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Punxie

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2012
Und die Herzen zieht's nach Westen
Glover, Ruth

Und die Herzen zieht's nach Westen


sehr gut

Das Buch ist der erste von sechs Teilen einer Geschichte, die zum Ende des 19. Jahrhunderts in der kanadischen Provinz Saskatchewan spielt. Es ist eine nicht sehr dich besiedelte Region, in der es zwar Städte gibt, deren Großteil aber von Farmen bedeckt ist.
Die Atmosphäre ist sehr gut beschrieben. Auf der einen Seite die Weite des Landes und das Gefühl von Freiheit, eben diese romantische Vorstellung, die man gemeinhin vom Leben auf einer Farm hat, auf der anderen Seite die Enge der Farmen, die Einsamkeit und das harte Leben, an das man sonst nicht sofort denkt. Dieser Zwiespalt zieht sich durch das ganze Buch, auch durch die Empfindungen der Figuren.
Es kam mir außerdem so vor, als spiegle sich die Handlung in den Jahreszeiten wieder. Der Winter ist die Zeit des Leidens, der Sommer die Zeit der Freude. Das unterstreicht die Atmosphäre noch mehr.

Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was mir sehr gut gefällt. So werden die Gedanken und Gefühle mehrerer Personen deutlich.
Die Protagonistin Abbie hat ihr wohlhabendes Leben aufgegeben und ist mit ihrer Familie auf eine Farm gezogen. Dort merkt sie schnell, dass dieses Leben zwar schön, aber auch anstrengend ist und dass sie und ihr Mann einiges falsch eingeschätzt haben. So besitzen sie einen Schuppen voller unnützer Dinge, und das Ersparte wird schnell weniger.
Ihre Nachbarn Jamie und Dora Jameson haben vor Jahren ihre beiden Söhne verloren und können mit diesem Schicksalsschlag immer noch nicht umgehen. Dora gibt Jamie die Schuld und zieht sich in ihre Welt aus Verbitterung zurück, Jamie leidet unter der Situation und wünscht sich Doras Vergebung.
Carolyn wird stark von ihrer Mutter behütet. Doch sie ist selbstbewusst und will ihren eigenen Weg gehen. So hilft sie ihren alten Nachbarn Bert und Harry im Haushalt. Die Dialoge der beiden Brüder sind oft für einen Lacher gut, aber sie kennen auch die Schattenseiten des Lebens.

Es handelt sich hier um einen christlichen Roman. Deshalb nimmt der Glaube natürlich viel Raum ein. Er gibt den Menschen Hoffnung, bietet Denkanstöße und bestimmt ihre Handlungen.
Die Geschichte hatte einige Überraschungen dabei, war aber auch oft vorhersehbar. Die Menschen und ihr Leben werden ausführlich beschrieben, was mir sehr gut gefallen hat. Insgesamt hatte ich viel Freude beim Lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2012
Alle Rache will Ewigkeit
McDermid, Val

Alle Rache will Ewigkeit


weniger gut

Die Psychiaterin Dr. Charlie Flint macht gerade schwierige Zeiten durch. Nachdem durch ihre Aussage ein Psychopath freigelassen werden musste, hat er vier Frauen ermordet. Charlie wird die Schuld daran gegeben, und sie wird daraufhin suspendiert.
Auch privat läuft nicht alles rund. Obwohl sie seit Jahren in einer glücklichen Beziehung mit der Zahnärztin Maria ist, hat sie sich in die attraktive Lisa Kent verliebt. Nun weiß sie nicht, für wen sie sich entscheiden soll.
Da bekommt sie ein Angebot von ihrer ehemaligen Dozentin Corinna Newsam. Deren Schwiegersohn wurde während seiner Hochzeitsfeier ermordet. Obwohl seine zwei Arbeitskollegen für die Tat verurteilt wurden, glaubt Corinna nicht an ihre Schuld. Sie verdächtigt die Internet-Millionärin Jay Macallan Stewart, die mittlerweile ein Verhältnis mit Corinnas Tochter Magda hat. Nach anfänglichen Zweifeln beschließt Charlie, sich den Fall näher anzusehen.

Das Buch ist in zwei Handlungsstränge unterteilt. Zum einen wird aus der Sicht von Charlie Flint erzählt. Man erfährt ihre Gedanken und Gefühle, ihren Hintergrund und ihr Liebeschaos. In Emails mit Lisa Kent schreibt sie nicht nur über ihre komplizierte Situation, sondern auch über ihre Fortschritte in dem Fall. Auch die Gespräche mit ihrer Lebensgefährtin Maria geben über vieles Aufschluss. Bei ihren Ermittlungen bekommt Charlie Hilfe von dem Polizisten Nick Nicolaides, dessen Dozentin sie früher war.
Der zweite Handlungsstrang betrifft Jay Stewart. Auch hier bekommt man Einblick in ihre Vergangenheit, besonders durch Auszüge ihrer Autobiographie, an der sie gerade schreibt. Dabei überlegt sie immer wieder, wie viel sie von sich preisgeben darf. Es wird schnell klar, dass sie etwas verbirgt und sogar vor ihrer Freundin Magda Newsam Geheimnisse hat.
Obwohl man viel über die Charaktere erfährt, wirken sie klischeehaft und uninteressant. Besonders Charlie ist für eine Psychiaterin reichlich naiv, und ihre Schlussfolgerungen sind nicht immer nachvollziehbar.

Der Handlungsverlauf wirkt stark konstruiert. Ein Großteil des Textes besteht aus langen Gesprächen, die sich um Vergangenes und Liebeskonflikte drehen. Das Thema Homosexualität ist der Autorin wichtig, und das ist auch in Ordnung. Leider dominiert es die Geschichte, und die Verbrechen rücken in den Hintergrund, was für einen Kriminalroman schlecht ist.
Als nach etwa zwei Dritteln des Romans endlich etwas Spannung aufkommt, wird diese fast sofort wieder zunichte gemacht als klar wird, wer die Morde begangen hat. Danach geht es nur noch darum, den Täter zu überführen. Doch auch das ist nicht richtig gelungen, sondern vorhersehbar und uninspiriert.
Wirklich positiv ist der flüssige und detaillierte Schreibstil. Man merkt, dass die Autorin eine hervorragende Ortskenntnis besitzt. Alle Handlungsschauplätze werden bildreich und ausführlich beschrieben, so dass ich das Gefühl hatte, wirklich dort zu sein.

Mir hat das Buch nicht so gut gefallen. Obwohl es gut und relativ schnell zu lesen war, hätten es für mich zweihundert Seiten weniger auch getan. Außerdem fand ich das Thema Homosexualität zu dominierend für einen Krimi. Da hätte ich mehr Spannung und weniger Liebeswirrwarr besser gefunden. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Mich hat der Roman nicht überzeugt, und ich bleibe lieber bei Tony Hill.

Bewertung vom 27.08.2011
Cut / Keye Street Bd.1
Williams, Amanda Kyle

Cut / Keye Street Bd.1


ausgezeichnet

Gelungenes Debüt


Amanda Kyle Williams war bisher eher als Freie Journalistin und Autorin von Kurzgeschichten bekannt. Mit 'Cut' hat sie nun ihren ersten Roman veröffentlicht.

Schon der Prolog wirft den Leser mitten ins Geschehen. Aus der Sicht des Mörders wird sehr bildlich beschrieben, wie er sein Opfer zu Hause beobachtet und schließlich bei ihm klingelt...

Die ehemalige FBI-Profilerin Keye Street ist die Hauptperson dieses spannenden Thrillers. Sie hat asiatische Wurzeln und wuchs nach dem Mord an ihren Großeltern bei Adoptiveltern in Georgia auf. Nachdem sie wegen Alkoholproblemen entlassen wurde, arbeitet sie als Privatdetektivin für mehrere Firmen und Kautionsbüros. Dabei wird sie unterstützt von Neil, der gerne mal einen Joint raucht und Haschkekse im Kühlschrank lagert. Ihre Freundin Diane arbeitet in einer Anwaltskanzlei, für die Keye oft Aufträge erledigt.

Keyes bester Freund ist Lieutenant Rauser, der Leiter der Mordkommission von Atlanta. Die beiden haben eine besondere Beziehung. Während Keye sich hin und wieder mit ihrem Exmann Dan zu einem Schäferstündchen trifft, ist Rauser mit der Blutspurenexpertin Jo zusammen. Doch es deutet sich an, dass mehr zwischen Keye und Rauser ist, als nur Freundschaft.

Keye und Rauser jagen einen brutalen Serienmörder, dessen Opfer so unterschiedlich sind, dass zunächst kein Muster erkennbar ist. Außerdem verhöhnt er die Polizei, indem er den Ermittlern Briefe über seine Taten schreibt und diese auch an die Presse gibt. Seine "Fantasien" veröffentlicht er in einem Internetblog.

Schließlich wird ein Verdächtiger festgenommen, doch Keye glaubt nicht so recht an seine Schuld. Als die Ermittlingen eingestellt werden, macht sie auf eigene Faust weiter und ahnt nicht, dass sie dem eigentlichen Täter schon längst gefährlich nahe ist.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Keyes Sicht erzählt. Zwischendurch wechselt die Perspektive und der Leser bekommt durch die Briefe und Blogeinträge Einsicht in die Psyche des Täters, ohne dass zuviel verraten wird. Das regt zum spekulieren an: Wer ist der Täter? Warum mordet er? Die Autorin schafft es geschickt, immer wieder falsche Fährten zu legen, und so ist das Ende sehr überraschend.

Die Charaktere sind ausführlich beschrieben, so dass man ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen kann. Es gibt immer wieder Nebenstränge, die aber trotzdem wichtig für die Haupthandlung sind und die Geschichte abrunden. Bildreiche Sprache und viele unvorhersehbare Wendungen erzeugen Spannung bis zum Schluss.

Dieses Debüt ist rundum gelungen und ich freue mich auf weitere Fälle für Keye Street!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.