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Worpswede: diesen Ort verbindet die Kunstwelt mit Moorlandschaften, Birken, Porträts der ländlichen Bewohner - und der Künstlerkolonie, die diese Bilder geschaffen hat. Der Band stellt das Zusammenleben der Gründergeneration um Fritz Mackensen, Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker, Carl Vinnen, Hans am Ende, Fritz und Hermine Overbeck, Heinrich und Martha Vogeler sowie Clara Westhoff-Rilke und Rainer Maria Rilke in den Mittelpunkt, das von 1889 bis 1908 immerhin etwa 20 Jahre andauerte und dessen Wirken weit über Worpswede hinaus strahlte. Basierend auf zum Teil bisher noch…mehr

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Produktbeschreibung
Worpswede: diesen Ort verbindet die Kunstwelt mit Moorlandschaften, Birken, Porträts der ländlichen Bewohner - und der Künstlerkolonie, die diese Bilder geschaffen hat. Der Band stellt das Zusammenleben der Gründergeneration um Fritz Mackensen, Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker, Carl Vinnen, Hans am Ende, Fritz und Hermine Overbeck, Heinrich und Martha Vogeler sowie Clara Westhoff-Rilke und Rainer Maria Rilke in den Mittelpunkt, das von 1889 bis 1908 immerhin etwa 20 Jahre andauerte und dessen Wirken weit über Worpswede hinaus strahlte. Basierend auf zum Teil bisher noch unveröffentlichten Tagebucheinträgen und Briefwechseln gelingt es Schmidt-Möbus, dem Leben und den persönlichen Entwicklungen der einzelnen Künstler und Künstlerinnen nachzuspüren, ihrem Ringen um die eigene künstlerische Sprache und ihrem Bemühen um Anerkennung und wirtschaftlichen Erfolg. Damit entfaltet sich ein Beziehungsgeflecht höchst unterschiedlicher Charaktere, die zuerst durch ein freundschaftliches, arbeitsorientiertes Gruppengefühl miteinander verbunden waren, dann aber persönlich wie künstlerisch auseinander strebten, um schließlich getrennte Wege zu gehen.
Autorenporträt
Friederike Schmidt-Möbus ist Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin, lebt als Ausstellungsmacherin in Göttingen und ist Kuratorin des Joachim- Ringelnatz-Museums, Cuxhaven. Sie veröffentlichte zahlreiche Beiträge zur Kunst und Architektur des 18. bis 21. Jahrhunderts. Ihr besonderes Interesse gilt der Zeit von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Solide und lesenswert, trotz fehlender Zitatnachweise, findet Kristina Maidt-Zinke diesen Band über das Zwischenmenschliche am Mythos Worpswede, den die Kunsthistorikerin Friederike Schmidt-Möbus mittels neu erschlossener Quellen, Tagebüchern und Korrespondenzen erarbeitet hat. Neu scheint der Rezensentin der Blick auf das Miteinander der Worpsweder Gründergeneration mit Mackensen, den Modersohns und Vogelers, weil die Autorin auch die Vorgeschichte berücksichtigt und ein bisschen am Bild des Ideals der Versöhnung zwischen Natur und Kunst kratzt, indem sie auch den Knatsch im Gebälk nicht verschweigt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2012

Voll von der Stimmung eines Schaffenden
In dem niedersächsischen Moordorf Worpswede sollte der Traum einer Versöhnung von Natur und Kunst,
Individuum und Gemeinschaft Wirklichkeit werden – eine schöne Illusion, wie ein neuer Band zeigt
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
Das wandfüllende Gemälde „Sommerabend auf dem Barkenhoff“, zuerst „Das Konzert“ betitelt und 1905 vollendet, ist eine Ikone des Jugendstils. Und es ist das wohl aussagekräftigste Bilddokument eines Gesamtkunstwerks, das für kurze Zeit so etwas wie Weltläufigkeit in das niedersächsische Moordorf Worpswede brachte. „Eigentlich ist das ein Märchen“, hatte Rainer Maria Rilke am 10. September 1900 in seinem Tagebuch notiert, „ich sitze in einem ganz weißen, in Gärten verlorenen Giebelhaus unter schönen und würdigen Dingen, die voll von der Stimmung eines Schaffenden sind.“
  Der Schaffende, das war der Maler, Architekt und Kunsthandwerker Heinrich Vogeler (1872-1942), dem Rilke im April 1898 in Florenz begegnet war. Auch im Vorgriff auf 2014, das 125. Gründungsjahr der Worpsweder Malerkolonie, hat die Göttinger Kunsthistorikerin Friederike Schmidt-Möbus jetzt einen Band vorgelegt, der tatsächlich nicht nur wiederholt, was schon hundertmal erzählt wurde, sondern auf der Grundlage unlängst aufgetauchter Dokumente, Tagebuchaufzeichnungen und Briefwechsel dem Worpswede-Mythos, wenn er denn noch existiert, ein paar neue Details und Facetten hinzufügen kann.
  Es geht dabei vor allem um zwischenmenschliche Konstellationen und individuelle Entwicklungslinien im Zusammenleben der „Gründergeneration“, also der Maler Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Hans am Ende, Carl Vinnen und (etwas später) Heinrich Vogeler sowie ihrer Partnerinnen, unter denen Paula Modersohn-Becker (im Bild ganz links) die Berühmteste wurde, aber auch Martha Vogeler (in der Bildmitte) als starke Figur herausragt.
  Berichtet wird in dem Buch vom „Vorspiel“ an der Düsseldorfer Kunstakademie und vom kraftvollen Impuls der Freiluftmalerei; von der Zufallsentdeckung des abgelegenen Torfbauerndorfes durch Fritz Mackensen; vom entbehrungsreichen Alltag der jungen Worpswede-Pioniere und der allmählichen Erweiterung ihres Kreises; vom anschwellenden Erfolg nach der Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast 1895; von der Eroberung der „Malweiber“ – und vom unaufhaltsamen Auseinanderstreben der künstlerischen und persönlichen Lebenswege. Und natürlich ist er die Zentralfigur, Heinrich Vogeler, der wie ein Dandy auftritt und alsbald durch die Vielzahl seiner Talente und seinen unermüdlichen Arbeitseifer zum tonangebenden Gestalter des neuen Worpsweder Lebensstils wird. Im Barkenhoff, den er aus einer heruntergekommenen Bauernkate in eine Art norddeutschen Musenhof verwandelt, trägt von der Architektur über die Innenausstattung bis zur Gartenanlage alles seine Handschrift.
  Als Rilke, ewig heimatlos, zur „Barkenhoff-Familie“ stößt, ist er empfänglich für diese Utopie, und dass er der jungen Bildhauerin Clara Westhoff begegnet, bestärkt ihn in der Bereitschaft, die Verhältnisse im Teufelsmoor zu verklären, auch literarisch: Der Ort zehrt bis heute von Rilkes euphorischer Worpswede-Monografie. Aber schon 1902 entschwindet er nach Paris; auch die Ehe mit Clara hält nicht lange.
  Wie überhaupt jene frühen Jahre, die als Goldenes Zeitalter und Höhepunkt in der kurzen Karriere des Künstlerdorfes Worpswede gelten müssen, überschattet waren von mancherlei Konflikten, Spannungen und Gefühlsverwirrungen: Friederike Schmidt-Möbus führt in ihrem Buch vor, dass es sich keineswegs um die „wahrhaft ideale Zeit“ handelte, von der Otto Modersohn in einem Tagebucheintrag schwärmt. Wer genau hinschaut, sieht schon auf dem Gemälde „Sommerabend“, dass die Figuren seltsam starr, voneinander isoliert und wie abwesend dargestellt sind. Aber der Barkenhoff ist jubiläumsbedingt frisch renoviert und lebt als Museum recht gut von jener flüchtigen Illusion einer Versöhnung zwischen Natur und Kunst, Individuum und Gemeinschaft.
  Heinrich Vogelers weiterer Werdegang, seine bewegte künstlerische und politische Entwicklung kann in diesem Band, der die Zeitspanne von der „Entdeckung“ Worpswedes bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs umfasst, nur angedeutet werden. Was man hier über ihn und seinen Kreis in jenen prägenden Jahrzehnten erfährt, insbesondere durch die Auswertung der Korrespondenz von Martha Vogeler, klärt viele Fragen. Leider weist die Autorin ihre zahlreichen Zitate nicht mit Belegen nach. Sonst aber ist das Buch solide und sehr lesenswert.
Friederike Schmidt-Möbus: Worpswede. Leben in einer Künstlerkolonie. Reclam Verlag, Stuttgart 2012. 298 Seiten, 22,95 Euro.
Seltsam starr und isoliert wirken
die Figuren auf einem Gemälde
Ikone des Jugendstils: Wer genau hinschaut, sieht auf Heinrich Vogelers „Sommerabend auf dem Barkenhoff“ (1905) schon die Vorzeichen des Zerfalls.
FOTO: AKG
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