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Mehr als 500 Mal stand Ekkehard Schall als Arturo Ui auf der Bühne, er verkörperte einen grüblerischen Galileo, einen entschiedenen Azdak, einen quirligen Matti - unvergessliche Auftritte. Die Fotografin Vera Tenschert hat den großen Brechtdarsteller nicht nur in seinen Rollen festgehalten, sondern auch den privaten Menschen mit der Kamera begleitet: den Familienvater, den temperamentvollen Unterhalter, den nachdenklichen Freund, den naturverbundenen Lyriker. Und sie hat Kollegen und Wegbegleiter wie Hilmar Thate, Hermann Beyer, Volker Braun, auch die Familie nach ihren Erinnerungen befragt.…mehr

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Produktbeschreibung
Mehr als 500 Mal stand Ekkehard Schall als Arturo Ui auf der Bühne, er verkörperte einen grüblerischen Galileo, einen entschiedenen Azdak, einen quirligen Matti - unvergessliche Auftritte. Die Fotografin Vera Tenschert hat den großen Brechtdarsteller nicht nur in seinen Rollen festgehalten, sondern auch den privaten Menschen mit der Kamera begleitet: den Familienvater, den temperamentvollen Unterhalter, den nachdenklichen Freund, den naturverbundenen Lyriker. Und sie hat Kollegen und Wegbegleiter wie Hilmar Thate, Hermann Beyer, Volker Braun, auch die Familie nach ihren Erinnerungen befragt. Entstanden ist ein opulenter Bild-Text-Band, der uns den Menschen und Vollblutschauspieler Schall zeigt und zugleich eine Theaterepoche dokumentiert.
Autorenporträt
Vera Tenschert hat als Theaterfotografin beim Berliner Ensemble Helene Weigel von 1954 bis 1971 begleitet. In diesen Jahren ist eine umfangreiche Fotosammlung entstanden, aus der die besten Bilder für dieses Buch zusammengestellt wurden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2010

Der Hauptrollenspieler

Hochbegabt, leidenschaftlich, linientreu: Ekkehard Schall ließ Brechts Verfremdungseffekt auf der Bühne Fleisch werden. Jetzt würdigt ihn ein schöner Bildband der Fotografin Vera Tenschert.

Es war ein einfacher linierter Zettel, den Bertolt Brecht im Januar 1955 dem jungen Schauspieler Ekkehard Schall nach der Premiere von Johannes R. Bechers "Winterschlacht" in die Garderobe legte und darauf - "Lieber Schall" - dessen Gestaltung des Gefreiten Hörder als "von großer Art" lobte. Schall soll sich diese von ihm vermutlich als Meisterbrief betrachtete Notiz sogar daheim übers Bett genagelt und auch nicht wieder herausgerückt haben, als ihn der erzürnte Brecht, der hier mit Manfred Wekwerth als Regisseur fungierte, dazu aufforderte - weil der Darsteller, konsterniert durch die Ablehnung der offiziellen Kritik, seine Interpretation geändert hatte.

Das legendäre Schriftstück ist in dem Bildband "Ekkehard Schall. Von großer Art" abgedruckt, den die Theaterfotografin Vera Tenschert nun herausgebracht hat. Sie begleitete den "Hauptrollenspieler", wie ihn neidische Kollegen nannten, in seinen mehr als vierzig Jahren und mehr als sechzig Inszenierungen am Berliner Ensemble, wo er - hochbegabt, leidenschaftlich und linientreu - Brechts Verfremdungseffekt Fleisch werden ließ. Zum Dauerbrenner im In- und Ausland wurde "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" in der Regie von Peter Palitzsch und Wekwerth, in dem Schall als Ui mehr als fünfhundert Mal auftrat (unsere Abbildung). Vera Tenscherts stattliches Album enthält eine interessante, berührende Mischung aus Aufführungs- und Probenfotos, alle in Schwarzweiß und ohne Blitzlicht entstanden, wodurch sie eine plastische atmosphärische Konzentration und oft den Charakter von theaterspezifischen Momentaufnahmen haben. Dazu kommen wenig bekannte Privatbilder, etwa von Schall mit Marlene Dietrich und Laurence Olivier nach einem Gastspiel des Berliner Ensembles 1965 in London.

Allerdings handelt es sich bei dieser Publikation mehr um eine Liebesgabe an den 2005 verstorbenen "Ekke", mit dem Tenschert eng befreundet war, als um eine historisch-kritische Würdigung. So werden die Namen der abgebildeten Mitspieler leider fast nie erwähnt, und auf einen biographischen Abriss wie auf ein Inhaltsverzeichnis wurde verzichtet, weshalb es überrascht, wenn zwischen den Fotos plötzlich Textbeiträge von Kollegen wie Hilmar Thate oder Hermann Beyer, von einem Autor wie Volker Braun, von Schalls Tochter Johanna oder von ihm selbst auftauchen. Ein paar Erläuterungen hätten dem schön anzuschauenden Buch nicht geschadet. Das Rollenverzeichnis gibt, obwohl es nur ausgewählte Produktionen auflistet, zumindest einen Eindruck von der künstlerischen Besessenheit Ekkehard Schalls. Am morgigen Samstag hätte Ekkehard Schall seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert.

IRENE BAZINGER

Vera Tenschert: "Ekkehard Schall. Von großer Art". Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2010. 192 S., geb, Abb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Obgleich dieser Bildband für Irene Bazinger keine historisch-kritische Würdigung des Brecht-Schauspielers Ekkehard Schall darstellt (dazu fehlen Namen, Biografisches, Inhaltsverzeichnis und Erläuterungen) sondern eher eine "Liebesgabe", findet sie das von der Theaterfotografin Vera Tenschert zusammengestellte Album schön anzuschauen. Besonders gefallen hat Bazinger die Mischung aus Aufführungs- und Probenfotos aus dem Berliner Ensemble in Schwarzweiß, blitzlichtfrei. Plastisch, atmosphärisch, berührend findet sie das.

© Perlentaucher Medien GmbH