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Ein hochspannender historischer Kriminalfall, in dem finstere Gestalten mit einer schaurig-schönen Landschaft verschmelzen: Anarchie ist in Graubünden im 19. Jahrhundert an der Tagesordnung. Deserteure, Diebe und Bettler streifen plündernd durch die Berge. 1821 geschieht in der Mühle bei Bonaduz ein brutaler Mord. Der Verhörrichter Baron von Mont begibt sich mit zwei heimgekehrten Söldnern auf die Spur des Verbrechens. Die Detektivarbeit in den abgelegenen Tälern ist beschwerlich. Dennoch gelingt es von Mont, mehrere Verdächtige aufzuspüren und vor das Kriminalgericht in Chur zu bringen. Ein…mehr

Produktbeschreibung
Ein hochspannender historischer Kriminalfall, in dem finstere Gestalten mit einer schaurig-schönen Landschaft verschmelzen: Anarchie ist in Graubünden im 19. Jahrhundert an der Tagesordnung. Deserteure, Diebe und Bettler streifen plündernd durch die Berge. 1821 geschieht in der Mühle bei Bonaduz ein brutaler Mord. Der Verhörrichter Baron von Mont begibt sich mit zwei heimgekehrten Söldnern auf die Spur des Verbrechens. Die Detektivarbeit in den abgelegenen Tälern ist beschwerlich. Dennoch gelingt es von Mont, mehrere Verdächtige aufzuspüren und vor das Kriminalgericht in Chur zu bringen. Ein packender Schauerroman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann.
Autorenporträt
Silvio Huonder, geboren 1954 in Chur, absolvierte ein Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz, es folgten Regie-Arbeiten in Österreich und der Schweiz. 1990-1994 Studium an der Hochschule der Künste in Berlin, erster Absolvent des Studienganges Szenisches Schreiben bei Heiner Müller, Tankred Dorst und anderen. Zum Wintersemester 2006 wurde Silvio Huonder als Dozent an das Schweizerische Literaturinstitut berufen und leitet dort das Schreibatelier. Heute lebt Silvio Huonder mit Ehefrau und zwei Kindern am Rand von Berlin an der Havel und schreibt Romane, Hörspiele, Theaterstücke und Drehbücher.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Fall, den Silvio Huonder in seinem Kriminalroman "Die Dunkelheit in den Bergen" beschreibt, ist tatsächlich 1821 in Bonaduz bei Chur passiert, weiß Sabine Doering. Ein Müller und zwei schwangere Mägde wurden im Gebirge ermordet und übel misshandelt gefunden, der verdächtigte Handwerker gestand und nahm sich das Leben, berichtet die Rezensentin. Nur die Rolle zweier Burschen aus dem Dorf blieb bis zuletzt unklar, irgendwie waren sie in die Sache verstrickt gewesen, man verurteilte sie zu lebenslanger Haft. Das Buch ist aber weder eine reine Chronik des Verbrechens noch der übliche Historienkrimi, versichert Doering. Stattdessen verspricht die Rezensentin ein "facettenreiches Sittengemälde" des Dorflebens im frühen neunzehnten Jahrhundert, komplexe Figuren und schöne kulturhistorische Details. Besonders hat es ihr der Baron und Verhörrichter Johann Heinrich von Mont angetan, der nachts von einem traumatischen Kindheitserlebnis verfolgt wird und tagsüber heimlich erotische Gemälde betrachtet, in der Öffentlichkeit aber mit Ingrimm für einen unnachgiebigen Polizeistaat streitet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2013

Bündner Fleisch
Silvio Huonder geht über den Historienkrimi hinaus

Ein Verbrechen aus den Schweizer Bergen bildet den realen Hintergrund für den kompakten Roman. Im Sommer 1821 fand man in der Weihermühle in Bonaduz bei Chur drei brutal zugerichtete Leichen. Der lebenslustige Müller und zwei Mägde, beide schwanger, waren mit Hieb- und Stichwunden regelrecht hingerichtet worden. Der Hauptverdächtige, ein umherziehender Handwerker aus Tirol, wurde schnell gefasst. Unklar blieb die Rolle seiner Komplizen, zweier Brüder aus der Umgebung: Waren sie direkt an der Tat beteiligt, hatten sie den Dreifachmord nur schweigend gebilligt? Die Fragen sind bis heute offen. Der geständige Tiroler nahm sich das Leben; die Brüder, beide zu lebenslanger Haft verurteilt, beteuerten ihre Unschuld. Der Leichnam des Selbstmörders aber vermoderte als Zeichen der Abschreckung am Galgen.

So erfuhr man es aus Zeitungsartikeln und Moritaten des neunzehnten Jahrhunderts, und so kann man es bis heute in den Gerichtsakten nachlesen. Silvio Huonder, der aus Chur stammt und seit Jahren in Brandenburg lebt, hat die bekannten Fakten sorgsam studiert und einen Großteil der Personen in seinen Roman übernommen. Entstanden ist daraus freilich weder die detailreiche Chronik eines Verbrechens noch einer der modischen historischen Kriminalromane, die vor wechselnder Kulisse die immergleichen Intrigen und Verfolgungsjagden inszenieren.

Dem erfahrenen Erzähler Huonder geht es um mehr als vordergründige Spannung. In dichten Beschreibungen entwirft er ein facettenreiches Sittengemälde aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert. In die Städte und Dörfer Graubündens dringen zwar viele Nachrichten aus der großen Welt - Napoleon ist gerade gestorben, der Mord an dem Dichter Kotzebue wird diskutiert, liberale Denker fliehen vor den Karlsbader Beschlüssen in die Schweiz; die Obrigkeit hat aber andere Sorgen. Bedrückende Armut herrscht in den Tälern, vagabundierende Schausteller, Diebsbanden und Scharlatane verunsichern die Bevölkerung, in den Amtsstuben regieren Willkür und Missbrauch.

Der Churer Verhörrichter Johann Heinrich von Mont, auch er eine Figur der realen Geschichte, versucht angestrengt, die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Huonder zeichnet den ehrgeizigen Baron, der aus einer angesehenen Bündner Familie stammt, als komplexe Person: Während ihn nachts die Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis seiner Kindheit heimsuchen und er fasziniert erotische Phantasien seines Landsmanns, des Malers Johann Heinrich Füssli, betrachtet, wird er tagsüber zum rigorosen Vorkämpfer für einen modernen Polizeistaat. Trotzig hält er an seinem Glauben an das Recht fest: "Die Justiz darf sich nicht biegen lassen, darf nicht morsch oder löcherig werden wie ein verfaulender Baum, nein, stark und mächtig und kraftvoll muss sie sein."

Dem Baron stehen zwei schlichte und zupackende junge Landjäger zur Seite, die eigentlichen Identifikationsfiguren des Romans. Als Söldner haben die Burschen im Norden in der königlich-niederländischen Armee einen ruhigen Dienst geleistet. Kaum in die bündnerische Heimat zurückgekehrt, geraten sie von einem aufregenden Abenteuer ins nächste. Ihnen gelingt es, den Bonaduzer Mühlen-Mörder in den Bergen aufzuspüren. Der bodenständigen Perspektive dieser wenig gebildeten Landjäger ist die Schilderung zahlreicher kulturhistorischer Details zu verdanken - was etwa alles beim Beschlagen von Pferdehufen zu beachten ist und wie man es vermeidet, sich beim Reiten einen wunden Hintern zu holen.

Neben diesen praktischen Problemen dreht sich der Roman vor allem um die inneren Widersprüche einer rigorosen, sich als aufgeklärt verstehenden Sozialpolitik, die in vielen Ländern Europas, nicht nur im helvetischen Graubünden, zu harten Zwangsmaßnahmen führte, obwohl ihr erklärtes Ziel doch die Beförderung von Sittlichkeit und Humanität war. Es ist keine geringe Leistung, dass Huonder die Kriminalhandlung mit solch weitreichenden rechtspolitischen Fragen verbindet, ohne je das Lesevergnügen zu beeinträchtigen.

SABINE DOERING.

Silvio Huonder: "Die Dunkelheit in den Bergen". Roman.

Verlag Nagel & Kimche, München 2012. 224 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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