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Wortakrobat

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 30.01.2012
Ewig Dein
Glattauer, Daniel

Ewig Dein


ausgezeichnet

VOM GRAUEN EINER BEZIEHUNG

Die Geschichte einer Beziehung, die noch lange nach ihrem Ende nachwirkt. Eine Mischung aus Liebesgeschichte, Psychothriller und gleichzeitig das Psychogram zweier Menschen, die mit sich, ihren Gefühlen und ihren Vorstellungen zu kämpfen haben.
Daniel Glattauer entwirft in seinem Roman "Ewig dein" eine harmlos beginnende Beziehungsgeschichte zwischen den Hauptpersonen Judith und Hannes. Doch von Beginn an scheint etwas nicht zu stimmen: zu perfekt erscheint Hannes, zu klassisch das Kennenlernen und zu zufällig die "unvorhersehbaren" Begegnungen. Wie ein dunkler Schatten hängt all das über der Beziehung. Und der Autor lässt den Leser von Anfang an ein herannahendes Unheil spüren.
Judith, eine Frau, die das Licht liebt und trotz ihrer genau beschriebenen inneren Gedanken, (wohl vom Autor beabsichtigt) unnahbar erscheint, beendet die Beziehung. Doch Hannes will diese Entscheidung nicht hinnehmen und drängt mit perfiden Mitteln weiterhin knapp Judiths Leben und Psyche.
Was folgt ist ein äußerst stilsicher beschriebenes Verwirrspiel, in dem der Autor es schafft, die Grenzen zwischen Realität und Einbildung, zwischen Wahrheit und Lüge verschwimmen zu lassen.
Ein einprägsamer Erzählstil und gut ins Gesamtbild Bilder (z.B., dass eine Frau, die das Licht liebt, geistig ins Dunkel gleitet) runden dieses lesenswerte Buch ab. Absolut fesselnd, deshalb: empfehlenswert!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2010
Himmelsdiebe
Prange, Peter

Himmelsdiebe


sehr gut

VON DEN GRENZEN DER WIRKLICHKEIT

Ein ungewöhnliches Buch, das mit Fantasie und Leidenschaft den Leser in seinen Bann zieht.

Die angehende Künstlerin Laura Paddington und der um viele Jahre ältere Harry Winter, der sich in der Künstlerszene der 30iger Jahre bereits einen Namen gemacht hat, lernen sich in Paris kennen und lieben. Doch die beiden verbindet mehr als nur die Malerei: Sie schaffen sich ihre ganz eigene Welt, in die die beiden eintauchen und trunken vor Liebe die Grenzen der Realität überschreiten. Niemals wieder wollen sie nüchtern werden, so schwören es die beiden sich. Doch eines Tages holt sie dann doch der ganz reale Schrecken dieser Zeit in Form der Nationalsozialisten ein und trennt das Paar... Und auch verschiedene andere Schicksalsschläge zeigen den beiden auf, dass es nicht möglich ist in seiner Fantasie der Wirklichkeit gänzlich zu entfliehen.

Das Buch ist nicht spannend im klassichen Sinne, dennoch fesselt es beim Lesen. Die Geschichte lebt vom Unerwarteten und vor allem auch von seinen bildhaften Beschreibungen. Der Schreibstil ist in diesem Buch das große Plus: Der Autor fängt die Stimmung im Buch gekonnt ein und es gelingt ihm auch für den Leser die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie verschwimmen zu lassen. Ein verrückter und bunter, manchmal aber auch trister, Reigen an fantastischen Bildern und Ereignissen entführt den Leser in die traumhafte und gleichsam sehr intime Welt der beiden Protagonisten. Man lernt sich beim Lesen mit der Zeit in die Personen und deren Seeln hineinzuversetzen und sieht die Welt mit deren Augen.

Leider ist das Buch aufgrund der oftmals traumgleichen Sequenzen nicht immer ganz leicht zu lesen und man verliert hier und da den roten Faden der Story aus den Augen.

Trotzdem ein Buch, das zum Träumen und Schmökern auf recht hohem Niveau einlädt und den Leser in eine wunderbare, fast grenzenlose Welt entführt.

Bewertung vom 23.07.2010
Headhunter
Nesbø, Jo

Headhunter


sehr gut

VON JÄGERN UND GEJAGTEN...

Ein außergewöhnlicher Thriller mit vielen unerwarteten Wendungen!

Roger Brown, Headhunter, führt ein gefährliches Doppelleben: Nach außen hin arbeitet er für eine rennomierte Personalagentur und finanziert sich und seiner Frau Diana so ein angenehmes Leben. Tatsächlich kann er sich seinen Lebensstil (und zusätzlich die teure Galerie seiner Frau) nur deshalb leisten, weil er sich im Kunstraubgewerbe einen lukrativen "Nebenjob" aufgebaut hat. Dies geht solange gut, bis einer der bestohlenen Gemäldebesitzer eiskalt zurückschlägt...

Diese Handlung mag zunächst eher banal klingen, dies ist aber nur deshalb so weil es in Wahrheit um sehr viel skandalösere Machenschaften geht, als das Buch in den ersten Kapiteln suggeriert. Um allen, die sich für diesen Roman interessieren, die Spannung zu erhalten sei nur soviel gesagt: Roger Brown muss um sein Leben bangen und kämpfen. Die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen Feind und Freund verschwimmen. Browns ganzes Leben wird in seinen Grundfesten erschüttert und er muss feststellen, dass Nichts ist, wie es zunächst scheint.

Das Interessante an diesem Buch ist - neben einer äußerst intelligenten und fesselnden Story - der Charakter der Hauptperson Roger Brown: Dessen Ich, das in den ersten Kapieln noch klar umrissen und für den Leser greifbar erscheint, verschwimmt im Lauf der Geschichte immer mehr zu einem teils erschreckenden, teils nicht nachvollziehbaren, scheinbar irrational handelnden Etwas. Der Leser muss sich zunehmend fragen, ob er dieser Person zu Beginn der Handlung nicht zu Unrecht getraut hat und ob es in diesem Thriller überhaupt einen Guten gibt, denn nach und nach werden von allen wichtigen Protagonisten deren niedersten Eigenschaften offenbart.

Es handelt sich hierbei folglich nicht nur um einen packenden Thriller, sondern vielmehr noch um eine Charakterstudie, die sich der Frage annimmt, wie weit Menschen für ihr Überleben und gleichzeitig für den Niedergang ihrer Feinde bereit sind zu gehen... Und so wird Roger Brown, der zu Beginn selbst noch die Menschen, mit denen er von Berufs wegen zu tun hatte, charakterlich auf genaueste durchleuchtete, für den Leser zu eben solch einer psychologisch interessanten Person.

Die Sprache ist in ihrem Stil der Thematik angepasst. Der größte Teil der Story wird durch Brown in der Ich-Perspektive erzählt. Auch innere Monologe der Hauptperson sind ein häufig vorgefundenes sprachliches Mittel. Es lohnt sich das Buch genau zu lesen, weil nur so zahlreiche, die Handlung voranbringende, Querverweise erkennbar sind.

Ein Wehrmutstropfen sind die teilweise harten Kaftausdrücke und eine meist unangemessene Fäkalsprache, die zwar einerseits sprachlich in die Handlung passen, aber oftmals zu reißerisch und drastisch ausfallen.

Insgesamt aber ein gut durchdachter, immer wieder überraschender Thriller, der sich von der Masse abhebt und deshalb sowohl Thriller-Fans, als auch Lesern intelligenter Unterhaltungsromane zu empfehlen ist!

Bewertung vom 29.05.2010
Die Gauklerin von Kaltenberg
Freidank, Julia

Die Gauklerin von Kaltenberg


gut

Liebe und Hass, Eifersucht und Intrigen, Mut und Trauer, Abenteuer und Träume... dies sind die Worte, die den historischen Roman "Die Gauklerin von Kaltenberg" beschreiben.

Die junge Anna aus bescheidenen Verhältnissen liebt den Burgherrn Ulrich. Sie muss jedoch ihre Heimat und damit ihren Geliebten verlassen, als sie der Hexerei bezichtigt wird. Fortan ist sie entschlossen ihre Unschuld zu beweisen und macht sich auf eine abenteuerliche Reise. Unterwegs kreuzen sich immer wieder ihre Wege mit denen des geheimnisvollen, dunklen Ritters Raoul. Auch dieser trachtet ihr zunächst nach dem Leben, nach und nach entwickelt sich zwischen den beiden, die mehr gemeinsam haben als zunächst angenommen, eine tiefe Freundschaft...

Was nach einem netten Schmöker für Freundinnen historischer Literatur klingt, entpuppt sich leider nur allzu schnell zu einer Aneinanderreihung von Ereignissen, von denen jedes einzelne wiederum Stoff für ein eigenes Buch hätte liefern können: Innerhalb kurzer Zeit ist Anna Gauklerin, Botin für einen hohen Herrn, gelangt in Besitz der "Carmina Burana",... In jeder noch so unwichtigen Situation muss die Protagonistin kämpfen und um ihr Leben bangen, sodass es beim Lesen zeitweise einfach zuviel in zu kurzer Zeit ist und ein roter Faden vermisst wird.

Währenddessen schafft es die Autorin auch nicht eine mittelalterliche Atmosphäre zu schaffen, was dem Buch mit Sicherheit zu mehr Tiefe verholfen hätte. Auch sprachlich ist der Roman leider nicht konsequent genug um sich beim Lesen tatsächlich ins 14. Jh. versetzt zu fühlen. Insbesondere die Hauptperson wirkt für ihrer Zeit zu unreflektiert. Nervig sind außerdem die ständigen Wiederholungen bei Beschreibungen von Personen (z.B. werden zigmal Raouls sich unter seiner Kleidung "abzeichnende Muskeln" erwähnt).

Insgesamt sicher ein Buch, das seine Leserinnen finden wird, aber in der Masse der historischen Frauenromane doch eher einer der schlechteren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.04.2010
Heiraten für Turnschuhträgerinnen
Bluhm, Filippa

Heiraten für Turnschuhträgerinnen


gut

LEID UND SORGEN EINER BRAUT

Niemals würde sie eine Braut werden, die nichts anderes als Brautkleider, Gästelisten und weiße Tauben im Kopf hat! Dies zumindest schwört die Hauptperson dieses Romanes, Char"Lotte", ihrer Freundin Kristin.

Und wer hätte es geahnt: Im Verlauf des Buches entwickelt sie sich dann doch zu ebensolcher Frau! Beim Lesen wird früh klar, dass es sich hier um eine leichte und freche Frauengeschichte handelt, bei der nicht zu viel Tiefgang zu erwarten ist. Und obwohl die Thematik alt und wenig originell ist, gelingt es der Autorin die Geschichte um die Hochzeitsplanungen von Lotte und ihrem zukünftigen Ehemann Georg mit sprühendem Charme und Humor vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen. Die Autorin entwirft dabei ein realistisches Bild ihrer Hauptperson, die oft chaotisch und unüberlegt, aber dennoch äußerst sympathisch erscheint. Ihre zahlreichen Missgeschicke laden auch wirklich zum Schmunzeln ein und wirken in den meisten Fällen keineswegs konstruiert, wie es leider oft in solchen Büchern der Fall ist.

Und noch etwas schafft das Buch: Plötzlich versteht der Leser, warum sich Lotte immer stärker von den Hochzeitsvorbereitungen vereinnahmen lässt. Ihr Handeln erscheint stets logisch und die Handlzung weißt kaum Brüche auf. Leider driftet die tatsächliche Hochzeitsfeier am Ende des Buches dann doch zu sehr ins Kitschige und Klischeehafte ab.

Insgesamt ein unterhaltsamer Frauenroman für den Sommer, der gut in einem Rutsch gelesen werden kann und mit seinen sympathischen Figuren bestimmt viele Leserinnen begeistern wird!

Bewertung vom 07.04.2010
Daemon
Suarez, Daniel

Daemon


gut

CYBERTHRILLER DER NEUEN GENERATION

Der Autor Daniel Suarez entwirft in seinem Buch "Daemon" ein dürsteres (Zukunfts-)Szenario:

Durch seinen Tod setzt Matthew Sobol, Milliardär und Inhaber der Computerspielfirma CyberStorm Entertainment, zunächst völlig unbemerkt verschiedene Online-Prozesse in Gang. Schnell jedoch zeigt sich, dass dies nur die Vorboten eines teuflischen Planes sind, denn mit der Zeit breiten sich im Internet zahlreiche dieser Programme (genannt "DAEMON") aus. Und in einer Welt, in der jeder mit jedem über das Internet vernetzt ist, besitzt dieser DAEMON bald Macht über die gesamte menschliche Zivilisation und gebietet nicht nur über wirtschaftliche und politische Entscheidungen, sondern auch über Leben und Tod eines jeden Menschen...

Gleich vorneweg: Ein wenig Ahnung von Computern und Online-Games sollte man als Leser schon haben um dieses Buch flüssig lesen zu können. Doch selbst für Laien wie mich war es eine überraschend neue Leseerfahrung. Störend sind zwar teilweise die technischen Fachbegriffe aus der Internet- und Computerwelt, sowie die häufig wechselnden Erzählperspektiven und Schauplätze, doch die realistische Darstellungsweise und die meist atemlose Spannung können dies wieder wett machen. Suarez zieht den Leser immer wieder mit unerwarteten Wendungen in seinen Bann, denn immer dann, wenn man glaubt, dass alles überstanden ist, packt der Autor ein neue Überraschung aus.

Die Handlung ist in sich schlüssig und wirkt deshalb sehr realistisch, auch wenn ich selbst nicht für die tatsächliche Richtigkeit der dargestellten Sachverhalte garantieren möchte. Der Star des Buches ist nicht etwa eine bestimmte Person, sondern die erschreckende und gleichzeitig äußerst originelle Idee die hinter dem gesamten Buch steht. Die zunächst an den Haaren herbeigezogen wirkende Handlung ist in einen Spannungsbogen eingearbeitet und das Buch gewinnt mit jeder Seite mehr an Fahrt. Leider wird die Geschichte gegen Ende hin etwas zu verrückt und man fragt sich unweigerlich, was da im zweiten Band, der 2011 erscheinen soll, überhaupt noch geschehen kann.

Insgesamt eine spannende, erschreckende und sehr originelle Story, der an der einen oder anderen Stelle etwas weniger Fachausdrücke gut getan hätten. Für alle Computerinteressierten und Thrillerfans aber jederzeit zu empfehlen!

Bewertung vom 24.02.2010
Das Moskau-Komplott / Gabriel Allon Bd.8
Silva, Daniel

Das Moskau-Komplott / Gabriel Allon Bd.8


gut

BODENSTÄNDIG UND SPANNEND

Daniel Silvas "Das Moskau-Komplott" ist mit Sicherheit kein Agenten-Thriller, der neue Maßstäbe setzt, er ist jedoch in konsequentem Stil verfasst und vermittelt ein realistisches Bild der politisch-wirtschaftlichen Verwicklungen im "neuen Russland".

Geheimagent Gabriel Allon steht im Mittelpunkt des Thrillers, der teils in Russland, teils in Italien und Frankreich spielt. Nach der Ermordung zweier kremlkritischer russischer Jounalisten führen die Ermittlungen des israelischen Geheimdienstes zu Iwan Charkow, russischer Oligarch und Waffenschieber. Schnell wird klar, dass dieser nicht nur afrikanische Krisenherde, sondern auch terroristische Vereinigungen weltweit mit seinen Waffen versorgt. Die einzige Möglichkeit Charkows Machenschaften zu enttarnen besteht darin, seine kluge und kunstliebenden Ehefrau Elena zur Mitverschwörerin zu machen.

Charakterisierungen scheinen leider nicht zu Silvas Stärken zu gehören: Zwar beschreibt er insbesondere seine Hauptfigur Gabriel Allon ausgiebig, dennoch bleibt dieser Charakter platt und daher dessen jeweilige Beweggründe meist undurchsichtig. Ebenso ergeht es den übrigen Figuren, die nicht in aller Konsequenz nachgezeichnet sind.

Die Story wiederum macht dieses Manko beinahe wieder wett: Das sehr aktuelle, scheinbar gut recherchierte Thema des "neuen Russlands" bildet einen idealen und spannenden Hintergrund für die Story. Ein Lesefluss stellt sich aber dennoch erst nach etlichen Seiten ein, reißt dann aber bis zum Ende des Buches auch nicht mehr ab. Die sehr kurzen, für dieses Genre typischen Kapitel spiegeln dabei die Atemlosigkeit, mit der die Geschehnisse ihren Lauf nehmen, wider.

Einen weiteren Pluspunkt erhält die realitätsnahe Handlung, auch wenn diese dazu führt, dass es nur wenige Abschnitte atemloser Spannung gibt. Silvas Sprache ist klar und einfach zu lesen. Ein individueller Stil des Autors ist aber kaum zu erkennen.

Für Freunde des Genres und des Autors ein absolutes Muss. Und jedem anderen Leser, der einen guten, wenn auch nicht außergewöhnlichen Thriller lesen möchte, sei dieses Buch auch gerne empfohlen!

Bewertung vom 16.02.2010
Glückliche Ehe
Yglesias, Rafael

Glückliche Ehe


ausgezeichnet

CHARAKTERISIERUNG EINER WAHRHAFTIGEN EHE

Beinahe 30 gemeinsame Jahre liegen hinter Margaret und Enrique, als Margaret an Krebs erkrankt. Dieses Buch schildert eindrücklich deren letzten Tage und Wochen, die Trauer, die schwindende Hoffnung und die Angst Enriques vor einem Leben ohne seine Frau an seiner Seite.

Episodenhaft werden die Eckpunkte der gemeinsamen Jahre des Paares eingeschoben - die erste Begegnung, das Erkennen ihrer gegenseitigen Liebe, aber auch die Zweifel und Verbitterung, die solch ein langes Zusammenleben zwangsläufig mit sich bringt. Diese Rückblicke lassen mitlachen und -schmunzeln, sie lassen den Leser kopfschüttelnd oder verblüfft zurück. Doch ihnen allen ist gemein, dass sie das drohende unausweichliche Ende immer wieder vergessen lassen, fast so, als wäre der Leser selbst an Enriques und Margarets Stelle und könne nicht voraussehen, wie deren gemeinsames Leben einmal enden wird.

Dies ist keine Geschichte von Mut und Kampf im sicheren Angesicht des nahenden Todes. Keine der Personen, weder die Eheleute selbst, noch deren Familie oder Freunde werden besser, stärker oder selbstloser dargestellt, als sie es tatsächlich sind. Fehler und Schwächen offenbaren sich ausschließlich als das, was sie letztendlich immer sind: oft ungeliebte, aber dennoch stets vorhandene Eigenschaften eines realen Menschen. In ihren letzten Tagen sind weder Margaret, noch ihr Mann Enrique strahlende Kämpfer, keine Jean D'Arc-gleichen Personen, die ihrem Schicksal mutig ins Antlitz blicken, mit sich, ihrem Leben und jeder von ihnen gefällten Entscheidung im Reinen. So schafft Enrique es bis zuletzt nicht, seiner sterbenden Frau von seiner lange zurückliegenden, einjährigen Affäre mit einer ihrer Freundinnen zu erzählen. Und Margaret erkennt auch als es zu Ende geht nicht, dass ihre Kontrollwut Enrique oft die Luft zum Atmen nahm.

Und eben dieses Anti-heroische ist es, was dieses Buch zu einer wahraften Charakterisierung eines Ehelebens macht. Und es macht die Geschichte so greifbar und schmerzhaft: Sie führt dem Leser in jeder Sekunde vor Augen, wie sehr ein Leben an das Schicksal gebunden ist. Es wird nichts beschönigt, nichts verhüllt. Aber dennoch - oder gerade deswegen - macht dieses Buch wie kaum ein anderes Mut, das Leben anzunehmen, den unzähligen Schwierigkeiten zu trotzen und so aller Vergänglichkeit das Beste abzugewinnen: das Leben an sich.

Die gewandte Sprache und treffsicheren Formulierungen geben dem Buch Tiefe, ohne jedoch zu tief in die Hauptpersonen zu dringen. Ein Buch, dass sowohl durch seine Handlung, als auch wegen seines wundervollen Schreibstils unter die Haut geht und viele begeisterte Leser verdient!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

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