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Produktdetails
  • Verlag: Beck
  • 2000.
  • Seitenzahl: 319
  • Deutsch
  • Abmessung: 275mm
  • Gewicht: 1478g
  • ISBN-13: 9783406459061
  • ISBN-10: 3406459064
  • Artikelnr.: 08632866
Autorenporträt
Wolfgang Wolters, geb. 1935, ist Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Technischen Universität Berlin. Sein langjähriges wissenschaftliches und praktisches Engagement für die Rettung Venedigs fand seinen Niederschlag in zahlreichen Veröffentlichungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2001

Geduld und Anverwandlung
Ein Buch über Venedig und über die wahre Kunstwissenschaft
Zwei Kräfte wirken gegen und ineinander in der Geschichte der neuzeitlichen Architektur. Die eine ist der Wunsch – bei Wolters berichtet für Serlio (1537), für Palladio (1570) –, es möge, wenn nicht der Architekt so doch der Bauherr die gesamte Ausführung des Baues samt aller Ausstattung bestimmen, damit ein kunstgerechtes Werk, ein Werk aus einem Geist entstehe. Es ist dieser Wunsch, der, über die Machtvollkommenheit eines Einzelnen hinaus gleichsam sich selbst verwirklichend, die Gesamtkunstwerke des Barock, die Schloss und Klosterbauten hervorgebracht hat. Sehr anders äußert der selbe Wunsch im frühen 20. Jahrhundert – noch vor 1914/18 – sich in der Adolf Loos’schen Formel „Ornament und Verbrechen”. Er äußert wieder anders jüngst sich darin, dass Architekten der neuesten Design-Gebilde, da sie dem lästigen Menschenvolk schon das Betreten ihrer Creationen nicht verbieten können, zumindest jegliches Anbringen von Bildern (die Urlaubsansichtskarten) und Ziergegenständen (die Topfpflanzen) zu untersagen suchen, wohl vergeblich (Berlin, Potsdamer Platz).
Die andere, die entgegengesetzte Kraft ist die viel ältere; sie ist der jetzigen Gegenwart sehr fremd. Sie liegt darin, dass einst offenbar ein heute kaum mehr verständliches Mit- und Zueinander von Altem und Neuem, Überliefertem und Eigenem bestehen konnte und bestanden hat. Ein Bauwerk zu vollenden, hat die Lebenszeit von Generationen in Anspruch genommen; Pläne, Wünsche, Mittel haben sich verändert; der Geist einer Zeit und der sich wandelnde Gebrauch hat Bauwerke und ihre Ausstattungen wieder und wieder sich anverwandelt. Was aber heute kaum mehr sich erahnen lässt, ist jener – seither wohin entschwundene? – Sinn, durch welchen durch die Jahrhunderte dieses verwandelnd Anverwandelns doch alles Vorige, so viel davon sich weiterwirkend lebendig erhalten hat. Eher erkennbar ist inzwischen, wie sehr das nachträgliche Ideal der Original- und Stilreinheit für die alten Architekturen ein Missverständnis war, und welche Verluste und Zerstörungen es verursacht hat.
All dies wird hier angedeutet, weil es die Architektur Venedigs in ganz eigener Weise betrifft, und weil eben davon dieses Buch handelt: „Venezianische Bauherren haben sich immer wieder Neuerungen verschlossen und sich dabei auf Traditionen berufen. ” „Erinnern an Elemente des Vorgängerbaus, an ,verlorene Dokumente‘; mittelalterliche, in Neubauten integrierte und mehrfach ,fälschend‘ ergänzte Friese (am Dogenpalast, an der Ca’ d’Oro): diese immer wieder erkennbare Haltung setzt ein geschärftes Auge für historische Formen und zugleich Reflexion über die Wiedererkennbarkeit ,restaurierter‘, im neuen Gewand wiedergewonnener Elemente voraus. ” Es ist der große Wert dieses Buches, diesen Blick und diese Reflexion zu üben, zu lehren – wieder zu lehren; denn die Kunstwissenschaft, wie sie heute vornehmlich betrieben wird, sich versteht, hat vom genauen, beständigen Wahrnehmen, überhaupt vom Umgang mit den Werken selbst sich entfernt.
Mehr als alle andere italienische ist die venezianische Baukunst von Ornament und Farbigkeit erfüllt: in ihnen spricht die orientalische, die musikalisch poetische Natur der Kunst Venedigs. Wolters handelt von den einzelnen Bau-, Schmuck- und Ausstattungselementen in einer Art repertorisch aufreihender Anordnung, nacheinander behandelnd: Wandverkleidungen, Fassaden-Bemalungen (wovon fast nichts erhalten), Farbigkeit von Putzflächen (die ursprüngliche vielfach unbekannt, der jetzige Rot-Weiß-Kontrast bei Giorgio Maggiore und Redentore völlig irrig), Kapitelle, Friese, Türflügel, Kamine, Malereien in Kirchen und Klöstern, Fußböden – sehr vieles mehr. Dazu viele Abbildungen: Es ist nicht erinnerlich, wann zuletzt in einem architekturgeschichtlichen Buch so vorzügliche, in den Farbtönen derart subtil getreue Aufnahmen/Wiedergaben zu sehen gewesen sind. (Ein Teil der Aufnahmen ist von Wolters selbst. )
Das Buch ist von einem sehr großen Reichtum im Einzelnen und Einzelnsten. Mancher Leser, auch der Venedigs nicht ganz unkundige, wird zuweilen sich eine ergänzende Orientierung hinzu wünschen; er würde die beste finden in dem von Erich Hubala (gest. 1994) verfassten Führer, der, seit allzu langem vergriffen und nicht neu herausgegeben, sowohl der beste Venedig-Führer als der bei weitem beste aller Reclam-Italien-Führer war.
Es mag zunächst irritieren, dass Wolters, bei diesem Reichtum an Einzelnem, sich aller generalisierenden Schlüsse aus den eigenen Detailforschungen, gar aller Theorienbildung gänzlich enthält. Auch innerhalb des Einzelnen bleibt jedes Schließen auf zu vermutende Intention, jede Deutung einer Quelle vorsichtig, erwägend. Was aber einer Ungeduld als allzu viel Verzicht, als Mangel erscheinen will, erweist nach einer Weile der Geduld und Ausdauer sich als der denkwürdigste Gewinn dieses Buches: dass es teilhaben lässt an einem lebenslangen Umgang mit den Werken und an der Sorge um ihren Bestand, dass in der Teilhabe an der stetigen Tätigkeit sorgsamen, unterscheidenden Sehens eine höchste Nähe entsteht zu den Werken selbst, die sehr vergänglich, sehr verletzlich sind, oft noch durch die Weise ihrer Erhaltung bedroht.
Über den Innenraum von S. Giorgio Maggiore hat Jacob Burckhardt gesagt, dass seine Proportionen „die einzig wahren scheinen, solange man sie vor Augen hat”. So erscheint im Lesen dieses Buches die hier geübte als die einzig wahre Kunstwissenschaft. Und sie ist dies auch, in bestimmtem Sinn; denn wenn der Kunstwissenschaft nicht mehr die Werke selbst gegenwärtig sind und zu den dringlichsten und schönsten Aufgaben des Kunsthistorikers nicht mehr der Dienst an ihrem Fortbestehen gehört, dann wird auch alles andere leblos, geistlos, nichtig, alle Absicht, „Phantasiebilder” der vergangenen geistigen Welt zu rekonstruieren (wieder Burckhardt), zur Geisterwissenschaft.
Für das Studium der Kunstgeschichte muss eine gleichzeitige handwerklich restauratorische Ausbildung und ein Jahr zumindest praktischer Arbeit in der Denkmalpflege obligatorisch sein.
HELMUT FÄRBER
WOLFGANG WOLTERS: Architektur und Ornament. Venezianischer Bauschmuck der Renaissance. Verlag C. H. Beck, München 2000. 319 Seiten, Abbildungen, 138 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2000

Bauen sie "mit"!
In der venezianischen Architektur sind die Zugaben die Hauptsache: Wolfgang Wolters inspiziert die Ornamentik der Renaissance

Lange Zeit war bei den Architekten im vergangenen Jahrhundert nichts verpönter als der Bauschmuck. Adolf Loos hatte 1908 in seinem berühmten Essay "Ornament und Verbrechen" das Todesurteil ausgesprochen. So, wie die Zierformen während der Renaissance in Anlehnung an die vitruvianische Architekturlehre entwickelt worden waren und im wesentlichen bis ins neunzehnte Jahrhundert Bestand hatten, konnten sie für den Wiener Baumeister kein "Lustgefühl" mehr erzeugen. All die Säulen mit ionischen und korinthischen Kapitellen, die Fensterverdachungen mit Giebeln und Segmentbögen, die Friese, Ranken und Girlanden hatten längst ihre je besondere, handwerkliche wie künstlerische Vornehmheit verloren und sanken zur Industrieware herab - ebenso an Palästen wie an Mietskasernen zu sehen. "Der moderne ornamentiker aber", schloß Loos, "ist ein nachzügler oder eine pathologische erscheinung."

Doch in der Geschichte der Architektur folgte der Verbannung des Bauschmucks stets die Wiedergeburt. Schon im hohen Mittelalter hatte Bernhard von Clairvaux gegen "den kostspieligen Glanz" in Gotteshäusern gewettert und sich dafür eingesetzt, daß Kirchen ihre Schönheit aus konstruktiven Verhältnissen gewannen. Das gotische Ornament aus Diensten und Rippen gab sich den Anschein, eine tragende Funktion zu übernehmen. Immer wieder fand das Dekor ein Hintertürchen, um wieder ins Spiel zu kommen. Sogar Adolf Loos ließ sich überlisten. Auch wenn er auf Zierformen verzichtete, so verkleidete er Innenräume mit teurem Material wie Marmor oder Edelholz. Er wies diesem blanken Schmuck die Funktion der "Haut" zu und verteufelte das bloß zweckmäßige Bauen, wie es für ihn das Bauhaus vertrat.

Heute, da die ornamentlose Architektur der Moderne allerorten Unzufriedenheit hervorruft, erinnern sich Baumeister wieder an die Loossche Praxis der "Hautverkleidung", aber auch an ältere Schmuckformen oder erfinden zeitgemäße neue. In der Denkmalpflege fördert man wieder altes, handwerkliches Können, um historisches Ornament behutsam zu restaurieren oder zu ergänzen, und auch in der Kunstgeschichte findet der Bauschmuck gebührende Beachtung. Vieles deutet darauf hin, daß sich das Ornament im einundzwanzigsten Jahrhundert abermals Respekt verschafft. In dem reich illustrierten Band "Architektur und Ornament - Venezianischer Bauschmuck der Renaissance", den Wolfgang Wolters vorgelegt hat, werden die Zierformen regelrecht zelebriert. Während zahllose Bücher über Venedig versuchen, mit Frontalaufnahmen von Kirchen, Palästen und Plätzen das Auge zu überwältigen, erscheint in diesem Buch die Stadt als ein Mosaik aus Dekorformen.

Wolters sieht sich "bewundernswerten Gesamtdarstellungen" wie Jacob Burckhardts "Baukunst der Renaissance in Italien" von 1867 und Josef Durms gleichnamiger Publikation von 1902 verpflichtet. Während Burckhardt und Durm freilich in die sachlichen Analysen erzählerische Passagen einbauten, die die Epoche der Renaissance vorstellen und den Leser atmen lassen, beschränkt sich Wolters von der ersten bis zur letzten Seite auf kunstgeschichtliche Details und verlangt vom Leser eine hohe Konzentration. Es wird eingangs keine besondere Fragestellung, keine Theorie entfaltet, die eine Orientierung böte, vielmehr wird stillschweigend vorausgesetzt, daß der Leser mit der Baukunst der Renaissance in Italien und der besonderen Tradition in Venedig im großen und ganzen schon vertraut ist.

Das einleitende Kapitel beginnt mit einem Zitat aus Sebastiano Serlios Architekturtraktat: Es sei notwendig, daß sich der Baumeister um den Bauschmuck kümmere; dieser müsse den Steinmetzen, Bildhauern und Malern Vorgaben machen, damit das Ornament nicht ohne Regeln bleibe. Serlio, so Wolters, setze sich mit der Gepflogenheit in Venedig auseinander, wesentliche Elemente des Bauwerks - Portale, Kamine oder Türflügel - nicht dem Architekten, sondern Handwerkern und bildenden Künstlern zu übertragen. Wolters genügt diese Interpretation, um erklären zu können: "Gegenstand meines Versuchs sind Bereiche des Bauens, die häufig, nicht immer, dem Zugriff des Architekten entzogen sind."

Der Autor läßt die Möglichkeit verstreichen, das grundsätzliche Spannungsverhältnis zwischen Architektur und Ornament kritisch zu erörtern. Zwar wird der Anspruch erhoben, diese "meist getrennten Bereiche" einander "etwas anzunähern und so deren wechselseitige Bedingtheit und gemeinsame Wirkung zu verdeutlichen", doch das Buch enthält keinen einzigen Grundriß, um das Verhältnis von Konstruktion und Verzierung, von Raumerfindung und Schmuck unter die Lupe zu nehmen. Für Burckhardt geriet in Venedig die bauliche Komposition zugunsten der Verzierungslust ins Hintertreffen. In seinem "Cicerone" nahm er kein Blatt vor den Mund: "Auf eingerammten Pfahlen wird nie von selbst eine freie und großartige Architektur sich entwickeln. Um so ergiebiger ist das damalige Venedig an einzelnen überaus netten decorativen Effecten." Wolters verzichtet auf solche Pointen, die das Charakteristische erhellen, und breitet ohne große Umstände die Vielfalt der Schmuckformen aus.

Nach den Kapiteln "Baumaterial" und "Entwurf und Ausführung" folgen zwölf Abschnitte, die die wichtigsten Dekorteile der Renaissancebaukunst in Venedig vorstellen, ausgenommen Fenster und Portale. In jedem Abschnitt wird aufs neue die Rolle von Renaissancetraktaten für Architekten, Bildhauer und Auftraggeber erkundet oder nach Vorbildern für Schmuckformen in der älteren Bautradition gesucht. Mehrmals hebt die Argumentation hervor, daß sich Venedig im Gegensatz zu Rom oder Florenz weniger von den strengen Regeln des Vitruvianismus bevormunden ließ - eine Einsicht, die freilich nicht neu ist. Die zahlreichen Beispiele werden meistens knapp beschrieben und durch hervorragende Aufnahmen dokumentiert. Wolters versagt sich den Blick des Ästheten, der deutet und urteilt, der Freude oder Mißfallen zeigt, sondern verbündet sich mit den Denkmalpflegern, die alles achtenswert finden, was noch von der Renaissance überliefert ist.

Die Kirche S. Maria dei Miracoli verkörpert den ausgesprochenen Sinn der Venezianer für den Bauschmuck wie kaum ein anderes Gebäude. Ein konstruktiv schlichtes Gotteshaus wird durch das Dekor gleichsam zu einem Schatzkästchen. Kein Architekt, sondern bezeichnenderweise der Bildhauer Pietro Lombardo erhielt 1481 den Auftrag, die Kirche zu errichten. Außen wie innen gibt es kaum einen Quadratzentimeter, der nicht mit edlem Material verkleidet ist. An der Fassade sind die Flächen zwischen dem architektonischen Blendgerüst aus istrischem Kalkstein und Marmorplatten und Streifen aus andersfarbigen Steinen ausgefüllt. Auch wenn es solche Verkleidungen aus Marmor in Venedig schon vor der Renaissance gab, so erreicht die Gliederung der Platten hier eine vorher nicht gekannte Systematik und Ausgewogenheit. Die Fassade vermittelt Noblesse und Lebensfreude. Nicht nur in dem Kapitel "Wandverkleidung", sondern auch in den Abschnitten "Baluster, Transennen und Eisengitter", "Kapitelle, Pilaster, Friese und Trophäen", "Fußböden" und "Plastische Deckendekorationen" erscheint S. Maria dei Miracoli beispielgebend für die Güte des venezianischen Bauschmucks.

Die beiden letztgenannten Kapitel sind die gelungensten. Wenngleich Wolters auf die übliche Einteilung des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts in Früh- und Hochrenaissance, Manierismus und Frühbarock verzichtet und immer wieder betont, wie schwer es sei, Entwicklungen im venezianischen Bauschmuck zu erkennen, so wird doch deutlich, wie Fußböden und Decken innerhalb von ein paar Jahrzehnten an Finesse gewinnen. An der Schönheit und Kostbarkeit des Materials wurde nicht gespart. Für Fußböden schnitt man Steinplatten von intensiver Farbigkeit zu. Die einfachen Rapportmuster aus Quadrat, Dreieck und Raute, die auch das venezianische Mittelalter kannte, wurden zunehmend variiert oder abgelöst von verschlungenen Bändern mit tropfenförmigen Einlagen, von Kombinationen aus Kreisen, radialen Streifen, Prismen, Ovalen, Faltsternen, geöffneten Würfeln und Mäandern. Auch die Deckendekoration spielte mit vielen geometrischen Formen. Der Einfallsreichtum wirkt erfrischend. Die Kunstwissenschaft wird diese Studie begrüßen, und einen Beitrag zur Rehabilitierung des Ornaments leistet das Buch allemal.

ERWIN SEITZ

Wolfgang Wolters: "Architektur und Ornament - Venezianischer Bauschmuck der Renaissance". Verlag C. H. Beck, München 2000. 320 S., 259 Farb- und Schwarzweißabb., geb., 138,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erwin Seitz beginnt seine Rezension dieses Bandes mit einer Reflexion über das Ornament in der Architektur, das seit Adolf Loos` berühmtem Aufsatz "Ornament und Verbrechen" Anfang des 20. Jahrhunderts in Verruf geraten sei, sich aber immer wieder "Hintertürchen" auch in die neuere Architektur gesucht habe. Vor diesem Hintergrund liest er auch Wolters` Buch, das sich nach seinem Bericht auf ganz andere Weise mit venezianischer Renaissance-Architektur beschäftigt als andere Bänder zum Thema. Während in konventionellen Studien meist frontale Abbildungen ganzer Gebäude den Betrachter überwältigen sollen, so Seitz, geht Wolters mit Vorliebe ins Detail. Venedig biete dabei die Besonderheit, dass die Ornamentik meist Bildhauern oder Handwerkern überlassen wurde, so dass Wolters behaupten kann, sich mit Bereichen des Bauens zu beschäftigen, "die dem Zugriff des Architekten entzogen sind". Hier vermisst der Rezensent allerdings einen reflektierenden Zugriff des Autors, der die "Möglichkeit verstreichen (lässt), das grundsätzliche Spannungsverhältnis zwischen Architektur und Ornamentik kritisch zu erörtern". Kein einziger Grundriss wird in dem Band geboten, moniert Seitz, Form und Verzierung würden nicht ins Verhältnis gesetzt. Dennoch hat Seitz das Buch mit Gewinn gelesen, und er lobt die Kapitel über die extrem form- und phantasiereichen Decken und Böden in Venedig als besonders instruktiv. Interessierte Leser warnt Seitz allerdings, dass Wolters ein gehöriges Maß an Kenntnis der italienischen Baukunst in der Renaissance voraussetzt. Die Abbildungen des Bandes nennt Seitz "hervorragend".

© Perlentaucher Medien GmbH
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