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Benutzername: 
Kissss
Wohnort: 
Notzingen

Bewertungen

Insgesamt 116 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2014
Long John Silver - Lady Vivian Hastings
Dorison, Xavier;Lauffray, Mathieu

Long John Silver - Lady Vivian Hastings


sehr gut

Seit Jahren hat Lady Vivian Hastings nichts von ihrem Mann gehört, der in Südamerika einem Traum nachjagt, dem Traum nach unermesslichem Reichtum. Nun scheint er etwas entdeckt zu haben und er schickt seinen Bruder los, um in England all sein Hab und Gut zu verhökern. Seine Gattin soll ins Kloster, das Geld für eine Mannschaft und ein Schiff ausgegeben werden. Doch er hat die Rechnung ohne Vivian gemacht, die den berüchtigten Piraten Long John Silver für ihre Zwecke einspannt...

Schon das Titelbild ist sehr düster gehalten und die Dunkelheit setzt sich im Laufe des Comics fort. Viel Tusche, mehr Schatten als Licht und äußerst stimmungsvoll präsentiert sich das England des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Seemänner sitzen zusammengekauert unter ihren Decken, während es wie aus Kübeln gießt, Vorhänge bauschen sich im Wind, in der Taverne hebt zwielichtiges Gesindel die Humpen. Die Figuren und darunter vor allem die Piraten, haben ein äußerst markantes Äußeres. Die Kolorierung erinnert mich ein wenig an die 80er, da zuweilen großflächig dieselbe Farbe in einer Szene verwendet wird. Beeindruckend sind insbesondere die Bilder vom Hafen, von der sturmgepeitschten See und vom Schneetreiben auf Deck. Es gibt Seitenzahlen. Printed in Germany.

Diesen ersten Band habe ich gebraucht gekauft, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass mir dieses Piratenszenario gefallen würde. Ich hatte eine Meute grobschlächtiger Kerle erwartet, die von einer Seeschlacht in die nächste geraten und gegen einen jungen, idealistischen Kapitän der englischen Marine kämpfen. Das übliche Klischee halt, doch hat mich Dorison mit einer weiblichen Hauptfigur überrascht, die nicht nur liebenswerte Seiten hat, da sie ihre Zofe nicht gerade freundlich behandelt und ihre eigenen Ränke schmiedet. Ihr zur Seite stehen ein beeindruckend zwielichtiger Pirat mit seiner rauhbeinigen Mannschaft,ebenfalls keine Chorknaben. Die Reise nach Südamerika verspricht ein aufregendes Abenteuer zu werden.

Bewertung vom 31.10.2013
The Curious Case of the Clockwork Man
Hodder, Mark

The Curious Case of the Clockwork Man


ausgezeichnet

Sir Richard Burton, seines Zeichens Agent des englischen Königs, stolpert rein zufällig in einen Fall, der ihm alles abverlangen wird. Ein Uhrwerkmann wird in den Straßen Londons gefunden und während sich die Polizei noch mit ihm beschäftigt, wird andernorts ein Verbrechen verübt...

Nachdem Spring Heeled Jack den Verlauf der Geschichte durcheinandergewirbelt hat, scheint alles möglich. Medien können in die Zukunft sehen, Menschen von den Toten wiederauferstehen und Geister die Straßen Londons unsicher machen. Der Autor bezieht sich ab und zu auf den ersten Band und Burton trifft nicht nur alte Freunde, sondern auch altbekannte Feinde wieder (Brunel). Für das Verständnis dieses zweiten Bandes ist es meiner Meinung nach jedoch nicht zwingend notwendig, den ersten Teil gelesen zu haben. Allerdings hat man dann wirklich etwas verpasst, denn Hodders Welt ist so lebendig wie fantastisch, eine Mischung aus viktorianischer Zeit (19. Jahrhundert), Steampunk, Krimi und Fantasy. Trotz der Länge habe ich mich keine Sekunde gelangweilt, sondern war ganz im Gegenteil fasziniert, amüsierte mich über die Begegnungen völlig unterschiedlicher Charaktere (etwa Trounce und Swinburne) und war völlig gebannt von einem rätselhaften Fall, der erst ganz zum Schluss seine Auflösung findet. Das Ende bleibt offen, doch zum Glück habe ich bereits den dritten Band im Regal stehen. Ich kann's kaum erwarten

Bewertung vom 11.10.2013
Sachen suchen: Meine Wimmelbilder
Gernhäuser, Susanne

Sachen suchen: Meine Wimmelbilder


ausgezeichnet

Auf jeweils einer Doppelseite ist Janna in einer anderen Umgebung zu sehen: In ihrem Kinderzimmer, auf dem Markt, in der Küche, im Kindergarten, im Waschraum, auf der Baustelle, beim Arzt, im Freibad, im Zoo, im Supermarkt und am Bahnhof...

Das Titelbild zeigt es schon: Hier geht es bunt zu. In satten, fröhlichen Farben gehalten, zeigen die Illustrationen Barbara Jelenkovichs eine Vielzahl von Einzelheiten. Auf dem Markt reiht sich ein Stand an den anderen, der Frühstückstisch in der Küche ist voll beladen mit Geschirr, Eiern und Müslischälchen, im Kindergarten tummeln sich Dutzende von Kindern und im Zoo gibt es viele verschiedene Tiere zu bestaunen. Die Zeichnungen sind eher kindlich naiv denn realistisch und so stimmen weder die Größenverhältnisse noch die Perspektiven. Das geht sogar so weit, dass ein Farbmischer neben dem ebenerdigen Gemäuer stehen und trotzdem seine Rinne über die Wand ragen lassen kann. Wäre es ein Keller, würde ich es ja verstehen, doch die Menschen, die daneben stehen, weisen darauf hin, dass dies das Erdgeschoss sein muss. Sei's drum, den Kindern ist das egal und sie haben ihre helle Freude daran, sich zum einen alles genau anzusehen und zum anderen die Gegenstände zu suchen, die am linken Rand jeder Doppelseite aufgeführt sind ("der Zahnputzbecher" oder "das Honigbrot"). Ein wirklich schönes Buch, handlicher als die meisten Wimmelbücher (207 x 177 x 22mm) mit dicken Pappseiten und abgerundeten Ecken. "Printed in Germany" und es kostet nur knapp €5,-.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2013
Crime Machine
Linskey, Howard

Crime Machine


gut

David Blake ist der Mann im Hintergrund und Ideengeber für den Obermafiosi von Newcastle. Mit seinem Chef Bobby Mahoney ist jedenfalls nichtzu spaßen, was David bitter erfahren muss, als er aus dem Urlaub zurückkommt. Eine Geldübergabe ist gescheitert, für die David die Verantwortung hatte. Zwei Tage, dann muss er die Kohle wiederbeschafft und den Schuldigen gefunden haben...

-Der Autor vollbringt das Kunststück, den Leser bis zum Schluss im Dunkel tappen zu lassen, wer letzlich für den Diebstahl des Geldes verantwortlich ist. Davor muss der Protagonist viel Laufarbeit leisten, Leute befragen, Angriffen widerstehen und sich immer wieder vor seinem Boss rechtfertigen. Dieser schenkt seinem Untergebenen erstaunlich viel Vertrauen, schließlich gibt es viele Kollegen, mit denen er schon länger zusammenarbeitet, mit denen er durch dick und dünn gegangen ist. Bei anderen macht Bobby denn auch kurzen Prozess und es gibt einige sehr brutale Szenen, bei denen man dem Akt der Gewalt zwar zum Glück nicht direkt beiwohnen muss, man sich aber alles im Kopf ausmalt. Holt ein Verbrecher zum Beispiel eine Machete heraus, lässt das nichts Gutes erahnen.
Über den Kriminalfall hat Linskey eine dünne Liebesgeschichte gestülpt, die einem zuweilen schon fast peinlich ist und Männerfantasien von knackigen jungen Dingern, willenlos dem Alter ego verfallen, befriedigen. So muss sich Davids Freundin plötzlich in eine hysterische Ziege verwandeln, um der heißen, blutjungen Braut Platz zu machen. Generell ist die Charahterentwicklung nicht Linskeys Stärke und der Protagonist erfüllt den Stereotyp des omnipotenten Mafiosi ebenso wie Finnley den des tumben Schlägers. Ferner klingen die (deutschen) Sätze zum Teil etwas holprig, was allerdings an der Übersetzung liegen kann. Weshalb letzten Endes im Grunde genommen Wildfremde ihr Leben für David riskieren, ist mir schleierhaft, schließlich ist er in keiner Position, glaubwürdige Versprechungen zu machen. Nichtsdestotrotz fand ich "Crime Machine" sehr unterhaltsam.

Bewertung vom 30.09.2013
HABA 4415 - Zitternix

HABA 4415 - Zitternix


weniger gut

Die bunten Stäbe werden in den Ring gesteckt und so verdreht, dass das Bündel von allein steht. Dann wird gewürfelt und man zieht einen Stab der gewürfelten Farbe aus dem Bündel - rot, blau oder gelb. Bleibt der Stapel stehen, ist der nächste Spieler dran. Wer am Ende die meisten Punkte hat, ist der Sieger...

"Zitternix" ist eine Mikadovariante für jüngere Spieler, deren Feinmotorik noch nicht so ausgebildet ist, sich an dem Klassiker zu versuchen. Für Ältere ist es aber reizlos, da jede Runde damit beginnt, dass jemand würfelt, ohne Schwierigkeiten einen Stab herauszieht, der Nächste würfelt usw. bis das Bündel endlich wackelig genug ist, dass es ein wenig spannender wird. Ein wenig, denn eigentlich überlegt man meist nicht lange, welches Teil man herauszieht, da zumindest meine Wenigkeit absolut nicht in der Lage ist zu erkennen, welcher Stab das Gebilde zum Einsturz bringen würde. Außerdem führt das Würfeln dazu, dass man sehr viel Glück haben, sprich Blau würfeln muss, um überhaupt genügend Punkte für den Sieg zusammenzubekommen. Das "alte" Mikado finde ich um Längen besser, geeignet für Jung und Alt, "Zitternix" hingegen würde ich eher von 5 bis höchstens 7 Jahren empfehlen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2013
Muchacho
Lepage, Emmanuel

Muchacho


ausgezeichnet

Nicaragua wird im Jahre 1976 noch immer vom Somoza-Regime unterdrückt und jeder, der sich gegen den Diktatoren auflehnt, wird erbarmungslos verfolgt. Dennoch kämpfen die Revolutionäre gegen das besser bewaffnete Militär, indem sie sich nach Guerilla-Art im Dschungel verschanzen und von den Dorfbewohnern mit Nahrung und Medikamenten versorgt werden. Das alles hat mit dem Priesteranwärter Gabriel de la Serna zunächst wenig zu tun, kommt er doch aus einem wohlbehüteten Elternhaus. Doch als er in einem kleinen Dorf ein Fresko an die Kirchenwand malen soll, wird er eher unfreiwillig zum Komplizen der Revolutionäre...

Schon die erste Seite beeindruckt mit ihrem Detailreichtum, der Farbvielfalt und den wild wachsenden Dschungellandschaften. Vor allem die Umgebung hat es mir angetan, da die Menschen darin oft fast untergehen und als kleine Männchen gerade noch zu erkennen sind. In der freien Wildbahn wirkt der Homo sapiens so klein und unbedeutend - Lianen, Wurzeln, Blätter und tosende Wasserfälle beherrschen das Bild. Die Figuren sind allerdings ebenfalls nicht zu verachten, sehen sehr natürlich aus, ebenso wie die Bewegungen und die Mimik. Besonders gefallen hat mir die Darstellung der Dorfbevölkerung, da das bunte Treiben dort sehr lebendig wirkt. Wenn Gabriel nachts vom Kirchturm aus in die hell erleuchteten Fenster blickt, sieht er eine Mutter, die ihr Kind stillt, eine Frau, die sich die Haare wäscht und ein Pärchen, das zur Musik tanzt. Wunderschön gezeichnet. Es gibt Seitenzahlen. Printed in Germany.
"Muchacho" schlägt ein Kapitel der südamerikanischen Geschichte auf, von dem ich bisher nur in einem Film gehört hatte ("Under Fire" mit Nick Nolte). Unterdrückung und Polizeiwillkür waren an der Tagesordnung und es ist irgendwie anrührend, dass ausgerechnet ein simpler Alltagsgegenstand wie ein Feuerzeug zum Symbol der Revolution avancierte. Man kann sich nur verbeugen vor dem Mut, den einige Dorfbewohner zeigen, welche wie die Rebellen ihr Leben auf's Spiel setzen, um für ihre Freiheit zu kämpfen, jeder auf seine eigene Weise. Mitten in diese gefährliche Zeit hineingeboren, muss sich Gabriel für eine der beiden Seiten entscheiden und ich würde lügen, wenn ich behauptete, seine Wahl hätte mich überrascht. Das nimmt der Handlung ein wenig die Spannung, aber dennoch bleibt man bei der Stange, da die Figuren so echt wirken mit ihren Träumen, ihren Problemen und den Konflikten, die sie untereinander ausfechten. Den Punktabzug beim Text gibt es zum einen wegen der erwähnten Vorhersehbarkeit, sowie aufgrund der Tatsache, dass die amerikanische Geisel immer und immer wieder den Standort der Rebellen durch seine Hilferufe verrät. Kann ihn mal jemand knebeln?! In den bergigen Landschaften tragen Stimmen weit und da das Militär hinter der kleinen Gruppe her ist, da sollte man meinen, sie wollten möglichst leise sein. Sei's drum, "Muchacho" hat die historischen Ereignisse, die im Nicaragua der 70er Jahre stattgefunden haben, gekonnt in die persönliche Geschichte eines jungen Mannes eingebettet, die einige sehr berührende Szenen hat und mit großartigen Bildern aufwartet.

Bewertung vom 26.08.2013
Die Marionette
Berg, Alex

Die Marionette


gut

Die Larenz-Werke stecken in ernsten Schwierigkeiten, seitdem bekannt wurde, dass ein Trupp deutscher Soldaten mit Waffen aus der eigenen Produktion getötet worden ist. Eric Meyer vom BND übernimmt die Ermittlungen und stößt auf ein Geflecht aus Geheimdiensten, Politikern und der Wirtschaft, in das eine alte Bekannte hineingezogen wird: Valerie Weymann. Für den Austausch gemeinsamer Erinnerungen bleibt jedoch keine Zeit, da eine Überlebende des Talibanangriffs mit Vergeltungsschlägen droht. In Deutschland...

Erneut trifft man alte Bekannte wie Valerie und Eric, die natürlich mehr als nur gegenseitiger Respekt verbindet und bei deren Treffen ich mir jedes mal wünschte, sie sollten nur ja die Finger voneinander lassen. Das nur, weil mir Valeries Mann so leid tat, der im ersten Teil Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte, um seine Frau wohlbehalten zurück nach Deutschland zu holen. Valeries Herzklopfen in Gegenwart des BND-Agenten erschein mir wie ein Verrat, selbst dann noch als die Autorin dem Gatten schnell noch ein paar Affären andichtete. Daher fiel es mir schwer, mich mit den Figuren zu identifizieren und es gab einige Dinge, die ich mir nicht erklären konnte. Weshalb zieht ein Mann auf der Flucht nicht die Vorhänge des Appartements zu, in dem er sich versteckt hält? Wieso setzt sich Valerie so sehr für eine mehrfache Mörderin ein? Warum entschärft kein Sprengstoffexperte die Bombe? Konnte der Geheimdienst keinen anderen Personenschützer für Vieth finden? Man merkt, dass die Autorin die Logik mehrmals biegen musste, damit dieser Roman funktioniert, aber das ist man ja gewohnt in diesem Genre. Spannend fand ich ihn trotzdem, auch wenn ich finde, dass die Verbindung zwischen den einzelnen Parteien und die Beteiligten viel zu früh offengelegt werden. Ein Großteil dieses Thrillers dreht sich daher nicht um die Aufdeckung des Skandals, sondern den ich nenne es mal Amoklauf.
Was mir ebenfalls ein wenig den Spaß verdarb war die teils eigenwillige Satzstellung: "Er hatte mit dem Gedanken gespielt, mit Juliane alles zu besprechen an diesem Morgen im Bad." Zudem verwendet die Autorin ständig dieselben Adjektive, um die Figuren zu beschreiben: "[...] sagte die zarte blonde Frau." Und, nur eine Seite später: "Und Sibylle, diese Frau mit dem zarten Äußeren, hatte genickt." Da muss ich sicher nicht extra erwähnen, dass dieser Thriller unrealistisch ist. Eine Wagenladung voller Waffen kommt abhanden und niemand bekommt es mit? Es wird wohl niemanden verwundern, dass aus dem Krieg in Afghanistan Profit geschlagen wird, allerdings etwas subtiler als von Frau Baumm beschrieben. Was man ihr jedoch zugute halten muss ist die Tatsache, dass sie auf das Schicksal der Soldaten aufmerksam macht, die aus Krisenregionen nach Hause zurückkommen und sich im normalen Leben nicht mehr zurechtfinden, ob mit oder ohne Posttraumatische Belastungsstörung. Die Betroffenen als "tickende Zeitbomben" zu bezeichnen halte ich allerdings für übertrieben. Generell fand ich die Charakterzeichnung wenig glaubhaft, teilweise sogar ein wenig schwülstig, wenn es um die Liebe zwischen Valerie und Eric geht oder die Tränen, die Valerie um die Ex-Soldatin vergießt. Trotzdem war "Die Marionette" aufregend genug, um mich bei der Stange zu halten und so erhält sie noch knapp ein "gut".

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.