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In der Kollektion, herausgegeben von Peter von Matt, legt der berühmteste Dichter der Romandie seine persönliche Sammlung der wichtigsten Westschweizer Gedichte des 20. Jahrhunderts vor. In der kongenialen neuen Übersetzung zeugen sie von einem staunenswerten Reichtum. Philippe Jaccottet ergänzt seine Auslese mit prägnanten Einführungen zu den Verfassern und mit einem Nachwort.

Produktbeschreibung
In der Kollektion, herausgegeben von Peter von Matt, legt der berühmteste Dichter der Romandie seine persönliche Sammlung der wichtigsten Westschweizer Gedichte des 20. Jahrhunderts vor. In der kongenialen neuen Übersetzung zeugen sie von einem staunenswerten Reichtum. Philippe Jaccottet ergänzt seine Auslese mit prägnanten Einführungen zu den Verfassern und mit einem Nachwort.
Autorenporträt
Philippe Jaccottet, geboren 1925 im Waadtland, lebt im südfranzösischen Grignan. Er ist einer der größten französischsprachigen Lyriker, außerdem ein hervorragender Übersetzer und Literaturkritiker; sein dichterisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet.

Philippe Jaccottet wurde 1925 in Moudon (Westschweiz, Kanton Waadt) geboren. Schule und Universität besuchte er in Lausanne. Er hielt sich in Rom und Paris auf, bevor er 1953 nach Grignan (Südfrankreich, Département Drôme) zog, wo er bis heute zusammen mit der Malerin Anne-Marie Haesler lebt, die er im gleichen Jahr heiratete.
Jaccottet erhielt zahlreiche Preise, u. a. 1997 den "Friedrich-Hölderlin-Preis" und im Jahr 2000 den "Horst-Bienek-Preis für Lyrik". 2010 wurde ihm der "Große Schillerpreis" verliehen und 2014 der "Schweizer Grand Prix Literatur".

Peter von Matt, geboren 1937 in Luzern, ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich. Er hat große Studien und zahlreiche Aufsätze zur Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts verfasst. 2006 erhielt Peter von Matt den Heinrich-Mann-Preis und 2007 den Brüder-Grimm-Preis. Im Jahr 2011 wurde ihm der Jahrespreis der Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur (STAB) verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2008

Poetische Westschweiz

Der Westschweizer Lyriker Philippe Jaccottet, dessen Werke bei Gallimard erscheinen, lebt in Frankreich, wo er auch als Übersetzer und Vermittler deutscher Literatur in Erscheinung getreten ist. Als solcher steht er in der literarischen Tradition der französischsprachigen Schweiz, deren Verhältnis zur deutschen Kultur unbelasteter ist als jenes der Franzosen. Immer wieder hat daher die Romandie als Drehscheibe des deutsch-französischen Kulturaustauschs funktioniert. Jetzt hat Jaccottet (auf Initiative der schweizerischen "ch reihe") eine zweisprachige Anthologie der erstaunlich reichhaltigen "Lyrik der Romandie" zusammengestellt - für deutsche und Deutschschweizer Leser. Jaccottet beginnt mit dem Übervater Charles-Ferdinand Ramuz. In seiner biographischen Notiz unterstreicht er die Bedeutung, die Ramuz als Dichtervater für jeden jüngeren Westschweizer Schriftsteller hatte. Jaccottet wählte einen Auszug aus dem "Gesang von unserer Rhone", der in Maurice Chappaz' "Testament du Haut-Rhone" eine glänzende Fortsetzung gefunden habe. Doch vom Walliser Chappaz wird ein anderes Werk dokumentiert. Insgesamt siebzehn Poeten sind vertreten. Trotz der Vielzahl ist die Auswahl anfechtbar. Eine einzige Frau fand vor dem Herausgeber Gnade. Dieser Band dokumentiert vor allem Philippe Jaccottets Lyrik der Romandie, die eine der Innerlichkeit ist. Der berühmteste lebende Dichter darf dabei nicht fehlen. Dafür sorgen die beiden Übersetzer. Sie haben die wenigen bereits auf Deutsch vorliegenden Texte neu übertragen und so auch Jaccottet, den sie auf einer Seite vorstellen, in die Auswahl hineingeschmuggelt. Ohne dessen eigene Verse wäre diese Anthologie nun wirklich allzu persönlich und unvollständig ausgefallen. (Philippe Jaccottet: "Die Lyrik der Romandie". Eine zweisprachige Anthologie. Aus dem Französischen übersetzt von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2008. 366 S., geb., 21,50 [Euro].) J.A.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.08.2008

Kein Licht – die Dunkelheit muss sehen
Im Mittelland der Stimmungen: Philippe Jaccottets hervorragende Auswahl Westschweizer Lyrik
Dichtung lässt sich nicht einzäunen, sie wächst, so weit der Nährboden Sprache reicht. Wenn über mehrere Autoren und Generationen einer Region hinweg in den Texten aber ein eigener Ton hörbar ist, muss es doch so etwas wie eine Gemeinsamkeit geben. „Romandie” ist hier der treffende Name dafür – jene Gegend zwischen Jura, Genfersee und Schweizer Rhonetal, wo das Französische langsamer und leicht singend daherkommt und wo Feldwege, Weinlese, Landschenken nicht den sonst üblichen französischen Provinzklang haben. Und Philippe Jaccottet, der in seinem südfranzösischen Grignan ferne und der Herkunft doch verbunden gebliebene Romand ist der richtige Stimmmeister dieser zweisprachigen Anthologie.
Unsichtbare Adler
„Ich sehe uns nicht recht als unsichtbare Adler”, heißt es in einem seiner eigenen Gedichte dieses Bands. Höhenrausch ist hier tatsächlich so wenig zu finden wie lyrisch gestimmte Talsohlenromantik. Von der knorrigen Wucht des „Chant de notre Rhône” von Charles-Ferdinand Ramuz reicht das Spektrum über unterschiedlich abgedunkelte Vereinzelungsprotokolle des Subjekts bis zu den minimalistisch hingetupften Kontemplationsskizzen der „jüngeren”, immerhin auch schon gut fünfzigjährigen Generation von Frédéric Wandelère und José-Flore Tappy.
Wenn die siebzehn hier versammelten, beinah ein Jahrhundert Schaffenszeit umspannenden Autoren eine Gemeinsamkeit haben, dann zunächst die, dass sie aus lauter Einzelfiguren bestehen und dass nie ein literarischer Gruppenchef, ein Verleger oder Zeitschriftenherausgeber dauerhaft so etwas wie eine Schule Westschweizer Lyrik hervorgebracht hat. Ein gewisser Ernst, ein Mangel an Phantasie und Verspieltheit, eine Vorliebe fürs „Gutgemachte” und viel Sinn fürs „Maß” gehörten, von Ausnahmen wie dem Abenteurer Blaise Cendrars oder dem literarischen Holzschnitzer Jacques Chessex abgesehen, zu den sichtbarsten Familienähnlichkeiten der Westschweizer Poeten, schreibt Philippe Jaccottet in seinem Nachwort. Man kann dies, zumal für die älteren Herrschaften, auch etwas positiver sagen.
Der Waadtländer Gustave Roud (1897-1976) bannt unter der namengebenden Taube, „schöner als die verwitterten Goldkreuze anderer Gasthöfe, ihre rostzerfressenen Löwen”, die ganze melancholische Schönheit des Alleinseins mitten im Kommen und Gehen der Landschenkenbesucher jahraus, jahrein. Kein Funkenschlag im Zusammenprall städtischer Ereignisfülle prägt diese Gedichte und auch kein zur meditierenden Innenschau verleitendes Naturschauspiel. Es ist vielmehr eine lyrische Mittellage der Wahrnehmung, die vorherrscht, stets in Sichtverbindung zu den Menschen, so- dass selbst die großen Zyklen von Sonnenlauf oder mondloser Sternennacht aufs Maß der Gewohnheit heruntergeholt werden, mitunter in lebenslänglicher Verbundenheit zum immer selben Ort. Von mehreren Autoren bezeugt Philippe Jaccottet in seinen wunderbaren, sehr persönlich gehaltenen kurzen Einführungstexten, dass sie über Jahrzehnte hin in derselben Lausanner Stadtwohnung oder auf demselben Gut des waadtländischen oder Genfer Hinterlands wohnhaft geblieben seien.
Von den Verwehungen surrealer Vieldeutigkeit, formalistischer Meta-Schichtungen oder konkreter Sprachlautspielerei ist in den hier versammelten Texten wenig zu spüren. Höchstens, dass in den hintersinnigen Versminiaturen von Jean Cuttat manchmal der Reim wackelt, in „Gewissensprüfung im Morgengrau” etwa, wo das „lit” (Bett) zu nichts anderem als der Sitzposition „assis”, dem erinnerten „nid” (Nest) und den gegenwärtigen „soucis” (Sorgen) taugt, über denen die „Brise”, das „chemise” der einst Geliebten und das grübelnde „j’analyse” des Schlaflosen flattert.
Hingefluchte Wortsalven
Die Auswahl der Gedichte trägt sichtlich die Handschrift Jaccottets, eines der wichtigsten Vertreter französischsprachiger Gegenwartslyrik, dem bei allem Sinn für die Stofflichkeit der Dinge stets nur die aufs Wesentliche verknappte Sprache gut genug ist. Mit der kühlen Eleganz des Weltbummlers Nicolas Bouvier oder den hingefluchten Wortsalven vom – wie Rimbaud – früh verstummten Jeanclaude Berger gönnt der Herausgeber sich und uns ein paar Nebentöne. Schade nur, dass vorab mit den jüngeren Beispielen das helvetisch protestantische Leisesprechen mitunter zu leise gerät und unter die Hörschwelle fällt. Vielleicht ist mit diesen Autoren, mit Pierre Voélin, Wandelère, Tappy, die Zeit der Romandie und ihrem besonderen Ton auch schon vorbei.
   Wie bei allen Unternehmungen dieser Art hätte das Ergebnis anders ausfallen können, typischere oder entlegenere Beispiele der ausgewählten Autoren, andere Autoren wie der zwischen Witz und Emphase wandelnde Jean-Raymond Tschumi. Dennoch beeindruckt der Band, der eigens für diese Ausgabe entstand, durch seine innere Ausgewogenheit. Ein besonderes Verdienst kommt dabei den Übersetzern Elisabeth Edl und Wolfgang Matz zu. Sie haben das Buch mit angeregt und alle Gedichte, mit Ausnahme jener von Philippe Jaccottet, neu übersetzt, damit die unterschiedlichen Profile aus dem einheitlichen Klang klarer hervortreten. Ihre Übertragungen sind mustergültig in Sinntreue, Rhythmus, Bildassoziation, Verteilung von Licht und Schatten. „Einen Schnaps, Magd!”, ruft der Dichter bei Gustave Roud, diesmal nicht in der „Taube”, sondern im Café de l’Étoile, und verlangt, sie solle die Lampe in der Dämmerung nicht gleich anzünden: „Die Dunkelheit muss sehen”. Und siehe, sie sieht. JOSEPH HANIMANN
PHILIPPE JACCOTTET: Die Lyrik der Romandie. Eine zweisprachige Anthologie. Deutsch von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2008. 265 Seiten, 21,50 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Joseph Hanimann freut sich nachdrücklich über diese zweisprachige Anthologie mit Lyrik aus der Romandie und ist sich sicher, dass in der Westschweizer Region tatsächlich bei aller Unterschiedlichkeit so etwas wie ein gemeinsamer Ton vorherrscht, den man vielleicht als "lyrische Mittellage der Wahrnehmung" bezeichnen könnte. Herausgeber Philippe Jaccottet, von dessen Gedichten auch einige im Band enthalten sind, hat den siebzehn in diesem Band versammelten Lyrikern "wunderbare, sehr persönliche" kleine Einführungstexte vorangestellt, preist der Rezensent, und er findet die Auswahl, wiewohl naturgemäß subjektiv, insgesamt sehr gelungen. Als vorzüglich lobt Hanimann auch die Übersetzungen von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz, die, wie er rühmt, stets Ton, Sinn und Rhythmus der Gedichte treffen.

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