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Diese Darstellung des englischen Weltreichs will keinen bloßen Abriss der englischen Ereignisgeschichte bieten, sondern setzt thematische Schwerpunkte.Hierbei dienen zwei Perspektiven als Leitlinien: zum einen die interne Entwicklung des Königreichs England in den Bereichen Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Verfassung, Religion und Kultur; zum anderen dessen Außenbeziehungen zu Europa und der außereuropäischen Welt.Gesucht wird nach Erklärungen für den phänomenalen Aufstieg von einem Entwicklungsland am Rande Europas hin zu der dominanten Weltmacht des 18. und 19. Jahrhunderts, als Britannia…mehr

Produktbeschreibung
Diese Darstellung des englischen Weltreichs will keinen bloßen Abriss der englischen Ereignisgeschichte bieten, sondern setzt thematische Schwerpunkte.Hierbei dienen zwei Perspektiven als Leitlinien: zum einen die interne Entwicklung des Königreichs England in den Bereichen Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Verfassung, Religion und Kultur; zum anderen dessen Außenbeziehungen zu Europa und der außereuropäischen Welt.Gesucht wird nach Erklärungen für den phänomenalen Aufstieg von einem Entwicklungsland am Rande Europas hin zu der dominanten Weltmacht des 18. und 19. Jahrhunderts, als Britannia allgegenwärtig war, bis es diese Position im Verlauf des Ersten und Zweiten Weltkriegs einbüßte, in die zweite Reihe zurücktreten musste und nun mühsam seine Stellung in der internationalen Mächtekonstellation neu bestimmen muss.Da bei diesen Prozessen Identitäten, Mentalitäten und Emotionen eine große Rolle spielen, werden Elemente der Alltagsgeschichte, Kultur und Kunst lebendig einbezogen.
Autorenporträt
Frau Professor Dr. Claudia Schnurmann lehrt außereuropäische Geschichte an der Universität Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.01.2002

Totalgeschichte des Empire
Claudia Schnurmann marschiert frohen Mutes Kapitel für Kapitel durch die Historie des englisch Weltreichs
Beschleunigt durch seinen Zerfall, hat die Erforschung des britischen Empires längst selbst imperiale Ausmaße angenommen. Wenige andere Themenbereiche sind in der gegenwärtigen angelsächsischen Historiographie derart populär. Das war freilich in den vergangenen Jahrzehnten nicht immer so und fast scheint es, als knüpfe man an die großen Traditionen des späteren 19. Jahrhunderts an. „Greater Britain” hatte Charles Dilke 1868 seine Reisebeschreibungen der Englisch sprechenden Welt betitelt. England und sein Empire waren eins, sie teilten die Monarchie und das Cricketspiel. Dass irische und schottische Missionare und Soldaten, Forschungsreisende und Verwaltungsbeamte entscheidend das Gesicht des britischen Imperialismus mitbestimmten, musste nicht eigens hervorgehoben werden. Doch es waren Westminster, Whitehall und die City, die das Ruder in der Hand hielten. Greater Britain funktionierte, solange die Peripherie sich mit der Londoner Metropole identifizierte. Und umgekehrt.
In der modernen angelsächsischen Debatte über Wesen und Wirkung des britischen Imperialismus und das Wechselverhältnis zwischen Zentrum und Kolonien werden die Thesen mancher Klassiker wieder aus der historischen Schublade geholt. Nicht zu unrecht, wie die maßgebliche, 1998 und 1999 erschienene „Oxford History of the British Empire” beweist. Das Interesse richtet sich auf die Beziehung zwischen Nation und Expansion. Wie weit prägten sich Mutterland und Empire gegenseitig? Können Nationalgeschichte und Imperialismusforschung methodisch und inhaltlich nicht noch stärker voneinander profitieren als bisher? Es wäre für Claudia Schnurmanns Buch vorteilhaft gewesen, sich methodische und inhaltliche Anregungen aus der angelsächsischen Forschung im allgemeinen und der deutschen Imperialismusforschung im besonderen zu holen. Dass dies nicht wirklich geschieht, ist in mehrfacher Hinsicht zu bedauern, führt man sich den selbst gesetzt Anspruch vor Augen, einen Überblick über das englische Weltreich vom 6. bis zum 20. Jahrhundert liefern und von der Nationalgeschichte ausgehend die Entwicklung zur Weltmacht erklären zu wollen.
Angestrebt ist eine Totalgeschichte Englands und seines Empires, in die Erkenntnisse der Literatur- und Kulturwissenschaften ebenso einfließen sollen wie jene der Wirtschafts- und der Technikgeschichte, der Politik- und Gesellschaftsgeschichte. Auch Geschlechtergeschichte wird einbezogen. Doch wenn Schnurmann behauptet, britische Frauen seien am Imperialismus unbeteiligt gewesen, übersieht sie dabei die zahllosen Krankenschwestern, Missionarinnen und Lehrerinnen, die gelegentlich sogar indigene koloniale Freiheitsbewegungen anregten. Im Ergebnis konzentriert sich dieDarstellung auf die politische Geschichte Englands, und zwar insbesondere auf die Frühe Neuzeit. Hier aber hätten zum Beispiel die wichtigen Arbeiten von David Armitage und Anthony Pagden berücksichtigt werden sollen. Indem dasBuch ausgerechnet die große Zeit des britischen Imperialismus bis zur Dekolonisation stiefmütterlich behandelt, widmet es gerade den kulturgeschichtlich spannenden Kapiteln zwischen 1850 und 1960 nur geringe Aufmerksamkeit. Schließlich ist zu fragen, warum Schnurmann das viktorianische Zeitalter mehr als ein halbes Jahrhundert vor Regierungsantritt Königin Viktorias beginnen lässt. Sollen damit Kontinuitäten geschaffen werden, die die Entwicklung Englands und seines Weltreichsteleologisch begreifen lassen?
Das wäre keine gute Idee, wie sich schon vor 230 Jahren feststellen ließ. Denn als Edward Gibbon sich mit dem historischen Niedergang des römischen Imperiums befasste, befand sich das britische in der Phase einer seiner wichtigsten Umbrüche, nämlich vom atlantischen zum asiatischen Raum. Der Aufklärer, der das philosophische Problem der Dekadenz in der Universalgeschichte erfassen wollte, schrieb vor dem Horizont des Verlusts der amerikanischen Kolonien. Britische Nationalgeschichte war in die Zivilisationsgeschichte des Westens fest eingebunden. Wer den Aufstieg eines Staates zu einem Weltreich verstehen wollte, musste sich mit dem Phänomen seines allzeit zu erwartenden Verfalls vertraut gemacht haben. Noch keine Weltmacht hat den Beweis ihrer absoluten Unverletzbarkeit erbracht. Hätte Claudia Schnurmann Gibbons Skepsis vor dem Fortschrittsoptimismus beherzigt, wäre ihre Studie vielleicht nicht wie ein Schulbuch frohen Mutes Kapitel für Kapitel durch die Vergangenheit marschiert. Auch England und sein Weltreich profitierten von der Distanz und dem Trennenden, das sie verband.
BENEDIKT STUCHTEY
CLAUDIA SCHNURMANN: Vom Inselreich zur Weltmacht. Die Entwicklung des englischen Weltreichs vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2001. 264 Seiten, 29,50 Euro.
Gebündelte Locken aus der Kindheit einer Königin – Queen Victorias deutsche Gouvernante, Baronin Louise Lehzen, hat sie in ihrem Tagebuch gesammelt. Vor gut zwei Jahren zufällig aufgefunden, ist das Album nun in einer liebevoll gestalteten, limitierten Faksimileausgabe erschienen. Fotos und Anmerkungen gewähren einen Einblick in das außergewöhnliche Verhältnis der beiden Frauen, ergänzt durch private Erinnerungsstücke. (Das private Album von Queen Victorias deutscher Erzieherin Baronin Lehzen. Hrsg. von Michaela Blankart und Siegfried-H. Hirsch. Hirsch Verlag, Bamberg 2001. 144 Seiten, 50 Euro.)
kekl
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Geschichtsforschung zum englischen Königreich und seines Empires habe längst selbst imperiale Ausmaße angenommen, spottet Benedikt Stuchtey. Um so bedauerlicher findet er es, dass Claudia Schnurmann maßgebliche Historikerarbeiten aus dem angelsächsischen Raum nicht zur Kenntnis genommen hat. Zumal sie sich an einer, wie er es formuliert, "Totalgeschichte" Englands und seiner Kolonien versucht. Das Ergebnis: schulbuchhaft - kann man Ärgeres über ein ambitiöses Buchprojekt behaupten? Schnurmanns Buch liefert einen Überblick der englischen Geschichte vom sechsten bis ins vorige Jahrhundert, sein Schwerpunkt liegt auf der Frühen Neuzeit, so Stuchtey. Gerade die Zeit der britischen Eroberungen und Weltherrschaft einschließlich der Dekolonialisierung werde ausgesprochen stiefmütterlich behandelt, bedauert er. Überhaupt konzentriere sich die Autorin zu sehr auf die Nationalgeschichte, die nicht ausreiche, um Englands Aufstieg zur Weltmacht und den anschließenden Zerfall des Empires zu erklären. Schließlich hätten das Mutterland und seine Kolonien voneinander profitiert.

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