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Hier tritt ein Weltstar erstmals auf der Bühne der Literatur an. Dieter Meier, eine Legende der Pop-Musik, Tausendsassa in allen Gattungen der Kunst und begnadeter, augenzwinkernder Anekdotenerzähler. Mit Meier ist ein Kopf am Werk, in dem sich die Bilder unermüdlich kurzschließen, ein höchst produktives Ideen-Biotop, das Sprachblüten genauso in sich aufnimmt wie die unscheinbarsten Bewußtseinsfetzen unserer Gegenwart. In seinen Essays und Geschichten überrascht Dieter Meier mit subversiven und zugleich feinsinnigen Querschlägern und zeigt, daß er auch ein Meister der Sprache ist. Denn diese…mehr

Produktbeschreibung
Hier tritt ein Weltstar erstmals auf der Bühne der Literatur an. Dieter Meier, eine Legende der Pop-Musik, Tausendsassa in allen Gattungen der Kunst und begnadeter, augenzwinkernder Anekdotenerzähler. Mit Meier ist ein Kopf am Werk, in dem sich die Bilder unermüdlich kurzschließen, ein höchst produktives Ideen-Biotop, das Sprachblüten genauso in sich aufnimmt wie die unscheinbarsten Bewußtseinsfetzen unserer Gegenwart. In seinen Essays und Geschichten überrascht Dieter Meier mit subversiven und zugleich feinsinnigen Querschlägern und zeigt, daß er auch ein Meister der Sprache ist. Denn diese ist ihm heilig, mit ihr entsteht seine Kunst, fließen ihm die Gedanken und Bilder zu, die seine Texte unverwechselbar machen. Dem Buch liegt eine DVD mit zum Teil exklusivem, bislang unveröffentlichtem Bild- und Tonmaterial bei: Dieter Meier singt, liest und macht sich wichtig.
Autorenporträt
Dieter Meier, geb. 1945 in Zürich, begann seine berufliche Laufbahn als Performance-Künstler und experimenteller Filmemacher. Zusammen mit Boris Blank gründete er 1979 'Yello', die als Pioniere der elektronischen Popmusik gelten. Dieter Meier ist für Drehbücher und Regie seiner Musikvideos mit renommierten Preisen geehrt worden. Zahlreiche literarische Publikationen in Kunstkatalogen, Zeitungen und Zeitschriften. Dieter Meier lebt in Los Angeles und Argentinien
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2007

In der Schule der Demut
Unterwegs mit Baby: Der Schweizer Universal-Dandy Dieter Meier

Der "Universalkünstler" Dieter Meier ist weltberühmt in der Schweiz: als Bankierssohn und Dandy, Performance- und Lebenskünstler, Filmemacher und Schriftsteller, semiprofessioneller Poker-, Roulette- und Golfspieler, nicht zuletzt auch als Musiker der Gruppe "Yello" und Godfather des Schweizer Techno. Meier, Großgrundbesitzer im Reich der Phantasie wie in Argentinien, beliefert seine Heimat seit Jahrzehnten mit Kunst und Anekdoten, neuerdings auch mit Biogemüse und Ökowein. Was dem Universaldilettanten bisher noch fehlte, war ein Buch, das die Essays und Prosastückli, die er einst für die "Neue Zürcher Zeitung", die "Zeit" und "Tempo" zu Papier brachte, für die Ewigkeit aufbewahrt.

Jetzt liegt es vor, angereichert mit einer Bonus-DVD, dafür ohne bibliographische Angaben. "Hermes Baby" ist die Geliebte des manischen Schreibers und bekennenden Schreibmaschinenfetischisten. "Mitten in der Märzennacht", heißt es in einem der eingestreuten Gedichte, "sitzt Meier an der Schreibmaschine / Weiß denn Meier, was er macht / Fliegt er wie die Honigbiene." Wenn Kleidung ein "getragenes Gedicht" ist, sind Meiers Gedichte wie seine Einstecktüchlein: grellbunt, nutzlos, stilvoll. Meier will mit Baby die Welt erkunden, dichten wie Heym oder wenigstens Heine und Prosa schreiben wie Keller, Benjamin und Robert Walser. Schreiben ist für ihn Bergsteigen: Der letzte unbezwungene Gipfel im Kunstgebirge ruft, und da gilt es, "allein in der Wand am Seil der Demut zu hängen und über meine Grenzen, die ich nirgends präziser erfahre, zu lachen".

Meier spricht von sich gern in der dritten Person als "Meier-mach's-kurz", "Meier-Großhans" oder auch "Meier-was-soll-das-Ganze". Natürlich ist er eitel und wichtigtuerisch; aber er macht sympathisch wenig Aufhebens davon, dass er nun schon seit einundsechzig Jahren seine "rasende Unwichtigkeit durch die Welt wurstelt". Meier kennt die "Ohnmacht, die Grenzen meiner Möglichkeiten auszuloten, einen Gedanken zu Papier zu bringen"; er hat der Fratze des Ungenügens oft genug ins Gesicht geschaut, um sagen zu dürfen: "Meier heiß ich, Meier bin ich, und immer war alles, was ich machte, Meier." Meier lässt den Leser großzügig bei der allmählichen Verfertigung seiner Gedanken und Gedichte über die Schulter schauen. Er schweift ab, verfehlt sein Thema, kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen und von dort auf letzte Menschheitsfragen wie den Sinn des Lebens, die Grenzen des freien Willens oder auch den "Scheißimperialismus". Nicht immer drückt er sich dabei ganz klar aus. Wenn Meier an den großen Künstlern (und damit natürlich auch an sich selbst) lobt, dass sich in ihrem Werk "Dasein als ewige Frage und damit Dialektik der Praxis manifestiert und die Würde der Unsicherheit des sich existentiell Auslieferns an seine verdammte Einzigartigkeit weder zu Sophisterei noch zu Zynismus verkommt, noch in der Hitze des Zweifels verdampft"; wenn er das Glücksspiel zur "Existentialdroge pervertierter Sinnstiftung" erklärt oder dem Spätkapitalismus das "zynische Zepter" galoppierender Geschmacklosigkeit entwinden will, verlässt er hin und wieder den geraden Weg schlichter Schönheit und widerspruchsfreier Logik. Aber Meier ist jedenfalls kein Rechthaber und kein prätentiöser Snob, sondern einer der unterhaltsameren "Pausenclowns im Theater des Westens".

Natürlich schreibt er am liebsten über die Geburt und weltweite Entfaltung des Künstlers Meier aus Schweizer Enge und die "Schwerarbeit des Müßiggangs". Als approbierter Geschmacksrichter muss er zu allem seinen Senf geben: Exklusive Golfturniere, italienische Küchenkunst, die Eröffnung des Luzerner Spielcasinos, der beklagenswerte Verfall der Schweizer Hotelkultur und des europäischen Geldschein-Designs. Aber Meier ist sich auch nicht zu fein für sentimentale Kindheitserinnerungen, eine Ehrenrettung des Schweizer Spießers, heitere Anekdoten über Yoko Onos Auftritt beim Filmfestival von Knokke 1974 oder die hippsten Clubs im New York der frühen Achtziger.

Meier hat einiges in der Welt erlebt und viel zu erzählen. Leider bewegt sich seine Sprachkunst nicht immer auf der Höhe seiner übrigen Stilkunst: "Wenn Wörter zu Metaphern werden, weil einer dichten muss / Ist oft das gutgemeinte Bild am Schluss dann doch nur Stuss". Das gilt auch für gewagte Satzkonstruktionen, die eine eher unglückliche Liebe zu Benjamins messianischen Utopien und Adornos Kulturkritik verraten: "Der Mensch, der seit seiner Vertreibung aus dem Paradies, die im Urknall des Seins die Philosophie und damit die Gnade und die Strafe der Möglichkeit, über sich nachzudenken, gebar, driftet als Objekt der Geschichte des Kapitals im All des falschen Bewusstseins."

Der Dandy, schreibt Meier in seiner Eigenschaft als Dandy-Meier, "ist kein Opfer, sondern ein stolzes Subjekt, das sich der Verwertbarkeit seiner Person durch die utilitaristische Gesellschaft, die heute nicht weiß, wohin sie morgen am Nasenring des Kapitals hingezogen wird, radikal entzieht und die Ekstase der Exzentrik so existenziell braucht wie den Sauerstoff in der Luft". Kein Wunder, dass Meier-Luftikus bei seiner rasenden Gedankenflucht und alliterierenden Assoziationswut gelegentlich die Luft ausgeht. Man kann das essayistisch nennen oder die Antwort eines reichen Bohemiens auf das langweilig solide Schweizer Uhrwerk. In jedem Falle hat Meier sich ein kindliches Gemüt bewahrt, das sich vergnügt und selber staunend von seiner Neugier und Wortspiellust bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten und darüber hinaus treiben lässt. Schreiben ist für Meier eine "Schule der Demut". Es ehrt ihn und gefällt dem Leser, dass er trotz seines fortgeschrittenen Alters und Weltruhms noch einmal diese harte Schulbank gedrückt hat.

MARTIN HALTER

Dieter Meier: "Hermes Baby". Geschichten und Essays. Amman Verlag, Zürich 2006. 160 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bestens unterhalten hat sich Martin Halter bei der Lektüre von Dieter Meiers Band "Hermes Baby", der Gedichte, Essays und Prosastücke des "Universalkünstlers" versammelt. Die einst für die "Neue Zürcher Zeitung", die "Zeit" und "Tempo" entstandenen Artikel vermitteln für ihn ein sympathisches Bild des Multitalents, der unter anderem als Dandy, Performance- und Lebenskünstler, Filmemacher, Pokerspieler, Musiker der Gruppe "Yello" und Biobauer von sich reden machte. Die Texte behandeln zur Freude Halters ein buntes Spektrum von Themen von exklusiven Golfturnieren und italienischer Küchenkunst über die Eröffnung des Luzerner Spielcasinos und bis Ehrenrettung des Schweizer Spießers. Zwar scheint Halter manches - etwa Meiers von Adorno inspirierte kulturkritische Überlegungen - etwas unausgegoren. Aber dem Vergnügen, das ihm die Lektüre bereitet, tut das keinen Abbruch. Schließlich bescheinigt er dem Autor ein "kindliches Gemüt", "das sich vergnügt und selber staunend von seiner Neugier und Wortspiellust bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten und darüber hinaus treiben lässt."

© Perlentaucher Medien GmbH