Marktplatzangebote
20 Angebote ab € 0,90 €
  • Gebundenes Buch

Maynard Gogarty, erfolgloser Komponist, Mitte dreißig und Single, ist auf dem Weg zu seinem Anwalt. Und Jennica Green, Mitte zwanzig, ausgebildete Finanzanalystin aus vermögender Familie, will sich eine 600-Dollar-Katze gegen ihre Einsamkeit kaufen. Die Umstände für eine Begegnung der beiden in der New Yorker U-Bahn sind günstig. Aber ohne den Zufall, bei dem die Notbremse eine wichtige Rolle spielt, hätten sich die beiden nie kennengelernt. Das Debüt des jungen New Yorkers Rudolph Delson ist eine überraschende, intelligent komponierte Liebeskomödie, voller Witz und Elan - und nebenbei eine…mehr

Produktbeschreibung
Maynard Gogarty, erfolgloser Komponist, Mitte dreißig und Single, ist auf dem Weg zu seinem Anwalt. Und Jennica Green, Mitte zwanzig, ausgebildete Finanzanalystin aus vermögender Familie, will sich eine 600-Dollar-Katze gegen ihre Einsamkeit kaufen. Die Umstände für eine Begegnung der beiden in der New Yorker U-Bahn sind günstig. Aber ohne den Zufall, bei dem die Notbremse eine wichtige Rolle spielt, hätten sich die beiden nie kennengelernt. Das Debüt des jungen New Yorkers Rudolph Delson ist eine überraschende, intelligent komponierte Liebeskomödie, voller Witz und Elan - und nebenbei eine provokante Analyse des amerikanischen Umgangs mit dem 11. September 2001.
Autorenporträt
Rudolph Delson, geboren 1975 und aufgewachsen in San Jose, Kailfornien, studierte Jura in Stanford und New York. Er kündigte seine Stelle als Jurist einen Tag vor seinem 30. Geburtstag, um seinen ersten Roman zu schreiben. Delson lebte ein Jahr in Berlin und wohnt gegenwärtig in Brooklyn.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.2007

Es war dein Schönheitsfleck, verstehste?

Wer sich nicht ärgert, wird sich prächtig amüsieren: Der Debütroman des jungen Amerikaners Rudolph Delson ist trotz des Hintergrundes von 9/11 eine romantische Komödie, wie man sie sonst nur aus dem Kino kennt.

Von Felicitas von Lovenberg

Es gibt Filme, Komödien zumal, für die muss man in der richtigen Stimmung sein, weil sie in ihrer Albernheit oder Schmalzigkeit sonst unerträglich wären. Bei manchen Romanen ist das ähnlich - allerdings dauern diese meist deutlich länger als anderthalb Stunden.

In diesem Fall geht es schon mit dem Titel los: "Von der Notwendigkeit des Zufalls in Fragen der Liebe". Wer wüsste davon kein Lied zu singen? Animiert und in der Überzeugung bestätigt, dass angelsächsische Autoren (und Verlage) einfach besser sind in originellen, fetzigen Titeln (und diesen oft auch lesbarere Bücher folgen lassen), schlägt man das Buch auf - und stellt fest, das der Roman im amerikanischen Original enttäuschend schlicht "Maynard & Jennica" heißt, was einen wiederum gleich an "Harry und Sally" denken lässt. Die Assoziation zum Film, das wird schnell klar, ist berechtigt und beabsichtigt. Denn die total unwahrscheinliche Liebesgeschichte, die Rudolph Delson hier von nicht weniger als fünfunddreißig mehr oder minder beteiligten Zeugen des Geschehens in hemmungslos dahinplappernden Monologen erzählen lässt, hat etwas von einem Drehbuch. Kein Wunder, dass man die Hauptfiguren im Geiste sofort mit amerikanischen Schauspielern besetzt.

Maynard Gogarty, gespielt von Zach Braff (aus der Krankenhaus-Serie "Scrubs"), ist ein genialischer, aber nicht gerade lebenstüchtiger Kauz von Mitte dreißig, was ihn in Amerika, einem Land, in dem Genies ohne Gabe zur Selbstvermarktung hoffnungslos untergehen müssen, zum Verlierer abstempelt. Da hilft es auch nicht, dass er aus einer vermögenden New Yorker Familie stammt, weil der zum Klavierlehrer verkommene Pianist und avantgardistische Filmemacher von seiner Großmutter, der gestrengen Patriarchin Rose, nur eine hochgezogene Augenbraue erntet und als Einzelkind von der verwitweten Mutter vor allem die Art von tüdeliger Besorgnis, mit der kein Sprössling graziös umzugehen vermag.

In der New Yorker Subway erblickt dieser Schlemihl nun eines Tages eine junge Frau mit Schönheitsflecken, der er einige Zeit später bei einem Filmfestival, wo gerade sein Werk gezeigt wurde, erneut begegnet. Jennica Green, vom Leser sofort mit Jennifer Aniston besetzt, kommt aus Kalifornien, arbeitet an der Wall Street und ist mit ihren Anfang dreißig zunehmend verzweifelt Single - ein Umstand, für den sie keine schlüssige Erklärung findet. "Ich bin der einzige Mensch, den ich kenne, der so gut wie dreißig ist und noch keine einzige Beziehung hatte, die länger als ein Jahr gedauert hat. Offenbar mache ich irgendetwas falsch. Entweder das, oder ich bin nicht liebenswert." Genau das kann Maynard überhaupt nicht finden, und so macht er sich in der ihm eigenen Unbekümmertheit und mit Erfolg an die Eroberung.

Die irrwitzigen Wendungen und Ereignisse, die Maynards und Jennicas Weg zur Zweisamkeit säumen, geschildert von eigensinnigen Familienmitgliedern, Freunden aus der Vergangenheit und unfreiwilligen Zuschauern, sorgen für kurzweilige Unterhaltung. Neben Jennicas jüdischen Eltern, deren Hauptsorge es ist, dass ihre Tochter einen ihrer Herkunft gemäßen Mann findet, treten auf: Maynards, nun ja, Bekannte Ana, eine Russo-Israelin, die aus den Terroranschlägen von 9/11 Kapital schlagen will, indem sie sich für tot erklären lässt und die jeden dritten Satz im Original mit "weis' du?", einer Persiflage auf das allgegenwärtige "ya' know?", ausklingen lässt, was die deutsche Übersetzung mit "verstehste?" ersetzt; ein Hip-Hop-Musiker, der Maynard ebenso unverfroren anschleimt wie ausnutzt, indem er Leitmotive aus einer seiner Klaviersonaten für ein Hip-Hop-Stück recycelt, das prompt zum Hit wird; Jennicas beste Freundin aus Kindertagen, die sie mit ihrem attraktiven Bruder George verkuppeln will.

Der Haupterzähler aber ist Maynard, der sich als Intelligentester dieses ganzen drauflosplappernden Haufens allerdings auch selbst nur zu gern reden hört, was ihn dazu verleitet, immerfort alles zu kommentieren und dann noch den Kommentar des Kommentars nachzureichen. Ganz so, als säße er dem Leser an einer Bar gegenüber, fängt er etwa an zu erzählen, wie er Jennica ein von ihr heißersehnte Sechshundert-Dollar-Kätzchen schenkt, woraufhin es ihn drängt, einige allgemeine Erwägungen über die Verliebtheit einzuflechten, woraus eine Abschweifung über die höchst speziellen Freuden des ersten Kusses folgt, was ihn auf seinen Ausflug mit Jennica in eine Karaoke-Bar bringt - und so weiter und so fort.

Doch gerade, als die permanente Aufgekratztheit von Rudolph Delsons Sprachspiel mit Klischees und Stereotypen beginnt, einem auf die Nerven zu gehen, gebietet die Wirklichkeit der allzu glatt verlaufenden Romanze Einhalt. Die Entscheidung, ausgerechnet den 11. September in diese Komödie einzubauen, die sich ansonsten in ihren witzigen Wendungen allmählich selbst ins Belanglose gesteigert hätte, war nicht ohne Risiko. Doch wie Delson seinen Figuren treu bleibt und aus beider Sicht die zunehmende Entfremdung von Jennica und Maynard schildert, deren unterschiedliche Temperamente in ihrer jeweiligen Reaktion auf die Anschläge bedrohlich deutlich werden - während Maynard angewidert ist über die abgedroschenen Phrasen der Trauer, gibt Jennica sich ganz der Nationalaufwallung hin -, verleiht dem Roman endlich Lebensnähe jenseits der flotten Dialoge, des sprühenden Witzes und der kleinen klugen Beobachtungen des Paarverhaltens, die Delson mit geradezu soziologischem Furor einstreut.

Hier zeigt sich auch, dass der Autor sich von stilprägenden Vorbildern wie Woody Allen, als dessen jugendlichen Wiedergänger man sich Maynard vorstellen kann, oder Dave Eggers, von dem Delson sich die schreiberische Unbekümmertheit abgeschaut hat, durchaus zu lösen vermag - wenngleich er sich zum Schluss dann doch für das unwahrscheinlichere, vulgo: hollywoodeskere Ende entscheidet. Inzwischen sollen die Rechte denn auch vergeben sein an Scott Rudin, Produzent von Filmen wie "The Hours" oder "Die Royal Tenenbaums".

Dass der Film trotzdem kein so rundum erfreuliches Erlebnis werden dürfte wie der Roman, liegt in diesem Fall auch und vor allem an dem Übersetzer Dirk van Gunsteren, der die gelegentlich überbordende sprachliche Trivialität des Originals im Deutschen gemildert hat, ohne die Vorlage zu missachten. Für das, was bei Delson bisweilen bemüht flott klingt, schafft er Entsprechungen von unangestrengter Witzigkeit. Und so löst der Roman ein, was schon sein deutscher Titel verspricht.

- Rudolph Delson: "Die Notwendigkeit des Zufalls in Fragen der Liebe". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Dirk van Gunsteren. Verlag Nagel und Kimche, Zürich 2007. 392 S., geb., 21,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für diesen Roman muss man in der richtigen Stimmung sein, warnt Rezensentin Felicitas von Lovenberg. Temporeich und endlos daherplappernd erzählen die Hauptprotagonisten sowie Freunde, Verwandte und zufällige Beobachter, wie sich die Liebesgeschichte zwischen dem schlauen, aber offenbar nicht sehr erfolgreichen Maynard und der an ihrem Single-Dasein verzweifelnden Jennica entwickelt, lesen wir. Lovenberg, die sich an den Film "Harry und Sally" erinnert fühlt, hat die Figuren im Geiste sofort mit bekannten amerikanischen Schauspielerin besetzt. Offenbar war sie auch in der richtigen Stimmung, denn der Roman, wenn er in seinem Gequatsche auch etwas haltlos zu sein scheint, hat ihr fraglos gefallen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Delson in seine Komödie überraschend den 11. September eingebaut hat. Die unterschiedlichen Reaktionen der beiden Verliebten auf den Anschlag und die Auswirkungen, die diese Unterschiede nach sich ziehen, machen für sie den Roman dann doch realer, als es ein Hollywoodfilm sein könnte. Ein großes Lob geht noch an den Übersetzer Dirk van Gunsteren, der die gelegentliche "sprachliche Trivialität" Delsons durch "unangestrengte Witzigkeit" ersetzt habe.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Doch wie Delson seinen Figuren treu bleibt und aus beider Sicht die zunehmende Entfremdung von Jennica und Maynard schildert, deren unterschiedliche Temperamente in ihrer jeweiligen Reaktion auf die Anschläge bedrohlich deutlich werden, verleiht dem Roman endlich Lebensnähe jenseits der flotten Dialoge, des sprühenden Witzes und der kleinen klugen Beobachtungen des Paarverhaltens, die Delson mit geradezu soziologischem Furor einstreut." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.07

"Delson, hat einen charmant-schrulligen Roman in Stimmen verfasst. Alle Menschen, die in Maynards Leben verwickelt sind, kommen zu Wort, außerdem Maynard selbst. Aus diesem Stimmengewirr setzt sich die Handlung zusammen - die sich als Romanze entpuppt, so beschwingt erzählt, als hätte Woody Allen ausnahmsweise gute Laune." Der Spiegel, 03.09.07

"Das alles macht diese romantische Komödie zu einem richtig guten Roman, der nicht nur mit seinem Witz, sondern auch mit der Weisheit seiner vielen kleinen Beobachtungen aus dem Liebesleben überzeugt." Angela Wittmann, Brigitte, 03.01.08