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Monika Maron denkt gegen den Strom. Ob sie die Ostmenschen vor der Ignoranz der Westmenschen in Schutz nimmt und vice versa die Männer vor den Hilfsangeboten der Pharmaindustrie - "Ein Mann ohne Versagensangst ist ein Alptraum" - oder die Generation der Mütter und Großmütter vor den Girlys: fast immer wirken Marons Kommentare im Sinne einer Richtigstellung und der Parteinahme. Das Spektrum dieser Texte reicht von ironischen Glossen bis hin zu essayistischen Diskursen und zum literarischen Porträt. Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch alle Texte zieht, ist die Frage nach dem Wesen und…mehr

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Produktbeschreibung
Monika Maron denkt gegen den Strom. Ob sie die Ostmenschen vor der Ignoranz der Westmenschen in Schutz nimmt und vice versa die Männer vor den Hilfsangeboten der Pharmaindustrie - "Ein Mann ohne Versagensangst ist ein Alptraum" - oder die Generation der Mütter und Großmütter vor den Girlys: fast immer wirken Marons Kommentare im Sinne einer Richtigstellung und der Parteinahme.
Das Spektrum dieser Texte reicht von ironischen Glossen bis hin zu essayistischen Diskursen und zum literarischen Porträt. Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch alle Texte zieht, ist die Frage nach dem Wesen und dem Wirken der Erinnerung. Der Verdächtigung, der eigenen Erinnerung gegenüber nur eine selektive Wahrnehmung zuzulassen, begegnet Monika Maron, indem sie die beiden Berichte aus dem Jahr 1976 vorlegt, die ihr 1995 den Vorwurf, für die Staatssicherheit gearbeitet zu haben, eintrugen.
Monika Maron erweist sich in diesen Texten einmal mehr als eine mutige Meisterin des Hinterfragens, die auch und gerade dann auf ihren Fragen besteht, wenn der Konflikt mit dem, was jeweils politisch korrekt und opportun ist, vorgegeben ist.
Autorenporträt
Maron, Monika§
Monika Maron ist 1941 in Berlin geboren, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Romane, darunter »Flugasche«, »Animal triste«, »Endmoränen«, »Ach Glück« und »Zwischenspiel«, außerdem mehrere Essaybände, darunter »Krähengekrächz«, und die Reportage »Bitterfelder Bogen«. Zuletzt erschienen die Romane »Munin oder Chaos im Kopf« (2018) und »Artur Lanz« (2020). Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Kleist-Preis, der Carl-Zuckmayer-Medaille, dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg, dem Deutschen Nationalpreis und dem Lessing-Preis des Freistaats Sachsen.

Literaturpreise:

unter vielen anderen:
Kleist-Preis 1992
Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg 2003
Ida-Dehmel-Literaturpreis 2017
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.11.2000

Alles besser als bei uns
Monika Maron sagt, wie’s war und ist in Ost und West
Wer Arbeiten von Monika Maron kritisiert, muss gewärtig sein, dass die Autorin anschließend den Kritiker kritisiert – in „Rollenwechsel”, einer Rückschau auf die Aufnahme ihres Romans Pawels Briefe, nennt sie Namen, stellt fest, dass der Roman von den Kritikern mit einander ausschließenden Eigenschaften ausgestattet wird, bezichtigt eine Kritikerin der Denunziation, ja der Fälschung und tadelt alle Literaturkritiker ob ihrer Überheblichkeit – „gesteht sich der Literaturkritiker selbst die Autonomie des Künstlers zu?” fragt Monika Maron.
Eine Antwort wäre: Eines der Kriterien für ein Kunstwerk ist, dass es verschiedene Sehweisen, auch einander ausschließende, zulässt. Wie steht es da mit Pawels Briefen? Übrigens hat die Literaturkritik, als selbstständige Kunst betrachtet, eine lange Tradition. Doch nicht jede Kritik ist Kunst. Aber jede Kritik könnte sein, was man auf dem übrigen Markt einen Warentest nennt.
Der Band quer über die Gleise ist so: ein Bündel aus einundzwanzig Essays, Artikeln und Zwischenrufen. Sie gelten der Ost-West-Thematik, der weiblichen Sicht auf den Alltag, der Person und der Haltung von Monika Maron. Hier kann man noch einmal nachlesen, dass es auf einem Westberliner Postamt wie in einer DDR-Post zugehen kann, dass die Ostdeutschen und die Westdeutschen sind, wie sie sind, und weshalb sie so sind, und dass die Ostdeutschen so noch eine Generation lang bleiben werden (dank der in den Schuldienst übernommenen DDR-Lehrer), dass Martin Walser sagen dürfen muss, was er gesagt hat und dass Uwe Johnsons Roman Mutmaßungen über Jakob spät wichtige Lektüre für die Autorin wurde.
Den stärksten Eindruck hinterlassen dabei die zwei Berichte, die Monika Maron für den Staatssicherheitsdienst der DDR schrieb. Wahrscheinlich gehören sie zu den ungewöhnlichen Schriftstücken, die den „Dienst” je erreichten, weil sie offen mitteilen, was sie beim Betrachten der Welt des „Klassenfeindes” spürte: „Zum Heulen finde ich es bis heute, dass Schrauben, Tee, Obst, Kleider, Technik, kurz alles besser ist als bei uns. ” Im Übrigen lehne sie, Monika Maron, „eine solche Bespitzelung von Menschen, die nicht Feinde der DDR sind, grundsätzlich ab”.
Dass die Berichterstatterin die Einschränkung „Feinde der DDR” macht, ist ihr von einigen Kollegen und Kritikern vorgeworfen worden – nimmt sich dieser Vorwurf heute, fast ein Vierteljahrhundert nach dem Abfassen dieser Berichte, nicht ein bisschen weltfremd aus? Es ist gut, solche Zeugnisse eines unglücklichen Lebens aus einigem Abstand zu lesen – man urteilt dann langsamer, zumal dann, wenn man vorher, bei Gelegenheit des titelgebenden Johnson-Essays, die Biografie der Autorin bedenkt. Monika Maron hat übrigens schon 1976 geradezu prophetisch im ersten ihrer Stasi-Berichte über den „Westen” mitgeteilt: „Jeder VEB würde dort eingehen. ” So geschah es dann 13 Jahre später.
Nicht alle Beiträge des Bandes sind von solcher Weltsicht, von solcher Radikalität getragen, eher ist die Autorin mit dem weiblichen gesunden Menschenverstand im Bunde und der vermittelt zumeist keine zu Widerspruch reizen-den Überlegungen. Eine vernünftige Frau mit langer DDR-Vergangenheit und kürzerem West-Blick schaut auf Peter Zadek und Viagra. Girlies und deutsche Beitrittsleidende und ahnt die Grenzen ihres Erinnerns: „Vielleicht ist das Vergessen die Ohnmacht der Seele. ” Literatur entsteht dabei selten, aber kluge Einsichten, journalistisch und in gutem Deutsch gefasst, tun es erst einmal.
KONRAD FRANKE
MONIKA MARON: quer über die Gleise, Essays, Artikel. Zwischenrufe. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2000. 160 Seiten, 34 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Martin Krumbholz nimmt dieses Buch in einer etwas kryptischen Besprechung mit Interesse zur Kenntnis. Er findet, dass man der Autorin Unrecht tut, wenn man nicht bemerkt, dass die Stasiberichte, die sie als inoffizielle Mitarbeiterin geschrieben hatte, durchaus "Zivilcourage" demonstrierten. Er sieht die Reaktionen auf ihre heutige schriftstellerische Tätigkeit immer noch durch ihre politische Vergangenheit bestimmt. In ihren "Zürcher Poetikvorlesungen" bemühe sich die Autorin um einen "Rollenwechsel", indem sie die "Argumentationsstrukturen" ihrer Kritiker unter die Lupe nehme und dabei mitunter durchaus Mängel auf Seiten der Kritiker feststelle, was den Rezensenten nicht überrascht. Er begrüßt diese Auseinandersetzung ausdrücklich, denn sie fördert nach Krumbholz einen "mündigen Dialog" zwischen Autor und Kritiker und nützt damit den Lesern. Was sonst noch an Texten in dem Buch enthalten ist, verrät der Rezensent indes nicht.

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