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evelynmartina

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2011
Torso
Fleischhauer, Wolfram

Torso


gut

„Torso“ war das erste Buch von Wolfram Fleischhauer, das ich gelesen habe.
Cover, Titel, und besonders die Inhaltsangabe hatten mich neugierig gemacht.

Der Roman startet vielversprechend und gibt sofort Rätsel auf. Als in Berlin kurz nach der Wende ein Frauentorso, dem ein Ziegenkopf aufgesetzt wurde, entdeckt wird, sehen sich Kommissar Zollanger und sein Team mit einem ungewöhnlichen Fall konfrontiert und ermitteln in die unterschiedlichsten Richtungen. Zeitgleich stellt die junge Elin Nachforschungen zum Selbstmord ihres Bruders an, an den sie nicht glauben will.

Die Handlung wird in einfacher Sprach- und Erzählweise durch kurze Kapitel, Cliffhänger und immer neue Informationen, die nach und nach auf den Leser einprasseln, vorangetrieben. Man ahnt schnell, dass es Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen geben muss, und findet sich bald in der Banken- und Finanzwelt wieder, in illegalen Machen- und Seilschaften, die bis in die Kreise von Wirtschaft und Politik reichen, die für mich als Laien trotz der sicherlich gut gemeinten Erklärungsversuche des Autors nicht vollkommen zu verstehen und zu durchschauen sind. Aufgrund der häufigen Szenenwechsel ist es mir zudem bisweilen schwer gefallen, den roten Faden nicht zu verlieren.
Ins eigentliche Geschehen, das sich manchmal zu verlieren scheint, werden eine Menge gesellschafts- und sozialkritischer Themen eingebaut, aktuelle und brisante Probleme, die nur angeschnitten und nicht vertieft werden, was bei mir einen unbefriedigenden Eindruck hinterlässt, denn wer gackert, muss auch legen, bei dieser Fülle hingegen schier unmöglich. Hier wäre vermutlich weniger mehr gewesen.
Obwohl sich Wolfram Fleischhauer bemüht, seine ziemlich eigenwilligen Figuren glaubwürdig und echt darzustellen, herrscht aus meiner Sicht eine gewisse Emotionslosigkeit und Distanziertheit zwischen den Zeilen, so dass mir die Personen überwiegend fremd und unnahbar geblieben sind.
Zum Ende hin wirkt die durchdachte Handlung etwas überkonstruiert und zusammengeschustert, überrascht hat mich dann aber doch die in sich logische Auflösung, mit der ich so nicht gerechnet habe.

„Torso“ ist meiner Meinung nach ein Roman, der durchaus spannend aufgebaut ist, der die Aufmerksamkeit des Lesers fordert, in den aber einfach zu viel hineingepackt wurde.
Da mich Wirtschaftskriminalität an sich und ihre Auswirkung auf Politik und Gesellschaft, mit der sich die Geschichte ja nun hauptsächlich beschäftigt, nur wenig interessiert, konnte mich der Thriller, den ich in keinem Abschnitt des Buches als solchen empfunden habe, leider nicht in dem Maße begeistern, wie ich es erhofft habe.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2011
Irgendwann werden wir uns alles erzählen, 4 Audio-CDs
Krien, Daniela

Irgendwann werden wir uns alles erzählen, 4 Audio-CDs


sehr gut

Irgendwann ist auch dieses Hörbuch zu Ende, leider, denn Anna Thalbach hauchte dem doch recht handlungsarmen Debütroman „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ von Daniela Krien Leben und Wirklichkeitsnähe ein, so dass ich begeistert zugehört habe. Ich habe die Geschichte, die sich um die fast siebzehnjährige Maria dreht und aus ihrer Sicht erzählt wird, aufgrund des eigenwilligen Schreibstils der Autorin nur häppchenweise genossen, denn sie erfordert vollkommene Konzentration und Aufmerksamkeit.
Maria verbringt den Sommer 1990, die Zeit der Wende, auf dem elterlichen Bauernhof ihres Freundes Johannes in einem thüringischen Dorf und verliebt sich dort in den wesentlich älteren Nachbarn Henner, der als Eigenbrötler und seltsamer Kauz gilt.
Anschaulich und eindringlich vermittelt Daniela Krien die Atmosphäre der damaligen Zeit, die Aufbruchstimmung, die Wünsche und Hoffnungen, die in Deutschlands Wiedervereinigung gesetzt wurden, aber auch die Enttäuschungen und Konsequenzen, die sich daraus ergaben, und fängt somit ein Stück bedeutender Zeitgeschichte ein. Sie beschreibt Landschaft, Dorfleben und die Charakteren ihrer Figuren präzise und authentisch. Ihr Augenmerk liegt dabei eindeutig auf Maria, einer jungen Frau, die ihren Weg sucht und sich von einem Mann angezogen fühlt, der ihr Vater sein könnte, der grob und widerborstig auftritt. Maria’s Gefühle, ihre Zerrissenheit, ihre Zweifel, ihre Suche nach dem Platz im Leben werden ausführlich und innig geschildert, was mich sehr berührt hat. Allerdings konnte ich ihre vermeintliche Liebe zu Henner, die in meinen Augen eher an sexuelle Abhängigkeit als an Liebe grenzt, kaum nachvollziehen. Henner ist mir trotz seiner bewegenden Vergangenheit im Großen und Ganzen unsympathisch geblieben.
Anna Thalbach interpretiert den außergewöhnlichen Roman auf ihre eigene Art und Weise. Durch Tempowechsel, Stimmmodulation sowie enthusiastisches und engagiertes Vorlesen baut sie unweigerlich Spannung auf und lässt die Personen lebendig werden, in einer Erzählung, die weniger durch Dialoge als vielmehr durch Beschreibungen glänzt.
Daher spreche ich gerne eine klare Hörempfehlung für dieses sich aus der Masse abhebende Buch aus, das mich, hätte ich es gelesen, vielleicht nicht in dem Maße überzeugt hätte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2011
Die fremde Frau
Turney, Lesley

Die fremde Frau


sehr gut

The Secrets Between Us ...

... lautet der Originaltitel des Romans „Die fremde Frau“ von Lesley Turney, und um viele in der Vergangenheit begrabenen Geheimnisse dreht sich die Liebesgeschichte von Sarah und Alexander, die sich auf Sizilien kennen lernen und zusammen im englischen Somerset einen Neuanfang wagen, verbindet beide doch ein ähnliches Schicksal. Sarah, von ihrem Freund betrogen, beschließt, zu Alexander, von seiner Frau verlassen, zu ziehen, um sich um dessen Haushalt und Sohn zu kümmern. Aber dies erweist sich als schwieriges Unterfangen, denn Sarah stößt auf Widerstand in der wohlhabenden Familie, auf Argwohn bei den Dorfbewohnern und auf Rätsel und Zweifel, die immer wieder um Alexander’s verschwundene, schier perfekt erscheinende Ehefrau kreisen.

Übersieht man ein paar kleine Ungereimtheiten und Überkonstruktionen sowie die in manchen Situationen extrem dargestellte Blauäugigkeit der Protagonistin Sarah, so kann man eine durchaus spannende und in sich schlüssige Geschichte verfolgen, die zu einem wirklich überraschenden Ende führt.
Lesley Turner gelingt es in einem einfachen und anschaulichen Erzählstil, den Leser am Geschehen teilhaben zu lassen, und füttert ihn häppchenweise mit neuen Informationen, die nach und nach ein Gesamtbild ergeben, das man in der Art nicht erwartet hätte. Ihre Stärke liegt vor allen Dingen in der Beschreibung der Landschaften und Schauplätze, von denen man einen bildhaften Eindruck bekommt. Die Figuren wirken größtenteils glaubhaft und wecken Sympathien und Antipathien. Auch an Dramatik fehlt es nach einem eher ruhigen Beginn im Verlauf des Buches nicht.
Allerdings hat der Roman meiner Meinung nach im Mittelteil die ein oder andere Länge, in der die Handlung auf der Stelle tritt. Hier hätte ich am liebsten Sarah und Alexander zugerufen: „Jetzt redet endlich miteinander, damit es vorwärtsgeht!“ Darüber hinaus haben sich mir die in das Geschehen eingebauten mystischen Elementen nicht erschlossen.

Fazit: „Die fremde Frau“ vereint Liebesroman mit Krimi, bietet gute Unterhaltung und macht definitiv Lust auf weitere Werke der Autorin.

Bewertung vom 30.07.2011
Die Mondspielerin
George, Nina

Die Mondspielerin


sehr gut

Mieux vaut tard que jamais! - Besser spät als nie!

Entgegen dem aktuellen Trend zum Jugendwahn, der sich auch in Bücher eingeschlichen hat, geht es in "Die Mondspielerin" von Nina George um eine Frau, die der älteren Generation angehört. Die 60-jährige Marianne fasst nach langen, unerfüllten und unfreien Ehejahren zum ersten Mal einen eigenen Entschluss: Sie will ihrem Leben ein Ende setzen. Nachdem der Sprung in die Seine von Paris missglückt und sie gerettet wird, macht sie sich, inspiriert von einer bemalten Kachel, auf den Weg in ein kleines Hafenstädtchen in der Bretagne, um am Meer ihr Vorhaben zu wiederholen. Dort angekommen läuft jedoch alles anders, als sie es sich jemals erträumt hätte, ihr kommt nämlich das Leben dazwischen.

Der Leser begleitet eine ausgesprochen sympathische Hauptfigur durch Höhen und Tiefen und erlebt hautnah ihre Verwandlung von einer unterdrückten, unzufriedenen zu einer selbstbewussten, glücklichen Frau, die merkt, was sie im Leben verpasst hat, und welche Schönheiten man, egal, wie alt man ist, entdecken kann.
Nina George ist ein einzigartiger Roman gelungen, der vor allen Dingen aufgrund seiner Sprache und seiner bildhaften Erzählweise überzeugt. Die Handlung lässt sich leicht, aber nicht schnell lesen, da man immer wieder auf wahre, kluge Sätze stößt, die einen innehalten und nachdenken lassen. Dass die Autorin einen besonderen Bezug zur Bretagne hat, ist unschwer zu erkennen. Man lernt bretonische Legenden, Sitten und Gebräuche und die eigentümliche Lebensart der Einwohner kennen.

Ich habe die Bretagne vor meinen Augen gesehen, das Meer gehört, den Wind gespürt und die landestypischen Speisen und Getränke geschmeckt. In der Gemeinschaft der bizarren Dorfbewohner, deren Dasein hauptsächlich von Liebe, der unerfüllten, der sehnsüchtigen, der leidenschaftlichen, geprägt ist, fühlte ich mich überwiegend wohl, obwohl es vielleicht weniger Probleme hätte geben können. Gegen Ende der Geschichte überschlagen sich dann leider die Ereignisse, so dass die Glaubwürdigkeit zum Teil verloren geht.
Schaltet man aber Kopf und Realitätssinn aus, kann man sich von diesem märchenhaften Buch treiben und verzaubern lassen.
Und wie heißt es doch gleich: Auch Märchen können wahr werden!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2011
Der Vollstrecker / Detective Robert Hunter Bd.2 (4 Audio-CDs)
Carter, Chris

Der Vollstrecker / Detective Robert Hunter Bd.2 (4 Audio-CDs)


gut

Blutiges Hörvergnügen

In ihrem zweiten Einsatz werden die beiden Detectives des Los Angeles Police Department’s Robert Hunter und Carlos Garcia mit der Aufklärung einer Mordserie beauftragt, die an Brutalität und Grausamkeit fast nicht zu überbieten ist. Der Täter setzt gezielt bei den Ängsten seiner Opfer an und quält und misshandelt sie auf bestialische Art zu Tode. Die Polizei tappt im Dunklen und nimmt die Spurensuche auf, bei der auch eine karrieresüchtige Reporterin und eine unter Visionen leidende junge Frau eine Rolle spielen.

Für mich war es die erste Begegnung mit dem aus dem Kruzifix-Killer bekannten Ermittler-Duo, und ich bin froh, dass ich in den Genuss der gekürzten Hörbuch-Fassung gekommen bin, denn noch ausführlichere Beschreibungen von widerlichen Folterszenarien und blutigen Tatorten hätte ich wohl nicht ertragen.
„Der Vollstrecker“ ist ein ordentlicher, einfach strukturierter Thriller, der augenscheinlich alles beinhaltet, was ein spannender Thriller benötigt: Sympathische und weniger sympathische Charakteren, mysteriöse Morde, einige Verdächtige, falsche Fährten, eine logische Aufklärung und für die, die es mögen, ganz viel Blut.
Mich hat er allerdings nicht grenzenlos begeistern können. Eine detaillierte Darstellung von blutrünstigen Begebenheiten ersetzt keineswegs Raffinesse und Ausgefallenheit, die mir definitiv gefehlt haben. Den Täter habe ich ziemlich früh erraten, das Geplänkel zwischen der Morddezernatsleiterin und dem Team empfand ich als überzogen und nervig, mit hellseherischen Fähigkeiten kann ich grundsätzlich nichts anfangen, und der Einbau eines zweiten Serientäters ins Geschehen war meiner Meinung nach überflüssig.

Dahingegen hat mir die Lesung von Achim Buch recht gut gefallen. Seine Stimme klingt angenehm, und es gelingt ihm, sich in seiner Vortragsweise der temporeichen Handlung anzupassen und die in der Geschichte herrschende derbe, direkte Sprache adäquat zum Ausdruck zu bringen.

Das Hörbuch hat mir ein paar unterhaltsame Stunden beschert, indessen ich das Buch vielleicht zur Seite gelegt hätte.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.07.2011
Das Orchideenhaus
Riley, Lucinda

Das Orchideenhaus


weniger gut

„Mehr als den Augenblick haben wir nicht“ (Schlusssatz) ....

... und diese Augenblicke sollte man möglicherweise nicht mit der Lektüre von „Das Orchideenhaus“ verschwenden, es sei denn, man mag kitschige Liebesdramen und unrealistische Familiengeschichten.

Worum es geht? Zunächst um eine Frau, die nach einem Schicksalsschlag in ihre Heimat zurückkehrt und dort in den Besitz eines Tagebuchs gelangt, das augenscheinlich ihr Großvater, der auf einem englischen Gut als Gärtner beschäftigt war, im 2. Weltkrieg verfasst hat.
Wer nun glaubt, es drehe sich im Weiteren um den Inhalt des Tagebuches, der irrt, denn die Aufzeichnungen sind nur der Auslöser für eine Aneinanderreihung von unwirklichen, an den Haaren herbeigezogenen Ereignissen, die schließlich ein Familiengeheimnis aufdecken, das der Leser sowieso schon ziemlich früh erahnen kann.

Nach einem recht passablen Beginn flacht die Handlung, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart spielt, zunehmend ab. Das fortlaufende Geschehen wirkt konstruiert und ist unnötig überladen, wodurch die detaillierte und tiefer gehende Darstellung der Figuren erheblich leidet. Sie bleiben oberflächlich und lassen an ihren Verhaltensweisen zweifeln. Die Autorin bemüht sich, Parallelen zwischen Damals und Heute zu ziehen, was ihr durch die Hauptpersonen in der jeweiligen Zeitebene zum Teil auch gelingt, jedoch sind diese vom Schicksal dermaßen gebeutelt, handeln unlogisch und unbegreiflich, so dass die Glaubwürdigkeit am Ende fehlt.
Sprachlich konnte mich der Roman ebenfalls nicht überzeugen. Lucinda Riley’s Erzählstil liest sich zwar leicht, ist aber sehr simpel und schlichtweg überfrachtet mit unnatürlichen, schwülstigen Dialogen. In den wenigen Beschreibungen habe ich die passende Stimmung und den typischen Flair, besonders als sich der Schauplatz nach Thailand verlagert, vermisst. Stattdessen gibt es jede Menge Plattitüden und nichtssagende Ausführungen, wobei Klischees zur Genüge bedient werden.

„Das Orchideenhaus“ ordnet sich meiner Meinung nach in den Bereich der seichten Trivial-Unterhaltung ein.
Vielleicht haben Fans von Rosamunde Pilcher, Utta Danella & Co. Spaß an diesem Buch, mich hat es nicht begeistern können.

11 von 21 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2011
Das Gute
Schnetzler, Kaspar

Das Gute


sehr gut

In seinem Roman „Das Gute“ erzählt Kaspar Schnetzler die Geschichte der schweizerischen Familie Frauenlob-Gerber, die im Jahr 1912 mit dem Besuch Kaiser Wilhelms II in Zürich beginnt und 2012 mit einem großen Familientreffen endet.
Über ein ganzes Jahrhundert begleitet der Leser die Familien Frauenlob und Gerber, deren Wege sich in den Dreißiger Jahren kreuzen, als Walter Frauenlob Hanni Gerber heiratet. Ihre drei Kinder gehen in den folgenden Jahren durch persönliche und gesellschaftsbedingte Hochs und Tiefs, in denen Glauben, Religion, Tradition und Vaterlandsliebe eine große Rolle spielen. Obwohl die Familie stets nach dem Guten strebt, ist sie im Leben nicht gefeit vor Einflüssen politischer Ereignisse, die die Schweiz und die Welt zu besagter Zeit erschütterten.

Die Handlung ist chronologisch aufgebaut und richtet sich nach den tatsächlichen historischen Gegebenheiten des letzten Jahrhunderts. In diesem Rahmen lässt Kaspar Schnetzler die einzelnen Familienmitglieder agieren, deren Sorgen, Nöte, Konflikte, Freude und Leid er nahezu perfekt darstellt. Es werden Themen wie Sektenzugehörigkeit, Emanzipation und Patriotismus aufgegriffen, die bis heute aktuell sind. Sprachlich ausgereift gelingt es dem Autor, den Zeitgeist auf besondere Art und Weise einzufangen und authentisch widerzugeben.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Ich habe das Schicksal der Familie Frauenlob-Gerber mit großem Interesse verfolgt, Einiges über schweizerische Sitten und Gebräuche erfahren und dabei meine Geschichtskenntnisse aufgefrischt.
Kaspar Schnetzler hat mit seiner Familienchronik ein Stück Zeitgeschichte geschrieben, die zugleich eine bemerkenswerte Liebeserklärung an die Schweiz ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2011
Der Regler / Gabriel Tretjak Bd.1
Landorff, Max

Der Regler / Gabriel Tretjak Bd.1


weniger gut

Wer möchte, dass etwas für ihn erledigt wird, wer jemanden braucht, der unangenehme Dinge professionell und unspektakulär aus dem Weg räumt, wer vielleicht sogar sein Leben verändern will, dies aber alleine nicht schafft, der greife zur Visitenkarte, die dem Thrillerdebüt "Der Regler" von Max Landorff beiliegt, und besuche die angegebene Internetadresse, um mehr über einen Mann zu erfahren, der sein Geld mit Kontrolle und Manipulation von Menschen verdient. Doch leider tröstet ein gelungener, wenn auch nicht neuer PR-Gag nicht über eine Neuveröffentlichung hinweg, die meiner Meinung nach nicht hält, was ihre Werbung verspricht.
In der Geschichte geht es um Gabriel Tretjak, den Regler, der Strippen zieht, Intrigen spinnt, Lebenswege korrigiert und nahezu jeden Wunsch seiner Kunden erfüllt. Als ein Hirnforscher ermordet wird, gerät er ins Visier der Polizeiermittlungen, wird sozusagen geregelt und mit einer Vergangenheit konfrontiert, mit der er eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte.
Klingt interessant? Durchaus, die Thematik könnte für Spannung und Nervenkitzel sorgen, wäre da nicht ihre ziemlich verworrene Umsetzung. Viele Handlungsstränge, viele Figuren und ständige Orts- und Personenwechsel machen es dem Leser nicht leicht, dem Verlauf des Geschehens zu folgen. Obwohl Max Landorff in einem anspruchslosen Stil erzählt, auf blutrünstige Details verzichtet und das Handwerkszeug eines Thrillerautors gezielt einsetzt, wollte sich bei mir die erhoffte Begeisterung nicht einstellen. Neben der Geradlinigkeit der Handlung habe ich eindeutig wirkliche Sympathieträger vermisst, mit denen ich hätte mitfiebern können. Der Regler erscheint in meinen Augen zu inaktiv und unnahbar, die anderen Charakteren werden überwiegend oberflächlich dargestellt. Ein Thriller- und Krimifan wird zudem den Mörder schnell entlarven. Hintergründe und Zusammenhänge überraschen dann zwar und sind durchdacht, wirken trotzdem verschwommen und überkonstruiert. Dass der Autor am Schluss einige Fragen bewusst offen lässt und den Kreis nicht ganz schließt, hat mich ebenfalls nicht überzeugt.
Als "Der perfideste deutsche Thriller des Jahres" wird das Buch angepriesen, ich habe in diesem Jahr bereits Thriller gelesen, auf die benannte Eigenschaft besser zutrifft. Möglicherweise werde ich von diesem Werk den Titel im Gedächtnis behalten, und dass der deutsche Autor unter einem Pseudonym schreibt, daher wenig über ihn in Erfahrung zu bringen ist. Mit Sicherheit werde ich den Inhalt schnell vergessen haben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.