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Diese Einführung in die Philosophie ist eine Anleitung zum Selberdenken: Bedeutende Texte der Philosophiegeschichte, die abgedruckt und erläutert werden, machen den Leser mit allen wichtigen Fragestellungen bekannt. Texte und Themen werden daraufhin in Form von "weiterführenden Reflexionen" diskutiert. Ein höchst anregender Einstieg ins Philosophieren für alle, die sich ernsthaft darauf einlassen wollen.

Produktbeschreibung
Diese Einführung in die Philosophie ist eine Anleitung zum Selberdenken: Bedeutende Texte der Philosophiegeschichte, die abgedruckt und erläutert werden, machen den Leser mit allen wichtigen Fragestellungen bekannt. Texte und Themen werden daraufhin in Form von "weiterführenden Reflexionen" diskutiert. Ein höchst anregender Einstieg ins Philosophieren für alle, die sich ernsthaft darauf einlassen wollen.
Autorenporträt
Reinhard Brandt, Jahrgang 1937, ist Professor für Philosophie in Marburg und hat zahlreiche Arbeiten insbesondere zu Kant und zur Philosophie der Aufklärung veröffentlicht.
Rezensionen
Die methodische Vorgehensweise einer Kombination von Originaltexten und Kommentaren bietet für den gebildeten Laien eine gute Möglichkeit, sich in autodidaktischer Form der Philosophie zu nähern. Der blaue Reiter

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2001

Im Frühtau zu Tale!
Reinhard Brandt führt kunstvoll durch die Höhen der Philosophie

Der erste philosophische Held des Rezensenten war Friedrich Nietzsche. Staunend las der Fünfzehnjährige dort: "Vorausgesetzt, daß die Wahrheit ein Weib ist ..." Er hielt dies für eine höchst verheißungsvolle Ausgangshypothese, und so wurde er der Philosophie gewonnen. Reinhard Brandt ist kein Nietzsche, sondern Philosophieprofessor in Marburg. Unlautere Versprechungen liegen ihm fern; er lärmt nicht, und er bläht sich nicht auf. In seiner Einführung in die Philosophie läßt er zunächst die anderen zu Wort kommen, die Großen von Platon bis Hegel, aber auch repräsentative moderne Autoren wie Michael Dummett, Thomas Nagel und John Rawls. In ausführlichen und gut ausgewählten Textauszügen dürfen sie vortragen, was sie zu sagen haben zu den Grundfragen der theoretischen und der praktischen Philosophie, der Ästhetik und der Anthropologie.

Seine eigenen Beiträge bezeichnet Brandt bescheiden als "Erläuterungen" und "weiterführende Reflexionen". Tatsächlich sind sie weit mehr als dies. So wird man lange suchen müssen, bevor man in einem philosophischen Einführungswerk auf eine vergleichbar konzise Auseinandersetzung mit dem "cogito" des Descartes stoßen wird. In kritischer Distanz zu der geläufigen Deutung, die Descartes als den Vater der neuzeitlichen Subjektphilosophie preist, betont Brandt, daß diesem angesichts der denkbaren Erkenntnisstörung durch einen Täuscherdämon, den "genius malignus", selbst die Ich-Gewißheit noch bezweifelbar erschien. Erst wenn wir eine klare und distinkte Erkenntnis Gottes als eines allmächtigen und gütigen Wesens gewonnen haben, vermögen wir nach Descartes diesen äußersten und radikalsten Zweifel zu überwinden.

Was das moderne Ohr als das letzte Wort des Descartes verstehen möchte - die Selbstreferenz des Ego -, ist also, wie Brandt klarstellt, in Wahrheit nur dessen vorletztes. Weder der Welt noch des eigenen Ich kann der einzelne sich wirklich bemächtigen, wenn er sich nicht der Zustimmung Gottes gewiß ist. Dem neuzeitlichen Subjekt geht es nicht anders als dem neuzeitlichen Staat: Es steht auf einem Grund, den es nicht selbst zu garantieren vermag.

Es sind nicht nur solche luziden Einzelanalysen, die den Leser von Brandts Werk gefangennehmen. Noch fesselnder ist es zu verfolgen, wie Brandt mit stilistischer Eleganz, häufig auch mit Witz, dennoch jeder Effekthascherei abhold, die reduktionistischen Argumentationsstrategien entzaubert, die sich in der Philosophie eingenistet haben. Sucht man einen roten Faden in Brandts Buch, in der Kritik des Reduktionismus hat man ihn gefunden. Der philosophische Reduktionismus weist einige jener Züge auf, die in der religiösen Tradition dem Versucher zugeschrieben werden. Er kleidet sich in die unterschiedlichsten Masken und bedient sich, wie Brandt feinsinnig anmerkt, der menschlichen Neigung zur Schadenfreude: "Nicht mehr als das steckt dahinter, wer sagt's denn."

Brandt zeigt, daß es lediglich einiger elementarer logischer Figuren bedarf, um die List des Versuchers zunichte zu machen. Es ist der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch, an dem sich der Spaten des Zweifels zurückbiegt und an dem auch ein Volk von Teufeln, wenn sie nur Verstand haben, nicht vorbeikommt. Seine Geltung verdankt dieser Satz dem Umstand, daß jeder beliebige Urteilsgegenstand sich kraft seiner Bestimmtheit von der Menge aller anderen Urteilsgegenstände unterscheidet. Jedes bestimmte Seiende ist, was es ist. Ausgeschlossen ist daher, von ihm zu sagen, daß es nicht das sei, was es sei. Diese Erkenntnis mag banal erscheinen. Dennoch ist es die Fähigkeit, sie zu formulieren, die nach Brandt den Menschen gegenüber den Tieren auszeichnet. Nur der Mensch ist urteilsfähig; den Tieren ist die Freiheit verneinender oder bejahender und damit auch wahrer oder falscher Urteile verschlossen. Der Mensch ist dazu verurteilt, die Welt als eine in sich unterschiedene Einheit zu begreifen.

Der Materialismus ist philosophisch verfehlt, weil er es unterläßt, die Bedingungen zu reflektieren, unter denen überhaupt nur von einem Ensemble bestimmter Einzelgegenstände die Rede sein kann. Brandt weist zu Recht darauf hin, daß es einer bestimmten Funktion oder Form in einem Kontext bedarf, um etwas beispielsweise zu einem Atom zu machen. Die "übersinnliche" Formbestimmung endlich-bestimmter Dinge verdient daher nach Brandt den gleichen ontologischen Rang wie ihr materielles Substrat. Die Ur-Teilung, die der Materialist voraussetzen muß, ohne sie theoretisch einholen zu können, widerlegt den Reduktionismus seines eigenen Welterklärungsprinzips.

Nicht besser ergeht es der sprachanalytischen Philosophie. Gegen die Subjektphilosophie gewendet behauptet sie, daß uns die "cogitatio" mit ihren Erscheinungen nicht unverhüllt und unmittelbar zugänglich sei, sondern nur im sprachlichen Ausdruck. Auch diese Theorie läßt sich nicht auf sich selbst anwenden. Indem sie die Möglichkeit leugnet, einen Gedanken anders als durch einen sprachlichen Satz auszudrücken, setzt sie die Unterscheidung zwischen beiden voraus. Dann aber kann sie sich nicht ausschließlich an den sprachlichen Ausdruck wenden, um von ihm zu erfahren, ob der den Gedanken ausdrückt. Auch der sprachanalytische Philosoph muß also, wie Brandt konstatiert, "einen unverhüllten Gedanken vom unverhüllten Gedanken denken und thematisieren"; ebendies soll nach seiner offiziellen Theorie unmöglich sein.

Wer so argumentiert wie Brandt, der will Philosophie nicht als Weisheitslehre betreiben. Wie wenig Brandt daran gelegen ist, seinen Lesern fertige Welt- und Lebensentwürfe zu präsentieren, zeigt sich mit aller Deutlichkeit am Schluß seines Werkes. Dort geht es um nichts Geringeres als den "Sinn des Lebens". Worin dieser bestehe, verrät Brandt nicht. Nur eines bemerkt er: Es könne sinnvoll erkundet werden, was ein gelingendes Leben ausmache. Was hier exemplarisch sichtbar wird, gilt für das gesamte Buch. Brandt erhebt nicht den Anspruch, definitive Antworten auf die philosophischen Grundprobleme parat zu haben; ihm geht es darum, den Bereich sinnvoller Fragen auszumessen.

Damit bewegt er sich in der besten Tradition kritischer Philosophie. Wenn Brandt selbst sein Werk in der "Talsohle zwischen den sich gegenüberstehenden Gipfeln der praktischen Weisheit einerseits und der Expertenphilosophie andererseits" verortet, so ist darin eine leicht spöttische Koketterie mit der eigenen Bescheidenheit nicht zu überhören. Denn Brandt weiß sehr wohl: Auf den Gipfeln sind vielleicht Ausblicke, aber keine nahrhaften Güter zu gewinnen; die Freiheit dort oben bleibt abstrakt. Die Reichtümer locken in den Tälern.

MICHAEL PAWLIK

Reinhard Brandt: "Philosophie". Eine Einführung. Reclam Verlag, Stuttgart 2001. 296S., br., 14,-DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erfreut begrüßt Michael Pawlik diese "Einführung in die Philosophie", die der Marburger Philosophie-Professor Brandt vorgelegt hat. Dessen Bescheidenheit tut gut, konstatiert Pawlik. Bescheidene Menschen sind oft kluge und eigenwillige Köpfe, hat Pawlik bei der Lektüre erfahren. Mal so eben würde Brandt den philosophischen Reduktionismus und die sprachanalytische Theorie ohne Wortgeblähe widerlegen, wobei Brandt Philosophie nie "als Weisheitslehre" betreiben würde, bei der es darauf ankäme, endgültige Antworten auf offene Fragen zu geben. Brandt geht es vielmehr darum, fasst Pawlik zusammen, den "Bereich sinnvoller Fragen" auszuloten. Der letzte Abschnitt des Buches befasst sich darum auch mit dem Thema "Sinn des Lebens". Was ein sinnvolles Leben ist, weiß Brandt nicht - oder verrät es nicht - , meint der Rezensent, wohl aber was sinnvolle Erkundungen seien. Für ihn: ein "kritischer Philosoph" im besten Sinne des Wortes.

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