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Ein höllisches Abenteuer ohne Rückkehr
Mit Speed, Irrwitz und Schamlosigkeit erzählt Booker-Preisträger DBC Pierre von gefallenen Kreaturen, die ins Chaos der Welt stürzen. Siamesische Zwillinge, Terrorismus, eine frühere Sowjetrepublik, Sex, Musik, Stille und unfaßbare Gewalt - all das findet sich in "Bunny und Blair", und es ist großartig erzählt. Im Alter von 33 Jahren werden die siamesischen Zwillinge Bunny und Blair voneinander getrennt. Bunny kränkelt nach der Operation vor sich hin, während Blair seine sexuelle Freiheit genießen will. Tausende Kilometer entfernt, in der…mehr

Produktbeschreibung
Ein höllisches Abenteuer ohne Rückkehr

Mit Speed, Irrwitz und Schamlosigkeit erzählt Booker-Preisträger DBC Pierre von gefallenen Kreaturen, die ins Chaos der Welt stürzen. Siamesische Zwillinge, Terrorismus, eine frühere Sowjetrepublik, Sex, Musik, Stille und unfaßbare Gewalt - all das findet sich in "Bunny und Blair", und es ist großartig erzählt. Im Alter von 33 Jahren werden die siamesischen Zwillinge Bunny und Blair voneinander getrennt. Bunny kränkelt nach der Operation vor sich hin, während Blair seine sexuelle Freiheit genießen will. Tausende Kilometer entfernt, in der Bürgerkriegsregion am Fuße des Kaukasus, erstickt Ludmila Iwanova ihren zudringlichen Großvater. Nun soll sie sich für den Unterhalt der Familie prostituieren. Ihr Foto landet auf der Website eines dubiosen Heiratsvermittlers, und so verliebt sich Blair in Ludmila. Seinen Bruder im Schlepptau, macht er sich auf den Weg, um die Frau seiner Träume zu treffen. Es entspinnt sich ein aberwitziges und atemberaubendes Drama, in dem sich alles um die Macht der Triebe und die Überzeugungskraft von Kalaschnikows dreht. In kraftvoller, immens bilderreicher Sprache erzählt DBC Pierre vom Zusammenprall der Kulturen.

Autorenporträt
D.B.C. Pierre wurde als Peter Warren Finlay 1961 in Old Reynella, Australien geboren, wuchs in Mexiko auf und lebt heute in Irland. Seine abenteuerliche Lebensgeschichte - eine wahre Fabel um Betrug, Schulden und Scheitern - machte Schlagzeilen, als er 2003 aus dem Nichts kam und für seinen ersten Roman den Booker Prize.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2007

Schamhaardüfte in den Tageslüften
Pulp Fiction auf Autopilot: „Bunny und Blair”, der neue Roman des Australiers DBC Pierre, lässt frisch getrennte siamesische Zwillinge zwischen Cliffhangern stranden Von Jens-Christian Rabe
Um ein Buch zu verstehen, muss man nichts über seinen Autor wissen. Eine Geschichte ist eine Geschichte. Ein Autor ist ein Autor. Und auch wenn gerne anderes behauptet wird: Ein enger, vielleicht sogar biographischer Zusammenhang besteht da nicht zwingend. Es kommt schließlich auch niemand auf die Idee, er könne, sagen wir, sein neues Auto besser verstehen, wenn er Genaueres wüsste über den Ingenieur, der sich das lausige Mobil ausgedacht hat. Wie der Ingenieur, so hat in aller Regel auch ein Schriftsteller zunächst vor allem eines versucht: seine Arbeit zu tun. Und zwar nach allen Regeln der Kunst. Wobei „Kunst” hier eben nicht emphatisch verstanden werden darf. Eher im Sinne von: Kunstfertigkeit.
Der neue Roman des 1962 in Australien geborenen Schriftstellers DBC Pierre, dem es 2003 mit seinem hochgelobten Debüt, der wilden Amerika-Satire „Vernon God Little” (deutsch: „Jesus von Texas”) gelang, den renommierten britischen Booker-Preis zu gewinnen, begegnet dem Leser unter dem Gesichtspunkt der Kunstfertigkeit erst einmal als ein auffällig streng gebautes Stück satirischer Gegenwartsprosa.
Die Story (der englische Begriff ist in diesem Fall der einzig sinnvolle) bilden zwei Handlungsstränge, die fein säuberlich, Kapitel für Kapitel, einander abwechseln, während sie langsam aufeinander zulaufen. Zum einen ist da die Geschichte von Bunny und Blair, zwei so ungleichen wie orientierungslosen 33-jährigen Brüdern, die bis vor kurzem noch siamesische Zwillige waren und in einem London der näheren Zukunft beweisen sollen, dass sie nach ihrer Trennung in der Lage sind, auch außerhalb ihres nordenglischen Heims, in dem sie ihr Leben bisher notgedrungen zusammen verbrachten, zurechtzukommen. Hauptperson des zweiten Erzählstrangs ist Ludmilla, eine schöne, extrem abgebrühte junge Frau aus Ublilsk-Kutschniskaja, dem von Hunger und Bürgerkrieg ausgezehrten (und vollkommen frei erfundenen) „41. Verwaltungsbezirk” im fernen Osten Russlands.
Als es Ludmilla mit dem Mut und der Kaltschnäuzigkeit der Verzweiflung gelingt, aus dem tristen Ublilsk zu fliehen, kommt als dritter, regelmäßig eingeblendeter Schauplatz noch ihre hungernde, dabei allerdings eine gewisse Robustheit austrahlende Familie ins Spiel, der neben ihrem unlängst erstickten Großvater Alexander der nichtsnutzige Bruder Max, die kleine Schwester Kischka, Mutter Irina und Großmutter Olga angehören. Und während diese drei wegen des toten Opas, dessen Rentengutscheine die Familie ernähren und jetzt gefälscht werden müssen, in die Mühlen einer gnadenlosen russischen Burokratie geraten, gerät Ludmilla auf der Flucht an den Manager einer russischen Internet-Partnervermittlung. Dort wird sie von den beiden Brüdern entdeckt, die unverzüglich ins Flugzeug steigen, um zu helfen.
So aberwitzig, schnell und abwechslungreich allerdings, wie es die Anlage verspricht, wird es nie. Im Gegenteil, das dicke Buch kommt nicht recht von der Stelle, der bemerkenswerte Erzählsog des Vorgängers bleibt aus. Das Plotting, das sorgfältige Bauen einer Geschichte, das in der englischen und amerikanischen Literatur ungleich tiefer verwurzelt ist als etwa in der deutschen, misslingt völlig. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – jedes Kapitel zuverlässig mit einem erzähltechnischen Trick endet, der in der Welt der TV-Serien und Seifenopern „Cliffhanger” heißt. Mit einer Szene also, die an der spannendsten Stelle abrupt endet. Allein der Kniff wird im Buch schnell monoton und geht dann ordentlich auf die Nerven, weil mutwillig jeder Lesefluss zerstört wird: Literatur im Stop-and-Go-Muss. Alles, was die flotte, dialogisch angelegte Diktion an Tempo vorgaukelt, verläuft sich bald, besonders in den „Bunny und Blair”-Passagen. Die drastische Wortwahl der trotz allem merkwürdig blutleeren Protagonisten in ihren Auslassungen über, nun ja, alles mögliche wirkt schal, kalkuliert und geschwätzig. Pulp Fiction auf Autopilot:
„,Herrgott nach mal, Blair, bist Du eine Liberalenschwuchtel. Merkst du überhaupt noch, was du in letzter Zeit quasselst? Nach all den Opfern, die dieses Land für deine Sicherheit gebracht hat?‘
Du bist derjenige, der sich schämen sollte, Schätzchen. Du bist doch die Sorte Mensch, die diese verfickten Terroristen überhaupt erst hervorgebracht hat.‘
,Nein, Bunny, nein, bestimmt nicht, es war deine Weicheimentalität. Wenn deinesgleichen nicht die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen wäre, Füchse vor den Jägern zu retten, hätten wir der Bedrohung begegnen können, solange wir noch eine Chance hatten, zu kämpfen!‘
,Begegnen, he? Wo denn?‘
,Na, ich meine – zunächst einmal im verdammten Mittleren Osten.‘”
So geht es dahin. Vierhundert Seiten lang entsteht nicht mehr als opulent zur Farce verwurstete Gesellschaftskritik von der Stange. Flankiert werden die Dialogpassagen von Bildern und Metaphern eines fabulierwütigen Autors: „Anhand dessen, was er von der Stadt und dem Kreuzfeuer lüsterner Blicke und Luftküsse, das sie antrieb, gesehen hatte konnte er sich gut vorstellen, daß auch die Frauen ihre Lenden mit Sirenen bestückten, mit Schwellkörper kitzelnden Mösenhörnern, die zirpten oder schnarrten, je nachdem, welche Schamhaardüfte gerade in den Tageslüften lagen.” Das steht da wirklich: „. . . mound-enhancing quim klaxons whose notes rasped or chirped the day’s pubic airs”. Das Buch ist ein Großangriff schiefer Metaphern, eine schräge Orgie des Wie. Augäpfel wirken „wie hartgekochte Eier”, Nieselregen „pulsiert wie heißes Plankton unter einer Straßenlaterne”, und Menschen kauern sich zusammen „wie Pokerspieler in einer ungemütlichen Nacht”.
Dass der Schrifsteller Henning Ahrens für seine Übersetzung mehr als die marktüblichen 17,50 Euro pro Seite bekommen hat, ist unwahrscheinlich. Verdient gehabt hätte er es. Höchstens könnte man bemängeln, dass er es manchmal etwas zu genau genommen hat mit der Übertragung der Bilderwut des DBC Pierre. Eine leicht abgerüstete Version hätte wenigstens in der deutschen Fassung manches retten können. Mit der missglückten Vorlage hätte sie dann allerdings nicht mehr viel zu tun gehabt.
Ein Großangriff schiefer Metaphern, eine schräge Orgie des Wie
DBC Pierre
Bunny und Blair
Roman. Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Aufbau-Verlag, Berlin 2007. 392 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ginge es nach Rezensent Uwe Pralle, so hätte sich DBC Pierre seinen neuen Roman lieber gleich gespart. "Flach und sogar noch unanschaulicher... als eine Landkarte groben Maßstabs" findet er Pierres Ausflug in den Kaukasus, der dem Leser nur die üblichen Klischees von Wodka, Waffen und Prostitution vorführe. Von fremden Ländern intelligent zu erzählen, sei ja eigentlich nicht unmöglich, betont er und verweist auf Graham Greene oder John Le Carre, bei denen Leser stets eine ganze Menge über ein Land erfahren. Pierre sei dies hingegen mit seiner Story um das ehemaliges siamesche Zwillingspaar Bunny und Blair aus London und die schöne Kaukasierin Ludmilla, die gen Westen zieht und am Ende als Ost-Schnäppchen für reiche West-Männer im Internet landet, nicht gelungen. Eine phantasielose und langweilige Zeitvergeudung sei Pierres zweiter Roman, urteilt der Rezensent vernichtend.

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"Sarkasmus, Sinnlichkeit und ein Witz, über den man unweigerlich lachen muss." NDR
"Eine dunkle Vision, eine Abrechnung mit Großbritannien." (TAZ)

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