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Lesensgefährlich: Barry McCrea hat einen fulminanten Roman über den geheimnisvollen Kosmos der Worte geschrieben. Sein Held wird Mitglied im rätselhaften Club der Literati und betritt eine nachtdunkle Welt der Erotik und der Weisheit - es wird ein Spiel auf Leben und Tod. Als Niall Lenihan sein Studium im altehrwürdigen Trinity College zu Dublin antritt, ändert sich sein Leben auf magische Weise. Er trifft Studenten, die des Nachts in alten Büchern lesen, als ginge es um ihre Seele. Es sind "Literati", Angehörige eines verborgenen Ordens, die einem alten Kult frönen: Mit Hilfe von "Sortes",…mehr

Produktbeschreibung
Lesensgefährlich: Barry McCrea hat einen fulminanten Roman über den geheimnisvollen Kosmos der Worte geschrieben. Sein Held wird Mitglied im rätselhaften Club der Literati und betritt eine nachtdunkle Welt der Erotik und der Weisheit - es wird ein Spiel auf Leben und Tod. Als Niall Lenihan sein Studium im altehrwürdigen Trinity College zu Dublin antritt, ändert sich sein Leben auf magische Weise. Er trifft Studenten, die des Nachts in alten Büchern lesen, als ginge es um ihre Seele. Es sind "Literati", Angehörige eines verborgenen Ordens, die einem alten Kult frönen: Mit Hilfe von "Sortes", schicksalsschweren Textstellen aus alten Büchern, sind sie der Zukunft und dem Mysterium des Lebens auf der Spur. Niall verfällt den Literati und den Sortes. Zu spät merkt er, dass sie sein Leben gefährden. Spannend und abenteuerlich, kunstvoll und verführerisch: Barry McCrea hat einen ungewöhnlichen Roman über das Lesen und die Literatur geschrieben. Mit diesem brillanten Buch reiht er sich in die Gilde der großen irischen Autoren ein.
Autorenporträt
Barry McCrea, Jahrgang 1974, wuchs in Dalkey bei Dublin auf und studierte am Trinity College Sprachen und Literatur. Seinen Doktortitel erwarb er an der Universität Princeton. Seit 2004 ist er Professor für vergleichende Literatur an der Universität Yale.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.03.2008

Die Dubliners
Barry McCrea im Nachtclub mit toten Dichtern

Im Land der Dichter und Trinker gilt die Kneipe vielen als literarischer Ort. In einer Kneipe geschieht es zum Beispiel auch, dass der junge Student Niall Lenihan sich von den Trinkspielen seiner Erstsemesterkumpanen entfernt und in den Bann eines Spiels mit der Literatur gerät. Schon bald besucht er keine Vorlesungen mehr, sondern verbringt die Nächte im Kreis der sogenannten Literati, die sich folgende Ordensregel gegeben haben: "Du fragst etwas und glaubst im Voraus und ohne Vorbehalt, dass die richtige Antwort in einer willkürlich ausgewählten Textpassage eines willkürlich ausgewählten Buches steht."

Bedeutungsvoll wird dieses Ritual mit der antiken Wahrsagepraxis sogenannter Sortes in Verbindung gebracht; doch leider sind die hier an die Literatur gestellten Fragen nicht sehr tiefsinnig. Sie dienen meistens nur einer Schnitzeljagd durch Dublin, bei der, kraft des Geistes der Erzählung, die gesuchten Personen dann auch tatsächlich an den vorhergesagten Orten auftauchen.

Man könnte meinen, die im Club geübte Lesepraxis der freien Assoziation, die sich jedes historischen und kontextuellen Ballasts entledigt hat, sei eine vom Autor beabsichtigte Parodie bestimmter Schulen der Literaturwissenschaft. Doch das Gegenteil ist der Fall: Sie ist der bierernste Kern der Handlung. Es geht hier nämlich gar nicht um die Literatur, sondern um das Abgleiten eines jungen Menschen in eine Sekte, in der Werke von Shakespeare oder Balzac ebenso viel wert sind wie ein Telefonbuch: der Albtraum jedes Kanonverfechters.

Interessanter als der spiritistische Umgang mit literarischen Texten sind dann die welthaltigeren Aspekte an McCreas Roman, in dem nebenbei auch noch ein homosexuelles Comingout des Helden sowie einiges an irischer Zeitgeschichte verarbeitet wird - etwa der ökonomische Aufschwung des "Celtic Tiger".

Vor allem aber steht die Stadt Dublin im Mittelpunkt des Buches. Bei Orten wie "Sandycove" oder dem "Martello Tower" soll es beim Leser natürlich klingeln. Der Vergleich mit James Joyce wird hier so nahegelegt, dass der Autor ihn sich auch gefallen lassen muss. Der Versuch, Dublins Straßennamen, Pubs und Spazierwege so zu mythologisieren wie der Altmeister, will aber nicht recht gelingen. Die dokumentarische Abwanderung der Stadt gerät hier zum bloßen Selbstzweck und verbindet sich nicht überzeugend mit dem Bildungsweg des jungen Mannes. Im Gegensatz zu Stephen Dedalus, der sich am Ende seines ersten Romanauftritts von den Bildungsinstitutionen distanziert und emanzipiert hat, darf Niall nach einem verbummelten Jahr am Trinity College noch einmal von vorn anfangen und gelobt, vermutlich zum Entsetzen jedes an rebellische Junghelden gewöhnten Lesers, auch noch Besserung.

Die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Literatur hat er jedenfalls noch vor sich. Was die Kunstfertigkeit des Autors angeht, so wirkt McCreas Debüt noch nicht wie ein fertiges "Portrait Of The Artist", sondern eher wie dessen Vorstufe "Stephen, der Held".

JAN WIELE

Barry McCrea: "Die Poeten der Nacht". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Bettina Stoll. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 426 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Bestechend und brillant, gerissen, frisch und voller Ironie." Colm Tóibín

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hinter Barry McCrea' "Poeten der Nacht" verbergen sich Mitglieder einer Sekte, die aus einer beliebigen Stelle eines Buches Antworten auf jegliche Fragen zu erhalten vermeinen, erklärt Jan Wiele. Leider parodiert der Autor hier keineswegs eine bestimmte literaturwissenschaftliche Interpretationspraxis, im Gegenteil will er ganz ernsthaft darstellen, wie ein junger Mann, der nebenbei auch noch sein Coming-Out erlebt, in die Fänge einer Sekte gerät, stellt der Rezensent klar. Im Zentrum des Erzählten aber stehe Dublin und hier lehne sich McCrea bewusst an James Joyce' mythische Stadtwanderung im "Ulysses" an, erklärt der Rezensent, der den Autor aber einem selbst verschuldeten Vergleich mit dem irischen "Altmeister" nicht im Mindesten standhalten sieht. Mehr als "Selbstzweck" sind die Wanderungen des jungen Helden durch Dublin nämlich nicht, so der Rezensent enttäuscht.

© Perlentaucher Medien GmbH