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Die bewegende Lebensgeschichte des hochbegabten Politikers und Unternehmers Lothar Späth - und das Psychogramm eines Menschen, der es nur auf vorderen Plätzen aushält. Marlis Prinzing porträtiert ihn mit kritischem Blick und lässt auch Weggefährten, Mitarbeiter und seine Familie zu Wort kommen. Lothar Späth zählt zu den ungewöhnlichsten und wandlungsfähigsten Persönlichkeiten der Bundesrepublik: Der Kommunalbeamte aus Zufall wurde zum global denkenden Politiker und Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, der Schulabbrecher zum Bildungsförderer, der Häuslebauspezialist zum Konzernchef des…mehr

Produktbeschreibung
Die bewegende Lebensgeschichte des hochbegabten Politikers und Unternehmers Lothar Späth - und das Psychogramm eines Menschen, der es nur auf vorderen Plätzen aushält. Marlis Prinzing porträtiert ihn mit kritischem Blick und lässt auch Weggefährten, Mitarbeiter und seine Familie zu Wort kommen. Lothar Späth zählt zu den ungewöhnlichsten und wandlungsfähigsten Persönlichkeiten der Bundesrepublik: Der Kommunalbeamte aus Zufall wurde zum global denkenden Politiker und Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, der Schulabbrecher zum Bildungsförderer, der Häuslebauspezialist zum Konzernchef des Hochtechnologiekonzerns Jenoptikin Jena und (mit 67 Jahren) zum Neu-Banker. Die Schilderung dieser "Patchworkkarriere" erweist sich als ein spannendes Zeitdokument der innerdeutschen Entwicklungen und als Porträt eines Mannes, der stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist - und auch dadurch manches Scheitern verwindet. Wie geht das? Wie tickt so einer? Späth verkörpert die Führungsgeneration, die durch ihre Dynamik und den Blick über die Tellerränder die Bundesrepublik der Nachkriegszeit prägte. Seine Biografie liefert viele Impulse auch für die jetzt heranwachsende Führungselite.
Autorenporträt
Marlis Prinzing studierte Geschichte, Politik und Mathematik in Regensburg und Tübingen und promovierte über ein Energiewirtschaftsunternehmen (ABB-Wissenschaftspreis 2000). Sie ist Erfinderin und Moderatorin von «Das rote Sofa», eine seit 1998 bestehende «Talkreihe ohne Fernsehen », und schreibt für FAZ, «Rheinischer Merkur» und «DIE ZEIT» über Menschen und Wissenschaftsthemen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2006

Global Player aus Bietigheim
Eine mitunter etwas zu hymnische Biographie über Lothar Späth

Sollten spätere Generationen dieses Buch lesen, wird sich ihnen unweigerlich der Eindruck festsetzen, in der Bundesrepublik habe es im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine Lichtgestalt gegeben, die zu ihrer Zeit geradezu singulär war. Die staunenswerte Karriere Lothar Späths vom Kommunalpolitiker über einen herausragenden Ministerpräsidenten bis zu einem weltweit agierenden Finanz- und Wirtschaftsberater müsse einzigartig im damaligen Deutschland gewesen sein. Damit spiegelt das Buch die ambivalente Beurteilung wider, die Späth, der im kommenden Jahr siebzig wird, immer entgegengebracht wurde. Er ließ nie gleichgültig, sondern fand entweder als ruheloser "troubleshooter" und Hansdampf in allen Gassen harsche Kritik oder - und das in weitaus größerem Maße - Anerkennung, ja Bewunderung wegen seines rastlosen Einsatzes für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Baden-Württembergs, wegen der raschen Auffassungsgabe selbst bei kompliziertesten Sachverhalten und wegen der Fähigkeit zu raschen und unkonventionellen Lösungen. Späths Popularität ist ungebrochen, sowohl im Westen als auch und gerade in den neuen Ländern, wo seine risikoreiche Sanierung von Zeiss in Jena unvergessen ist.

Marlis Prinzings Buch dosiert die Kritik sparsam; eindeutig dominiert eine voller Lob und ins allerbreiteste Detail ausgerichtete, mit Tempo geschriebene Erfolgsgeschichte. "Späth kam immer im Schweinsgalopp", wird ein enger Mitarbeiter aus Stuttgarter Zeiten zitiert. So war es. Der junge Kommunalbeamte stürzte sich geradezu auf die drängenden Aufgaben aller damaligen Kommunen, den Wohnungsbau. Nach einer dreijährigen Verwaltungslehre begann er 1960 als Stadtinspektor in Bietigheim bei Stuttgart, wo er ein erfolgreiches Wohnungsbauprogramm mit ebenso effektivem Finanzprogramm aufzog. Zehn Jahre später berief ihn die damals allmächtige "Neue Heimat" zum Leiter ihrer Projekte in Baden-Württemberg, drei Jahre später ging er in den Vorstand des Konzerns, kam aber aus den bald einsetzenden Skandalen um den Gewerkschaftskonzern auch deswegen heil heraus, weil ihn seine parallel dazu laufende politische Karriere mehr und mehr beanspruchte. Diese Karriere erstaunt in der Tat noch immer: 1968 wurde Späth in den Landtag gewählt, 1972 wurde er CDU-Fraktionsvorsitzender, 1978 Innenminister. Noch im selben Jahr gewinnt er nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Filbinger die Kampfabstimmung um dessen Nachfolge gegen Manfred Rommel mit 42 zu 25 Stimmen.

Die Kapitel über Späths Jahre als Ministerpräsident sind die anregendsten im Buch. Mit größter Energie, mit Ausdauer und immer wieder originellen Ideen puschte Späth das ohnehin starke Land Baden-Württemberg nach vorn - durch neue Konzepte für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, durch die Zusammenarbeit mit europäischen Nachbarn und durch große Projekte in China und Japan, worin er allen seinen deutschen Kollegen tatsächlich weit voraus war. Die Bürger dankten es ihm mit anhaltend absoluten Mehrheiten bei drei Wahlen (1980, 1984 und 1988).

Aber auf den Zenit folgte der bittere, am Ende schmähliche Abstieg: Die übergroße Emsigkeit geriet allmählich zur Hektik, große Projekte wie Landesbank- und Rundfunkreformen klappten nicht, eine Parteispendenaffäre schwärte jahrelang, der mißglückte "Putsch" gegen Bundeskanzler Helmut Kohl auf dem Bremer CDU-Parteitag von 1989 isolierte Späth geradezu bedrohlich. Privatreisen mit befreundeten Unternehmern oder von diesen finanzierte Fahrten wurden dann zur mediengerecht durchgehechelten "Traumschiffaffäre"; sie brach dem Ministerpräsidenten das Genick, am 13. Januar 1991 trat er zurück. Ein Untersuchungsausschuß des Landtags konnte wenig später keine ernstlichen Verfehlungen finden. Sechs Monate danach stürzte sich Späth in die Sanierung des ebenso berühmten wie nach der Wende gefährdeten Carl- Zeiss-Kombinats in Jena. Auch hier wurde er Unternehmer, Finanzier, Politiker, Städteplaner und Kunstmäzen in einem. Es entstand bei Aufteilung des Betriebs das Unternehmen "Jenoptik", das seit einigen Jahren Gewinne macht und wohl inzwischen über den Berg ist. Rückblickend möchte man Späths Jenaer Jahre als seine beste Zeit ansehen; kein anderer westdeutscher Politiker oder Unternehmer hat Gleichartiges vorzuweisen.

Für ihre Darstellung konnte sich die Autorin auf eine immense Fülle von Informationen durch Gespräche, Interviews und Besuche bei Freunden, Familienangehörigen und Mitarbeitern Späths stützen. Das gereicht manchen Kapiteln zum Gewinn, bei anderen ist diese Fülle, ja mitunter Überfülle des gesammelten Wissens aber nicht von Vorteil. Beim Kindheits- und Jugendkapitel werden noch die allerentferntesten Erinnerungen kurzzeitiger Weggefährten eingebracht. Der mißglückte "Putsch" von Bremen wird schier endlos hin und her gewälzt; einige Passagen wiederholen sich fast wörtlich, mitunter wird der Stil herablassend, manches ist nicht korrekt (Kohl und der amerikanische Präsident Reagan waren 1985 sehr wohl in Bitburg). Kritik an Späth, die ihn ja auch zeitlebens begleitete, wird eher gesammelt, als daß die Autorin selbst sie mitbedacht hätte.

Das Buch beginnt mit einem Furioso zu Späths jetziger schier rastloser Arbeit, die er sich immer wieder - und, wie es scheint, auch gerne - auflädt. Es endet mit einem anrührenden Kapitel, in dem sich die Autorin spürbar zurücknimmt und statt dessen mehrere Künstler zu Wort kommen läßt, den Bildhauer Klaus Ringwald, den Fotografen Horst Wackerbarth und den Bildhauer Jan Peter Tripp. Sie alle fühlten sich angeregt durch Späths selbstsichere Impulsivität. Er hat sie gefördert und, wie sie dankbar feststellen, in ihrer eigenen Kreativität bereichert.

DIRK KLOSE

Marlis Prinzing: Lothar Späth. Wandlungen eines Rastlosen. Orell Füssli Verlag, Zürich 2006, 440 S., 29,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine "Lichtgestalt" muss es da irgendwie gegeben haben im zwanzigsten Jahrhundert, reibt sich Rezensent Dirk Klose die Augen, sofern man Marlis Prinzings Biografie für bare Münze nimmt. Mit Kritik werde hier nämlich gegeizt, oder die Autorin zitiere sie lediglich, ohne sie weiter einzuordnen. Am besten gefallen haben dem Rezensenten die Kapitel zu Lothar Späth als Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Denn hier kommen die wohl zu Recht gelobten Eigenschaften Späths wie Ausdauer und Originalität am deutlichsten zum Zuge. Die Autorin, lobt der Rezensent, habe unendlich viele Interviews geführt, die der Darstellung manchmal gut bekommen, manchmal aber auch ins Uferlose führten. Das Buch endet dem Rezensenten zufolge "anrührend" mit Stimmen von Künstlern, die Lothar Späth gefördert und auch beeindruckt hat.

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