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Die Berliner Republik ist jung an Lebensjahren, doch alt in ihrem politischen Verhalten. Denn es sind die Denk- und Verhaltensmuster der alten Bundesrepublik, die erstaunlicherweise auch die Berliner Republik und ihr Führungspersonal dominieren. Das Zuspätkommen der deutschen Bundeskanzler ist eine der bedeutendsten Kontinuitäten in der Geschichte der Bundesrepublik.
Die Analyse des Historikers Martin Rupps zeigt, dass in Deutschland zu spät kommende und zu spät gelöste Generationenkonflikte der verborgene Motor seiner politischen Entwicklung sind. Es ist ein ebenso überraschender wie erhellender Blick auf die Geschichte der Berliner Republik.
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Produktbeschreibung
Die Berliner Republik ist jung an Lebensjahren, doch alt in ihrem politischen Verhalten. Denn es sind die Denk- und Verhaltensmuster der alten Bundesrepublik, die erstaunlicherweise auch die Berliner Republik und ihr Führungspersonal dominieren.
Das Zuspätkommen der deutschen Bundeskanzler ist eine der bedeutendsten Kontinuitäten in der Geschichte der Bundesrepublik.

Die Analyse des Historikers Martin Rupps zeigt, dass in Deutschland zu spät kommende und zu spät gelöste Generationenkonflikte der verborgene Motor seiner politischen Entwicklung sind. Es ist ein ebenso überraschender wie erhellender Blick auf die Geschichte der Berliner Republik.
Autorenporträt
Rupps, Martin
Martin Rupps, Politikwissenschaftler, Historiker, Journalist, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Helmut Schmidt und hat mehrere Bücher über ihn vorgelegt. Er zählt heute zu den besten Kennern des Altbundeskanzlers.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.08.2017

Greise
im Kanzleramt
Martin Rupps’ steile These
zu Deutschlands Regierungschefs
Bundeskanzler ziehen immer bei den Lesern. Das wird sich auch der Journalist und Historiker Martin Rupps gesagt haben, der bereits ein Buch über Helmut Schmidt geschrieben hat, es also wissen muss. Am besten nimmt man gleich alle, gerade weil sie, so Rupps, außer der Kanzlerschaft etwas Auffälliges miteinander gemein haben: Vom ersten bis zur bislang letzten, von 1949 bis 2005 und weiter bis heute, ob sehr alt wie Adenauer oder im besten Alter wie Merkel – alle sieben Kanzler und die einzige Kanzlerin hätten ihr Amt verspätet angetreten und seien auch nicht rechtzeitig wieder gegangen. Deutschland, früher die „verspätete Nation“, wie der Soziologe Helmuth Plessner mit Blick auf die aufklärerischen und demokratischen Defizite der Deutschen einst schrieb – nun also auch das Land, dessen vom Alter gebeugtes politisches Führungspersonal besser gar nicht erst anfinge.
Die Bundeskanzler und mit ihnen ihre politische Generation kämen zu spät an die Macht und blieben dort zu lange: Das ist erst einmal eine steile These. Aber dafür ein ganzes Buch?
Rupps sagt, dass erstens bei Bundestagswahlen „über gar nichts entschieden“ werde, sie seien „Zirkusvorstellungen“ von Politikern und Journalisten. Und zweitens habe jeder Wahlsieger seine politische Zukunft hinter sich, eben weil er oder sie das Amt in einem Lebensalter antrete, das nicht mehr die nachrückenden, die Zukunft prägenden Generationen repräsentiere. Eine Neuorientierung finde nicht statt (mit Ausnahme der Wahl von Rot-Grün 1998). Außerdem setze schon bald die „Kanzlerdämmerung“ ein, allerspätestens mit einer Wiederwahl. Die ist, wenn man Rupps folgen will, nun wirklich das Ende jedes Kanzlers, weil dieser anschließend sofort in Agonie verfällt und nur noch das Erreichte in der „Trutzburg Berlin“, früher war es das „Raumschiff Bonn“, bewahren will. Rupps findet dafür sprechende Beispiele aus jeder Kanzlerschaft bis hin zur derzeitigen, und oft kann man ihm schlecht widersprechen. Dass es nach den ersten acht Jahren nicht zu Ende ging mit dem bräsigen Regiment Helmut Kohls, lag nur am Ende der DDR und an der von Kohl mit unverhofftem Elan betriebenen Vereinigung.
Martin Rupps ist ein stellenweise durchaus anregendes Buch gelungen, eine gedrängte Geschichte der Kanzlerdemokratie und ihrer Versäumnisse und Mängel, auch wenn man bereits vor der etwa achtzehnten Wiederholung weiß, dass der Autor findet, die deutschen Kanzler seien immer zu alt und selten auf der Höhe der Zeit gewesen. Die Kanzler und ihr jeweiliger Dämmerzustand interessieren Rupps dabei gar nicht so; viel interessanter ist für ihn der Generationenkonflikt in der Berliner Politik, der bisher immer – siehe oben – einen zu alten Sieger gefunden habe.
Rupps formuliert mit Verve, manche seiner Einsichten in die Abläufe von Politik sind bedenkenswert. Ein etwas längerer Essay über die verspäteten Kanzler hätte aber auch gereicht.
CORD ASCHENBRENNER
Martin Rupps:
Kanzlerdämmerung. Wer zu spät kommt, darf regieren. Orell Füssli Verlag, Zürich 2017, 256 Seiten, 19,95 Euro.
E-Book: 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2017

Leidgesehen und sattgehört
Martin Rupps fordert eine Amtszeitbegrenzung für Politiker/innen

Konrad Adenauer (CDU) überstand seine vierte Wahlperiode nur zwei Jahre. Helmut Kohl (CDU) erreichte seine Kandidatur für die vierte Amtszeit in Folge nur noch durch seine eigene Selbstausrufung. Endlose Politikstaus - vor allem im Bereich der Steuer- und Finanzpolitik - blieben bis 1998 in Erinnerung. Am Ende der 16 Jahre herrschte ein allgemeiner Überdruss an der Person Kohl. Kein Wahlkampfstratege konnte den Trend stoppen. Man hatte sich "leid- und sattgesehen" an einer historischen Größe. Der spektakuläre Sieg von Gerhard Schröder (SPD) 1998 war das Resultat von Kohls Höhenrausch, der sich zeitgeschichtlich für unersetzbar hielt, um damals persönlich den Euro einzuführen.

Es liegt sicher kein Fluch über der vierten Amtszeit. Aber die Möglichkeiten, Politik zu gestalten, sind dann automatisch sehr begrenzt. Zumal wenn sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat nicht in eine doppelte Mehrheit von Bundestag und Bundesrat verlängern lassen, wie es in den zurückliegenden Jahrzehnten oft die erste Legislaturperiode des Regierens erleichterte. Martin Rupps plädiert vor diesem Hintergrund für Amtszeitbegrenzungen in der Politik. Die irrationale Unfähigkeit zum Loslassen von der Politik hängt mit der Wichtigkeitsdroge Politik zusammen. Viel spricht deshalb dafür, Amtszeitbegrenzungen mit verlängerten Legislaturperioden einzuführen. Die jeweilige Kanzlerhegemonie könnte dann zehn Jahre dauern. Den Parteien und den Wählern würden erschöpfte Kandidaturen oder würdelose Nachfolgekämpfe erspart bleiben. Rupps erhofft sich durch diesen Mechanismus der Begrenzung, innovative Veränderungen für die von ihm benannte "Trutzburg" Berlin. Er plädiert für Jugendquoten und Juniorabgeordneten, damit viel mehr jüngere Bürger als bisher Politik gestalten könnten. Er setzt damit gleich, dass Ältere eher zu einer Politik neigen, die nicht mehr zeitgemäß erscheint.

Das knüpft an seine zweite These an, die sich durch mehrere der einzelnen Aufsätze und Porträtskizzen hindurchzieht. Gemeint ist eine Form von politischen Mentalitäts-Restaurationen. Durch die langwierigen Rekrutierungsmechanismen in der Politik kommen Spitzenpolitiker, vor allem Kanzler, erst ins Amt, wenn sie inhaltlich längst "aus der Zeit gefallen" zu sein scheinen. Die rot-grüne Bundesregierung verpasste Deutschland einen europäischen gesellschaftspolitischen Modernisierungsschub. Doch die Gesellschaft wäre bereits in den 90er Jahren für diesen Wandel bereit gewesen.

Schwarz-Gelb kam als "neoliberales" Befreiungsversprechen ins Amt, als die Zeitzeichen durch die Finanzkrise längst auf Sicherheit und verantwortlicher Einhegung der Freiheit standen. Wenn man den Gedanken auf 2017 projiziert, wäre eine rot-rot-grüne Koalition der Normalfall. Denn die gefühlte und faktische ökonomische Ungleichheit der Gesellschaft würde Doppel-Rot in die Regierungsverantwortung bringen. Doch die Hartz-Gesetze wurden bereits von der amtierenden großen Koalition modifiziert, und Gerechtigkeitsdiskurse bestimmen die öffentlichen und veröffentlichten Diskurse, so dass für eine neue Regierung in diesem Feld überhaupt keine nachholende Erklärung erfolgen müsste. Das sind Projektionen, zu denen die pointiert verfassten Ideen von Rupps beim Lesen einladen.

Mit "Kanzlerdämmerung" umreißt der Autor seine Beiträge, die für ein historisch interessiertes Publikum Erinnerung an die Altkanzler wachrufen. Er verwendet an einigen Stellen eine Heuristik aus der Politikwissenschaft, die sich mit dem Countdown des Machtabstiegs beschäftigt. Danach sind es immer in Kombination vier Merkmale, die das Ende von Kanzlerschaften bedeuten. Machterosionen zeigen sich an der fehlenden Unterstützung im eigenen Lager. Das kann mit Debatten einhergehen, die man selbst nicht mehr einhegen kann, oder auch mit schlechten Wiederwahlergebnissen in der Parteiführung. Auch die Steuerungsverluste werden nicht weniger, wenn endloser Politikstau droht und Problemlösungen ausbleiben. Die öffentliche und die veröffentlichte Meinung signalisieren ergänzend ein anhaltendes Meinungstief. Hinzu kommen die Stufen der persönlichen Vereinsamung, die rapide zunehmen und zu politischen Realitätseinbußen führen. Nicht zuletzt bleibt die Frage nach dem persönlichen Erschöpfungszustand als Indikator für Vorboten des Machtwechsels.

Hohen Erinnerungswert haben auch die Beiträge, in denen Rupps die jeweiligen politischen Gegenspieler der Kanzler charakterisiert. Ob sie zur Vitalisierung der Politik beigetragen hätten, wenn sie in Regierungsverantwortung gekommen wären, bleibt dabei offen. Das Buch liest sich leicht und provoziert zum Widerspruch, wenn generationsspezifisch argumentiert wird. Denn wer wäre nachhaltiger, zukunftsbezogener und auch biographisch unabhängiger als ältere Menschen mit Kindern und Enkeln, wie uns Befragungen aus der Sozialstrukturanalyse immer wieder bestätigen? Nicht das Alter macht einen Politiker weniger effizient, sondern eher die Länge der Amtszeit in Kombination mit der Vorstellung der Unersetzbarkeit.

KARL-RUDOLF KORTE.

Martin Rupps: Kanzlerdämmerung. Wer zu spät kommt, darf regieren. Orell Füssli Verlag, Zürich 2017. 224 S., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Rupps formuliert mit Verve, manche seiner Einsichten in die Abläufe von Politik sind bedenkenswert."
Süddeutsche Zeitung

"Pointiert verfasste Ideen"
Karl-Rudolf Korte / FAZ

Man muss Rupps nicht in allen Punkten folgen, aber lesenswert ist sein Buch allemal."
Das Parlament

"Originell"
politik & kommunikation

"Im Ergebnis führt der viele interessante Geschehnisse geschickt verknüpfende Band zu einer einheitlichen Begründung für das Scheitern deutscher Kanzlerschaften."
Gerhard Köbler

"Ein Buch, das die politische Beobachtungsgabe fördert."
ekz.bibliotheksservice