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New York in den 50er Jahren: Auf einer Party erhält eine junge Frau das unmoralische Angebot eines distinguierten Herrn, gegen Bezahlung mit ihm zu gehen. Sie könnte problemlos ablehnen, lässt sich aber darauf ein - und zerstört ihr bisheriges Leben. Erst jetzt wird ihrem Freund, den sie verlässt, bewusst, wie sehr er sie liebt. Das Gefühl, die Chance seines Lebens verpasst zu haben, wird ihn für immer begleiten. Eine beklemmende Liebesgeschichte und der kluge Roman eines bedeutenden Autors aus den USA. Im rauchigen, melancholischen Ton eines Miles-Davis-Stücks erzählt ist "In Love" wie John…mehr

Produktbeschreibung
New York in den 50er Jahren: Auf einer Party erhält eine junge Frau das unmoralische Angebot eines distinguierten Herrn, gegen Bezahlung mit ihm zu gehen. Sie könnte problemlos ablehnen, lässt sich aber darauf ein - und zerstört ihr bisheriges Leben. Erst jetzt wird ihrem Freund, den sie verlässt, bewusst, wie sehr er sie liebt. Das Gefühl, die Chance seines Lebens verpasst zu haben, wird ihn für immer begleiten. Eine beklemmende Liebesgeschichte und der kluge Roman eines bedeutenden Autors aus den USA. Im rauchigen, melancholischen Ton eines Miles-Davis-Stücks erzählt ist "In Love" wie John Williams´ "Stoner" oder die Romane von Richard Yates, eine beglückende Wiederentdeckung.
Autorenporträt
Alfred Hayes, geboren 1911 in London, gestorben 1985 in Kalifornien, studierte am New Yorker City College, arbeitete als Reporter und kam im Zweiten Weltkrieg mit der Army nach Europa. Nach Kriegsende arbeitete er einige Jahre in Rom als Drehbuchautor und kehrte dann in die USA zurück, wo er weiter beim Film als Autor und Regisseur arbeitete; mit seinen Drehbüchern wurde er zweimal für den Oscar nominiert. Außerdem schrieb Hayes Romane und Gedichtbände.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Angela Schader kommt es so vor, als sei dieser Roman von Alfred Hayes aus dem Jahr 1953 eigentlich zwei Bücher. So gern sie das zweite Buch lesen würde, ihr bleibt zunächst einmal die Lektüre des sichtbaren ersten. Und die hat es in sich, wie Schader versichert, spinnt den Leser ein und eröffnet dem Autor durch eine Mise en abyme mit einem Schriftsteller-Erzähler die Möglichkeit, sein Können über die Figur auszuspielen, wie Schader erklärt. Dass der 1911 geborene Hayes davon ausgiebig Gebrauch macht, gefällt Schader, und sie stellt ihr Gehör auf die sprachlichen Nuancen des Textes ein. So vermag sie außer dem New York der 50er, außer der Liebesgeschichte, die Hayes erzählt, Empfindungen der Figuren wahrzunehmen, Gefühlslagen und die "Defizite einer Liebe". Der Erzähler scheint Schader einerseits sensibel und zuverlässig, andererseits, so erläutert sie, gibt gerade er den Blick frei auf jene andere Perspektive auf das Geschehen, das zweite Buch.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2015

Schuldlos schäbig
Alfred Hayes fängt einen Möchtegern-Charmeur in der Liebesfalle
Ein Mann Ende dreißig spricht an einer Hotelbar nachmittags um drei mit einer schönen Frau Mitte zwanzig. Sie trinken Daiquiri. Er nennt ein paar vage Koordinaten seines Lebens, aber bald merkt man, dass er seine Masche satt hat. Er sei „nicht ganz unbekannt, habe etwas Geld auf der Bank, eine günstig gelegene Wohnung (. . .) meinen Gesichtsausdruck finden Sie wahrscheinlich passend, meine Hand hier auf diesem Tisch ist real, alles an mir ist real, wenn man nicht allzu genau hinschaut“.
  Wer weiß da, was wahr ist? Doch so abgeklärt, wie der Möchtegern-Charmeur sich gibt (wir befinden uns Anfang der Fünfzigerjahre in New York), ist er nicht. Was sich an der Hotelbar abspielt, ist nur die Fußnote zu einer Geschichte, die ihm vor Monaten geschehen ist. Das Mädchen damals hat er geliebt – oder sich wenigstens so verhalten, als habe er es geliebt, nachdem es ihn verlassen hat.
  Alfred Hayes, 1911 in London-Whitechapel in eine jüdische Familie geboren, die 1914 nach New York ging, ist ein ziemlich vergessener Drehbuchautor, Romancier und Dichter, der als Teil einer Spezialeinheit der US-Streitkräfte 1943 nach Rom kam. Mit Fellini und Klaus Mann schrieb er an Roberto Rossellinis Neorealismus-Klassiker „Paisà“ und wurde für den Drehbuch-Oscar nominiert. Bei Vittorio de Sicas „Fahrraddiebe“ machte er mit, ohne erwähnt zu werden. Seine Romane (darunter „The Girl on Via Flaminia“ oder „The End of me“) wurden schon in den Sechzigerjahren bei Rowohlt übersetzt. „In Love“ ist von einer ähnlichen Eleganz der Formulierung wie Sándor Márais „Glut“, aber besser, dank Matthias Fienbork nun auch im Deutschen. Der Angelpunkt ist schlicht und gemein. Aber zuvor muss gesagt werden, dass die Liebesgeschichte mit der jüngst aus seinem Leben verschwundenen jungen Frau, die der Mann der neuen jungen Frau erzählt, schon angemessen verloren begann.
  Die damalige Geliebte war schlampig in allen Dingen des Lebens, vom Toilettenschrank bis zum Morgenmantel, was daher kam, dass sie ihre alte Ordnung verloren hatte (eine frühe Ehe, sie war siebzehn, das Töchterchen ist jetzt vier), und dass eine neue Ordnung sich noch nicht hatte einstellen wollen. Solche Seelenzustände beschreibt Hayes fein ziseliert und so nachvollziehbar, als wäre alles gerade eben geschehen und nicht vor sechzig Jahren.
  Die junge Frau ist schön, alle sagen es, aber sie sagt: nicht perfekt. Ein zu kleiner Busen – er wird verhindern, dass irgendeiner irgendwann drohen wird, sich für sie umzubringen, da ist sie sich sicher. Sie hat sich daran gewöhnt, klar, aber noch immer kämpft sie gegen die absehbare Gleichgültigkeit. Immer will sie wissen, was der Erzähler von ihrer Verbindung hält. Er ist ihr zu gelassen.
  Inszeniert Hayes da ein klassisches Psycho-Spiel oder eine klassische Liebesgeschichte? Die modernen Seelen, unbeständig und schwach, ergänzt er durch ein klassisches böses Faktum: An einem Abend geht das Mädchen allein zu einer Party in einen Reichen-Club. Dort sieht es den dicken Howard, den eine Frau traumatisiert hat, aber er ist nicht arm und fragt, ob tausend Dollar reichen? Das war damals viel Geld, aber Howard ist unsicher, ist es genug? Er will das Mädchen ja nicht beleidigen, er will es nur kaufen. Sie erzählt es ihrem Liebhaber. Sie könnte mit Howard essen, ja, aber, sie beschwichtigt: Ihn liebe sie. Wieder reagiert er zu schmal, und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
  Geschickt zeichnet Hayes seinen Erzähler und Antihelden als etwas wehleidiges, cool sein wollendes, dabei recht kaltes Schriftsteller-Ich, das sich vor der „Affäre“ mit dem hübschen Mutter-Mädchen schon oft mit dem Gedanken an das Scheitern der eigenen Mission befassen musste. Aber sobald man diesen Erzähler und seine Umgebung genauer in den Blick nimmt, fällt auf, dass es geradezu Hayes’ Prinzip ist, ein mediokres, aber nicht langweiliges, durchaus sympathisches Personal einzusetzen, das sich im Alltag der Liebe mal besser, mal schlechter, aber tendenziell eher schuldlos schäbig als gut verhält.
  Die Geschichte ist mit der Entscheidung des Mädchens natürlich nicht zu Ende. Das Mädchen ist ungeduldig, es fragt Howard direkt: Willst du mich heiraten? Von einer Frau so überfahren, kann ein Geschäftsmann der Fünfziger nicht anders, als erst mal Nein sagen. In derselben Nacht ruft das Mädchen den Ich-Erzähler wieder an. Aber Hayes wäre nicht der durchtriebene Autor, der er ist, wenn das schon das Ende wäre.
HANS-PETER KUNISCH
      
  
 
Alfred Hayes: In Love.
Roman. Aus dem Englischen von Matthias Fienbork.
Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2015.
143 Seiten, 16,90 Euro. E-Book 12,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.2015

Umwege des Gefühls
Vergessenes Meisterwerk? "In Love" von Alfred Hayes

Vor einem knappen Jahr ist in den Vereinigten Staaten eine Neuauflage von "In Love" erschienen, dem vierten Roman des 1985 verstorbenen englischen Schriftstellers Alfred Hayes. In der englischsprachigen Presse wurde das schmale Buch als Wiederentdeckung gefeiert, als bestes Buch eines Mannes, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten war. Das konnte man sich nun zwar nicht mehr erklären, wollte es andererseits aber auch nicht groß hinterfragen, denn es macht sich immer gut, aus der Mottenkiste der hunderttausend vergessenen Bücher diesen einen Band herausziehen zu können, von dem sich sagen lässt: Seht doch, es ist ein Meisterwerk!

"In Love" erzählt eine New Yorker Liebesgeschichte, die in den fünfziger Jahren spielt, aber - und darin mag ein Grund für die überschwängliche Begeisterung liegen - in der Unverbindlichkeit, mit der sie geführt wird, auch gut in die Gegenwart passt. Ein junger Mann liebt eine junge Frau, will sich aber nicht festlegen. Sie träumt von romantischer Liebe, Geld, einer geblümten Wohnzimmertapete und einem schnellen Wagen vor der Tür. Folglich gerät sie ins Grübeln, als ein Fremder ihr eines Tages eintausend Dollar bietet, wenn sie eine Nacht mit ihm verbringt. Ein unmoralisches Angebot, über das sie sich zunächst empört, dann aber insofern doch annimmt, als sie dem Herren mehr als nur eine Chance gibt, sie von sich zu überzeugen. Und genau dies ist der Moment, in dem - oh, Wunder - der inzwischen abgelegte Lover seinerseits versteht, dass er die Frau wirklich liebte.

An hübschen Formulierungen zur Beschreibung dieser ewigen Liebeswirrnis fehlt es dem Buch nicht. Ehrlichkeit ist in diesem Sinn ein hohes Gut, Bekenntnisse gibt es also zuhauf: "Den Verlust einer Frau ohne Bedeutung als schmerzhaft zu empfinden, darunter zu leiden, war absurd. Es war absurd, dass ich litt. Und weil es absurd war, musste ich es verstecken", heißt es da beispielsweise.

Aber wenn man dieses schmale Buch als das ernst nimmt, was es sein will, nämlich nicht nur als Roman, sondern als Phänomenologie, kommt man nicht umhin, an ein paar andere Bücher zu denken, die denselben Ehrgeiz hatten und diesem besser gerecht wurden - an Stendhals "Rot und Schwarz" etwa oder Prousts "Eine Liebe von Swan", um gleich in die oberste Schublade zu langen. An Tolstois "Kreutzersonate" und vielleicht auch an Milan Kunderas "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins".

Ist das zu hoch gegriffen? Nein. Wer den Anspruch hat, eine Liebesstudie zu schreiben, muss wissen, worauf er sich einlässt. Und Alfred Hayes, der übrigens Anfang der Fünfziger, als er "In Love" schrieb, auch mehrere Drehbücher für Filme des italienischen Neorealismus verfasste, schien seinen analytischen Fähigkeiten selbst ein wenig zu misstrauen. Nur so ist jedenfalls zu erklären, warum er sein Liebespaar zum Ende hin auf einen Umweg führt, der dessen Zerrüttungsprozess zwar verlängert, zur Ergründung ihrer Gefühlswelten aber nur wenig beiträgt. "In Love" ist deswegen zwar kein Meisterwerk, aber immer noch ein ziemlich gutes Buch.

LENA BOPP

Alfred Hayes: "In Love". Roman.

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Nagel & Kimche, Zürich 2015. 143 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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