Gebundener Preis 17,90 €**

Als Mängelexemplar:
6,49 €
inkl. MwSt.
**Frühere Preisbindung aufgehoben

Sofort lieferbar
payback
3 °P sammeln

minimale äußerliche Macken und Stempel, einwandfreies Innenleben. Schnell sein! Nur begrenzt verfügbar. Lieferung nur solange der Vorrat reicht!
  • Gebundenes Buch

3 Kundenbewertungen

Am 26. Dezember 2004 löste ein Seebeben vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra eine Flutwelle aus. Der Tsunami tötete und verletzte Hunderttausende, machte unzählige heimatlos, zerstörte ganze Landstriche. Auch die wenige Kilometer vor der Westküste Thailands gelegene Insel Koh Phi Phi wurde von der verheerenden Naturkatastrophe schwer getroffen. Josef Haslinger und seine Familie verbrachten hier ihren Weihnachtsurlaub. Sie überlebten die Katastrophe. "Phi Phi Island" ist ein Augenzeugenbericht des Unglücks.

Produktbeschreibung
Am 26. Dezember 2004 löste ein Seebeben vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra eine Flutwelle aus. Der Tsunami tötete und verletzte Hunderttausende, machte unzählige heimatlos, zerstörte ganze Landstriche. Auch die wenige Kilometer vor der Westküste Thailands gelegene Insel Koh Phi Phi wurde von der verheerenden Naturkatastrophe schwer getroffen. Josef Haslinger und seine Familie verbrachten hier ihren Weihnachtsurlaub. Sie überlebten die Katastrophe. "Phi Phi Island" ist ein Augenzeugenbericht des Unglücks.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Haslinger, JosefJosef Haslinger, 1955 in Zwettl/Niederösterreich geboren, lebt in Wien und Leipzig. Seit 1996 lehrt Haslinger als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 1995 erschien sein Roman 'Opernball', 2000 'Das Vaterspiel', 2006 'Zugvögel', 2007 'Phi Phi Island'. Sein letztes Buch 'Jáchymov' erschien im Herbst 2011. Haslinger erhielt zahlreiche Preise, zuletzt den Preis der Stadt Wien, den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels und den Rheingau Literaturpreis. 2010 war er Mainzer Stadtschreiber.Literaturpreise:Theodor Körner Preis (1980)Österreichisches Staatsstipendium für Literatur (1982)Förderungspreis der Stadt Wien (1984)Stipendium des Deutschen Literaturfonds (1985)Österreichisches Dramatikerstipendium (1988)Elias Canetti-Stipendium der Stadt Wien (1993-94)Stipendium des Deutschen Literaturfonds (1994)Förderungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur (1994)Preis der Stadt Wien und Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels (2000)Mainzer Stadtschreiber (2010)Rheingau Literatur Preis (2011)
Rezensionen
Vier Wiener im Paradies
Josef Haslingers bewegender Bericht über sein Katastrophen-Weihnachten 2004 mitten im südthailändischen Tsunami-Gebiet / Von Eberhard Rathgeb

Am Morgen des 26. Dezember hat Josef Haslingers Ehefrau Edith so etwas wie ein Erdbeben gespürt. Sie dachte sich aber nichts weiter dabei und ging wieder ins Bett.

Phi Phi Island ist eine Inselgruppe in der Andamanensee vor der Westküste von Südthailand. Rund achthundertfünfzig Menschen kamen hier ums Leben, als am 26. Dezember 2004 nach einem Erdbeben im Indischen Ozean das Meer sich aufbäumte und Land überschwemmte. Die durch das Beben ausgelösten Flutwellen haben insgesamt rund 227000 Menschen an den Küsten südasiatischer Regionen getötet.

Phi Phi Island war vor der Katastrophe ein Touristenparadies gewesen, vor allem für Jugendliche. Sonne, weiße Strände, Palmen, türkisfarbenes Meer, Korallenriffe, Berge. Und ein Flecken Land, auf dem sich Hotels, Bars, Restaurants, Geschäfte für dies und das, Massagesalons sowie Tauch- und Kletterschulen drängelten. Die thailändische Regierung hat diesen Bauboom nicht verhindern können. Die Insel war im Grunde genommen auch ein Platz für tage- und nächtelange Partys. Man mag sich das nicht vorstellen. Wer möchte schon genau wissen, wer in dieses aufgedrehte Naturtouristenparadies aus allen Ecken der Welt hingeflogen ist, als seien zwei, drei Wochen dort am Strand die natürlichste Sache von der Welt.

Einer, der dort hinflog, ist der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger gewesen. Er flog mit seiner Familie an Weihnachten 2004 ins Paradies. Die Haslingers wohnen in Wien. Sie wollten zuerst nach Jamaika fliegen, das kannten sie schon. Sie flogen dann aber nach Phi Phi Island, das kannten sie noch nicht. Wer die Welt kennenlernen möchte, muss Ruhe und Zuversicht vor der Welt bewahren können. Sonst kommt man vor Aufregung und Ängstlichkeit nicht vom Fleck, bleibt daheim und liest die ganze Zeit Kant.

Den Hinweis auf dieses neue ferne Reiseziel hatten sie von einer Freundin der Tochter bekommen. Die endgültige Entscheidung fällte die Familie, als sich herausstellte, dass der Flug nach Thailand viel billiger war als der Flug nach Jamaika. Wo der Mensch überall hinkommt, weil es billig ist. Die vier Wiener mieteten sich zwei einander schräg gegenüberstehende Bungalows der komfortablen "Phi Phi Princess"-Anlage, die nahe am Meer lag. So konnten sich Eltern und Kinder von Haus zu Haus sehen. Als das Wasser kam, konnten die Eltern die Kinder rufen.

Am Morgen des 24. Dezember landete die Familie in Bangkok: Josef Haslinger, seine Frau Edith und ihre Zwillingskinder Sophie und Elias, die kurz vor der Matura standen. Es ist schön, dass Eltern mit ihren Kindern in diesem Alter beziehungsweise Kinder in diesem Alter mit ihren Eltern noch Urlaub machen können, ohne sich anzuöden. In dieser Familie muss es gut laufen.

Das Phi Phi Princess Hotel hatte damals, schreibt Josef Haslinger in seinem Bericht über die Ereignisse der kommenden Weihnachtstage, zweihunderteinundzwanzig Gäste. Nach der Katastrophe gab es auf der Homepage des Hotels eine Liste mit den Gästen jenes Unglückstages. Die meisten Gäste waren aus Großbritannien gekommen (wahrscheinlich weil es dort viel regnet), gefolgt von den Gästen aus Deutschland (wahrscheinlich weil es dort viel Urlaubsgeld gibt). Die Haslingers feierten Weihnachten wie gewohnt im Kreis der Familie. Sie standen im elterlichen Bungalow vor einem Weihnachtsbaum aus Plastik, verteilten ihre Geschenke und sangen "O Tannenbaum". Edith Haslinger hatte Kipferln gebacken. Josef Haslinger hat schon auf der Bootsüberfahrt nach Phi Phi Island gefilmt.

Wer nicht durch die weite Welt fliegt, sondern lieber das Klima schützt und deswegen keine weiten Sprünge macht, der sollte sich vor der Lektüre des bewegenden Berichtes einmal Bilder von Phi Phi Island, von der Natur und den Hotelanlagen, ansehen, damit man sich eine bessere Vorstellung davon machen kann, wohin die Haslingers von Wien aus über Weihnachten geflogen sind. Die Haslingers hatten sich vorher Prospekte angesehen, sie wussten also ungefähr, wie es dort aussah und was sie dort erwartete - normalerweise. Das normale Touristenleben auf Phi Phi Island hat ihnen keinen kulturkritischen Schrecken eingejagt, vor allem offenbar den Eltern nicht. Am 25. Dezember verlebten sie daher einen ganz normalen Tag, insofern für Österreicher ein zweiter Weihnachtsfeiertag auf den Phi Phi Islands ganz normal sein kann. Am Morgen des 26. Dezember hat Edith Haslinger so etwas wie ein Erdbeben gespürt. Sie dachte sich aber nichts weiter dabei und ging wieder ins Bett. Später, bei seiner zweiten Fahrt nach Phi Phi Island im Dezember 2005, hat Josef Haslinger einen Mann getroffen, der ihm erzählte, dass er ebenfalls damals früh am Morgen das Erdbeben gespürt habe und nach einem Blick auf das sich zurückziehende Meer mit seiner Familie in die Berge hinaufgegangen sei. Das ist einer der Zeugen der Katastrophe, mit denen Haslinger bei seinem zweiten Aufenthalt auf der Insel sprach, wahrscheinlich sprach er mit anderen darüber, um die eigenen Erlebnisse besser fassen zu können.

Gegen zehn Uhr saß die Familie beim Frühstück im Speisepavillon. Zurück in ihren Bungalows, hörten sie Lärm und sahen Menschen rennen, die offensichtlich in Panik waren. Da rannten sie los. Sie rannten mit den anderen Menschen mit.

Josef Haslinger ist Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sein Roman "Opernball" hat ihn 1995 einem größeren Publikum bekannt gemacht. Der Roman ist auch verfilmt worden. Die Geschichte handelt von einem Terroranschlag auf den Wiener Opernball. Ein Journalist, der die Live-Übertragung aus den Ballsälen koordinieren soll, beobachtet das Verbrechen auf den Monitoren. Sein Sohn ist unter den Opfern.

Ein Jahr nach dem Tsunami ist Haslinger zusammen mit seiner Frau erneut nach Phi Phi Island gefahren, nicht um Urlaub zu machen, sondern wegen seiner Erinnerungen. Über das Unglück am 26. Dezember 2004 hätte er, der zuerst gar nicht darüber schreiben wollte, einen Roman schreiben können, aber er hat dann, weil es keinen Sinn machte, um das tatsächliche Erleben auf gleichsam erfundenen Umwegen herumzuschleichen, einen im Ton nüchternen, doch gerade in dieser bebenden Nüchternheit noch um Fassung ringenden Bericht geschrieben, dessen Ebenen nicht durchgehend chronologisch aufeinander folgen, sondern kunstvoll, formsinnig ineinandergeschoben sind: Ereignisse und Erlebnisse vom 24. bis zum 28. Dezember 2004 und danach, Erkundungen des verwüsteten und wieder aufgebauten Terrains Anfang Dezember 2005, Gespräche und Nachforschungen.

Die Familie Haslinger überlebte, körperlich weitgehend unversehrt, abgesehen von zahlreichen Schnittwunden. Sie hatten, während sie mit den anderen Menschen zu einer Treppe rannten, die sie nach oben in vorläufige Sicherheit bringen sollte, nicht zusammenbleiben können. Die Wassermassen und die Menschenmenge hatten die Familie auseinandergerissen. Die vier haben sich rasch wiedergefunden. Sie alle haben Augenblicke in der Flut erlebt, in denen sie davon ausgingen, dass sie sterben würden. In der Not fanden sich schnell Menschen, die halfen.

Die Haslingers kamen nach wenigen Tagen zurück nach Hause, waren aber noch nicht daheim angekommen: Sie wurden von Träumen und Panikattacken geplagt. Hotels und Anlagen auf Phi Phi Island locken wieder Touristen an.

Als Josef Haslinger mit seiner Frau das zweite Mal nach Phi Phi Island flog, hatte er Angst, dass diese Reise kein glückliches Ende nehmen würde. Während er seinen Koffer packte, stellte er beunruhigt fest, dass er nur schwarze Kleider einpackte. Er tauschte sie daraufhin, über seinen Aberglauben den Kopf schüttelnd, gegen einige bunte Kleider um.

Man kann nicht leben, wenn man alles schwarzsieht. Hoffentlich findet Haslingers Bericht viele Leser.

Josef Haslinger: "Phi Phi Island". Ein Bericht. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007. 204 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr