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Die Biographie eines fanatischen NS-Karrieristen: In der Kampfzeit vertrat Hans Frank seinen Führer vor Gericht; 1933 wurde er bayerischer Justizminister und Reichskommissar für die Gleichschaltung der Justiz. Gnadenlos säuberte er seinen eigen Berufsstand und machte als Reichsminister (ab 1934) und Präsident der von ihm gegründeten Akademie für Deutsches Recht das Unrecht zur Geschäftsgrundlage des NS-Staates. 1939 wurde er Generalgouverneur im besetzten Polen. Er war besessen von Prunk und Pomp und zählte zu den korruptesten Führern des Dritten Reichs. Weil er auch am millionenfachen Mord an…mehr

Produktbeschreibung
Die Biographie eines fanatischen NS-Karrieristen: In der Kampfzeit vertrat Hans Frank seinen Führer vor Gericht; 1933 wurde er bayerischer Justizminister und Reichskommissar für die Gleichschaltung der Justiz. Gnadenlos säuberte er seinen eigen Berufsstand und machte als Reichsminister (ab 1934) und Präsident der von ihm gegründeten Akademie für Deutsches Recht das Unrecht zur Geschäftsgrundlage des NS-Staates. 1939 wurde er Generalgouverneur im besetzten Polen. Er war besessen von Prunk und Pomp und zählte zu den korruptesten Führern des Dritten Reichs. Weil er auch am millionenfachen Mord an Juden und anderen »Missliebigen« beteiligt war, wurde er 1946 in Nürnberg als Hauptkriegsverbrecher angeklagt und am 10.6.1946 hingerichtet.
Autorenporträt
Dieter Schenk, geb. 1937, war als Kriminaldirektor im Bundeskriminalamt jahrelanger Berater des Auswärtigen Amtes in Fragen der Sicherheit des diplomatischen Dienstes im Ausland; 1989 schied er auf eigenen Antrag aus dem Polizeidiest aus. Seit 1998 ist Dieter Schenk Honorarprofessor der Universität Lodz mit einem Lehrauftrag für Geschichte des Nationalsozialismus. Im Jahr 2012 wurde er mit dem polnischen Ehrenpreis "Kustos des Nationalen Gedenkens" (Kustosz Pamiêci Narodowej) ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2007

Exzentrischer Machtmensch
Hans Frank: Vom Anwalt Hitlers zum Generalgouverneur in Polen

Er nannte sich Reichsrechtsführer und Präsident der "Akademie für Deutsches Recht", war Ehrenbürger von Karlsruhe, seiner Geburtsstadt, und von München. Im Auftrag Hitlers, dem er in der "Kampfzeit" als bevorzugter Rechtsanwalt zur Abwehr zahlreicher Klagen gedient hatte, organisierte er nach 1933 die politische Gleichschaltung der Justiz - zunächst in Bayern und dann im Deutschen Reich. Hitler belohnte ihn mit Ämtern und Pfründen: Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Mitglied des Reichstags. Als Generalgouverneur residierte er mit Prunk und Pomp im einstigen Königsschloss zu Krakau. Kritische Zeitgenossen sahen in ihm schon frühzeitig einen "größenwahnsinnigen Pascha" (so Ulrich von Hassell), bald darauf den "Schlächter von Polen" und einen politischen Verbrecher erster Klasse. Die Rede ist von Hans Frank (1900-1946), Hitlers Statthalter im besetzten Polen. Nach den immer noch lesenswerten biographischen Kurzporträts von Joachim C. Fest (in: Das Gesicht des Dritten Reiches) und Christoph Kleßmann (in: Die braune Elite) liegt nunmehr eine materialreiche Biographie aus der Feder von Dieter Schenk über Hitlers "Kronjurist" vor. Der Verfasser war einst Kriminaldirektor im Bundeskriminalamt und schied 1989 wegen "unüberbrückbarer Gegensätze" aus dem Amt. Seit 1998 hat er einen Lehrauftrag für die Geschichte des Nationalsozialismus an der Universität Lodz (Polen) inne.

Der Biographie liegen intensive Recherchen, vornehmlich in polnischen Archiven, und die "Lebensskizzen" von Hans Frank zugrunde, die dessen Sohn Niklas neben persönlichen Erinnerungen zur Verfügung gestellt hat. Auf dieser Basis gelingt es Schenk, ein sehr dichtes Bild zur Lebensgeschichte des exzentrischen Machtmenschen Frank zu zeichnen - mit bisweilen intimen Einblicken in dessen Familien- und Frauengeschichten. Es ergänzt insoweit die vorliegenden Psychogramme von Niklas Frank "Der Vater. Eine Abrechnung" (1987) und "Meine deutsche Mutter" (2005), in denen dieser wortwörtlich mit seinen ebenso labilen wie eitlen und korrupten Eltern abrechnet.

Im zweiten Teil des Buches beschreibt Schenk ausführlich den Aufbau des Generalgouvernements und Franks Politik. Thematische Schwerpunkte bilden die Unterwerfung des polnischen Volkes, Zwangsarbeit und Ausbeutung, die Vernichtung der Eliten und nicht zuletzt der Völkermord an den Juden. In Franks Machtbereich entstanden die Vernichtungslager Belzec, Sobibor, Treblinka und Majdanek, in denen Millionen Menschen, überwiegend Juden polnischer Nationalität, ermordet wurden. Terror und Ausrottungspolitik gingen einher mit Franks schamloser Selbstbereicherung, von der neben seiner Ehefrau auch mehrere Geliebte profitierten. Der Volksmund definierte das Generalgouvernement (GG) 1943 treffend als "Gangster-Gau". Diverse Korruptionsfälle, in die Frank und seine Entourage verwickelt waren, führten zwar zu Konflikten mit Himmler, der Franks Machtposition zugunsten der SS destabilisieren wollte. Hitler ließ ihn aber nicht fallen - trotz seiner verächtlichen Geringschätzung aller Juristen. Frank blieb Hitlers williger Vollstrecker einer menschenverachtenden und politisch perspektivlosen Besatzungspolitik in Polen, auch wenn er manchmal für die "Wahrnehmung des Rechts" anstelle polizeilicher Willkür plädierte, um den zunehmenden Unabhängigskeitsansprüchen der SS in seinem Machtbereich zu begegnen.

Das letzte Kapitel der Biographie beschäftigt sich mit Franks Flucht nach Bayern und seiner Anklage vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg. Mitte Januar 1945, als sowjetische Panzerspitzen schon kurz vor Krakau standen, floh Frank mit seiner "Gefolgschaft" und zahlreichen geraubten Kunstwerken nach Bayern. Am 4. Mai 1945 wurde er von Soldaten der 7. US-Armee nahe Schliersee festgenommen und die Beute beschlagnahmt. Sein 42 Bände umfassendes "Kriegstagebuch" übergab er einem amerikanischen Offizier, wohl in der Hoffnung, seine Kompetenzkonflikte mit der SS könnten bei einer Anklage entlastend wirken. Doch dazu kam es nicht. Frank wurde im Oktober 1945 als Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg angeklagt. Dabei spielte sein Diensttagebuch als Beweismittel eine herausragende Rolle. Am 1. Oktober 1946 wurde Frank schuldig gesprochen, weil er "ein williger und wissender Mitwirkender sowohl bei der Anwendung von Terror in Polen war, wie bei der wirtschaftlichen Ausbeutung Polens auf eine Art und Weise, die zum Hungertod einer großen Anzahl Menschen führte; ferner bei der Deportation von mehr als einer Million Polen als Sklavenarbeiter nach Deutschland und in Ausführung eines Programms, das den Mord von mindestens drei Millionen Juden zur Folge hatte". In der Nacht vom 15. zum 16. Oktober 1946 wurde Hans Frank durch den Strang hingerichtet - nicht am 10. Juni 1946, wie der Klappentext behauptet. "Im Angesicht des Galgens" hatte Frank zuvor seine Erinnerungen geschrieben, die unter diesem Titel Anfang der 1950er Jahre von seiner Ehefrau mit Gewinn vermarktet wurden.

Im Ergebnis verbindet Schenks Darstellung einige neue Erkenntnisse zu Franks Lebensgeschichte mit gesicherten Befunden der zeitgeschichtlichen Forschung in einem gut lesbaren Buch. Der historisch-wissenschaftliche Erkenntniswert bleibt dennoch begrenzt, da der vorwiegend biographische Ansatz nur wenig neues Wissen zu den Grundstrukturen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Polen schafft.

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

Dieter Schenk: Hans Frank. Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. 486 S., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.09.2007

Ein furchtbarer Jurist
Das Schreckensregiment des Kriegsverbrechers Hans Frank
Er war ein betrügerischer Winkeladvokat, stieg früh zum Parteijuristen auf, wurde Justizminister in Bayern, Gleichschaltungskommissar für das Justizwesen, Reichsminister, Multifunktionär und schließlich Generalgouverneur im besetzten, aber nicht annektierten Teil Polens, dem sogenannten Generalgouvernement. Gleichzeitig war er ein guter Pianist, Opern- und Literaturkenner, begabter Schachspieler, Gourmet, Liebhaber vieler Frauen und verstand sich als „Kulturmensch”. All das war Hans Frank, der im ersten Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu Tode verurteilt und 1946 gehängt wurde. Die gut recherchierte und gut geschriebene Biographie stammt von Dieter Schenk, einem pensionierten Kriminalbeamten.
Dass die Person Franks – nicht sein Wirken in der Partei und im Generalgouvernement – so spät in den Blick kommt, ist erstaunlich. Der äußerst eitle Politiker und Offizier hinterließ ein ausführliches „Diensttagebuch”, das den Zeitraum seiner Tätigkeit in Polen von 1939 bis 1945 akribisch beschreibt. Die 40 Bände umfassen 11 367 Schreibmaschinenseiten, auf denen nicht nur seine Regierungs- und Verwaltungstätigkeit beschrieben wird, sondern auch sein Alltag. Als schon zwei Drittel des Generalgouvernements von der Roten Armee erobert sind, „spielt Frank tagelang Klavier” und „kümmert sich um seine Reitpferde” (Schenk).
Der 1900 geborene Frank machte 1919 eine Art Notabitur und studierte danach in München und Kiel. Er promovierte 1924 und legte drei Jahre später das Zweite Staatsexamen ab. 1919 fand er Kontakt zur rechtsradikalen Thule-Gesellschaft, aus der die „Deutsche Arbeiterpartei” und im Februar 1920 die NSDAP hervorging. 1923 trat Frank der Partei bei und verbesserte seine desolaten Einkünfte als Anwalt, indem er sich als Strafverteidiger für nationalsozialistische Schläger, aber auch für Hitler profilierte. Er verteidigte diesen in rund 40 Verfahren, meistens wegen Beleidigung und Verleumdung.
So kam er in der Partei zu Ansehen und wurde 1933 Justizminister in Bayern und Hitlers „Reichskommissar für die Gleichschaltung der Justiz in den Ländern und für die Erneuerung der Rechtsordnung”. Vor allem sein rabiater Antisemitismus machten ihn zu einem Kronjuristen des Regimes. Frank gehörte zur „Generation der Unbedingten” (so der Historiker Michael Wildt), jenen jungen, akademisch ausgebildeten und antisemitischen Intellektuellen, die sich für Hitler begeisterten: „Rechtliche Substanz sind Blut, Boden, Ehre, Wehrkraft und Arbeit. Die Verfassung Deutschlands ist das nationalsozialistische Parteiprogramm. Das Gesetz Deutschlands ist der Führerwille.” Diese Deklaration Franks von 1936 wurde das Leitmotiv seines Handelns, wobei Schenk im Detail zeigt, wie sich diese „Unbedingten” immer mehr radikalisierten und ihre Machtpositionen rücksichtslos ausnutzten.
Zunächst konnte er sich als Reichsminister ohne Geschäftsbereich nur als Propagandist ins Zeug legen, was selbst Goebbels auf die Nerven ging: „Frank redet nur Unsinn.” Seine Stunde schlug nach Kriegsbeginn, als ihm Hitler zum Dank für treue Dienste die zivile Verwaltung im Generalgouvernement übertrug. Freilich hatte Frank in Göring, Himmler, Bormann, Hess und Speer starke Konkurrenten, die in den besetzten Gebieten ihre eigenen Interessen verfolgten. Für seine Verwaltung im Generalgouvernement, das er nach Gutsherrenart regierte, berief er „absolut polenvernichtungsentschlossene Recken”, wie er bei seinem Amtsantritt formulierte. Franks Distrikt-Gouverneure, SS-Einheiten, Einsatzgruppen und Wehrmachtsverbände überboten sich gegenseitig mit Standgerichten, Deportationen, Razzien, „Befriedungsaktionen”, Geiselerschießungen und Zwangsarbeit, was Schenk mit großer Detailkenntnis darlegt. Die meisten der 2,7 Millionen polnischen Juden überlebten dieses Schreckensregiment nicht. Aber auch die polnische Intelligenz wurde dezimiert: 56,9 Prozent der Rechtsanwälte, 28,5 Prozent der Professoren, 21,5 Prozent der Richter und 13,1 Prozent der Lehrer wurden umgebracht. Frank bekannte öffentlich: „Mein Verhältnis zu den Polen ist das Verhältnis zwischen Ameise und Blattlaus.”
Im Juni 1941 wurde Frank entmachtet, blieb aber im Amt, da Hitler den „alten Kämpfer” deckte. Mit seinem strikt biographischen Ansatz vermag Schenk aber nicht darzustellen, wie dieser bürokratische Apparat im Detail funktionierte. Die Stärke des Buches liegt darin, dass es die Person Franks fassbar macht, (fast) ohne in psychologisierende Spekulationen zu verfallen. Schenk bietet ein präzises Porträt eines der furchtbarsten Juristen des Regimes. RUDOLF WALTHER
DIETER SCHENK: Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2006. 486 S., 22,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Richtig überzeugt ist Rezensent Ernst Piper nicht von Dieter Schenks Darstellung des Lebens des Nazi-Juristen Hans Frank. Dazu enthält sie seinem Urteil nach zu viele stilistische wie inhaltliche Mängel und zu viele bloße Aneinanderreihungen von Fakten. Auch der Umstand, dass das Buch nicht von einem Historiker geschrieben ist, macht sich Pipers Meinung negativ bemerkbar, denn Franks Geschichte "wird durch die schwache Ausleuchtung des Kontextes nicht immer plastisch". Trotzdem liefert der Band, schließt der Rezensent, eine "informative Übersicht" über Franks Leben, der vor der Machtübernahme der Nazis Hitlers persönlicher Rechtsanwalt war und sich später als Generalgouverneur in Polen durch besondere Grausamkeit auszeichnet hat.

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