5 Prozent Grammatikfehler und 5 Prozent widersprüchliche oder unsinnige Behauptungen". Aber was etwa die Bild-Zeitung betrifft, die der Verfasser des Aufsatzes offenbar besonders im Auge hat, so zeichnet gerade sie sich durch extrem wenige Syntax- und Grammatikfehler aus, deren Zahl unter der einiger großer Tageszeitungen liegen dürfte. Sprachkritik ist immer auch Kritik am Denken. Aber als Reflex wird sie wirkungslos. Welchen Sinn hat es noch, darauf hinzuweisen, daß in Fernsehsendungen dumme Sachen gesagt werden? Die Medienwirkungsforschung hat sich jahrzehntelang darüber den Kopf zerbrochen, welche Auswirkungen Presse und Fernsehen wohl haben, bis sie zu dem Schluß gekommen ist, daß jedes Medium so dumm ist wie der, der es nutzt. Das gilt übrigens auch für Bücher.

EDO REENTS

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Blödheit auf hohem Niveau
"Deutschland verblödet" überschrieb eine Wochenzeitung noch vor der Veröffentlichung der jüngsten Pisa-Bildungsstudie ihre Titelgeschichte und richtete ihren Zorn vor allem gegen das Privatfernsehen. Die Autoren dieses Taschenbuches, Literaturwissenschaftler und Soziologen, ziehen den Kreis weiter und belegen, dass sich eine Volksverdummung auf hohem ökonomischen und technologischen Niveau vollzieht, "während die mentalen, kommunikativen und emotionalen Fähigkeiten auf allen sozialen Niveaus spürbar tiefer gelegt werden".
Falsche Syntax, leere Sprachhülsen
Leider muss man sagen, dass der Kritik der Autoren wenig entgegenzusetzen ist, wenn sie unseren Alltag durchleuchten. Das Schlimme sei, dass fehlerhafte Syntax, rudimentäre Sprachbeherrschung, abgedroschene Phrasen, leere Worthülsen, Stilblüten und plumpe Werbe-Slogans in der Regel wortlos und kommentarlos hingenommen werden. Frei nach der Devise: So ist nun mal das Leben, ändern können wir sowieso nichts.
"Lieber schön und dumm"
Für den schwachsinnigen Firlefanz im TV stehen Talk-Show-Themen. Zitate von Sendungen, die in drei Monaten des Jahres 1998 über die quotenstärksten kommerziellen Sender gingen, machen auch den fernsehgewöhnten Leser fassungslos: "Lieber schön dumm als schlau und häßlich", "Beamte sind Schmarotzer und faul", Ich habe schon mal gelebt", "Ich pinkle nur im Stehen". "Dicke in Dessous - das will ich sehen". Keine Überraschung ist dann die Tatsache, dass von allen deutschen Lehrstellenbewerbern 10 bis 15 Prozent nicht zu vermitteln sind, weil sie nicht richtig lesen und schreiben können.
(Mathias Voigt, literaturtest.de)
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Nach Franz Schuh ist hier eine Pflichtlektüre über die Dummheit geglückt - was seiner Ansicht nach gar nicht so einfach ist. Denn schließlich - hier bezieht sich Schuh auf Musil - setze jede Aussage über Dummheit voraus, dass man sich selber für klug hält, was wiederum ein Zeichen von Dummheit ist. Außerdem wird nach Schuhs Ansicht durch das Sprechen über die Dummheit anderer eine moralische Überlegenheit zur Schau gestellt, was Dummköpfen ein gutes Gefühl gibt, weshalb sie das auch so gerne tun - verständlich. Und bevor es vollends verschwurbelt wird, kommt Schuh auf das vorliegende Buch zu sprechen, in dem ihm vor allem der Beitrag Ottmar Ettes besonders gut gefallen hat. Dieser bewege sich auf Musils Niveau, auch wenn er sich nicht auf diesen beziehe, sondern auf Roland Barthes. Hier geht es nach Schuh um den "Anteil der Intelligenz an der Dummheit, also auch um den Profit, den eine sich beweisende Intelligenz aus der Dummheit zieht". Gerade darin liegt nach Ansicht des Rezensenten die ausgemachte Stärke des Buchs: Die Dummheit "gerade in den Intelligenzleistungen" zu sehen.

© Perlentaucher Medien GmbH