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Produktdetails
  • Verlag: Kiepenheuer
  • Seitenzahl: 119
  • Abmessung: 220mm x 280mm
  • Gewicht: 730g
  • ISBN-13: 9783378010475
  • ISBN-10: 3378010479
  • Artikelnr.: 25060690
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2001

Immer flußabwärts - Eine Zeitreise auf der Elbe

Poetisch kann sie nicht mit dem Rhein konkurrieren. Doch Eckermann schrieb ein einundfünfzigzeiliges Gedicht über die Elbe, und Barthold Hinrich Brockes dichtete 1724: "Wie angenehm, wie glatt, wie prächtig und wie schön / Ist diese rege Last der Fluthen anzusehn!" Die Beiträger zu dem schönen Fotobuch von Jörn Vanhöfen formulieren ihr Liebesbekenntnis in Prosa. Walter Kempowski beteuert: "Wer an einem Fluß wohnt, hat nie Langeweile." Und Jens Sparschuh bekennt: "Die Elbe ist mein Erinnerungsstrom." Erinnerungen an das, was sie mit der Elbe verbindet, breiten sie beide aus.

Der Jahrgang 1929 erinnert sich an eine Hamburger Dampferfahrt vom Juli 1943, wenige Tage vor den großen Luftangriffen, aber auch an den März 1956. Damals drückte man dem aus dem Zuchthaus Bautzen entlassenen Walter Kempowski eine Fahrkarte nach Hamburg in die Hand: "Und einer meiner ersten Wege führte mich in Hamburg an den Hafen."

Jens Sparschuh, 1955 geboren, sieht die Elbe aus Dresdner Perspektive. Sein Erinnerungsstrom treibt ihn auf einer Schaufelraddampferparty in die Sächsische Schweiz. Da gibt es den Wasserfallwächter, der der Familie mit einem Zug an der Leine das Naturwunder Lichtenhainer Wasserfall demonstriert. Sparschuh sieht sich aber auch als Reservist der NVA, der bei einem Manöver mit Pontonfahrzeugen fast ertrinkt und "einen tiefen Schluck Elbe" hervorwürgt. An dem Fluß mit vier Buchstaben sind ihm zwei besonders wichtig: "Der erste und letzte ein E - wie Erinnerung."

Wie kann die Fotografie dem beikommen? Jörn Vanhöfen setzt seiner Fotosequenz einen Titel voran: "Elbe. Fluß durch die Zeit." Er löst das in seinen Fotos ein. Seine Bilder von Uferstädten und Industrieanlagen, Flußszenen und Menschen, Schlössern, Campingplätzen und einer ehemaligen sowjetischen Kaserne stehen in der Spannung von Geschichte und Augenblick. Dennoch ist Vanhöfen eher Poet als Dokumentarist. Seine Fotos lieben die gebrochenen Farben, besonders auch Nebelstimmungen. Sie schönen die Gegenstände nicht. Ihre Tonmalerei konkurriert nicht mit Gemälden. Aber man kann sie lange betrachten wie gute Malerei. - Unsere Abbildung zeigt die Elbe bei Vrchlabí. (Jörn Vanhöfen: "Die Elbe". Mit Texten von Jens Sparschuh und Walter Kempowski. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2000. 120 S., geb., 49,90 DM.)

H.H.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Rezensent mit den Initialen H.H. sieht im Fotografen Jörn Vanhöfen eher einen "Poeten als Dokumentaristen". Ohne zu beschönigen (so habe er neben Schlössern, Städten und der Landschaft auch Kasernen und Industrieanlagen fotografiert), herrschen in Vanhöfens Bildern "gebrochene Farben, besonders auch Nebelstimmungen" vor, schwärmt der Rezensent. Die Texte von Walter Kempowski und Jens Sparschuh bezeichnet H.H. als "Liebesbekenntnis in Prosa", wobei besonders Erinnerungen eine Rolle spielen. Bei Kempowski etwa ist es eine Hamburger Dampferfahrt von 1943 (unmittelbar vor den Luftangriffen) oder auch die Zeit nach seiner Entlassung aus dem Bautzener Gefängnis, als er wiederum in Hamburg landete. Anders als der eine Generation jüngere Sparschuh. Dieser betrachtet, wie H.H. betont, die Elbe eher aus der "Dresdner Perspektive". Doch auch hier kommen, wie der Rezensent feststellt, die Erinnerungen des Autors an eigene Erlebnisse an der Elbe zum Tragen.

© Perlentaucher Medien GmbH