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Produktdetails
  • Verlag: Europa Verlag
  • Originaltitel: The Cripple and his Talismans
  • Seitenzahl: 275
  • Deutsch
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 474g
  • ISBN-13: 9783203785172
  • ISBN-10: 320378517X
  • Artikelnr.: 13474307
Autorenporträt
Karin Dufner, geb. 1962 in München, lebt in Meerbusch bei Düsseldorf und arbeitet als Übersetzerin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2005

Albträume am Tag
Schwarzhumorig und bitterböse: Ein Roman von Anosh Irani

Eines muß man dem Autor lassen: Er hat eine überwältigende Einbildungskraft und versteht es, sie in aufregende Sprachbilder und Szenen zu gießen. Der 1974 in Bombay geborene und später nach Kanada ausgewanderte Anosh Irani hat einen Roman von der Art jener Horrorfilme geschrieben, die das Fernsehen nur mitten in der Nacht ausstrahlt. Der Ich-Erzähler, ein junger, reicher Inder in Bombay, hat offenbar durch einen Unfall seinen linken Arm verloren. Nun irrt er, angetrieben von mysteriösen Hinweisen eines Ladenbesitzers und eines Baba Rakhu, durch die finsteren Gassen und schleimigen Wohnräume dieser Stadt auf der Suche nach seinem verlorenen Arm. Er trifft die unterschiedlichsten Gestalten, will sich immerfort selbst umbringen, erschlägt eine Prostituierte, will in einem Geschäft mit lebendigen Gliedmaßen einen Arm kaufen und erinnert sich zwischendurch in Rückblenden an seine gewalttätige Schulzeit. Seine Odyssee endet damit, daß ihm der zweite Arm abgehackt wird. Irani serviert Phantasien kaltschnäuziger Gewalt, ein Gruselkabinett unappetitlicher Szenen, die bis zum Kannibalismus reichen. Der Roman strotzt vor schwarzem Humor, und seinem Autor geraten einige köstliche Geschichten, etwa die Bemühung des Einarmigen um ein Anstellungsgespräch bei der Regierung als Selbstmordattentäter, oder sein Gespräch mit einem Sargmacher. Aber zu häufig kippen die Szenen um, und es bleibt nichts als Ekel, Gewalt und Tod übrig, die sich bloß in grotesken Gags produzieren. "Und ganz gleich, wohin man auch schaut, man sieht den Tod", heißt es im Roman einmal. Wem ein solcher "orientalischer Zauber" gefällt, wie der Verlag es nennt - nun, der möge zugreifen!

kmp.

Anosh Irani: "Die Weisheit meines verlorenen Arms". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Karin Dufner. Europa Verlag, Hamburg, Leipzig, Wien 2005. 276 S., geb., 19,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"Weder einen Zuwachs an Weisheit noch einen Einblick in die komplexe Lebenswirklichkeit der indischen Megapolis" Bombay dürfe sich der Leser von diesem Roman versprechen, so die entnervte Rezensentin Angela Schader. Stattdessen irre ein zu unmotivierten Gewaltausbrüchen neigender Verlierertyp durch Bombay und suche seinen linken Arm, der ihm unter unbekannten Umständen abhanden gekommen sei. Eingestreut seien dabei Rückblicke, die nach und nach die Vergangenheit des Ich-Erzählers erhellen, ohne jedoch die Einsicht der Rezensentin in die Notwendigkeit seiner ständig aufflackernden Brutalität gefördert zu haben. Schader kritisiert zudem die "unbekümmerte" Indienstnahme des sozialen Elends Bombays in diese "nicht eben grundstürzende Story", sowie die "als Kontrastprogramm, aber ohne zwingenden Sinnzusammenhang" eingeworfenen Episoden aus der Zeit Akbars des Großen.

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