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Die Stimmen von Napoleons verlorenen Soldaten
In diesem Buch geht es nicht um die militärische Geschichte des Krieges von 1812, sondern um das Kriegserleben des Einzelnen, dargestellt in Briefen, Tagebüchern und Memoiren, wobei die Briefe in die Heimat wohl die zuverlässigsten und berührendsten Quellen sind: "Und nun, meine teuren geliebten Eltern! hängt mein ganzes Schicksal eigentlich nur von Ihren Ansichten ab. Können Sie sich noch auf die Zurückkunft eines Sohnes freuen, der Ihnen zwar ein hölzernes Bein, aber ein warmes, von Liebe für seine Eltern, von Liebe zum Guten überwallendes…mehr

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Produktbeschreibung
Die Stimmen von Napoleons verlorenen Soldaten

In diesem Buch geht es nicht um die militärische Geschichte des Krieges von 1812, sondern um das Kriegserleben des Einzelnen, dargestellt in Briefen, Tagebüchern und Memoiren, wobei die Briefe in die Heimat wohl die zuverlässigsten und berührendsten Quellen sind: "Und nun, meine teuren geliebten Eltern! hängt mein ganzes Schicksal eigentlich nur von Ihren Ansichten ab. Können Sie sich noch auf die Zurückkunft eines Sohnes freuen, der Ihnen zwar ein hölzernes Bein, aber ein warmes, von Liebe für seine Eltern, von Liebe zum Guten überwallendes Herz mitbringt; können Sie sich daran gewöhnen, mit einem Menschen zu leben, der zwar ein Krüppel ist, aber im Dienste seines Königs und als braver Kerl zum Krüppel geschossen wurde ..." Neben Friedrich von Harpprecht, der seine Heimat dann doch nicht wiedersehen sollte, kommen 81 weitere deutsche, schweizerische, französische und russische Augenzeugen zu Wort, darunter hohe Militärs wie Armand de Caulaincourt, bekannte Persönlichkeiten wie Stendhal, aber vor allem die einfachen Soldaten. Ihr Leidensweg zeigt deutlich wie selten zuvor den Irrsinn eines auch nach 200 Jahren nicht vergessenen Krieges, der wegen wirtschaftlicher Interessen geführt wurde und außer unzähligen Toten nichts brachte.
Neben den Augenzeugenberichten veranschaulichen zahlreiche Illustrationen, die alle von Teilnehmern des Feldzugs stammen, das Kriegserleben des Einzelnen.
Mit einem Verzeichnis der Zeitzeugen und einer farbigen Landkarte.
Autorenporträt
Kleßmann, Eckart
Eckart Kleßmann, 1933 in Lemgo geboren, lebt als freier Schriftsteller in Mecklenburg. Nach der Ausbildung zum Sortiments- und Verlagsbuchhändler in Stuttgart arbeitete er zunächst als Verlagslektor, dann als Redakteur für Die Welt und Die Zeit in Hamburg. Er veröffentlichte mehrere Bücher über das Zeitalter Napoleons und Biographien (u.a. Caroline Schlegel, E.T.A. Hoffmann und Matthias Claudius). Zuletzt erschien Goethe und seine lieben Deutschen. Ansichten einer schwierigen Beziehung (2010). Für sein Gesamtwerk wurde er ausgezeichnet mit dem Hamburger Literaturpreis der Irmgard-Heilmann-Stiftung (1989), der Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (1995) und dem Lion-Feuchtwanger-Preis der Berliner Akademie der Künste (1998).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Berechtigt und überfällig findet Stephan Speicher Eckart Kleßmanns Sammlung mit den Kriegserlebnissen der Soldaten aus Napoleons Russlandfeldzug. Dass der Autor bei seiner Arbeit neben Tagebüchern und Briefen sein eigenes vor bald 50 Jahren veröffentlichtes Buch mit entsprechenden Augenzeugenberichten zu Hilfe nimmt, findet Speicher verzeihlich. Immerhin erzähle der Autor diesmal eine Geschichte, in die er Zitate einfüge, damals seien es lange Auszüge aus den Quellen gewesen. Speicher weiß sehr gut, dass ein Interesse an dergleichen Historie von unten besteht, findet jedoch den Russlandfeldzug besonders geeignet für diese Art Geschichtsschreibung, da die Opferzahlen so groß, die Leiden der Soldaten durch Hitze, Kälte und Hunger so unbeschreiblich und Russland 1812 ein frühes Beispiel totalen Kriegs war, der die Lebenswirklichkeit der Bevölkerung in allen Teilen betroffen hat, wie Speicher erklärt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.09.2012

Kälte,
Hunger, Seuchen
Was Soldaten in Napoleons
Russlandfeldzug erlebten
Wir sind ja eine recht jubiläumstüchtige Gesellschaft, selbst der Schlacht im Teutoburger Wald wurde 2009 in großem Maßstab gedacht. Da fällt es auf, wie wenig Interesse Napoleon, das napoleonische Deutschland und seine Reformzeit bislang erregt haben. Eine Ausnahme auf dem Buchmarkt bildet der Russlandfeldzug Napoleons von 1812, dem sich zwei große, auf ganz unterschiedliche Weise vorzügliche Neuerscheinungen widmen, die Bücher vom Dominic Lieven (SZ vom 20. 2. 2012) und Adam Zamoyski (SZ vom 13. 3. 2012). Doch bemerkenswert wieder, wie viel stärker das Buch von Zamoyski beachtet wurde. Vielleicht lag und liegt es am Verlag, der Name C. H. Beck zieht auf diesem Feld stärker als der von C. Bertelsmann. Aber Zamoyski empfiehlt sich auch durch die Konzentration auf den Alltag des Krieges, das Erleben der Soldaten und Zivilisten. Davon handelt auch Lieven, doch gibt er Politik, Diplomatie, Strategie, Wirtschaft- und Sozialgeschichte viel mehr Raum. Beschäftigt uns das weniger?
  Ein neues Buch zur Sache könnte dafür sprechen, „Die Verlorenen“ von Eckart Kleßman. Der Untertitel „Die Soldaten in Napoleons Russlandfeldzug“ sagt, worum es geht und worum nicht. Soldaten, das sind die unteren Ränge. Was die Generalität plant, das beschäftigt das Buch kaum. „Thema ist das Kriegserleben des einzelnen, dargestellt in Tagebüchern, Briefen und Memoiren“, wobei der Autor sich zu guten Teilen aus einem Buch bedienen konnte, das er vor knapp 50 Jahren erstmals veröffentlichte, „Napoleons Russlandfeldzug in Augenzeugenberichten“. Doch während das ältere Buch längere Auszüge aus den Quellen bot, knapp erläutert, erzählt das neue eine Geschichte, in die eine Vielzahl von Dokumenten in kürzeren oder längeren Zitaten eingefügt sind.
  Das Interesse an einer Geschichte „von unten“ ist nicht neu, im Falle des Russlandfeldzugs 1812 aber besonders berechtigt. Nie zuvor hat eine militärische Operation so viele Menschen verschlungen. Genau ein halbes Jahr dauert der Krieg, dann sind eine Million Menschen, Soldaten und Zivilisten, an seinen Folgen gestorben, der kleinere Teil in Gefechten, der größere an Hunger, Kälte, Seuchen. Schon in den ersten Wochen erodiert die Disziplin. Die Truppen fallen über das arme Land, erst Polen, dann Russland her, sie gehen auf Beute und zerstören selbst das, was ihnen gute Dienste leisten würde. Alles auf diesem Feldzug ist qualvoll, zuerst die Hitze, die Regengüsse, der Wassermangel; es wird berichtet, dass die zurückweichenden Russen die Brunnen vergifteten. Die Moral ist bald so schlecht, dass die Armee, wie Napoleon feststellt, nicht mehr haltmachen kann. „Nur die Bewegung hält sie zusammen. Man kann ihr vorausmarschieren, doch nicht anhalten oder zurückgehen.“ Haltung ist der Mechanik gewichen. Auf dem Rückzug ist es dann die Kälte und der Hunger, die den meisten alle besseren Züge austreiben, bis der Überlebenskampf mit der äußersten Härte geführt wird und den noch Sterbenden die Stiefel und Mäntel heruntergerissen werden. Selbst für Kannibalismus gibt es Belege.
  Liest man von den Leiden, so kann man schwer den Eindruck abwehren, einen Vorausblick auf die Lagerwelten des 20. Jahrhunderts zu werfen. Ganz elend ist das Schicksal der Kriegsgefangenen. Erst sind es die Franzosen, die – auf Befehl Napoleons? – die erschöpften russischen Gefangenen, die nicht mehr Schritt halten können, erschießen. Als sich im Herbst das Blatt gewendet hat, müssen die Franzosen leiden. Es wird berichtet, dass Kosaken ihre Gefangenen an russische Bauern verkauften, damit diese die unglücklichen Invasoren zu Tode martern konnten.
  Eine große Rolle spielen die nationalen Vorurteile und Empfindlichkeiten. Deutsche fühlen sich von der Arroganz der Franzosen verletzt, diese wiederum meinen, dass die Armee durch die Eingliederung der Fremden an Stoßkraft verloren habe: „Von den sehr mittelmäßig kriegsgeschulten, widerwillig ihre Heimat verlassenden fremden Nationalitäten konnten sie (die Franzosen) nichts Gutes lernen.“
  Russland 1812 ist ein frühes Beispiel totalen Kriegs. Hier wird nicht mehr eine Form des Duells ausgefochten, hier geht es an die Lebenswirklichkeit der gesamten Bevölkerung. Was immer sie besitzt, vermag und ist, es wird in die Maschine eingespeist; was die eine Seite nicht brauchen kann, das zerstört sie, um es der anderen nicht zu überlassen. Das erklärt die ungewöhnlichen Grausamkeiten, die die zurückweichende Armee Napoleons durch die Russen zu erleiden hatte; auf dem deutschen Kriegstheater 1813 sollte das weniger schlimm aussehen. In Russland scheint sich die Kriegsführung auf besondere Weise enthemmt zu haben. Napoleon und Zar Alexander versuchten immer wieder, dem Einhalt zu gebieten. Viel erreichten sie nicht; die Truppen entzogen sich mäßigenden Befehlen. Das gibt einer Darstellung aus der Sicht der Soldaten ihr eigenes Recht. Eine politische, nicht geringere Frage ist es, wie es gelang, den Krieg nach solchen Erfahrungen noch einmal einzuhegen und zuletzt 1815 zu einem Friedensvertrag zu kommen, der für Jahrzehnte Bestand hatte
.
STEPHAN SPEICHER
  
Eckart Kleßmann: Die Verlorenen. Die Soldaten in Napoleons Russlandfeldzug. Aufbau Verlag, Berlin 2012. 440 Seiten, 29,99 Euro.
Russland 1812 ist ein
frühes Beispiel totalen Kriegs
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2012

Eiskalte Wasser

So erlebt Karl von Suckow, Oberleutnant im 4. württembergischen Infanterieregiment, den Übergang über die Beresina: "Je näher ich der Brücke kam, desto größer wurde das Gedränge von rückwärts ... Wenige Schritte weitergeschoben, und ich trat wiederum auf ein lebendes Wesen; diesmal war es ein Pferd." Immerhin erreicht von Suckow, wenn auch mit "triefenden Pantalons", das andere Ufer, anders als dreißigtausend Nachzügler von Napoleons Grande Armée, die an der Beresina umkommen. Genau zweihundert Jahre ist das jetzt her, doch nicht jeder, der sich für das Drama von damals interessiert, hat Zeit, sich durch die Wälzer von Adam Zamoyski und Dominic Lieven zu wühlen, die zur Jahreswende erschienen sind. Der weniger geduldige Leser ist deshalb mit Eckart Kleßmanns Bändchen über die "Verlorenen" des russischen Feldzugs gut bedient, nicht zuletzt, weil Kleßmann auf strategische Analysen verzichtet und allein die überlebenden Soldaten sprechen lässt. Dabei geht zwar der historische Überblick manchmal verloren, aber dafür ist man näher am Alltag des Krieges, etwa wenn man vom Hass zwischen Deutschen und Franzosen erfährt oder von den Glücksfällen, die es Einzelnen ermöglichten, das Massensterben zu überleben. Zum Beispiel dem lippischen Feldwebel Dornhelm, der bei einem jovialen Rabbiner einquartiert war und auf dessen Frage, ob er für ein abendliches Kartenspiel zu haben wäre, frohgemut antwortete: "Jau! - mer wellen!" (Eckart Kleßmann: "Die Verlorenen". Die Soldaten in Napoleons Russlandfeldzug. Aufbau Verlag, Berlin 2012, 440 S., geb., 29,99 [Euro].)

kil

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" Kälte, Hunger, Seuchen - Was Soldaten in Napoleons Russlandfeldzug erlebten " Stephan Speicher Süddeutsche Zeitung 20120926