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Der Logische Empirismus des Wiener Kreises und der Kritische Rechtspositivismus der Reinen Rechtslehre zählen zu den prominentesten Geistesströmungen der Zwischenkriegszeit.Im Rahmen dieses Buches werden erstmals am Stand der aktuellen Forschung die theoretischen Ausgangspunkte, Differenzen und Gemeinsamkeiten der beiden zur Emigration gezwungenen "Schulen" der Wiener Moderne analysiert und interpretiert. Aktuelle Grundfragen der Reinen Rechtslehre aus der Sicht analytischer und logisch-empirischer Wertphilosophie werden thematisiert: Begründung der Rechtsgeltung, Werturteilsproblematik,…mehr

Produktbeschreibung
Der Logische Empirismus des Wiener Kreises und der Kritische Rechtspositivismus der Reinen Rechtslehre zählen zu den prominentesten Geistesströmungen der Zwischenkriegszeit.Im Rahmen dieses Buches werden erstmals am Stand der aktuellen Forschung die theoretischen Ausgangspunkte, Differenzen und Gemeinsamkeiten der beiden zur Emigration gezwungenen "Schulen" der Wiener Moderne analysiert und interpretiert. Aktuelle Grundfragen der Reinen Rechtslehre aus der Sicht analytischer und logisch-empirischer Wertphilosophie werden thematisiert: Begründung der Rechtsgeltung, Werturteilsproblematik, juristische und philosophische Logik, Evolution und Praxis der Rechtstheorie im gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhang.
Autorenporträt
Clemens Jabloner: Geb. 1948 in Wien, seit 1993 Präsident des Verwaltungsgerichtshofes, seit 1993 zweiter Geschäftsführer des Hans-Kelsen-Instituts in Wien. Veröffentlichungen aus den Gebieten der Rechtstheorie und des öffentlichen Rechts, speziell zu Leben und Werk von Hans Kelsen. Friedrich Stadler: Geb. 1951 in Zeltweg, seit 1997 Ao.Univ.Prof an der Universität Wien, 1991 Gründer und wissenschaftlicher Leiter des Instituts Wiener Kreis. Zahlreiche Publikationen, speziell im Springer-Verlag: Hrsg. der Reihe Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, Autor von The Vienna Circle (2000).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2002

Vom logischen Aufbau der Welt und seinem Fundament
Fasziniert vom Ideal der Wissenschaftlichkeit: Aufsätze über den Wiener Kreis und die Hans Kelsen-Schule
Vor und nach dem Ersten Weltkrieg war Wien nicht nur eine eindrucksvolle imperiale Hauptstadt, sondern auch ein Mekka der Wissenschaften und der Kunst. Es wimmelte von Begabungen: Musil und Broch, Mahler und Schönberg, Klimt und Schiele, Freud und Adler, Karl Kraus, Adolf Loos und viele andere. Man sprach von „Wiener Schulen” der Nationalökonomie, der Kunstgeschichte, der bildenden Kunst, der Musik und der Psychoanalyse.
Zwei Schulen der Philosophie und Wissenschaftstheorie sowie der Rechtstheorie kamen hinzu. Die eine gruppierte sich um Rudolf Carnap, Ernst Mach, Otto Neurath, Moritz Schlick und Viktor Kraft – Ludwig Wittgenstein und Karl Popper blieben am Rande und trafen selbst auch erst nach dem Krieg zusammen, auf unerfreuliche Weise übrigens. Die Interessen dieses Kreises richteten sich auf die theoretische Ausformung eines „Logischen Empirismus” und auf Ausgrenzung aller „metaphysischen” Aussagen aus dem Bereich der streng empirisch verstandenen Wissenschaft. In diesem Sinn wagte sich Rudolf Carnap (1891-1970) 1928 an ein Werk „Der logische Aufbau der Welt”. Die andere Gruppe, Juristen und Rechtstheoretiker um Hans Kelsen (1881-1973), waren in ähnlicher Weise fasziniert vom Ideal der Wissenschaftlichkeit, aber sie konzentrierten sich auf die Welt des Sollens, der Normen, die gewissermaßen „gereinigt” von nichtrechtlichen Voraussetzungen und Sätzen eine „Reine Rechtslehre” bilden sollten.
Der von zwei Wiener Instituten herausgegebene Band vereinigt mehr als ein Dutzend Vorträge. Das gemeinsame Thema sind die komplexen Beziehungen zwischen diesen Kreisen, die sich – trotz enger Nachbarschaft – personell kaum überschnitten. Beide hielten nichts von Metaphysik, idealistischer Philosophie und Naturrecht; darin steckte auch die Gegnerschaft zu Marxismus und Klerikalismus. Beide optierten für Klarheit, Widerspruchsfreiheit, Objektivität und Überprüfbarkeit von Aussagen. Grundlegend erschien die kategoriale Trennung von Sein und Sollen.
Kein Wunder, dass beide Kreise mit dem 1929 heraufziehenden Ständestaat, dem „Austrofaschismus”, in Konflikt gerieten. Als 1938 die Nationalsozialisten einmarschierten, waren die wichtigsten dieser Denker schon in der Emigration.
Die hier vereinten Vorträge stammen von Philosophen und Juristen, die vor allem an der Rekonstruktion der Theoreme und deren Vergleich interessiert sind. Der Scharfsinn richtet sich auf die parallelen Anstrengungen, die Welt der Dinge (und der Aussagen über Dinge) ebenso von Widersprüchen und Scheinproblemen zu reinigen wie die stufenförmig gebaute Welt der Normen.
Am stärksten verdichtet und von herausragender Sachkenntnis geprägt ist vor allem der zentrale Beitrag des in St.Louis (Missouri) lehrenden Stanley L.Paulson, der Carnaps „Der logische Aufbau der Welt” und Kelsens „Reine Rechtslehre” miteinander vergleicht. Aber auch andere Aufsätze sind ungemein lesenswert, etwa von den Kelsen-Kennern Robert Walter, Clemens Jabloner und Horst Dreier.
Einige Autoren werden gewissermaßen vom Schwung des eigenen Philosophierens vom Thema weggeführt, aber auch dies sind lehrreiche Aberrationen.
Was man sich wünschte, wäre eine das „Milieu” erschließende Individual- und Sozialgeschichte dieser Theorien. Sie könnte uns erklären, warum es gerade in Wien geschah, warum jenem Milieu nicht nur der übelste Klerikalismus und Antisemitismus entsprang, sondern auch auf der Gegenseite „Wissenschaft” als Garant einer besseren Zukunft geradezu angebetet wurde. Dazu enthält der Band nur Andeutungen.
Auch Margit Kraft-Fuchs, die einzige Frau im Kelsen-Kreis, die vor kurzem hochbetagt in New York verstorben ist, wird nicht erwähnt. Aber man kann nicht alles gleichzeitig leisten. Es ist ein Tagungsband, der sich lohnt, zumal in Zeiten, in denen post-aufklärerische dunkle Reden, Feuerwerke von Metaphern und theoretische Beliebigkeiten die Marktplätze beherrschen.
MICHAEL STOLLEIS
CLEMENS JABLONER, FRIEDRICH STADLER (Hrsg.), Logischer Empirismus und Reine Rechtslehre. Beziehungen zwischen dem Wiener Kreis und der Hans Kelsen- Schule (Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis Bd.10), Springer-Verlag, Wien, New York 2001. 339 Seiten, 49,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Michael Stolleis zeigt sich recht erfreut von dem von Clemens Jabloner und Friedrich Stadler herausgegebenen Band "Logischer Empirismus und Reine Rechtslehre", der mehr als ein Dutzend Aufsätze von Philosophen und Juristen versammelt. Im Zentrum des Interesses stehen dabei Rekonstruktion und Vergleich der Theorien des Wiener Kreises und der Hans Kelsen-Schule. Beide hatten sich ein Maximum an Klarheit, Widerspruchsfreiheit, Objektivität und Überprüfbarkeit von Aussagen auf ihr Banner geschrieben, um der Philosophie beziehungsweise der Rechtslehre die Metaphysik auszutreiben. "Ungemein lesenswert" findet der Rezensent die meisten Aufsätze und lobt insbesondere den von "herausragender Sachkenntnis" geprägten Beitrag von Stanley L. Paulson, der Carnaps "Der logische Aufbau der Welt" und Kelsens "Reine Rechtslehre" einem Vergleich unterzieht. Leider fehle dem Band eine "Individual- und Sozialgeschichte dieser Theorien", kritisiert Stolleis. Nichtsdestoweniger und alles in allem: ein "Tagungsband, der sich lohnt".

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