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T.S.Spivet
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Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2011
Die Tortenbäckerin
Janson, Brigitte

Die Tortenbäckerin


gut

"Locker und leicht"

Der historische Roman „Die Tortenbäckerin“ von Brigitte Janson erzählt von der Hilfsköchin Greta, die in ihrem jungen Leben in Hamburg 1895 einige Probleme zu bewältigen hat.

Greta, die unter ihrer Tante Mathilde bei der Bankiersfamilie Hansen in der Küche arbeitet, hat ein Händchen für neue gutschmeckende Kreationen, was der Hausherrin und auch der Küchenchefin nicht besonders gefällt. Zu allem Überfluss ist sie auch noch in den jüngsten Sohn Christoph verliebt und hofft eine eigene kleine Familie mit ihm gründen zu können. Doch genau das stört Frau Hansen und Greta verliert ihre Stellung. Sie weiß nicht, wie sie das Geld für ihre kranke Mutter aufbringen soll und dann hat sie noch eine geheimnisvolle Verpflichtung. Hilfe erhält sie vom Fuhrunternehmer Siggo, der sich schon bei der ersten Begegnung in sie verliebt. Doch Siggo hat seine eigenen Probleme mit dem Fuhrunternehmen, das von einem fiesen Konkurrenten erschwert wird.

Die Sprache dieses Buches ist lebhaft, flüssig und sehr einfach. Besonders mochte ich die Beschreibungen der Düfte. Spannung entsteht im Buch durch die Konstruktion des großen Geheimnisses um Greta, das durch viele Anspielungen immer weiter ausgeführt wird. Der aufmerksame Leser kann jedoch schon auf den ersten Seiten einiges erraten.

Ich hatte mir durch dieses Buch Sichtweisen der kleinen Leute auf die Errungenschaften der Industrialisierung erhofft. Diese wurden jedoch eher oberflächlich gegeben und auch auf die politischen Umstände wurde nicht eingegangen. Gestört hat mich ebenfalls, dass alle Personen eher oberflächlich charakterisiert wurden und sie somit Einstellungen ändern, sich verlieben oder gesund werden, ohne dass ich es als Leser wirklich nachvollziehen konnte. Auch die Lösung der verschiedenen Probleme erschien mir teilweise willkürlich und zu einfach.

Am Ende des Buches sind die erwähnten Rezepte abgedruckt, von denen sich einige ganz lecker anhören. Das Buch lässt sich wirklich sehr angenehm lesen und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Wer gerne historische Romane liest und für die kalte Jahreszeit noch ein unterhaltsames Buch für ein Wochenende sucht, ist mit „Die Tortenbäckerin“ gut beraten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.01.2011
Der gefrorene Rabbi
Stern, Steve

Der gefrorene Rabbi


sehr gut

1 Buch - 100 Themen

Steve Stern erzählt in seinem Buch „Der gefrorene Rabbi“ die Geschichte der jüdischen Familie Karp über mehr als ein 100 Jahre. Diese Familie hat nämlich eine besondere Tradition - bei ihr wurde von Generation zu Generation ein in Eis gefrorener Rabbi vererbt. Diesen findet der antriebslose und gelangweilte Teenager Bernie 1999 in der Tiefkühltruhe seiner Eltern und nach einem Stromausfall taut der Rabbi auf und erwacht wieder. Während dieser daraufhin durch das Fernsehen die amerikanische Kultur kennenlernt, entdeckt Bernie seine Religion neu. Abwechselnd wird außerdem aufgedeckt, wie der 1889 in Boibicz während einer Meditation gefrorene Mann nach Memphis kam und wie die Familie so zu ihrer kruden Tradition gekommen ist.

Die Sprache des Buches erinnerte mich persönlich an den Erzählstil eines „Märchenopas“, wobei das Buch aber mit Fremdwörtern und jiddischen Begriffen gespickt ist. Es enthält jedoch ein Glossar, das bei der mir vorliegenden Vorab-Version leider fehlte und dessen Nützlichkeit ich deshalb nicht einschätzen kann. Besonders aufgefallen sind mir die sehr bildhafte Sprache und die immer wieder auftretenden bizarren Situationen.

Das Lesen dieses Buches war für mich persönlich eine Freude, weil ich immer wieder neue Dinge entdecken konnte und die Handlung viele unabsehbare Wendungen enthielt. Dabei ist es jedoch nicht als leichte Lektüre für ein Wochenende anzusehen. In der Rahmengeschichte um die Familie Karp und ihren gefrorenen Rabbi werden etliche Themen angesprochen: der übertriebene und unbedachte Konsum von Fernsehsendungen; das Erwachsenwerden in verschiedenen Zeiten; Judenprogrome; die Emigration nach Amerika; die Erfindung von Staubsaugern, Eiscreme und Tiefkühlern; religiöser Fanatismus; Kriminalität; Schizophrenie; Endzeitstimmung; die erste Liebe; … Dabei werden diese historischen und gesellschaftlichen Aspekte jedoch immer wieder mit Magie und Mystischem vermischt, weshalb das Buch keine bloße geschichtliche Erzählung ist, sondern mit vielen abstrusen Situationen versehen ist. Durch diese Vielzahl von Geschehnissen und Charakteren konnte ich zu keiner der Figuren eine richtige Beziehung aufbauen, sodass ihre Handlungen für mich teilweise nicht nachvollziehbar waren.

In diesem einen Buch stecken jedoch so viel Phantasie, schwarzer Humor und Denkanstöße, dass das Buch für mich ein Genuss war.