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Sieben Jahre nach seinem Bestseller „Tender Bar“ hat J. R. Moehringer jetzt seinen zweiten Roman vorgelegt, in dem erneut Fakten und Fiktion zu einer Story verschmelzen, die Millionen Leser bezaubern wird: In „Knapp am Herz vorbei“ zeichnet der Pulitzer-Preisträger das Leben von Willie Sutton nach, dem erfolgreichsten und beliebtesten Bankräuber aller Zeiten, der im Amerika der 1920-er bis 1950er-Jahre sein Unwesen getrieben hat. Spannend wie ein Krimi, bewegend wie ein Schmachtfilm – eine klare Leseempfehlung der buecher.de-Redaktion!
Fast die Hälfte seines Lebens hat Willie Sutton,
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Produktbeschreibung
Sieben Jahre nach seinem Bestseller „Tender Bar“ hat J. R. Moehringer jetzt seinen zweiten Roman vorgelegt, in dem erneut Fakten und Fiktion zu einer Story verschmelzen, die Millionen Leser bezaubern wird: In „Knapp am Herz vorbei“ zeichnet der Pulitzer-Preisträger das Leben von Willie Sutton nach, dem erfolgreichsten und beliebtesten Bankräuber aller Zeiten, der im Amerika der 1920-er bis 1950er-Jahre sein Unwesen getrieben hat. Spannend wie ein Krimi, bewegend wie ein Schmachtfilm – eine klare Leseempfehlung der buecher.de-Redaktion!

Fast die Hälfte seines Lebens hat Willie Sutton, mittlerweile 68 Jahre alt, hinter Gittern gesessen, als er am Heiligen Abend 1969 aus dem Attica-State-Gefängnis im US-Bundesstaat New York entlassen wird. Zu verdanken hat er seine Begnadigung auch den Medien, die oft auf seiner Seite waren und ihn – wegen seiner vielen Verkleidungen – respektvoll „Willie the Actor“ nannten – ein Krimineller, der es vom Staatsfeind zum Volkshelden schaffte, ein Typ, der aus drei Hochsicherheitsgefängnissen türmte, der jahrelang Polizisten und FBI an der Nase herumführte. Und der in all den Jahren bei seinen rund 200 Banküberfällen nicht ein einziges Mal seine Waffe benutzt hat … Seine Anwältin hat daher einer der größten Zeitungen ein exklusives Interview mit Sutton versprochen; es wird das einzige sein, das Sutton je geben wird.

Zumindest bis hierhin hat sich die Geschichte genau so abgespielt – und an dieser Stelle greift Bestsellerautor J. R. Moeheringer den Faden auf und verknüpft in seinem zweiten Roman „Knapp am Herz vorbei“ Fakten mit Fiktion. Er schickt Sutton mit Schreiber und Knipser, wie Sutton den Reporter und den Fotografen nennt, mit denen er den nächsten Tag verbringen wird, auf die Spuren von Willies Vergangenheit. In einem Dodge Polara klappern sie in chronologischer Reihenfolge die wichtigsten Stationen seines Lebens ab – und Stück für Stück entsteht aus den vielen Mosaiksteinchen ein komplettes Bild. Sutton führt uns an die Plätze seiner Kindheit, die Schauplätze seiner Raubzüge, er zeigt uns Schlupfwinkel und Spelunken, in denen er sich mit seinen Jugendfreunden und späteren Kumpanen Happy und Eddie getroffen hat, und vor allem führt er uns an die Orte, wo er seine große Liebe – Bess Endner – getroffen hat.

Autor Moehringer gelingt es perfekt, zwischen Hier und Jetzt und den Ausflügen in Willies bewegte Vergangenheit zu springen. Immer wieder taucht man als Leser mit ab in Willies Geschichte, immer mehr verfällt man diesem Burschen, den man auch als einen Menschen mit offenbar gutem Kern kennenlernt. Immer wieder ertappt man sich bei der Frage, ob die Weichen nicht auch anders hätten gestellt werden können, wenn es nur einen einzigen Menschen gegeben hätte, der sich dem jungen Willie angenommen hätte … „Dort“, sagt Willie, als sie auf ihrer Tour an dem jetzt verschwundenen Haus vorbeikommen, in das Willie 1915 mit seinen Eltern gezogen ist, „hab ich gelernt, dass es im Leben nur um Geld geht. Und um Liebe. Und um den Mangel daran. Jeder, der dir was anderes erzählt, ist ein verdammter Lügner. Geld. Liebe. Es gibt kein Problem, das nicht durch das eine oder andere verursacht wird. Und es gibt kein Problem, das sich nicht durch das eine oder das andere lösen lässt.“

Episodenhaft erfahren wir, wie Willie zu dem wurde, was er heute ist – eine Legende. Wobei Legende wortwörtlich zu verstehen ist, denn – wie Moehringer seinem jüngsten Werk selbst voranstellt – alles bleibt eben nur Vermutung. Denn Willie Sutton hat sich immer wieder neu erfunden und seine Geschichte in verschiedenen, sich widersprechenden Versionen erzählt. Nur die Liebe zu Bess zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben bzw. den Roman … Es ist die einzige Konstante in Willies Leben, obwohl oft Jahre zwischen ihren kurzen Begegnungen vergehen. Die Liebe zu ihr, dem Mädchen aus „gutem“ und reichem Hause – Bess’ Vater verkehrt sogar mit den Rockefellers – hat ihn überhaupt erst auf die schiefe Bahn geführt; er brauchte Geld, damit er mit ihr durchbrennen konnte, denn Bess’ Vater verbot die Verbindung mit dem armen und ungebildeten Schlucker Willie, der aus einfachsten Verhältnissen stammt. – Ungebildet sollte Willie allerdings nicht bleiben. Im Knast und außerhalb verschlang er „gute“ Literatur – er teilte seine Zellen u. a. mit Dante, Platon, Shakespeare und Freud –, und er griff sogar selbst zur Feder.

Doch zurück zur Tour im Dodge Polara … als letzten, für sie aber wichtigsten Ort auf der Liste wollen Schreiber und Knipser mit Sutton den Platz aufsuchen, wo Arnold Schuster erschossen wurde – der Mann, der Willie – trotz chirurgischer Gesichtsveränderung – in einer U-Bahn erkannt und an die Polizei verpfiffen hat. Willie hat den Mord bisher immer abgestritten … Er hat ohnehin nur noch einen Wunsch: Wenigstens ein einziges Mal will er seine Bess sehen – ob sie noch lebt?

Moehringer ist nicht nur ein äußerst spannender Roman gelungen, sondern er zeichnet quasi nebenbei ein Sittenbild vom Amerika der 1920er- bis 1950-er Jahre – mit Depression, Wirtschafts- und Bankenkrise, Bankenbankrotten, Arbeitslosigkeit und Prohibition.

Autorenporträt
J. R. Moehringer, geb. 1966 in New York geboren, studierte in Yale und ist Reporter bei der Los Angeles Times. 2000 gewann er den Pulitzer-Preis.

Brigitte Jakobeit, Jg. 1955, lebt in Hamburg und übersetzt seit 1990 englischsprachige Literatur, darunter die Autobiographien von Miles Davis und Milos Forman sowie Bücher von John Boyne, Paula Fox, Alistair MacLeod, Audrey Niffenegger und Jonathan Safran Foer.
Rezensionen
Rezensent Jakob Strobel y Serra findet kaum genug Worte, um seinen Begeisterung für J. R. Moehringers neuen Roman "Knapp am Herzen vorbei" auszudrücken. Er liest hier die in einer virtuosen Verbindung aus wahren Begebenheiten, Fiktion und Fantasie erzählte Geschichte des Bankräubers Willie Sutton, der als Jugendlicher mit besten Zukunftschancen aus Liebe zu einer Großindustriellen-Tochter auf die schiefe Bahn gerät und bald als inzwischen umjubelter Volksheld ins Gefängnis kommt. Der Rezensent erlebt nicht nur, wie Sutton hinter Gittern fanatisch Platon, Dante, Shakespeare und Kerouac liest und bald selbst Romane schreibt, sondern auch, wie er nach seiner Freilassung von einem Journalisten an die Stationen seines Lebens in New York begleitet wird. Zugleich folgt der Kritiker dem "tragischen Helden" durch die Geschichte Amerikas im zwanzigsten Jahrhundert vom Einwandererelend bis zur Achtundsechziger-Revolte. Nichts anderes als das "nackte Leben" ab, erlebt der verzauberte Rezensent hier, der sich zudem mit dem brillanten Humor des Autors bestens amüsiert hat.

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