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Benutzername: 
SunshineRose
Wohnort: 
Marburg

Bewertungen

Insgesamt 16 Bewertungen
12
Bewertung vom 16.11.2010
Nachts im Sägewerk
Götting, Markus

Nachts im Sägewerk


gut

Zur Geschichte an sich gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Der "Kampfschnarcher" Markus lernt Lena, die Liebe seines Lebens kennen und versucht daraufhin alles Menschenmögliche, um diese nervtötende Eigenschaft loszuwerden und Lena damit einige von Schlaf gesegnete Nächte zu ermöglichen. Also eine relativ simple Handlung ohne allzu viel Anspruch.

Die Leseprobe weckte jedoch mein Interesse, da diese mich immer wieder zum Schmunzeln brachte. Schließlich kann es nicht schaden, sich hin und wieder auch wirklich mal eine weniger anspruchsvolle, dafür lustige und entspannende Lektüre zu Gemüte zu führen. Leider war dann die Leseprobe doch um einiges interessanter als der Rest des Buches, denn teilweise musste man schon einige Zeit auf lustigere Szenen warten. Auch die Handlung an sich war an manchen Stellen einfach nicht nachvollziehbar. So war es mir zum Beispiel wirklich schleierhaft, warum der Protagonist so lange brauchte um auf die Idee zu kommen, einmal einen Arzt aufzusuchen.

Immerhin schafft es der Autor, vor allem bei der weiblichen Leserschaft ein starkes Mitgefühl für die von schlaflosen Nächten geplagte Lena zu wecken und diese damit an die Handlung zu binden. Schließlich möchte man doch erfahren, wie es den beiden gelingt, dieses schier unüberwindbare Problem zu lösen. Die relativ einfach gehaltene Satzgestaltung führt außerdem dazu, dass man dieses Büchlein relativ schnell beenden kann und somit trotz einer nicht wirklich ausufernden Handlung keine Längen aufkommen. Letztlich handelt es sich bei "Nachts im Sägewerk" um eine nette und schnelle Lektüre für Zwischendurch, jedoch ist diese eher unspektakulär und wird einem daher wohl nicht allzu lange im Gedächtnis verharren.

Bewertung vom 11.11.2010
Verräter wie wir
Le Carré, John

Verräter wie wir


sehr gut

Sprachliches Meisterwerk!

Zu Beginn des Romans wird der Leser förmlich ins kalte Wasser geworfen. Schließlich muss dieser erst einmal das Geflecht aller Personen durchblicken, da es in "Verräter wie wir" nicht nur die üblichen ein bis zwei Protagonisten gibt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen ein britisches Pärchen - welches eigentlich nur einen erholsamen Urlaub auf Antigua erleben wollte -, ein der russischen Mafia den Rücken kehrender Geldwäscher mitsamt seiner kompletten, enorm großen Familie und zu guter Letzt wären da auch noch die Männer des britischen Geheimdienstes zu nennen. Da Le Carré aber ein Meister seines Faches ist, gelingt es schnell, den roten Faden zu finden und in eine Welt des Betrugs und der Spionage einzutauchen.

Während ihres Urlaubs werden Perry und Gail von dem Mafiaboss Dima sprichwörtlich überrumpelt. Sie sollen ihm dabei helfen, einen Deal mit dem britischen Geheimdienst in die Wege zu leiten - Insiderinformationen gegen eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis in England für sich und seine Familie. Dima ist sich sicher, dass Perry genau der richtige Mann für diesen Job ist, da der Oxforddozent in seinen Augen einen richtigen englischen Gentleman verkörpert und bei der Durchführung des Deals für das nötige Fairplay sorgt. Somit wird aus einem harmlosen Urlaub der Einstieg in das Spionagegeschäft.

Es ist wahnsinnig leicht, sich in die Charaktere hineinzuversetzen. Denn mal ganz ehrlich... wer träumt denn nicht schon hin und wieder einmal davon, etwas Großes zu bewirken, indem er für einen Geheimdienst tätig ist? Aber auch abgesehen von Perry und Gail sind die übrigen Charaktere wirklich gut gelungen. Alle haben ihr Stärken, aber auch ihre Schwächen und wirken daher besonders authentisch. Besonders gelungen fand ich Dimas russischen "Dialekt", so wie wir ihn kennen, wenn wir uns mit Nicht-Muttersprachlern unterhalten. Als Leser hatte man somit das Gefühl als befände man sich direkt nebenan und würde den Gesprächen lauschen.

Außerdem ist es wirklich bewundernswert, wie es dem Autor gelungen ist, so häufig zwischen Orten und auch Zeiten hin und her zu springen, ohne dabei den Überblick zu verlieren. Beim Lesen fühlt man sich schon beinahe wie ein Zeitreisender. Lediglich gegen Ende des Romans lässt dies nach und eine ziemlich geradlinige Erzählung setzt ein. Damit zeigt Le Carré aber, dass er mehrere Stile beherrscht und in einem Roman verarbeiten kann, so dass auch für die nötige Abwechslung gesorgt ist. Den dauerhaftesten Eindruck hat jedoch das Ende hinterlassen. Es wird mit Sicherheit jeden Leser absolut überraschen, wenn nicht sogar ein wenig schockieren. Und genau das macht einen Roman ja schließlich lesenswert!

Einen Stern Abzug gibt es allerdings, da die Handlung an manchen Stellen mehr oder minder still steht und die Befragung von Perry und Gail in doch recht langen Dialogen ausartet. Trotz dieser langwierigen Stellen ist das Buch eine Empfehlung wert und nach anfänglicher Skepsis bin ich überaus froh, es gelesen zu haben!

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Bewertung vom 11.11.2010
Schwestern der Angst
Mischkulnig, Lydia

Schwestern der Angst


gut

Der absolute Wahnsinn...

Doch würde ich so nicht unbedingt das Buch an sich beschreiben, sondern vielmehr die Protagonistin Renate. Die ältere zweier Schwestern ist geprägt von einer Kindheit ohne Mutter, dafür mit Misshandlungen. Als dann auch noch das Verhältnis der beiden Schwestern in die Brüche geht, scheint ihre Zukunft besiegelt. Mehr und mehr verfällt sie dem Wahn, ihre Schwester Marie einerseits abgöttisch zu lieben und sie Tag und Nacht beschützen zu müssen, andererseits hasst sie diese wie keine andere, da Marie ihr den Mann ausgespannt haben soll. Eine wahre Hassliebe bestimmt also Renates Leben.

Sprachlich ist dieser Roman mit Sicherheit ein gelungenes Werk. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund und demonstriert somit, wie es in einem solch geistig verwirrten Menschen aussieht. Dies gelingt ihr sogar so gut, dass man als Leser selbst nach einiger Zeit schon ziemlich verwirrt aus der Wäsche schaut. Irgendwann kommt man nämlich zu einem Punkt, an dem man gar nicht mehr so genau weiß, welcher Teil der Geschichte eigentlich "real" ist und welcher lediglich von Renate erdacht. So gut dieser Stil zwar zur Thematik passt, so ist dies aber auch schon wieder etwas zu viel des Guten. Ab einem gewissen Grad an Verwirrung wird der Lesefluss nämlich erheblich eingeschränkt und der Spaß an der ganzen Sache geht verloren.

Vielmehr hat mich jedoch gestört, dass die in der Inhaltsangabe angekündigte Handlung und vor allem die daraus folgende "letzte Konsequenz" sehr lange auf sich warten lassen. Die Beschreibung von Renates Kindheit und ihres Aufwachsens nimmt nämlich den größten Teil des Buches ein, wobei nur bedingt Spannung aufgebaut wird. "Schwestern der Angst" würde ich somit nicht als Thriller bezeichnen, sondern eher als eine psychologische Erzählung. Wer also an der menschlichen Psyche interessiert ist, der sollte an diesem Buch mit Sicherheit seine Freude finden. Da ich allerdings eher auf einen richtigen Thriller gehofft hatte, war ich ein wenig enttäuscht. Zu viel Erzählung, zu wenig Spannung...

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Bewertung vom 11.11.2010
Die Ankunft / Morbus Dei Bd.1
Zach, Bastian;Bauer, Matthias

Die Ankunft / Morbus Dei Bd.1


ausgezeichnet

Idyllisches Bergdorf? Alles andere als das!

Selten bekommt man Romane in die Finger, die von der ersten bis zur letzten Seite wahnsinnig spannend sind. "Morbus Dei" gehört zu dieser Kategorie dazu und das beste daran war eigentlich, dass ich damit überhaupt nicht gerechnet hätte. Ein abgelegenes Bergdorf war für mich nämlich bisher nicht der für allzu spannende Handlungen prädestinierte Ort. Aber ich wurde schnell eines besseren belehrt!

Nachdem er überfallen wurde kommt der Protagonist Johann schwerverletzt in besagtes Dorf. Nur aufgrund Elisabeths Nächstenliebe und der ihres Großvaters wird er gesund gepflegt. Es dauert nicht lange bis Johann realisiert, dass dieses Dorf alles andere als ein idyllisches Bergdörfchen ist. Die Bewohner sind extrem ablehnend und misstrauisch gegenüber Fremden, es finden sich überall äußerst merkwürdige "religiöse" Zeichen und zu guter Letzt sprechen die Dorfbewohner immer von "den anderen". Es vergeht einige Zeit, bis es Johann gelingt, die Geschichte "der anderen" von den übrigen Knechten erzählt zu bekommen. So bleibt natürlich auch der Leser im Unklaren und rätselt die ganze Zeit mit, was es denn damit auf sich haben könnte...

Und selbst nachdem klar geworden ist, wer diese anderen sind, so vergeht die Spannung keineswegs. Eigentlich wird diese dadurch eher noch gesteigert, da man nun eine reale Bedrohung vor Augen hat und man sich fragt, wie diese Bedrohung abgewehrt werden kann. Der Showdown kommt dann auch erst auf den letzten Seiten des Buches, so das es während der ganzen Lektüre nicht eine einzige Seite gab, die weniger spannend oder gar langweilig gewesen wäre. Die einzelnen Kapitel sind zusätzlich in kleinere Abschnitte eingeteilt und geschickte Sprünge in der Handlung erzeugen ein unglaublich hohes Tempo. Besonders gut hat mir zusätzlich die Verwendung der lateinischen Sprache gefallen. Zwar waren dies über den gesamten Roman hinweg nur wirklich sehr wenige Wörter, aber gerade für all jene, die Latein nie gelernt haben hat die Sprache doch etwas sehr mysteriöses an sich, was einfach perfekt zu diesem Roman im Allgemeinen passt.

Auch die Liebesgeschichte zwischen Johann und Elisabeth beeinträchtigt die düstere Grundstimmung des Romans nicht. Schließlich ist diese wirklich auch gefühlt nur eine Nebenhandlung, die zu keiner Zeit kitschig daher kommt. Sie sorgt letztendlich allein dafür, dass einem der ehemalige Soldat Johann noch sympathischer erscheint und bietet einen weiteren Anreiz, das Ende der Geschichte noch schneller erfahren zu wollen. Alles in allem ein überaus gelungenes Erstlingswerk der beiden Autoren, welches man als Liebhaber von spannenden und mysteriösen Geschichten einfach gelesen haben muss!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2010
Die Botschaft des Feuers
Neville, Katherine

Die Botschaft des Feuers


weniger gut

Unerfüllte Erwartungen

Die Jagd nach dem Elixier des Lebens, welches in den falschen Händen ebenso Tod und Verderben bringen kann, ist zwar an sich nichts wirklich Neues. Nichtsdestotrotz hatte ich mich auf so einige spannende Lesestunden gefreut, da eine temporeiche Verfolgungsjagd bei guter Umsetzung auf alle Fälle auch ihren Reiz haben kann. Jedoch musste ich schnell feststellen, dass es bei diesem Roman mit der guten Umsetzung extrem hapert.

Viele unterschiedliche Handlungsstränge nehmen der Erzählung jegliches Tempo, zumal sie nicht nur an den unterschiedlichsten Orten spielen, sondern auch in der Zeit nahezu willkürlich hin und her springen. Der Leser muss sich somit über den größten Teil des Romans hinaus fragen, inwiefern die verschiedenen Szenen denn überhaupt zur Haupthandlung beitragen. Noch viel schlimmer allerdings empfand ich die Fülle an „Informationen“, welche die Autorin lieferte. Weder waren diese für die Story an sich wichtig, noch anderweitig interessant. Die ersten 200 Seiten hätte man wohl gut und gerne um die Hälfte kürzen können.

Die Handlung an sich gefiel mir eigentlich ganz gut und auch die Protagonistin Alexandra war mir recht sympathisch, doch hätte ich dieses Buch wohl kaum zu Ende gelesen, wenn ich dieses nicht als Rezensionsexemplar erhalten hätte. Dafür war „Die Botschaft des Feuers“ einfach viel zu langatmig und die nur spärlich vorhandenen Spannungsmomente wurden wieder viel zu schnell im Keim erstickt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2010
Die Lebküchnerin
Schrödter, Sybille

Die Lebküchnerin


gut

Gute Handlung, mäßige Umsetzung

Zwar ist die Geschichte um „Die Lebküchnerin“ Benedicta wirklich ansprechend, doch hapert es schon sehr stark an der Umsetzung. So wirken vor allem die Dialoge sehr gekünstelt und schränken den Lesespaß immens ein. Die Autorin versucht wohl, die Sprache des Mittelalters wieder aufleben zu lassen, nur dass sie sich bei diesem Versuch ein wenig übernimmt. Dadurch dauert es auch einige Zeit, bis es einem gelingt, die Charaktere ins Herz zu schließen. Vor allem in der ersten Hälfte des Romans wirken diese nur bedingt authentisch. So ist es z.B. gerade für eine Nonne schon eine recht merkwürdige Verhaltensweise, sich innerhalb von Sekunden unsterblich zu verlieben.

Einige überraschende Wendungen in der zweiten Buchhälfte sowie eine immer sympathischer werdende Protagonistin lassen den Leser aber zumindest gegen Ende mitfiebern. Außerdem werden die zu Beginn häufig aufgetretenen langatmigen Szenen weniger und die Autorin beschränkt sich auf das Wesentliche. Folglich hat man nicht mehr das Gefühl, mit den Seiten kämpfen zu müssen. Allein aufgrund dieser Steigerung im Laufe der Handlung vergebe ich gerade noch so 3 Sterne. Für alle, die aber großen Wert auf einen fesselnden Einstieg legen, ist Sybille Schrödters „Die Lebküchnerin“ definitiv nicht zu empfehlen.

Bewertung vom 31.10.2010
Im Zauber der Sirenen
Rayburn, Tricia

Im Zauber der Sirenen


gut

Magisches für Zwischendurch

Nach dem Tod ihrer Schwester Justine begibt sich Vanessa zurück an den Ort des Geschehens. Schließlich kann Vanessa kaum glauben, dass sich ihre Schwester freiwillig von den Klippen stürzte. Justine sollte in diesem beschaulichen Ferienort aber nicht das letzte Todesopfer bleiben. Nach und nach werden immer mehr Tote an Land gespült, alles Männer mit einem eingefrorenen Lächeln. Zusammen mit Simon und seinem Bruder Caleb, ihren besten Freunden aus Kindertagen, deckt Vanessa ein Geheimnis auf, welches ganz Winter Harbour zu erschüttern droht. Und Vanessa selbst ist darin tiefer verwickelt, als sie es sich in ihren kühnsten Träumen vorstellen könnte…

Zu Beginn des Buches plätschert die Geschichte lange Zeit nur so vor sich hin. Die Charaktere werden noch recht kindlich dargestellt und es mag keine wirkliche Spannung aufkommen. Einzig und allein die Tatsache, dass der Schreibstil der Autorin sehr einfach und flüssig gehalten ist und die Seiten somit schnell an einem vorüber ziehen, veranlasst zum Weiterlesen. Erst als Vanessa und die beiden Brüder auf das stoßen, was der Leser schon längst begriffen hat, gewinnt die Geschichte ein wenig an Tempo und wird zumindest ansatzweise spannend. Schließlich möchte man ja wissen, wie die drei es schaffen wollen, das eigentlich unabwendbare Geschehen zu stoppen.

Zwar reifen die Protagonisten im Laufe der Handlung heran und werden einem somit wesentlich sympathischer, doch macht das Ende diesen zunehmend positiven Eindruck wieder ein wenig kaputt. Hier hätte die Autorin etwas kreativer zu Werke gehen müssen und einen logischeren Schluss entwickeln müssen. Natürlich ist es auch gut möglich, dass dieser absichtlich so gewählt wurde, da es ja wohl noch mehrere Teile geben wird und so manche Ungereimtheiten erst später geklärt werden. Sollte es der Autorin gelingen, diesen Aufwärtstrend in den noch folgenden Bänden zu bestätigen, dann könnte die Geschichte um Vanessa noch zu einer ordentlichen Reihe werden. Der erste Teil jedoch war leider nur mittelmäßig, da dieser doch relativ lange brauchte, um sich zu einem interessanten Roman mit ansprechenden Charakteren zu entwickeln.

Bewertung vom 31.10.2010
Der Damenfriede
Cristen, Marie

Der Damenfriede


ausgezeichnet

Hervorragender Historienschmöker!

Im Mittelpunkt des Romans steht die Venezianerin Simona Contarini, die nach der Ermordung ihres verhassten Ehemanns Venedig verlässt, um einer weiteren unglücklichen Ehe aus dem Wege zu gehen. Diese Reise führt sie nach einiger Zeit zum französischen Königshof und Simonas ehrliche und offene Art lässt sie rasch zur wichtigsten Vertrauten der französischen Königsmutter werden, welche zusammen mit Margarete von Österreich den Frieden zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation besiegeln möchte...

Marie Christens Roman hat mich vor allem durch die Einfachheit überzeugt, mit welcher sie historisch komplexe Sachverhalte darlegt. Schließlich sind gerade im 16. Jahrhundert die Machtverhältnisse für einen Nicht-Historiker recht unübersichtlich und in vielen Romanen wird der Vollständigkeit halber versucht, die Ereignisse umfassend zu schildern und dabei geht der Überblick dann leider schnell verloren. "Der Damenfriede" dagegen liefert ein umfassendes Bild über die damaligen Geschehnisse, ohne den interessierten Leser gleich zu überfordern. Die Autorin beschränkt sich auf die wichtigsten Aspekte, wobei auch ganz deutlich ein roter Faden erkennbar ist. Besonders gut hat mir daher auch der Anhang gefallen, welcher neben Informationen zu einzelnen historischen Persönlichkeiten auch noch den Stammbaum von Simonas Familie liefert und somit beträchtlich zur Übersichtlichkeit beiträgt.

Der von der Autorin verwendete Stil trägt ebenfalls beachtlich dazu bei, dass man dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Sie schreibt der Zeit ihrer Erzählung angemessen, ohne dabei künstlich zu wirken. Man fühlt sich von der ersten Seite an in das 16. Jahrhundert hineinversetzt.

Neben den sprachlichen Elementen sind auch die Charaktere ganz besonders gelungen. So weisen alle, egal ob Protagonist oder nicht, positive wie auch negative Charakterzüge auf. Marie Christen weicht damit von der Oberflächlichkeit vieler Romanfiguren ab und lässt ihre Charaktere weitgehend authentisch wirken. Lediglich in den ersten Kapiteln des Buches konnte ich Simona noch nicht allzu viel abgewinnen, da sie als überaus mutig dargestellt wurde, nur weil sie es wagte, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich der von ihrer Familie gestellten Begleitung zu entziehen. Wenn man allerdings Papiere bei sich hat, welche einem jederzeit Zugang zu finanziellen Mitteln erlauben, so könnte man ihren "Ausflug" bestenfalls als ein kleines Abenteuer beschreiben und nicht als wirkliche Herausforderung.

Nichtsdestotrotz würde ich diesen Roman jederzeit weiterempfehlen, da er lehrreich und unterhaltsam zugleich ist und durch Charaktere besticht, welche einem im Laufe der Handlung immer mehr ans Herz wachsen.

Bewertung vom 25.10.2010
Im Land der Sümpfe
Hübner, Ivonne

Im Land der Sümpfe


gut

Interessantes Thema, aber schwieriger Einstieg

Die Autorin beweist mit ihrem neuen Roman eindrucksvoll, dass es ihr gelungen ist, keinen der typischen Historienromane zu schreiben, welche vor Kitsch geradezu überschwemmt werden. Vielmehr steht wirklich der geschichtliche und kulturelle Aspekt im Vordergrund. Der Leser bemerkt sehr schnell, dass mit diesem Roman unglaublich intensive Recherchen verbunden waren. Aber gerade dieser eigentlich positiv zu vermerkende Punkt ist leider ebenso auch die erste Kritik. Zwar sind die historischen Hintergrundinformationen bei einem solchen Roman unabdingbar, jedoch verliert man zunehmend den Lesespaß, wenn man mit Informationen nahezu überrollt wird. Gerade all jene Szenen, in den Bischoff Wigger die Hauptrolle spielt, sind so mit Informationen überladen, dass man irgendwann aufgibt, alles verstehen zu wollen und beginnt, nur noch "quer zu lesen". Hätte man sich vorher mit dem Thema beschäftigt, wäre dies wahrscheinlich auch kein Problem gewesen, doch kann man in der Regel eben nicht davon ausgehen, dass der Leser eines Romans sich zuvor mit den geschichtlichen Gegebenheiten auseinandersetzt.

Ein weiterer, den Lesefluss beeinträchtigender Punkt, ist die Überforderung des Lesers mit einer unglaublichen Menge fremder Namen. Dass diese Namen etwas gewöhnungsbedürftig sind, ist nicht das Problem, schließlich soll der Roman ja authentisch wirken. Aber gerade zu Beginn fragt man sich, wozu man die Namen aller Familienmitglieder (und diese Familien sind alles andere als klein) oder aller Krieger wissen muss. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen. Auch dass hin und wieder einzelne Sätze oder gar ganze Passagen auf einer fremden Sprache, z.B. Latein verfasst wurden und dann in einer Fußnote übersetzt werden, ist meiner Meinung nach eher störend als förderlich.

Nichtsdestotrotz hat es nach anfänglichen Schwierigkeiten Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen. Schließlich wird in diesem ein Thema behandelt, welches im Prinzip zwar ein sehr bekanntes ist, doch war mir bis dato noch nicht so wirklich bewusst, dass es auch Kreuzzüge ganz in unserer Nähe gegeben hat. Hier ist es der Autorin wirklich gelungen, eine Art "Marktlücke" zu entdecken. Außerdem wurden die Unterschiede zwischen den Kulturen einmal wirklich gut deutlich, diese waren faszinierend und schockierend zugleich. In den meisten Romanen geht es ja meistens nur um die Differenzen von Adel, Klerus und gemeinem Volk. Hier sieht man aber einmal, dass kulturelle Unterschiede ein vielleicht weitaus größeres Problem darstellen. Desweiteren hat mir der Roman auch sehr gut gefallen, da wirklich alle Figuren, also nicht nur die Protagonisten, wirklich sympathisch sind und man sie mit der Zeit ins Herz schließt. Oft kommt es ja schließlich vor, dass sich die Autoren bei dem Entwurf ihrer Protagonisten wahnsinnig viel Mühe geben, die meisten "Nebenfiguren" dann aber relativ gleichgültig daher kommen. So aber entsteht ein wesentlich schöneres Gesamtbild.

Letztendlich ist Ivonne Hübners "Im Land des Sümpfe" ein gelungener Roman. Dem interessierten Leser muss aber bewusst sein, dass der Einstieg ziemlich schwierig ist und man hin und wieder mit Informationen ein wenig erschlagen wird, daher der doch schon relativ starke Punktabzug. Hätte ich diesen Roman nicht im Rahmen einer Testleserunde gelesen, so weis ich nicht, ob ich über die ersten 100 Seiten hinausgekommen wäre.

Bewertung vom 12.10.2010
Golem
Delaney, Matthew

Golem


sehr gut

Erschreckende Zukunftsvision!

Ein Zukunftsroman, welcher an einigen Stellen eine beängstigende Frage hinterlässt… ist eine solche Entwicklung tatsächlich möglich? Von dem Autor werden wir in eine Welt hineingeworfen, welche von Habgier, Hass und Unterdrückung gekennzeichnet ist. Mittels modernster Technik ist es den Menschen gelungen sogenannte Transkriptoren zu erschaffen, eine Rasse künstlicher Menschen, versklavt und ohne Rechte. Und all das bereits Mitte des 21. Jahrhunderts! Menschliche Eigenschaften wie Skrupellosigkeit und unbegrenzte Profitgier sind uns ja heutzutage schon bekannt und erscheinen in Delaneys Science-Fiction Thriller in einem ganz neuen Licht. So werden die Transkriptoren beispielsweise dazu gezwungen, historische Schlachten zur Belustigung der Öffentlichkeit nachzustellen und sich dabei gegenseitig zu töten. Als Mensch dagegen ist man in der Lage, nahezu jede Krankheit, auch sämtliche Krebsarten, zu besiegen, natürlich nur wenn der Preis stimmt… Durch geschickte Rückblicke auf unsere Gegenwart, wie z.B. auf die gerade mehr oder minder überstandene Immobilien- und Finanzkrise, erscheint uns die von Delaney erschaffene Welt umso näher.

Doch nicht nur wegen der von ihm geschaffenen Welt ist dieser Thriller lesenswert. Auch die von ihm erdachte Handlung um die Stiefbrüder Roosevelt und Saxton ist wirklich vielversprechend. Als nämlich deren Vater die Leitung der weltweit führenden Firma Genico lieber Roosevelt als seinem leiblichen Sohn Saxton übertragen will, wird plötzlich behauptet, Roosevelt sei gar kein Mensch und er sei zudem noch für zwei brutale Morde verantwortlich. Ab diesem Zeitpunkt lebt Roosevelt nur noch für die Suche nach der Wahrheit und für seine Rache…

Die Handlung an sich ist wirklich gut ausgearbeitet und bietet bis zum Schluss noch einige Überraschungen. Die praktische Umsetzung des Ganzen lässt mich allerdings ein wenig mit dem Begriff des Thrillers hadern. Nach einem wahnsinnig spannenden „Prolog“ sowie ersten Teil, schwindet das Tempo der Geschichte und der Autor verliert sich in unglaublich langen Beschreibungen, wie z.B. der von den Transkriptoren auszuführenden Schlachten. Von der Tatsache, dass man einen Thriller liest, ist zwischenzeitlich nicht mehr viel zu spüren und Roosevelts Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit rückt ein wenig in den Hintergrund. Erst im dritten Teil wird es dann wieder richtig spannend, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Hätte der Autor sich im mittleren Teil ein wenig kürzer gefasst, so hätte dieses Buch wirklich ein wahnsinniges Potential! Nichtsdestotrotz war ich froh, dieses Buch lesen zu dürfen und würde es allen an dieser Thematik Interessierten jederzeit weiterempfehlen. Was mich jedoch zwischenzeitlich immer mal wieder ziemlich gestört hat, waren die vielen Fehler. Angefangen bei simplen Rechtschreibfehlern bis hin zu kompletten Wörtern, welche entweder vollständig fehlten oder gar nicht an diese Stelle gehörten. Solche Fehler wären absolut vermeidbar gewesen und hätten den Lesespaß beträchtlich gesteigert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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