• Buch mit Leinen-Einband

4 Kundenbewertungen

Schon vom ersten Satz an summt Martin Suters traumhaft sicherer und kristallklarer Ton betörend in den Ohren und zieht den Leser in einen weiteren atmosphärisch dichten Psychothriller des Schweizer Erfolgsautoren hinein.
Dieses Mal ist sein Protagonist ein 23jähriger Kellner namens David Kern. Er arbeitet in einer von trendy (Pseudo-) Schriftstellern, Art Directors, Architekten und Künstlern bevölkerten Retro-Lounge-Bar und lebt recht antriebslos in eine unbestimmte Zukunft hinein - bis er bei einem Trödler ein altes Nachttischchen kauft, das sein Leben radikal verändert. In der verklemmten…mehr

Produktbeschreibung
Schon vom ersten Satz an summt Martin Suters traumhaft sicherer und kristallklarer Ton betörend in den Ohren und zieht den Leser in einen weiteren atmosphärisch dichten Psychothriller des Schweizer Erfolgsautoren hinein.

Dieses Mal ist sein Protagonist ein 23jähriger Kellner namens David Kern. Er arbeitet in einer von trendy (Pseudo-) Schriftstellern, Art Directors, Architekten und Künstlern bevölkerten Retro-Lounge-Bar und lebt recht antriebslos in eine unbestimmte Zukunft hinein - bis er bei einem Trödler ein altes Nachttischchen kauft, das sein Leben radikal verändert. In der verklemmten Schublade findet er das Manuskript eines tragischen Liebesromans aus den 50er Jahren, "ein langer Abschiedsbrief, den ... nie jemand zu Gesicht bekommen hatte."

Autorenporträt
Martin Suter, geboren 1948 in Zürich, lebt mit seiner Frau in Spanien und Guatemala. Er war Werbetexter und erfolgreicher Werber, ein Beruf, den er immer wieder durch andere Schreibtätigkeiten ergänzt oder unterbrochen hat. Unter anderem "GEO"-Reportagen, zahlreiche Drehbücher für Film und Fernsehen. Seit 1991 lebt er als freier Autor, seit 1992 schreibt er die wöchentliche Kolumne "Business Class" in der "Weltwoche".

Martin Suter ist am 29. März 2004 in Zürich mit der Goldenen Diogenes Eule ausgezeichnet worden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Nach Darstellung des Rezensenten Kolja Mensing klingt Martin Suters neuer Roman wie eine angenehme, aber nicht allzu abgründige Lektüre. Suter, der sich in seinen Romanen bislang vornehmlich mit Menschen beschäftigt habe, "deren Bewusstsein bestimmte krankhafte Veränderungen erleidet", widme sich hier ganz der "Pathologie des Alltags", in Form der um sich greifenden Katastrophe "einer einzigen, unvorsichtigen Lüge". Zur Geschichte: David, Suters Hauptfigur, findet in einem kürzlich erstandenen antiken Schreibtisch ein Manuskript, augenscheinlich eine Liebesgeschichte. Um Marie zu gewinnen, gibt er es ihr, mit seinem eigenen Namen geschmückt, zu lesen. Die begeisterte Marie schickt es kurzerhand einem Verlag, und es dauert nicht lange bis David als literarischer Newcomer gefeiert wird, ihm jedoch eines Tages auf einer Lesung der wahre Autor gegenübersteht und ihn um eine Widmung bittet... Ein bisschen fühlt sich der Rezensent dabei an Patricia Highsmith erinnert und deren Meisterschaft, "mit sparsamsten Mitteln das Gefüge der vielen Unwahrheiten zu beschreiben, das die Gesellschaft im Innersten zusammenhält", doch kann Suter nicht mit den bodenlosen "Abgründen" aufwarten, die sich bei Highsmith hinter solchen Unwahrheiten auftun. Trotzdem lese man "Lila, Lila" gerne und lasse sich von Suters "einfachen, beinahe altmodisch anmutenden Sätzen" in eine zunehmend "trübsinnige" Liebesgeschichte hineinziehen, die nebenbei eine "feinsinnige" Parodie auf den Literaturbetrieb liefere.

© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.07.2004

Der falsche Freund
Satirisch, aber mild: Martin Suters Schriftstellerroman
David Kern kellnert im Esquina. Abend für Abend bedient er dort den Schriftsteller Ralph Grand und seine hörige Entourage. David lässt sich die herablassende Behandlung des witzig-großsprecherischen Dandys gefallen, wichtig ist ihm, irgendwie dazuzugehören. Er hört dann zum Beispiel, wie Ralph Grand in gespieltes Entsetzen ausbricht, als er vernimmt, dass niemand von seiner Tischgesellschaft auch nur eine einzige Seite von John Updike gelesen hat. Also nimmt David, was er sonst nicht tut, ein Buch in die Hand, eins von Updike. Bislang hat er sein Wissen leider noch nicht anbringen können.
Bald gilt sein Augenmerk jedoch nicht mehr Ralph Grand. Im Esquina lernt David Marie kennen, eine hübsche literaturbegeisterte junge Frau, die gerade den Schulabschluss nachholt und bald eine Beziehung mit Ralph Grand anfängt. Gegen seine Eifersucht gibt das Schicksal David ein Heilmittel in die Hand: Als er bei einem Möbelhändler einen Nachttisch aus den fünfziger Jahren kauft, entdeckt er in einer seiner Schubladen ein altes Manuskript mit dem Titel „Sophie, Sophie”, als Autor zeichnet ein gewisser Alfred Duster. Es handelt von einer verhinderten Liebe in den fünfziger Jahren. Die Exzerpte klingen zwar verschmockt, aber auch naiv und echt, und die Anfangssätze sind ohnehin nicht zu übertreffen: „Das ist die Geschichte von Peter und Sophie. Lieber Gott, lass sie nicht traurig enden.”
David tippt das Manuskript in den Computer, druckt es aus und gibt es Sophie. Sich selber gibt er als Autor aus. Das ist das einzige Mal, dass David handelt. Alles andere passiert mit ihm. Marie gefällt die Liebesgeschichte so gut, dass sie das Manuskript ohne Davids Wissen an einen Verlag schickt, der es prompt annimmt. David bekommt Marie, dafür muss er fortan die Rolle des Schriftstellers spielen, obwohl er weder schreiben noch besonders gut sprechen kann. Der Autor Martin Suter weiß das erstens für komische Lesungen in der Provinz, zweitens für ein bisschen Popliteratensatire und drittens für das allmähliche Abkühlen einer mittelheißen Liebe zu nutzen.
David bleibt David
Suters Lieblingsthema ist bislang die verstörende Persönlichkeitsveränderung gewesen. Seine Helden sind nach Trips mit Pilzen, nach Kopfverletzungen oder dem Ausbruch von Alzheimer aus ihrem bisherigen Leben herausgefallen. In „Lila, Lila” geschieht die Veränderung nicht im Inneren des gleichmütigen und leeren Helden. Die neue Identität wird ihm übergestülpt. Doch David Kern bleibt David Kern, auch wenn aus dem Kellner auf einmal für alle Welt ein Schriftsteller geworden ist, seit „Lila, Lila” an der Spitze der Bestsellerlisten steht. Und das, so zeigt sich immer deutlicher, ist das Problem zwischen David und Marie.
Hübsch, wie währenddessen der Literaturbetrieb einen in den fünfziger Jahren angesiedelten Roman, geschrieben von einem jungen Mann, als das Ende der zynischen Postmoderne und den Beginn einer Literatur feiert, in welcher der liebe Gott wieder mitreden darf. Suters Satire ist von der milden Art, wie überhaupt das ganze Buch von einer Ruhe getragen ist, der sich der Satzbau genauso hingibt wie der stetige Rhythmus, in dem hier Knötchen geschürzt und gelöst werden. Wer war Alfred Duster? Steckt eine wahre Begebenheit hinter der Romanhandlung von „Lila, Lila”? Wer ist der abgerissene Typ, der nach einer von Davids Lesungen sein Buch für Alfred Duster signiert haben will? Wird Davids Betrug auffliegen? Ansonsten versteht sich der Autor als soziologisch versierter Experte für Bars, Buchmessen und andere interessante Orte. Es wäre schöner, wenn man ihm dieses Selbstverständnis weniger anmerken würde. Aber auch so liest man immer weiter, bis die Geschichte zu Ende geht. Duster natürlich.
KAI MARTIN WIEGANDT
MARTIN SUTER: Lila, Lila. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2004. 345 Seiten, 21,90 Euro.
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»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.«