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Die erste Biographie über die große amerikanische Schriftstellerin: Auf der Grundlage zahlreicher neuer Quellen und Gespräche u. a. mit Nadine Gordimer, Robert Wilson, Michael Krüger sowie Sontags Sohn David Rieff. Susan Sontag galt mit ihrer markanten Erscheinung, den pechschwarzen Haaren und der exzentrischen silbergrauen Strähne, als erste öffentliche Intellektuelle Amerikas und Celebrity zugleich. Sie trat in Filmen von Andy Warhol und Woody Allen auf, wurde von Annie Leibovitz und Diane Arbus fotografiert, war Werbegesicht der Wodka-Marke "Absolut" und verfasste gleichzeitig…mehr

Produktbeschreibung
Die erste Biographie über die große amerikanische Schriftstellerin: Auf der Grundlage zahlreicher neuer Quellen und Gespräche u. a. mit Nadine Gordimer, Robert Wilson, Michael Krüger sowie Sontags Sohn David Rieff.
Susan Sontag galt mit ihrer markanten Erscheinung, den pechschwarzen Haaren und der exzentrischen silbergrauen Strähne, als erste öffentliche Intellektuelle Amerikas und Celebrity zugleich. Sie trat in Filmen von Andy Warhol und Woody Allen auf, wurde von Annie Leibovitz und Diane Arbus fotografiert, war Werbegesicht der Wodka-Marke "Absolut" und verfasste gleichzeitig kulturkritische Essays. Darüber hinaus machte sie sich als Filmemacherin, Theaterregisseurin, Dramatikerin und Romanautorin weltweit einen Namen. Diese erste Biographie der politischen Provokateurin zeichnet das herausragende Bild einer widersprüchlichen und glamourösen Frau, deren Leben die kulturellen und medialen Umbrüche des 20. Jahrhunderts spiegelt.
Autorenporträt
Daniel Schreiber, geboren 1977, arbeitete als Redakteur für Monopol und Cicero und ist seit 2013 wieder freier Autor. Seine Texte erscheinen u. a. in der ZEIT, dem Philosophie Magazin, der Weltkunst und der taz. Er lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.01.2008

Die letzte Intellektuelle
Daniel Schreiber erkundet Leben und Werk Susan Sontags
Es war die Rolle ihres Lebens. Wenn eine Erkenntnis über Susan Sontag gesichert ist, dann ihr Genie der ununterbrochenen Selbst- und Neuerfindung. Und wenn es etwas gab, das dennoch alles zusammenhielt, dann war es ihr Selbstverständnis als letzte Intellektuelle. Vor genau dreißig Jahren, am Ende ihres so schönen wie klugen Essays über Walter Benjamin, schrieb sie unverhohlen über sich selbst: „Vor dem Weltgericht wird der letzte Intellektuelle – dieser saturnische Held der Moderne mit seinen Ruinen, seinen abwegigen Visionen, seinen Träumereien, seiner undurchdringlichen Melancholie, seinem gesenkten Blick – erklären, dass er viele ‚Positionen‘ innehatte und dass er das Leben der Ideen bis zum bitteren Ende verteidigte.”
Löst man sich vom Status der literarischen „Celebrity”, den sie zugleich hart erkämpft hatte, beanspruchte, verachtete und fürchtete, fängt man an, sie biographisch zu betrachten, was ja nichts anderes heißt als zu historisieren, dann wird ihre Geschichte noch unwahrscheinlicher. Die Orte der unglücklichen Kindheit verheißen kaum die intellektuelle Karriere: New York ohne Eltern, die in China ihr Glück versuchen; nach dem Tod des Vaters ein Trailerpark in Tucson, Arizona; schließlich wieder Mittelklasse am Rande des San Fernando Valley, das spießige L.A. des Stiefvaters.
Da startet Susan Sontag das „Projekt Susan Sontag”. Sie besucht mit vierzehn Thomas Mann und ist enttäuscht, als der Schriftsteller, den sie vielleicht mehr verehrte als jeden anderen, in ihr nicht die künftige Kollegin erkennt. Unentwegt schreibt sie Listen und arbeitet sie ab – Literatur, Philosophie, Musik, Kunst, Film. Das ist der Schlüssel zu ihrer intellektuellen Existenz. Es war immer ihr größtes Problem, sich für zu vieles zu interessieren. Sie verstrickte sich zeitlebens in zahllose Pläne für Artikel und Bücher, von denen die wenigsten je das Licht der Welt erblickten. Doch machte gerade die Vielfalt der Leidenschaften und Engagements die bewunderte Intellektuelle aus.
In den sechziger Jahren wird Sontag, der jüngste Star am New Yorker Intellektuellenhimmel, für eine Zerstörerin des elitären Bildungskanons gehalten. Was sie wollte, war eine Erfrischung der Hochkultur durch popkulturelle Injektionen, die sie den verschreckten New Yorker Altintellektuellen als „Schocktherapie” verordnete. Als „Pop” sich zum kommerzialisierten Mainstream auswächst, verteidigt Sontag „traditionelle ästhetische Hierarchien, die den westlichen Kanon ausmachten”. Ihre Ästhetik wie ihre Politik bleiben immer der klassischen Moderne verpflichtet, postmoderne Spielereien lehnt sie ebenso ab wie „Identitätspolitik”. Sie war die streitbare Sachwalterin der deutsch-jüdischen und der französischen Moderne in Amerika, eine transatlantische Vermittlerin, wie es sie nicht mehr gibt.
Eine selbstbestimmte Patientin
Zwischen „Geist und Glamour” – so betitelt Daniel Schreiber treffend seine Biographie. Das Buch neigt zu gedanklichen Unschärfen, wenn es um vertrackte intellektuelle Probleme geht. Am Anfang nervt Amateurpsychologie. Auch tauchen immer wieder kleine Fehler auf – neben einer Reihe von Anglizismen wird da eine „Berkeley University” erfunden, Israelis heißen „Israeliten”, und wo „philanthropisch” stehen müsste, findet sich auch einmal „anthroposophisch”. Aber das stört kaum. Schreiber hat einen angenehm unprätentiösen journalistischen Stil. Er nähert sich Sontag mit Respekt, ohne ihre unsympathischen Seiten zu verschweigen. Es ist die beste Einführung in ihr Leben und ihr Werk. Ihre öffentliche Person könnte kaum besser erfasst werden. Erst Ende 2009 wird ihr Nachlass geöffnet.
Ohne eine Schar von Freunden und Helfern hätte das Gesamtkunstwerk Susan Sontag kaum geschaffen werden können. Von ihrem Lehrer Jacob Taubes, der ihr erste Stellen als Dozentin und als Redakteurin bei Commentary besorgt, bis zu ihrem Verleger Roger Straus, der immer an sie glaubt, jahrelang auf Bücher wartet, die nie erscheinen werden, und sich um ihren Sohn kümmert, wenn sie auf Reisen ist. Als sie 1975 zum ersten Mal an Krebs erkrankt, sammeln Freunde Geld für ihre Behandlung. Sontag kapituliert nicht vor den Todesurteilen der Ärzte. Sie ist vielleicht die erste selbstbestimmte Patientin, „Krankheit als Metapher” ihr auf Dauer einflussreichstes Buch, gemeinsam mit dem zur gleichen Zeit entstandenen „Über Photographie”.
Der Kampf gegen die Krankheit und für die Kranken ist die persönlichste Form ihres Engagements. Sie bewies, dass Engagement noch möglich ist. Im Rückblick wiegt ihr Irrtum gering. Selten lag sie falsch: Sie verurteilte den Krieg in Vietnam und löste sich von der Faszination für den kubanischen Sozialismus, als dort Schriftsteller drangsaliert wurden. Joseph Brodsky, den sie in Amerika berühmt machte und der sie heiraten wollte, sensibilisierte sie für die osteuropäischen Dissidenten. 1982 wurde sie angefeindet, als sie sich auf die Seite der Solidarnosc stellte und den Sowjetkommunismus einen Faschismus nannte.
In Sarajevo inszenierte sie 1993 unter Lebensgefahr „Warten auf Godot”, um den Westen zur Intervention zu bewegen. Sie scheiterte nur an ihrem Jugendtraum, als Romanautorin. Die letzte Intellektuelle des 20. Jahrhunderts wäre heute 75 geworden. TIM B. MÜLLER
DANIEL SCHREIBER: Susan Sontag. Geist und Glamour. Aufbau Verlag, Berlin 2007. 342 Seiten, 22,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.2008

Der Wille zur Wirkung

Susan Sontag hielt nichts davon, die Kindheit für alles verantwortlich zu machen. Eine Biographie über sie brauchen wir natürlich trotzdem. Daniel Schreiber hat die erste geschrieben.

Susan Sontag träumte davon, durch ihr Werk Unsterblichkeit zu erlangen. So erzählt es ihr Sohn David Rieff in der weltweit ersten Biographie über die amerikanische Essayistin, Schriftstellerin und Filmemacherin, die am 17. Januar 2005 auf dem Pariser Friedhof Montparnasse mit Baudelaires Versen "Je t'aime, ô capitale infâme!" aus dem Epilog der "Blumen des Bösen" beerdigt wurde und an diesem Mittwoch fünfundsiebzig Jahre alt geworden wäre. Hin und her gerissen zwischen ihrem beispiellosen "reinen Willen", ihrem Glauben an die Kraft und die Macht des Intellekts, ihrer herben Schönheit und ihrem Hang zur Selbstbespiegelung, kämpfte sie um ihr Nachleben als "die" Susan Sontag.

Es fiel dem eigensinnigen Wunderkind nicht einfach so zu, eine der bedeutendsten amerikanischen Essayistinnen des zwanzigsten Jahrhunderts und die "moralische Stimme" ihres Landes zu werden. Susan Lee Rosenblatt wurde am 16. Januar 1933 in New York geboren und zog nach dem Tod des Vaters mit ihrer egozentrischen Mutter nach Tucson in Arizona. Mit vierzehn Jahren bittet sie, bereits hochbelesen, um eine Audienz bei Thomas Mann in dessen Villa in Pacific Palisades, um mit ihm über seinen "Zauberberg" zu sprechen - zeitlebens eines der wichtigsten Bücher für sie. Ihr ganzes Leben lang wird sie sich für dieses Treffen schämen: Der Schriftsteller hatte sie nicht wie eine ebenbürtige Gesprächspartnerin behandelt, sondern mit ihr, so behauptet sie, nur "oberflächliche" Konversation betrieben. Mit fünfzehn Jahren bekommt sie die Zulassung zur Universität, mit siebzehn heiratet sie ihren Dozenten Philip Rieff, beugt sich aber nicht den Erwartungen an die Frau eines Professors, sondern geht zurück nach New York, um Schriftstellerin zu werden; dann nach Paris, wo sie ihre "erste schwere Krise" durchlebt und die Frauenliebe für sich entdeckt. Alleinerziehend und mittellos, beginnt sie schließlich in New York ihr neues Leben. Der verständlichen Nachfrage nach einer Biographie kommt nun ein deutscher Journalist nach, der in New York lebt und für die Zeitungen "taz" und "Freitag" schreibt. Den Fußnoten ist zu entnehmen, dass er sich nur ein Jahr Zeit genommen hat und die Interviews mit Sontags Freunden, wie Marina Abramovic, Nadine Gordimer oder Robert Wilson, und Wegbegleitern im Tagesrhythmus führte. Gordimer erzählte ihm, dass Sontag und sie "eine tiefempfundene Abneigung gegen die Angewohnheit vieler Leute teilten, die ihre Kindheit für ihr Leben verantwortlich machten". Kontakt zu Annie Leibowitz, Sontags langjähriger "Liebhaberin" (Leibowitz), konnte Daniel Schreiber nicht knüpfen.

Das Buch verrät schon in seinem Titel, "Geist und Glamour", seine Ausrichtung und seine Grenzen: Schreiber geht es um das Phänomen Susan Sontag im Spiegel der Medien. Doch Bilder von der Frau, die natürlich auch durch ihr Aussehen wirkte, gibt es hier nur wenige. Akribisch arbeitet sich der Schreiber lieber durch die Artikel über Sontag in "Dissent", "Vogue", "Commentary", "Partisan Review" oder "New York Times"; er hat aufgearbeitet, was sie uns auch ebendort hinterlassen hat: ihre Essays "Anmerkungen zu Camp" oder "Gegen Interpretation".

Aus diesen Versatzstücken der Recherche ist keine Hommage an die brillante Essayistin und charismatische Frau erwachsen, sondern eine kritische und strenge Chronistenarbeit, die ohne falschen Respekt Widersprüche und Unglaubwürdigkeiten aufdeckt. Drastisch führt Schreiber dem Leser vor, wie sich Susan Sontag mit Hilfe ihres Verlegers Roger Strauss energisch, geschickt und aufwendig in Szene zu setzen wusste: Die "Märchenprinzessin der kulturellen Schizophrenie", wie Schreiber aus einem Artikel von Robert Brustein in der "New York Times" im Jahr 1971 zitiert, möchte man an so mancher Stelle der Lektüre dieser Biographie nicht mögen: "Sontags leidenschaftliche Verteidigung ihres freischaffenden Lebensstils als intellektuelle Autorin glitt in dieser Zeit mitunter in eine karikierende Übertreibung und eine manchmal irritierende Selbstglorifizierung ab." Und doch schafft es der Autor durch seinen distanzierten Ton, der Lob und Tadel für die seiner Meinung nach wichtige Essayistin und mittelmäßige Romanschriftstellerin auf die gleiche Weise formuliert, die Gegensätzlichkeit von Sontags Charakter einzufangen. Dem Menschen Susan Sontag aber kommt der Leser durch diese Biographie nicht wesentlich näher.

Was den Autor so zur Eile trieb, ist offensichtlich: Die Konkurrenz schläft nicht, und spätestens wenn ihre eindrucksvollen Tagebücher, die wir am Samstag in unserer Beilage "Bilder und Zeiten" in Auszügen vorabdrucken, vollständig erscheinen, wird es vermutlich weitere Biographien geben. Außerdem fällt ins Gewicht, dass Sontags Nachlass in der University of California in Los Angeles bereits in zwei Jahren öffentlich zugänglich sein wird und sich vielleicht dadurch schon bald einige seiner Eindrücke und Spekulationen ins Gegenteil kehren könnten oder zumindest präzisiert werden müssten. Eine erschöpfende Biographie über diese Besessene "mit nie versiegender Neugier und Entdeckerfreude", wie sie Annie Leibowitz im Vorwort ihre Buches "A Photographer's Life 1990-2005" beschrieb, liegt uns hier also noch nicht vor.

SWANTJE KARICH

Daniel Schreiber: Susan Sontag. Geist und Glamour. Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2007. 342 S., geb., 22,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Dem Rezensenten Oliver Pfohlmann gefällt Daniel Schreibers Buch über Susan Sontag, die erste Biografie der Ende 2004 gestorbenen Essayisten und Romanautorin. Schreiber gelingt nach Meinung des Rezensenten eine "kluge Mischung aus Empathie und Distanz". Obwohl ihr Nachlass erst 2010 zugänglich wird, hat er solide recherchiert, attestiert ihm Pfohlmann. Neben der Recherche im Archiv ihres Verlegers unterhielt sich der Autor mit etlichen Wegbegleitern und zeichnet so Sontags Entwicklung zur Intellektuellen neuen Typs nach. Sontag verstand sich auf Selbstinszenierung, die sie in immer neuen Zusammenhängen anwendete. Zudem brachte sie Hoch- und Subkultur in bislang nie da gewesener Form zusammen und hatte auch beim Publizieren wenig Berührungsängste. Das alles wird in dieser Biografie nach Pfohlmanns Meinung überzeugend rekonstruiert.

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