Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 0,99 €
  • Gebundenes Buch

Annelie und Jonathan beschließen, sich zu trennen. Auf eigenen Wegen jagen beide ihrem Glück nach, bis sie sich unter Palmen wiedertreffen. Sie riecht nach Kamel und Sex, er nach Hund und reinem Wein ...

Produktbeschreibung
Annelie und Jonathan beschließen, sich zu trennen. Auf eigenen Wegen jagen beide ihrem Glück nach, bis sie sich unter Palmen wiedertreffen. Sie riecht nach Kamel und Sex, er nach Hund und reinem Wein ...
Autorenporträt
Grit Poppe, geboren 1964, studierte am Literaturinstitut in Leipzig und veröffentlichte Kurzgeschichten und Erzählungen.2010 mit dem "Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher" ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2006

Halb und halb
Grit Poppe schickt ihre blinden Glückssucher ans Ende der Welt

Grit Poppes Roman "Geteiltes Glück" ähnelt einem Vexierbild: Wenn sich die Blickrichtung ändert, wird das Verborgene sichtbar, schlägt eine mit viel Humor erzählte Trennungsgeschichte plötzlich um in eine frostige Beziehungstragödie. Aber schnell kippt das Bild zum zweiten Mal, und es überwiegt wieder das Heitere. Ein skurriles Paar, groteske Szenen, Übertreibungen, merkwürdige Zufälle und ein versöhnliches Ende versprechen leichte Unterhaltung. Beiläufig werden menschliche Schwächen demaskiert und dem Lachen preisgegeben. Aber immer kommt es auf die Perspektive an.

Hinter Annelies liebenswerten Marotten und ihrer drolligen Furcht vor Türspionen, Tabletts und Regenschirmen entdeckt man Lebensangst und Boshaftigkeit. Wenn sie ihrem Ehemann Jonathan am Morgen das Horoskop vorliest, fälscht sie es zum Schlimmeren. Jonathan, erfolgreicher Sportreporter und zugleich ein rechter Hasenfuß, ist einfältig genug, ihr zu glauben. Er hat ein reines Herz und träumt noch immer von der großen Liebe, die größer ist als die verflossene zu Annelie. Er ist ein Zögerer und Zauderer und benutzt sein Lächeln als Waffe, wie er es von seinem Vater gelernt hatte. "Er erinnerte sich an ein Spiel, das sein Vater anfing, mit ihm zu spielen, nachdem sein Bruder verunglückt war: Er lächelte seinen Sohn herzlich an, als wäre er glücklich, ihn zu sehen. Als Jonathan begann, sich über dieses Lächeln zu freuen, und zurücklächelte, ließ der Vater das Lächeln spurlos aus seinem Gesicht verschwinden."

Während Jonathan der schönen blonden Edith im Katzenfellmantel hinterherläuft, bekämpft Annelie die Glanzlosigkeit ihres Hausfrauendaseins mit Diebestouren. Sie sehnt sich nach der Wüste, der Unendlichkeit und dem Nichts. Wie Nadelstiche schmerzen die unerfüllten kleinen Hoffnungen, die kleinen Fluchten scheitern. Der Banküberfall mit einer Spielzeugpistole scheitert, ihre Putzstelle bei Professor Tomaski verliert sie, weil sie seinen neuen Schlafanzug gestohlen hat. Die Ehe von Jonathan und Annelie endet an Heiligabend mit einem Donnerschlag, danach gehen beide auf Reisen. Das Wiedersehen läßt nicht lange auf sich warten.

So weit, so gut. Grit Poppes Helden suchen das große Glück am Ende der Welt oder in ihren Phantasien, für die kleinen Freuden des Alltags sind sie blind. Ein Seitensprung mit einem Bockwurstverkäufer, in einem kalten Gartenhäuschen mit schimmeliger Blümchentapete, läßt sich nicht zum romantischen Abenteuer verklären. Zaghaft und halbherzig bleiben die Versuche, dem Leben ein bißchen mehr Farbe abzutrotzen. Eine versöhnliche Ironie gestattet den Helden Sehnsüchte und Seelenabgründe. Bei den Nebenfiguren gefriert jedoch der Blick. Sie werden verlacht oder verurteilt, erstarren zu Karikaturen, oder sie bleiben Staffage.

Mit "Geteiltes Glück" möchte die 1964 geborene Grit Poppe an ihr erfolgreiches Debüt "Andere Umstände" (1998) anknüpfen, der rasant erzählten Geschichte einer Serienmörderin in der Zeit des Mauerfalls. Ihr neues Buch wirkt gemächlicher, verliert in der Mitte an Tempo und hätte ein paar beherzte Kürzungen gut vertragen. Es kann nicht verhehlen, daß es ein doppeltes Ziel verfolgt, unterhalten möchte, ohne leichtgewichtig zu sein und zu unterfordern, zugleich auf Klamauk und Tiefsinn setzen möchte. Dazwischen zerreibt sich der Roman. Als oberflächlich möchte er nicht gelten, den Mut zu einer rechten Botschaft kann er nicht aufbringen. Leichtes und Schweres, Heiteres und Ernstes fließen ineinander, ebnen einander ein und heben sich auf.

ANDREA NEUHAUS

Grit Poppe: "Geteiltes Glück". Roman. Gustav Kiepenheuer Verlag, Berlin 2006. 365 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Weder Fleisch noch Fisch ist Grit Poppes Roman "Geteiltes Glück" nach Ansicht von Andrea Neuhaus. Zwar fühlt sie sich von der Trennungsgeschichte um ein etwas sonderliches Paar über weite Strecken recht gut unterhalten. Aber das große Problem des Romans, seine Unentschiedenheit, kann das ihres Erachtens nicht aufwiegen. Der mehrfache Wechsel zwischen lustiger Trennungskomödie und kalter Beziehungstragödie verdeutlicht für sie nur das Dilemma der doppelten Intention der Autorin, niveauvoll unterhalten zu wollen und zugleich auf Tiefsinn und Klamauk zu setzen. Spürbar ist für Neuhaus vor allem das Bemühen, nicht "oberflächlich" zu wirken. Das Ergebnis scheint der Rezensentin etwas unausgegoren: "Leichtes und Schweres, Heiteres und Ernstes fließen ineinander, ebnen einander ein und heben sich auf."

© Perlentaucher Medien GmbH