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Kleeblatt
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Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 04.08.2017
I'll push you
Gray, Patrick;Skeesuck, Justin

I'll push you


ausgezeichnet

Justin Skeesuck und Patrick Gray sind seit Kindertagen miteinander befreundet. Es ist eine Freundschaft, die vieles überstanden hat. Kindliche Streiche spielten da ebenso eine Rolle wie der spätere Zusammenhalt, als jeder von ihnen seinen eigenen Weg geht.
Sie studierten an unterschiedlichsten Orten und lebten später auch viele viele Meilen voneinander entfernt und doch bestand immer dieses Bedürfnis bei beiden, die Freundschaft zu erhalten. Sie waren immer ehrlich zueinander und vertrauten einander. Selbst als sie später ihre Frauen kennenlernten und eine Familie gründeten, blieben sie Freunde, ihre Frauen und die Familien wurden in diese besondere Freundschaft einbezogen.
Sie haben viel gemeinsam unternommen, haben viele Länder bereist und waren immer füreinander da.

Nun sind sie in der Mitte der 30er Jahre angekommen und Justin äußert nach einer Sendung über den spanischen Jakobsweg, dass es ein Wunsch von ihm wäre, diesen zu bestreiten.
Die Idee stand im Raum und es sollte noch eine Zeit vergehen, bis ernsthaft an die Bewältigung des Begehens des Jakobsweges gearbeitet werden konnte.
Vom Prinzip her eine Aufgabe, die man als Freunde gemeinsam bewältigen kann, wenn Justin nicht im Rollstuhl sitzen und inzwischen für alle körperlichen Belange Hilfe brauchen würde.

Eine Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Es stellt sich die Frage, ist es überhaupt möglich, mit einem Rollstuhl den Jakobsweg zu begehen? Es sind nahezu 800 km, die die beiden bewältigen müssen.
Sie packen es an, ein neuer Rollstuhl muss her, die Finanzierung dessen und auch der 6-wöchigen Tour müssen organisiert werden. Sie brauchen Hilfe und dennoch die Frage, ist es möglich, diese Tour zu schaffen? Alleine?

Doch dann geht es eines Tages los und sie befinden sich auf den Weg nach Spanien, aber schon bald stoßen sie auf die ersten Hindernisse.

In diesem Buch erzählen die beiden Autoren Patrick Gray und Justin Skeesuck nicht nur abwechselnd über ihre aufreibende Reise, die sie über den Jakobsweg führte, sondern man erfährt auch viel von ihnen selbst.
Angefangen von ihrer kindlichen Freundschaft, in denen Streiche nicht fehlen durften wie auch das gemeinsame Betreiben von Sportarten. Später studierten sie und lernten ihre Frauen kennen.
Sie lassen den Leser daran teilhaben und geben ihm damit die Möglichkeit, sie besser kennenzulernen und beim Wachsen der Freundschaft mit dabei zu sein zu können.
Auch ihre Ängste und Sorgen teilen sie mit dem Leser, so auch die Erkenntnis, dass Justin an einer unheilbaren Autoimmunerkrankung leidet.
Im Gegensatz zu Patrick nimmt Justin seine Krankheit an und arrangiert sich mit ihr. Er muss lernen, Vertrauen aufzubauen, da er gesundheitsmäßig von anderen Menschen abhängig wird.

Als sie sich auf dem Jakobsweg befinden, müssen sie mehr als einmal auf die Hilfe von Fremden zurückgreifen, die ihnen freiwillig angeboten wird. Justin, der daran gewöhnt ist, hat damit keine Probleme, Patrick schon. Er möchte am liebsten seinen Freund allein die 800 km schieben, aber das ist schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit.

Die beiden erfahren auf ihrer Reise Hilfe von völlig Fremden, lernen Menschen von unterschiedlichster Nationalität und neue Freunde kennen.

Es ist ein unglaubliches Buch, ein Buch voller Vertrauen, Freundschaft und Hilfsbereitschaft, das seinesgleichen sucht. Es ist auch ein Buch über die Reise in sich selbst, dem Besinnen, wer bin ich und was will ich mit dem Rest meines Lebens anfangen. Ein Buch, das mich nachdenken lässt, das mich schmunzeln ließ und bei dem ich mich meiner Tränen stellenweise nicht verwehren konnte.

Ich habe die beiden Freunde sehr gern auf ihrer anstrengenden Reise begleitet, habe mit ihnen gehofft und gebangt, dass sie das Ziel Santiago de Compostella erreichen mögen.
Die beiden sind Freunde, wie man sie sich wünscht. Ehrlich, offen, eine Freundschaft voller Liebe und Vertrauen, die hoffentlich noch ganz lange anhalten möge.
Dieses Buch empfehle ich sehr gern weiter

Bewertung vom 11.07.2017
Die Herzensammlerin
Kanitz, Brigitte

Die Herzensammlerin


sehr gut

Ein Schlösschen zu erben ist die eine Sache, eine ganz andere, dieses auch zu erhalten.
Laura, die Erbin, hat kurzerhand aus dem Anwesen ein Scheidungs-Hotel gemacht. Die Scheidungswilligen sollen ein paar schöne Tage zusammen haben und das Procedere soll vereinfacht werden. Die Scheidung letztendlich wird zum Abschluss durch Lauras Mann Ralf vollzogen, der Anwalt ist.
Aber Laura hat definitiv einen Hang zur Romantik, so dass nicht nur ein Pärchen noch immer verheiratet abreist.
An dem einen Tag scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, an dem anderen geht Lauras Leben den Bach herunter.
Ralf ist plötzlich der Meinung, er bräuchte Luftveränderung und diese nach Möglichkeit weit weg von Laura.
Lauras Tochter Merle rennt nur noch mit schwarzen Klamotten rum und ihre Oma Theodora, die ebenfalls mit im Haus lebt, ist lebensmüde und will diesem bei jeder Gelegenheit ein Ende setzen.
Laura ist mutlos und storniert bereits gebuchte Zimmer, um in sich selbst zurückzukriechen. Aber Laura ist auch ein Stehaufmännchen, ist harmoniesüchtig und nimmt ihr Leben wieder in die Hände.
Tja, und wer hätte gedacht, dass es plötzlich 2 neue Männer in Lauras Leben gibt, die sich um sie bemühen...

Die Autorin Brigitte Kanitz kommt ursprünglich aus der Lüneburger Heide und hat scheinbar ihre Heimat nie vergessen. Bildhaft schildert sie diese und nimmt den Leser in ihren Büchern dorthin mit.
Auch die Handlung des vorliegenden Romans lässt die Autorin dort spielen.

In einem kleinen Schlösschen werden 4 Zimmer vermietet, um den Unterhalt finanzieren zu können. Natürlich muss sich die Eignerin was besonderes einfallen lassen, um Gäste anzulocken, so dass sie kurzerhand aus dem ehemaligen Jagdschlösschen ein kleines Hotel "Happy Scheidung" macht. An einem Wochenende können sich die Scheidungswilligen mit dem Gedanken vertraut machen und Montag mit Hilfe von Lauras Mann die Scheidungspapiere unterschreiben.
Laura, hoffnungslos romantisch und doch an die Liebe glaubend, macht es den Gästen nicht leicht, findet man doch Herzen, wohin man schaut. Handtücher, die zu Herzen geformt wurden und auch Steine.
Nachdem ihr Mann sie verlassen hat, fällt sie kurzzeitig in ein Loch und versteht die Welt nicht mehr. An ihre Tochter kommt sie gar nicht mehr ran, die nur noch aufmüpfig und trotzig ist und ihr eigenes Ding machen will.
Ihre Oma muss sie im Auge behalten, da die Dame davon träumt, ihrem Leben ein Ende zu setzen, bislang ohne Erfolg.

Es ist ein turbulentes Leben, in welche Laura gestoßen wird, von Langeweile keine Spur. Zu allem Übel steht auch noch ihre Schwester urplötzlich vor der Tür und im Gepäck einen Mann, der Laura nicht kalt lässt.

Laura ist eine sympathische Protagonistin, die man gern haben muss. Das ein oder andere mal hätte ich sie gern geschüttelt und ihr gesagt, sie möge doch mal ein Machtwort sprechen oder mit der Faust auf den Tisch hauen. Für mich war sie zu ruhig und zu duldsam.
Obwohl ich Laura mochte, war meine bevorzugte Protagonistin im Buch die Oma Theodora.
Ein wenig verrückt und gaga war sie, aber mit einem flotten Mundwerk versehen, die genau mein Ding war. Sie brachte Schwung und Humor in Lauras Leben, auch wenn diese das nicht wirklich selbst so gesehen hätte.
Diese sorgte auch für die nötige Situationskomik, die mich mehr als einmal zum schmunzeln brachte.

Die Story ist immer in Bewegung, so dass man sich durchweg gut unterhalten fühlt. Eine wunderbare Sommer- und / oder Urlaubslektüre, bei der man nicht viel mitdenken muss, die man einfach auf sich wirken lassen kann.
Es tut sich viel in Lauras Leben und es hat mir Spaß gemacht, sie ein Stück dabei zu begleiten.

Bewertung vom 22.06.2017
Landliebe
Lukas, Jana

Landliebe


ausgezeichnet

Ellie ist arbeitslos und hat obendrauf Schulden in Höhe von 10.000 €, die sie nicht hat. Als ihr ihre Freundin anbietet, an der TV-Show "Landliebe" teilzunehmen, wo sie genau das benötigte Geld gewinnen könnte, glaubt sie nicht recht zu hören. Sie kann nicht glauben, dass ihr die Freundin solch eine Teilnahme zutraut und kann noch weniger glauben, dass sie sich darauf einlässt. Aber ihre Geldnot ist einfach zu groß. Zu allem Unglück soll sie dort auch noch das Großstadtdummchen spielen und in einen Dirndl gezwängt werden.
Auf was hat sie sich da nur wieder eingelassen, aber wenn die Not am größten ist, frisst der Teufel Fliegen.

Der Drehort für die TV-Sendung "Landliebe" ist ein Weingut an der Mosel, das von Tom, dem Winzer, und seinem Bruder betrieben wird. Die Weine, die sie herstellen, wurden schon oft mit Auszeichnungen versehen. Aber sie stehen fast vor dem Ende, brauchen Geld, um ihre Weine weiterhin keltern zu können. Ohne dass Tom Kenntnis davon hat, wird er von seinem Bruder Eric für die Fernsehshow angemeldet. Er soll der Winzer sein, der auf diesem Wege eine Frau sucht. Auch er kann es nicht fassen, dass er sich letztendlich für Geld dazu bereiterklärt, an diesem "Theater" mitzuwirken.

Zu allem Übel soll er sich auch noch mit einer Großstadttussi abgeben, die sich stark schminkt, auf High Heels herumstakt, Dirndl trägt und durch diese TV-Show einen Mann sucht. Zeitverschwendung, Zeit, die er gerade jetzt, so kurz vor der Weinlese nicht hat. Aber des Geldes wegen macht er gute Miene zu bösen Spiel.

Die Autorin Jana Lukas hat hier zwei Protagonisten aufeinanderprallen lassen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine aufgeweckte, lebenslustige Großstädterin trifft auf maulfaulen Winzer in einem kleinen Kaff.
Beiden widerstrebt es, an dieser Show teilzunehmen, aber beide sind unverschuldet finanziell in Not geraten und lassen sich deshalb darauf ein. Die Vorurteile dem anderen gegenüber sind gefasst und werden deutlich gemacht.
Und doch gibt es Momente, wo sie hinter die Fassade des anderen schauen und etwas sehen, was sie nicht erwartet haben, nämlich einen Menschen, den sie gern haben könnten.
Aber die Unterschiede sind zu groß, als dass aus ihnen ernsthaft etwas werden könnte.

Die Autorin gestattet den Lesern, einmal hinter die Fassade von einschlägig inszenierten Fernsehsendungen zu schauen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich viele Sendungen im Hintergrund genauso abspielen. Jana Lukas hat mit ihrer Sichtweise der Dinge sicherlich nicht übertrieben oder es überspitzt dargestellt. Für mich kamen die einzelnen Szenen so glaubhaft rüber, dass ich das Gefühl hatte, sie hätte schon einmal so ein Format im Fernsehen hinter der Kulisse begleitet und es nur noch zu Papier gebracht.

Dieses Buch habe ich als Hörbuch erleben dürfen. Eingelesen wurde es durch die Schauspielerin und Synchron-Sprecherin Diana Amft. Es ist eine angenehme Stimme, mit der man das Geschehen auf dem Weingut gut verfolgen kann. Ich hatte beim Zuhören das Gefühl, sie würde sich beim Lesen genauso über die Story amüsieren wie ich.

Die Story ist locker, unterhaltsam, spart nicht mit Romantik und lässt sich leicht miterleben. Sicher weiß man schon von Beginn an, wie sie ausgehen wird, aber trotz dieses Wissens macht es einfach nur Spaß, Ellie und Tom auf ihrem Weg zu begleiten.
Ich fühlte mich mit diesem Buch bestens unterhalten, konnte abschalten und die Story einfach nur auf mich einwirken lassen. Eine perfekte Sommerlektüre, die ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 16.06.2017
Das Flüstern der Wände
Michéle, Rebecca

Das Flüstern der Wände


ausgezeichnet

1940: Die Deutschen beginnen ihre Luftangriffe auf London.
Robert Carlyon hat in Cornwall eine entfernte Cousine, die sich bereit erklärt, seine Familie aufzunehmen. Seine Frau Melanie wie auch sein Sohn Mikey sind nicht wirklich begeistert von der Idee, liegt das Landhaus Higher Barton so ziemlich in der Einöde. Seine Tochter Evelyn, Eve genannt, fühlt sich dort jedoch sofort wohl.
Helen, die Cousine, die sie aufgenommen hat, ist momentan allein mit ihrem Schwiegervater in dem großen Haus, da ihr Mann eingezogen wurde. Sie ist froh über ein wenig Gesellschaft und Hilfe auf dem Anwesen, denn ihr Schwiegervater wird von ihr nur versorgt, an dem Leben dort nimmt er jedoch nicht teil. Er bewohnt ein paar Räume im Haus und ist für alle mehr oder weniger unsichtbar.
Obwohl sich Eve dort wohlfühlt, ist sie beunruhigt. Nachts hört sie eine Stimme, die ihren Namen - Evelyn - ruft.
Stimmt es, dass es sich um einen Geist handelt, von dem die Dorfbewohner erzählen? Wieso reagieren Helen und auch deren Schwiegervater eigenartig, wenn sie den Namen Evelyn in den Mund nimmt?
Eve kommt nicht zur Ruhe, sie will wissen, wer diese Evelyn war, die einst in diesem Haus wohnte...

Eve ist aufgeschlossen und neugierig.
Sie ist begeistert von Higher Barton und fängt an, sich für die Geschichte des Anwesens zu interessieren. Dabei stößt sie auf den Namen Evelyn.
Vor nicht ganz 100 Jahren lebte bereits eine Evelyn auf dem Anwesen, über deren Verbleib Vermutungen getuschelt werden.
Helen und auch der Lord reagieren ungehalten, als Eve sie nach der Evelyn fragt.

Aber nach und nach erschließt sich aus Erzählungen Evelyns Leben.
Evelyn ist die Tochter eines Minenbesitzers, der nach dem Tod seiner Frau ein weiteres Mal geheiratet hatte. Die Frau brachte einen Sohn mit in die Ehe, den der Vater adoptierte und der später auch die Mine erben sollte. Aber im Gegensatz zu Evelyn, die jünger war, interessierte er sich so gar nicht für die Arbeit im Bergwerk, er gab das Geld lieber aus, das sein Adoptivvater verdiente. Evelyn war ganz die Tochter ihres Vaters und interessierte sich für die Mine, die Arbeiter und alles, was mit ihr zusammenhing. Sie war verantwortungsbewusst, stand für die Arbeiter ein und hätte liebend gern Bergbau studiert. Aber es war das Jahr 1850 und es war nicht üblich, dass Frauen studierten.

Die Autorin versteht es geschickt, das Leben in zwei Zeitebenen widerzuspiegeln. Die Zeitstränge verlaufen im Jahr 1850 und 1940.
Im 19. Jh. geht es um die Geschichte von Evelyn, einer Frau, die nie die Chance bekam, das tun zu können, was ihr am meisten am Herzen lag. Sie ist eingefercht in die Zwänge des 19. Jh., obwohl sie noch das große Glück hatte, dass ihr Vater ihr zur Seite stand und sie an seiner Arbeit teilhaben ließ.

Im Jahr 1940 tobt der 2. Weltkrieg noch in vollem Umfang. London wird von Deutschland aus der Luft angegriffen und wer flüchten kann, tut das. Hier wird dem Leser ein kleiner Einblick in die Geschichte des Weltkrieges gewährt, dem Kampf ums tägliche Überleben, den Entbehrungen und Ängsten, denen die Menschen ausgesetzt waren.

Ein wunderbarer Roman, der mich fesseln konnte.
Ich mag Geschichten, die sich auf mehreren Zeitebenen abspielen. Die Autorin hat mit den beiden Evelyns Protagonistinnen geschaffen, die für das einstehen, was sie lieben. Das Schicksal meinte es ungleich gut mit ihnen, aber sie haben Wünsche und Hoffnungen, für die sie leben und für die sie alles tun.
Das Buch bringt dem Leser nicht nur ein wenig Geschichte nahe, es ist auch spannend geschrieben. Natürlich möchte man wissen, wie es Evelyn ergangen ist, ob sie der "Geist" ist, der Eve ihren Namen zuflüstert oder was es damit auf sich hat. Obwohl ein wenig vorhersehbar, war die Geschichte zu keiner Zeit langweilig, ganz im Gegenteil. Mich ließ sie nicht los, ich musste einfach weiterlesen.

Ich empfehle das Buch sehr gern weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.06.2017
AMNESIA - Ich muss mich erinnern
Herrmann, Jutta Maria

AMNESIA - Ich muss mich erinnern


ausgezeichnet

Helen ist schon ziemlich am Boden zerstört, seit sie die Diagnose Krebs im Endstadion erhalten hat. Nun jedoch hält sie einen Zettel ihres Freundes in den Händen, auf dem nur "Leb wohl" steht.
Er ist weg, weg für immer. Er hat sie allein und im Stich gelassen.
Wer bleibt ihr jetzt noch? Ihre Mutter und ihre Schwester, aber zu denen hat sie nur ein sporadisches Verhältnis, was man nicht wirklich herzlich nennen kann. Aber sie weiß, sie will nicht allein sterben, also packt sie ihre Sachen und macht sich auf den Weg nach Süddeutschland.
Der Empfang ist alles andere als herzlich, aber zumindest scheint sich ihre Schwester Kristin über den Besuch zu freuen. Ihre Mutter ist froh, dass sie nicht vorhat, bei ihr zu schlafen, sondern mit rüber zu Kristin und ihrem Mann geht.
Leon, Kristins Mann, kennt sie noch von früher und da gab es einmal ein sehr unschönes Erlebnis, von dem Kristin nichts wissen darf. Leon droht ihr, wenn sie es erzählen würde und auch ihre Mutter rät ihr davon ab.
Aber wer ist Leon inzwischen? Hat er sich verändert oder ist er noch immer so brutal wie einst? Schlägt er ihre Schwester, denn alles scheint darauf hinzuweisen, auch wenn diese es abstreitet.

Dann ist Leon plötzlich tot. Kristin, die im 3. Monat schwanger ist, ist untröstlich, auch, weil er brutal ermordet wurde.
Wer ist der Täter? Kann es sein, dass es Helen selbst war? Durch die Einnahme von Medikamenten erlebt sie immer wieder Blackouts, fehlen ihr Minuten, ja Stunden, von denen sie nichts mehr weiß. Aber wäre sie zu einem Mord fähig? Alles scheint darauf hinzuweisen...

Der Autorin gelingt es ausgezeichnet, die Zweifel auch an den Leser weiterzureichen. Ist Helen in der Lage, für ihre Schwester einen Mord zu begehen?
Helen ist schwer krank, die Ärztin gab ihr höchstens noch ein Jahr zu leben. Ein Jahr, das geprägt sein wird mit den Gedanken an Tod, Krankheit und Schmerzen. Sie ist soweit, dass sie weiß, dass sie nichts mehr ändern kann, nichts mehr zu verlieren hat.

Seit sie jedoch bei Mutter und Schwester aufgeschlagen ist, geschehen Dinge, auf die sie keinen Einfluss hat, die aber auch Rückblicke auf ihre Vergangenheit bringen, einem Ereignis, dem sie entflohen ist, das sie aber nie vergessen hat. Sie hat in den vergangenen Jahren Abstand gehalten, nun aber kommt alles wieder hoch.
Aber die Frage, ob sie in der Lage wäre, einen Mord zu begehen, bleibt auch bei ihr bestehen.
Helen leidet unter Halluzinationen, was ist Wahrheit und Realität, was eine Wahnvorstellung?

Lange Zeit ist offen, in welche Richtung sich das Ende bewegen wird. Verdächtige gibt es den ein oder anderen, aber wer wird es letztendlich sein? Eine Frage, die den Leser ein Weilchen beschäftigt.
Das Ende ist dann wieder stimmig und hinterlässt ein fast gutes Gefühl.

Der Thriller war spannend geschrieben, legt aber auch einen großen Fokus auf die Erkrankung der Protagonistin Helen selbst. Die Einnahme der lebensnotwendigen Medikamente setzten sie außer Kraft, machten sie unzurechnungsfähig. Nur die Tatsache, dass sie nicht mehr wusste, ob sie schon eine Tablette genommen hatte und lieber noch eine nahm, störte mich ein wenig.

Ein Thriller, der den Leser packt und nicht mehr los lässt. Man will wissen, wie es ausgeht, wer der Täter ist und ist nicht in der Lage, das Buch aus der Hand zu legen.
Mir hat er sehr gut gefallen und ich empfehle ihn gern weiter.

Bewertung vom 13.06.2017
Champagner und ein Stück vom Glück
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Champagner und ein Stück vom Glück


ausgezeichnet

Helga, die ehemalige Assistentin von Susanne aus Band 1, lernte Lars, den Starkoch bereits kennen. Die Anziehung zwischen den Beiden ist groß, so dass recht schnell klar war, dass sie sich wiedersehen wollen.
Obwohl Helga in Wien und Lars in Hamburg lebt, gelingt es ihnen, eine Beziehung zu pflegen.
Helga ist mit dem Arrangement zufrieden, das sie getroffen haben und würde das gern beibehalten, jedoch Lars will mehr von ihr.
Als jetzt auch noch ihr Sohn Benny ins pupertierende Alter kommt und Ansprüche stellt, ist sie ganz Muttertier. Alles zum Wohl des Kindes, Eigenleben, was ist das? Sie ist diejenige, die immer zurücktritt.
Auch ihr Geschiedener ist mit seiner Freiheit, auf die er so erpicht war, nicht mehr ganz so scharf. Vielleicht lässt sich Helga ja erweichen und nimmt ihn wieder auf? Ein Versuch ist es wohl wert. Er tut alles, denn scheinbar wird es ernst zwischen Helga und Lars, aber vielleicht kann man ja noch was dran drehen...

Auch in dem zweiten Teil, in dem es unter anderem auch um das Rosenschlösschen geht, hat die Autorin Protagonisten gewählt, die um die 50 Jahre alt sind. Sie sind dem Leser schon aus dem Buch "Neubeginn im Rosenschlösschen" bekannt, aber nunmehr die Hauptprotagonisten im vorliegenden Band.
Helga und Lars haben schon einiges erlebt, haben Ehen hinter sich und gehen mit Gefühlen nicht leichtfertig um.

Nachfühlbar übermittelt die Autorin dem Leser das Hin- und Hergerissensein von Helga und dem Spagat, den sie zwischen ihrem Geschiedenen, Benny und Lars vollbringen muss.
Lars hatten neben seiner Beziehung zu Helga auch noch Probleme, die seinem Restaurant gelten. Während er sich um einen 3. Stern für seinen Laden bemüht, gibt es jemanden, der ihm Knüppel zwischen die Beine wirft und er glaubt auch zu wissen, wer es ist.

Zwischenmenschliche Beziehungen, gepaart mit den Auseinandersetzungen um das tägliche "Überleben" machen diesen Roman zu einer unterhaltsamen Lektüre, die man nicht aus der Hand legen mag. Gespannt verfolgt man die Beziehung der beiden und fragt sich nicht nur einmal, wie wollen sie das räumliche Problem lösen? Hat ihre Beziehung überhaupt eine Chance und wie soll das funktionieren?
Die Protagonisten sind sympathisch und man hat das Gefühl, sie zu kennen. Es sind Leute wie du und ich, behaftet mit Problemen, die man teilweise selbst kennt.

Wie schon im ersten Teil gibt es auch in diesem Buch vor jedem neuen Kapitel ein Rezept, das man am liebsten sofort nachmachen würde. Es macht Spaß, sie zu lesen. Ich wünschte mir für diese jedoch ein eigenes kleines Inhaltsverzeichnis, so dass das nachschlagen einfacher und die Suche eingeschränkt wäre. Denn dass ich das ein oder andere nachkochen werde, ist gewiss.

Auch für dieses Buch spreche ich eine klare Leseempfehlung aus. Ich habe mich damit sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 13.06.2017
Neubeginn im Rosenschlösschen
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Neubeginn im Rosenschlösschen


ausgezeichnet

Die Enttäuschung ist groß, als Susanne feststellen muss, dass man mit Mitte 50 doch ziemlich chancenlos auf dem Arbeitsmarkt ist. Die Immobilienmaklerin wurde von ihrem neuen Chef recht schnell wegrationalisiert und steht nun vor der Frage, was sie machen soll. Nie hätte sie geglaubt, dass sie keine Arbeit mehr finden wird, so dass ihr nur eine Neuorientierung als Option offen steht.
Zur selben Zeit kündigt ihr der Pächter des Rosenschlösschens, ihrem Elternhaus, den Vertrag. Da liegt es doch nahe, es selbst zu renovieren und dort Kochevents anzubieten. Kurzerhand verkauft sie ihre Wohnung und wagt einen Neuanfang mit dem Rosenschlösschen.

Mit Werner, dem Architekten für ihren Umbau, und Lars, einem Spitzenkoch, spielen auch plötzlich Männer wieder eine entscheidende Rolle in ihrem Leben. Lars macht ihr eindeutig den Hof und Werner, tja, der ist von einem Tag auf den anderen verschwunden...

Die Autorin Brigitte Teufl-Heimhilcher hat ihre Protagonistin in einem Arbeitsbereich angesiedelt, in dem sie sich bestens auskennt. Sie selbst ist Immobilien-Fachfrau und kann so Susanne bewusst agieren lassen.
Aber sie scheint auch ein Faible für das Kochen zu haben, denn ein weiteres ausschlaggebendes Thema ist die Liebe zum Kochen.

Nachdem ihr eine weitere Arbeit mit Immobilien verwehrt wird, besinnt Susanne sich auf ihre Leidenschaft, dem Kochen, renoviert und baut ihr Elternhaus aus und will sich dort mit Kochevents ein neues Arbeitsfeld schaffen.

Der Autorin gelingt es mühelos, den Leser mit auf das Rosenschlösschen zu holen. Mit einer sympathischen Mittfünfzigerin erlebt man das Geschehen im Rosenschlösschen. Umbau und Planung für die anstehenden Events, der Leser ist bei allem dabei.
Nicht alles geht glatt, nicht jeder versteht sich mit dem anderen, so dass man die hitzigen Wortgefechte teilweise schmunzelnd miterlebt und gespannt ist, wer als Sieger aus den Diskussionen hervorgehen wird.

Susanne zeigt deutlich, dass mit Mitte 50 noch lange nicht Schluss ist und dass man in der Lage ist, noch einmal voll durchstarten zu können. Nicht nur beruflich, nein, auch die Liebe kann man in dem Alter noch erleben und in sein Herz lassen.

Zu Beginn jeden Kapitels hat die Autorin ein Rezept veröffentlicht. Viele sind bekannt wie Moussaka oder Topfenauflauf, aber trotzdem liest man es sich durch und überlegt, ob man die Zutaten alle im Haus hat, denn am liebsten würde man selbst gleich loslegen.
Der Bezug zu den Rezepten findet sich dann auch im folgenden Kapitel.

Das Buch ist eine weitere unterhaltsame Lektüre aus der Feder der Autorin, die ich sehr gern lese. Man taucht mit den Protagonisten in eine andere Welt ein und begleitet sie ein Stück auf ihrem Weg.
Die Protagonisten dieses Bandes muss man nicht für immer verlassen, denn es folgt ein weiterer Teil und lässt auf ein Wiederlesen hoffen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, so dass ich es gern weiterempfehle.

Bewertung vom 06.06.2017
Die Festung am Rhein
Peter, Maria W.

Die Festung am Rhein


ausgezeichnet

König Wilhelm III. veranlasste 1815 die Order zur Neubefestigung der Stadt Coblenz und der Festung Ehrenbreitstein.
Während die Bauarbeiten in vollem Gange sind, verschwinden geheime Baupläne. Schnell wird auch ein Schuldiger gefunden, Christian Berger. Beim Militär ist er eher unfreiwillig und was ihm besonders zur Last gelegt wird ist die Tatsache, dass sein Vater ein französischer Offizier Napoleons war, der Feind also.
Christian und seine Schwester Franziska wuchsen nach dem Tod des Vaters bei einem Onkel in Cöln auf, da ihre Mutter, eine Deutsche, allein nicht den Unterhalt finanzieren konnte.
Als Franziska von der Verhaftung des Bruders und des Vorwurfes zum Hochverrat hört, kann und will sie nicht glauben, dass ihr Bruder etwas derartiges getan haben soll. Sie versucht, seine Unschuld zu beweisen und gerät dabei an Christians unmittelbaren Vorgesetzten Leutnant Rudolph Harten.
Auch für ihn steht fest, dass Christian schuldig ist und wahrscheinlich hat auch dessen Schwester Franziska die Hände mit im Spiel gehabt.
Aber es gibt Ungereimtheiten und gemeinsam versuchen sie die Wahrheit aufzudecken...

Die Autorin Maria W. Peter schreibt mit diesem historischen Werk über den Bau der Feste Ehrenbreitstein ein Stück deutscher Geschichte.

Leutnant Rudolph Harten, nicht nur Soldat, sondern auch Ingenieur auf der Baustelle der Feste Ehrenbreitstein, steht unter Zeitdruck. Er muss den Schuldigen finden, der die geheimen Pläne gestohlen hat, denn ihm droht sonst die Versetzung von der Feste und das ist das schlimmste, was ihm passieren kann. Er ist mit Leib und Seele Ingenieur und tut alles dafür, um den Posten behalten zu können.
Doch da kommt das engelsgleiche Wesen auf ihn zu, die Schwester des Schuldigen und behauptet, ihr Bruder wäre unschuldig. Ihre Argumente bringen auch seine feststehende Meinung ins Schwanken. Hat sie Recht? Kann es sein, dass hier ein Unschuldiger beschuldigt wird? Aber wer ist dann für das Verschwinden der Pläne verantwortlich?

Franziska und Christian sind aus der Ehe einer Deutschen mit einem Franzosen hervorgegangen. Der Vater war Franzose und Offizier unter Napoleon, was sie auch heute noch verdächtig macht, denn schließlich sind Franzosen die Feinde der Preußen, noch immer.

Die beiden Protagonisten Franziska und Rudolph könnten entgegengesetzter nicht sein.
Franziska ist geprägt durch ihre Liebe zu ihrem Bruder. Sie steht für Ehrlichkeit und Vertrauen, ist aber impulsiv und temperamentvoll.
Rudolph ist eher ein Pedant, ruhig, gewissenhaft, korrekt und ein wenig steif.
Die beiden prallen förmlich aufeinander und trotz der gewaltigen Unterschiede bemerken sie die Anziehung, die der jeweils andere ausübt. Aber eine Beziehung zwischen einer Halbfranzösin und einem Preußen ist absolut nicht angemessen und doch nähern sie sich an.

Die Autorin bringt dem Leser nicht nur geschichtliches über den Bau der Feste Ehrenbreitstein näher, sondern auch über den Napoleonkrieg und den Preußen im Rheinland. Für mich ein Stück Geschichte, der mir völlig unbekannt war, wie auch die Feste Ehrenbreitstein an sich.
Für den Leser gibt es zu Beginn des Buches zwei Karten, anhand derer es leicht fällt, sich in der Rheinprovinz und auf der Feste Ehrenbreitstein zurechtzufinden.

Das Buch vermittelt jedoch nicht nur geschichtliches, sondern beinhaltet auch kriminalistische Aspekte wie auch eine Liebesgeschichte.
Die Autorin versteht es, den Leser gleich zu Beginn des Buches zu packen und nicht mehr loszulassen. Die hervorragend recherchierte Geschichte und die Umsetzung dazu im Buch machen es spannend und lesenswert. Man mag es gar nicht mehr aus der Hand legen, man will wissen, wie es ausgeht, wer die Pläne gestohlen hat und ob es für Franziska und Rudolph eine Zukunft geben kann.

Ein Buch, dass ich sehr gern weiterempfehle.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2017
Kleiner Dreckspatz Aurelia - Wasch dich doch mal!
Flechsig, Dorothea

Kleiner Dreckspatz Aurelia - Wasch dich doch mal!


ausgezeichnet

Die kleine Aurelia wäscht sich nicht gern, weder unter der Dusche, noch in der Badewanne. Als sie von ihrem Vater vorgehalten bekommt, dass sich selbst der kleine Dreckspatz waschen würde, wird sie neugierig. Nun will sie wissen, wie die Tiere sich waschen.

Die Geschichte von Aurelia begnügt sich textlich mit wenigen Worten bzw. Sätzen. Leicht verständlich wird dem Kind erklärt, wie sich bestimmte Tiere waschen. Da gab es selbst für mich noch eine Überraschung.

Untermalt wird die Geschichte mit liebevoll gezeichneten Illustrationen von Suse Bauer. Man spürt, mit wie viel Liebe sie das Buch illustriert hat. Die Lebensfreude der kleinen Aurelia ist greifbar und man hat beim durchblättern genauso viel Freude an ihrem Tag wie sie selbst.

Die Zeichnungen sind kindgerecht gefertigt worden und zaubern nicht nur den Kindern ein Lächeln ins Gesicht.

Ich habe mir dieses Buch mit meiner 5jährigen Enkeltochter angesehen und konnte sehen, wie gut ihr die Geschichte von Aurelia gefallen hat. Immer wieder hat sie im Anschluss nach dem Lesen die Zeichnungen betrachtet und die Erlebnisse von Aurelia wiedergegeben. Wir hatten beide wirklich Spaß damit.

Die Autorin Dorothea Flechsig wie auch die Illustratorin Suse Bauer haben ein wunderschönes Kinderbuch geschaffen, an dem Kinder ihre Freude haben.
Durch die kurz gefassten Sätze wird es kein Lesemarathon, sondern einfach nur Spaß am lesen und ansehen.

Das ist ein Kinderbuch, das ich sehr gern weiterempfehle.