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Produktdetails
  • Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
  • Seitenzahl: 240
  • Erscheinungstermin: Juni 2006
  • Deutsch
  • Abmessung: 21mm x 145mm x 215mm
  • Gewicht: 360g
  • ISBN-13: 9783374023981
  • ISBN-10: 3374023983
  • Artikelnr.: 20871003
Autorenporträt
Karsten Krampitz geboren 1969, war mehrere Jahre Redakteur der "Straßenzeitung" und schreibt für die Berliner Seiten der "F.A.Z." und andere große Zeitungen. Immer wieder sorgte er mit Aktionen, über die u. a. auch stern-TV berichtete, für Aufsehen: etwa mit der Ausschreibung eines Betteldiploms mit Aufnahmeprüfung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2007

Flammentod
Oskar Brüsewitz im August 1976

Die Selbstverbrennung des 47 Jahre alten evangelischen Pfarrers Oskar Brüsewitz vor der Michaeliskirche in Zeitz im August 1976 - unter dem Plakattext: "Die Kirche in der DDR klagt den Kommunismus an wegen Unterdrückung in Schulen an Kindern und Jugendlichen" - führte in der DDR zu erheblichen Erschütterungen in Kirche und Staat und ihrem Verhältnis zueinander, aber auch bei den Menschen "im real existierenden Sozialismus". Der demonstrative Flammentod forderte Antwort auf die Frage: Wie ist christliche Existenz, wie ist mutiges Bekennen und öffentliches Zeugnis christlichen Glaubens in einer Gesellschaft möglich, in der die marxistisch-leninistische Weltanschauung mit ihrer atheistischen Komponente einen Totalitätsanspruch erhebt? Dreißig Jahre danach erinnert ein mit Fotos und Dokumenten angereicherter Band an den Menschen, Seelsorger und Gotteskrieger. Ausführlich behandelt werden der infame, ungewöhnlich verleumderische, vermutlich von Erich Honecker selbst stammende Kommentar des SED-Zentralorgans "Neues Deutschland" zur Selbstverbrennung des Pfarrers und die dagegen protestierende Eingabe von 25 jungen Marxisten an SED-Generalsekretär Honecker. Die Stasi verfolgte die Unterzeichner als "feindlich negative Gruppierung". Zu Wort kommt auch der Verfasser der Eingabe, Rupert Schröter, damals wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.

Ein großer Teil des Buches ist mit dem Wissen von heute der "Verarbeitung" der Tat von Brüsewitz gewidmet - der kein Held und auch kein Märtyrer war, sondern ein Zeuge Jesu Christi sein wollte. Hier äußern sich neben anderen Manfred Stolpe, damals Leiter des Sekretariats des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, und der heutige Theologieprofessor Richard Schröder. Das Fanal aus Zeitz habe die DDR verändert, schreibt Stolpe und bezeichnet Brüsewitz als einen "Vorboten des Systemwechsels". Er habe mit seiner Selbstverbrennung als schärfster öffentlicher Demonstration nur ein Zeichen setzen können. 1989 hätten Millionen in der DDR den Umbruch für die Freiheit erzwungen. "Dreißig Jahre nach dem Opfertod von Oskar Brüsewitz weiß ich, dass ich seine Botschaft zu langsam verstanden habe."

PETER JOCHEN WINTERS

Karsten Krampitz/Lothar Tautz/Dieter Ziebarth (Herausgeber): Ich werde dann gehen. Erinnerungen an Oskar Brüsewitz. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2006. 238 S., 12,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Aufschlussreich scheint Peter Jochen Winters dieser Band, der an Pfarrer Oskar Brüsewitz erinnert, dessen Selbstverbrennung 1976 das Verhältnis zwischen Kirche und Staat in der DDR erschütterte. Wie er berichtet, widmet sich der Band vor allem der "Verarbeitung" der Tat von Brüsewitz. Neben dem Beitrag von Richard Schröder hebt Winters die Einschätzung von Manfred Stolpe hervor, der in Brüsewitz einen "Vorboten des Systemwechsels" erkenne, der mit seiner Tat die DDR verändert habe. Außerdem findet er in dem mit Fotos und Dokumenten ausgestatteten Band eine eingehende Behandlung des infamen Kommentars des SED-Zentralorgans "Neues Deutschland" zur Selbstverbrennung des Pfarrers sowie der dagegen protestierenden Eingabe von 25 jungen Marxisten an SED-Generalsekretär Honecker.

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