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Piglet and her Books
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Leipzig
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pigletandherbooks.de

Bewertungen

Insgesamt 365 Bewertungen
Bewertung vom 18.01.2019
Der Welten-Express Bd.1
Sturm, Anca

Der Welten-Express Bd.1


ausgezeichnet

Vor zwei Jahren verschwand Flinns Bruder Jonte in der Nacht von Silvester, seitdem wartet sie fast jede Nacht an dem Ort, an dem auch er verschwunden ist: dem Bahnhof von Weidenborstel. Als dort plötzlich eine dampfende Lokomotive einfährt entscheidet sich Flinn heimlich aufzuspringen und als blinder Passagier mitzufahren, denn irgendwie hat sie das Gefühl, dass sie hier die Lösung für das Verschwinden ihrer Bruders finden könnte. Und so wird sie Fahrgast auf dem Welten-Express, dem fahren Internat!

Die Geschichte von Flinn und dem Welten-Express beginnt turbulent und lässt den Leser nicht los, so erging es zumindest mir, ich konnte und wollte die Geschichte nicht beiseite legen, sondern mit Flinn Nachtigall zusammen die Geheimnisse des Welten-Express zu lösen. Und Flinn erlebt dabei jede Menge Abenteuer und entdeckt eine ganz neue Welt auf diesem fahren Internat.

Diese Urban-Fantasy-Geschichte lehnt sich an das bekannte Schema der Heldenreise an, denn sie beginnt mit einem Helden, der zunächst nicht weiß, in welche fantastische Welt er eintritt und die ihn offenbar überfordert. Damit hat der Leser die Möglichkeit zusammen mit Flinn die Welt des Welten-Express zu erkunden und die geheimnisvollen, wie auch fantastischen Elemente zu entdecken. Ich finde diese Form der Geschichtenerzählung sehr angenehm und spannend, man geht auf Entdeckungstour, statt das der Held bereits alles kennt und wir als Leser nicht deckungsgleich sind mit dem Wissen.

Flinn Nachtigall selbst ist eine muntere und neugierige Protagonistin, die zwar augenscheinlich einige Gemeinsamkeiten mit Harry Potter hat, schließlich kommt sie auch aus etwas schwierigen, familiären Verhältnissen, ist in der Schule die Außenseiterin und gelangt über einen Brief/Postkarte auf die spannende Reise zu einem verstecken Internat. Dennoch ist Flinn ganz anders als Harry Potter, während Harry eher introvertiert wirkt, ist Flinn ein offener Mensch, der auf die Schüler des Welten-Express zugehen will, zudem steckt sie mit ihren 13 Jahren schon in der Pubertät, was ab und an für ein Gefühlschaos sorgt.

Wie schon erwähnt konnte ich „Der Welten-Express“ einfach nicht beiseitelegen, was sicherlich an der Kombination aus fantastischer Geschichte und gelungenem Schreibstil lag. Mit den Elementen der Magietechnologie, die zum Beispiel einen ganzen Waggon in einen Sternenhimmel verwandeln können, wird der Leser in eine magische Welt hineingezogen. Die neugewonnen Freunde Pegs und Kasim tragen ihren Teil zur Erkundung des Internatszuges und der Aufdeckung der Geheimnisse bei und so entsteht, wie schon bei Harry Potter, ein Dreiergespann an Freunden, die ganz schnell zusammenwachsen.

Auch wenn man sicherlich einige Parallelen zu Harry Potter entdecken kann, finde ich, dass „Der Welten-Express“ ganz wunderbar für sich selbst steht, ich glaube viel mehr, dass wir als eingefleischte Potterheads bewusst nach diesen Gemeinsamkeiten gesucht haben. Und letztendlich ist auch das Prinzip der Heldenreise, das Einbeziehen von Magie, verzaubertes Essen und das bilden von Allianzen auch keine Erfindung von J.K. Rowling, sondern einfach ein Schema, dass sich in der Literatur durchgesetzt hat, und das zurecht. Für eine junge Generation an Lesern wird der Welten-Express jede Menge tollen Geschichten bereithalten, und auch ich freue mich auf weitere Abenteuer mit Flinn Nachtigall.

Fazit:
Mich konnte die Reise mit dem Welten-Express von Anfang bis Ende begeistern. Die Abenteuer die Flinn auf dem Internatszug voller Magie erlebt, wecken auch im Leser die Lust auf mehr, und so konnte ich „Der Welten-Express“ von Anca Sturm, nur schwer zur Seite legen. Ich freue mich auf den nächsten Band und bin gespannt was uns noch erwarten wird. Für mich zählt „Der Welten-Express“ allerdings schon jetzt zu einem meiner Jahreshighlights 2018!

Bewertung vom 30.08.2018
Wir drei verzweigt
Benway, Robin

Wir drei verzweigt


ausgezeichnet

Grace ist adoptiert. Diese Tatsache weiß sie bereits seit sie klein ist, es ist kein Geheimnis. Doch als sie erfährt, dass sie noch zwei Geschwister ist das doch ein Schock für sie. Ihr Leben macht sowieso schon aktuell eine harte Wende durch und nun treten auch noch ihre Geschwister Maya und Joaquin in ihr Leben. Als Grace den beiden dann auch noch eröffnet, dass sie nach ihrer leiblichen Mutter suchen will, sind diese nicht davon begeistert. Doch was werden sie bei der Suche nach ihrer Mutter finden?


Schon mit „Emmy & Oliver“ konnte mich Robin Benway total verzaubern, sie hat ein wirklich tolles Feingefühl dafür realistische Situationen widerzuspiegeln. Und so verhält es sich auch bei „Wir drei verzweigt“, in dem sie Grace, Maya und Joaquin ihre Stimme verleiht lässt sie uns tief in die Seele der drei Jugendliche schauen. Dabei merkt der Leser schnell, dass jeder der drei sein Päckchen zu tragen hat und versucht mit der Tatsache, dass sie zur Adoption frei gegeben wurden, klarzukommen.

Grace ist unser erster Bezugspunkt im Buch. In einer Art Prolog erfahren welcher Umstand Graces Leben so sehr durcheinander gebracht hat, dass sie sich nun auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter machen will. Dass sie dabei auf ihre beide Geschwister stößt ist zwar ein Schock, aber sie hofft auf ihre Unterstützung. Grace wirkt auf den Leser immer sehr erwachsen und gefasst, es gibt selten Momente, in denen sie das falsche sagt oder tut, doch wenn es soweit ist, dann überrascht sie jeden damit.

Ganz anders als Grace ist Maya, aber eigentlich auch nicht, denn Maya versucht auch erwachsen zu sein, schafft es dabei aber regelmäßig durch ihre extrovertierte Art und ihre direkte Art die Menschen zu verprellen oder Streit zu provozieren. Man merkt jedoch, dass auch sie einfach nur ihren Platz im Leben finden will, denn sie durch den Umstand, dass sie schon optisch in ihre Adoptionsfamilie nicht passt, aber einfach nicht entdeckt. Auch wenn Maya manchmal ruppig wirkt, schließt man sie dennoch in sein Leserherz und mag sie gar nicht mehr loslassen.

Und dann ist da noch Joaquin, denn es wohl am schwersten getroffen hat. Er ist der älteste der drei Geschwister, wurde aber bis heute von keiner Familie adoptiert, sondern von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weiter gereicht. Seine Kapitel fand ich persönlich immer besonders hart und schwer, es sind auch die, die mich zum Weinen gebracht haben, denn der Schmerz und der Selbstzweifel fressen Joaquin einfach auf. Ihm fällt es so schwer Menschen zu vertrauen und sich ihnen zu öffnen, und mit jedem Stück mehr von seiner Vergangenheit, welches dem Leser präsentiert wird, ist auch klar, warum das so ist.

Mit jedem Kapitel, welche immer zwischen den Ich-Erzählungen von Grace, Maya und Joaquin wechseln, erfährt man nicht nur mehr über unsere drei verzweigten Protagonisten, sondern man will auch gar nicht mehr aufhören. Robin Benway nimmt den Leser bei der Hand und führt ihn auf eine Gefühlsachterbahn, die selbst mich mitgerissen hat, so dass ich an der ein oder anderen Stelle die Tränen wegdrücken musste.



Fazit:

„Wir drei verzweigt“ ist ein echtes Lesehighlight mit viel Gefühl und Herzenswärme. Wer nah am Wasser gebaut ist, der sollte Taschentücher bereithalten, denn die Geschichte von Grace, Maya und Joaquin geht an die Nieren. Robin Benway hat es erneut geschafft mich zu mitzureißen und ein echtes Lesehighlight geschaffen.

Bewertung vom 30.08.2018
Der Report der Magd
Atwood, Margaret

Der Report der Magd


sehr gut

Frauen haben keine Rechte mehr! So zumindest sieht in Margaret Atwoods düsterer Dystopie das Leben von Frauen aus. Sie erfüllen nur noch Aufgaben, dafür aber ohne Bezahlung oder jegliche Ansprüche. Eine dieser Aufgabe ist der Magd, die erschüttert und aufwühlt zugleich. In „Der Report der Magd“ erhält der Leser Einblick in das Leben, wie es hoffentlich niemals kommen wird.


Die Protagonistin von „Der Report der Magd“ nennt uns ihren Namen nicht. Nur den von der Gesellschaft zugewiesenen Namen, über den sie sich nun versucht zu identifizieren, es aber eigentlich nicht will, kennen wir: Desfred. Doch der Verlust des Namens scheint nachdem Lesen der Geschichte das geringste Problem der Frauen zu sein. Eine Magd zu sein bedeutet seinen Körper und sein Leben an einen höher gestellten Mann und seine Frau komplett aufzugeben. Doch wie konnte das passieren?

In einer dystopischen Zukunft kommt es zu einem Putsch, nachdem Frauen nicht mehr arbeiten dürfen und kein Geld mehr besitzen. Danach kommt es immer mehr, Schritt für Schritt zur Entmündigung der Frauen. Schockierend, aufrüttelnd und einfach unfassbar wird es mit jeder Seite die man mehr abtaucht in den neuen Staat Gilead. Es bilden sich bestimmte Gruppen von Frauen heraus, so gibt es die Tanten, die im roten Zentrum die Mägde „ausbilden“. Dann gibt es die Mägde selbst, die Kinder für reiche, unfruchtbare Pärchen bekommen müssen. Und die Marthas sind Haushaltshilfen, die alles erledigen müssen, wie zum Beispiel kochen, putzen und waschen. Wie mit Frauen, und im Besonderen Mägden, umgegangen wird ist einfach nicht zu beschrieben. Mir fehlten wirklich die Worte um diese Rezension direkt nachdem auslesen zu verfassen, weil es mich so aufgewühlt hat. Der Begriff von Freiheit wird so stark beengt, dass man davon gar nicht mehr sprechen kann.

Es gibt mehr als nur eine Form von Freiheit, sagte Tante Lydia, Freiheit zu und Freiheit von. In den Tagen der Anarchie war es die Freiheit zu. Jetzt bekommt ihr die Freiheit von. Unterschätzt sie nicht.“ – Der Report der Magd (Seite 39)
„Der Report der Magd“ ist bereits 1985 erschienen, und dennoch hatte Margaret Atwood ein sehr gutes Feingefühl für die kommende Technologie und die immer wieder aufkeimende Debatte über die Freiheiten von Frauen. Das der Inhalt absolut lesenswert ist, brauche ich sicherlich nicht mehr zusagen, dennoch muss ich kurz noch auf etwas hinweisen. Es gibt immer mal wieder Abschnitte im Buch die langatmig wirkten, wo ich auch nicht wusste wohin genau es gehen soll. Doch all das wurde dann am Ende erklärt und das auf eine Art und Weise, mit der ich niemals gerechnet hätte. Ich glaube selten hat mich ein Buch mit so einem Twist am Ende überrascht, und plötzlich hat alles Sinn gemacht. Absolut genial gelöst.



Fazit:
„Der Report der Magd“ ist ein Buch, dass wegen seiner Thematik und seiner Gestaltung noch lange im Gedächtnis bleibt. Die Geschichte selbst hat zwar ab und an ein paar Längen, doch das Ende lässt all dies Vergessen und sorgt dafür, dass man noch lange über das Gelesene nachdenkt. Man lernt die Freiheit die man hat zuschütten und hat den unbedingten Drang dafür zu sorgen, dass ein Gilead niemals real wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2018
Holes
Sachar, Louis

Holes


ausgezeichnet

Stanley Yelnats scheint ein ganz unscheinbarer und normaler Junge zusein. Dennoch landet er im Camp von Green Lake, und das nur wegen eines Fluchs der auf seiner Familie lastet, also einem theoretischen Fluch. Denn seit sein Ururgroßvater einen Fehler begangen hat läuft alles schief für die Yelnats. Und nun auch noch Camp Green Lake …


Während Stanleys Eltern denken, dass er in eine Art Feriencamp ist erlebt er dort eine Art Hölle auf Erden. Einen See gibt es nämlich schon lange nicht mehr, dieser ist wegen der anhaltenden Dürre ausgetrocknet. Bei dem ständigen Sonnenschein fällt es auch schwer nicht auszutrocknen, auch Stanley lernt das schnell. Teil seiner „Therapie“ am Camp Green Lake ist es nämlich, dass er in eben dieser Hitze Löcher in den Boden des ehemaligen Sees gräbt. Das soll die Jugendlichen abhärten und stark machen, Stanley jedoch macht es nur müde, hungrig und wahnsinnig.

Natürlich verbirgt sich auch ein Geheimnis hinter Green Lake und dieses wird durch kleine Rückblenden sehr schön in die Geschichte eingeflochten. Beim Lesen kommt somit keine Langeweile auf, denn auch Stanley merkt, dass es irgendwas zu entdecken gibt. Louis Sacher schafft es hier wirklich gut einen Spannungsbogen aufzubauen und den jungen Leser wunderbar an die Geschichte zu binden. Dadurch entsteht ein kleiner Page-Turner, der einen für die Lesestunden mitnimmt an einen wahnsinnig heißen Ort, bei dem viel zu viel Erde geschaufelt wird.

Neben Stanley sind auch die anderen Charakter sehr gut gezeichnet, man bekommt eine tolle Vorstellung davon wie alles zusammenspielt im Camp Green Lake. Auch wenn hier die ein oder andere Person etwas überspitzt dargestellt ist, und vielleicht auch Klischees erfüllt, so passt dies dennoch zu dem gesamten Werk und zu der angestrebten Leserschaft ab neun Jahre. Unterhaltsam von Anfang bis Ende.

Fazit:

„Holes“ von Louis Sacher ist zu recht ein ausgezeichnetes Jugendbuch. Mit einer gekonnten Mischung aus Spannung, Geheimnis, Lebensweisheiten und Humor unterhält sowohl jung als auch alt. Ich mochte Stanley wegen seiner Bodenständigkeit und seinem feinen Gefühl dafür, immer das Richtige tun zu wollen. Lesenswert!

Bewertung vom 30.08.2018
Du wolltest es doch
O'Neill, Louise

Du wolltest es doch


ausgezeichnet

Emma O’Donovan ist hübsch und perfekt, und das weiß sie auch, und sie spielt ihre Karten aus. Jeden Tag genießt sie die Aufmerksamkeit und ist dabei vor allem gegenüber ihren Freundinnen egoistisch und fies. Und auch Jungs stehen auf ihrer täglichen Liste, bis zu dieser einen Party, an der alles eskaliert.




Dieses Buch kann man eigentlich nicht in Worte fassen, das Thema, oder eher die Themen, die hier im Mittelpunkt stehen sind so präsent in unserer Gesellschaft. Louise O’Neill schreibt eine Geschichte, die kein Happy End brauch oder von 1000 verschiedenen Erzählsträngen lebt. Vielmehr geht es ihr darum zu zeigen wie Emmas Leben wegen einer Nacht vollkommen aus dem Ruder läuft und wieso daran vor allem die Gesellschaft Schuld hat.

Emma kann sich an die Nacht nicht erinnern, sie ist mit Paul in das Zimmer gegangen, sie hat den Alkohol getrunken und auch die Pille genommen, aber das was sie auf den Fotos gesehen hat, das kann nicht sie gewesen sein. Wie kann so etwas passieren, ohne das sie sich daran erinnert? Und während sie am Anfang noch probiert alles runter zu spielen, wird ihr später klar, dass das was da passiert ist falsch war. Es war eine Vergewaltigung! Doch statt das man ihr glaubt und hinter ihr steht, stößt sie auf Feindseligkeit und Hass, weil sie eine Anzeige macht. Und plötzlich drehen sich ihre Gedanken darum, ob sie nicht selbst daran schuld sei, ob sie die Jungs nicht dazu motiviert hat?!

Ich möchte gar nicht zu sehr noch weiter auf die Story eingehen, sondern viel mehr darauf, wie schrecklich Emmas Gedanken sind. Immer wieder durchlebt sie dieselben Gedankengänge und hat die Fotos vor sich, immer und immer wieder, ohne dass es jemals aufhört. Und auch die Autorin lässt den Leser damit nicht in Ruhe, wir stecken total in Emmas Kopf fest. Dadurch kommt es zwar immer wieder zu Wortwiederholungen, aber dadurch wird meines Erachtens nur deutlich wie sehr Emma in ihrem Gedankenkarussell gefangen ist. Mich haben diese Gedanken immer wieder fertig gemacht beim Lesen, wie Emma sich einfach alles auflädt, obwohl sie doch gar keine Schuld trifft.

Und genau hier ist vor allem das Nachtwort so wichtig für die Leser. Es wird deutlich erklärt, dass Emmas Gedanken falsch sind, dass die Menschen falsch handeln, dass ein Opfer niemals der Täter sein wird. Dieses sogenannte Victim Blaming ist einfach so schrecklich und falsch, und wird hier noch einmal erklärt und deutlich gezeigt, dass jeder dem so etwas Grauenvolles passiert den Mund aufmachen soll und muss. Und wie schon am Anfang erwähnt, lebt dieses Buch nicht von einem Happy End oder ähnlichem, sondern von den Gefühlen und Gedanken.



Fazit:

Ich glaube es wird deutlich, wie schwer es mir fällt die passenden Worte für „Du wolltest es doch“ zu finden. Emmas Geschichte wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen, allem voran ihr Karussell aus Gedanken, in dem sie festhängt. Und auch wenn ich mir mehr nach dem Ende gewünscht hätte, zeigt der Schluss wie heftig die gesamte Geschichte ist. Besonders gut finde ich das Nachwort, was nochmal alles aufklärt und verdeutlicht, wie sehr sich unsere Gesellschaft sich noch ändern muss.

Bewertung vom 30.08.2018
Letztendlich sind wir dem Universum egal / Letztendlich Bd.1
Levithan, David

Letztendlich sind wir dem Universum egal / Letztendlich Bd.1


ausgezeichnet

Bei A ist kein Tag wie der andere, denn jeden Morgen erwacht A in einem neuen Körper. Das klingt verrückt, ist für A allerdings das normale Leben. Jeden Morgen muss A herausfinden wie die Person lebt, ob sie männlich oder weiblich ist, wie der Alltag aussieht, es scheint als wäre jeden Tag ein Abenteuer. Bis A auf Rhiannon trifft und sein ganzes Weltbild durcheinanderbringt.




„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ habe ich vor ca. 3 Monaten bereits beendet, und zunächst dachte ich, dass ich echt Schwierigkeiten hätte eine Rezension zu schreiben. Aber was soll ich sagen, das Buch war so prägend, interessant und gutgeschrieben, dass man es einfach nicht vergessen kann. Am Anfang ist man als Leser noch etwas unbescholten, man weiß noch nicht genau worauf David Levithan hinaus möchte, doch je mehr man in As Geschichte eintaucht, umso deutlicher wird worum es „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ wirklich geht.



Durch seine ständigen Körperwechsel erlebt A, und somit auch der Leser, die Welt aus einem ganz anderen Blickwinkel. Er hat keinen richtigen Namen, er hat keinen eigenen Körper, und dennoch weiß er, dass er existiert, denn er erinnert sich an die Dinge die er erlebt, er hat ein virtuelles Leben und probiert so viel wie möglich zu lernen. Und bisher dachte er, er kann von Tag zu Tag leben, doch als Rhiannon in As Leben tritt ändert sich alles, denn auf einmal wächst der Wunsch auf ein „richtiges“ Leben, auf Nähe und Liebe. Und dabei steht er vor der Frage, kann man geliebt werden, wenn man jeden Tag anders aussieht?



Parallel dazu scheint ein Junge es auf A abgesehen zu haben, nachdem dieser einen Tag in seinem Körper gesteckt hat und daraufhin sein Leben eine andere Wendung genommen hat. Mit dieser Hetzjagd stellt sich für A auch die Frage danach, ob er der Teufel, ein Dämon oder ein Geist ist. Dieser innere Kampf war beim Lesen immer wieder zu spüren und beschäftigt auch den Leser immer mehr, so zumindest ging es mir. Und selbst jetzt frage ich mich das immer noch, wie sich As Existenz beschreiben lässt.



David Levithan will mit seiner Geschichte etwas verdeutlichen, was wir in unserer Gesellschaft immer wieder vergessen: bei einem Menschen zählen nicht die Äußerlichkeiten, sondern nur seine Werte, Gedanken und sein Charakter. Vor allem bei der aufkeimenden Zuneigung zwischen A und Rihannon sieht man, das Liebe nicht unbedingt an eine Körperform gebunden ist. Für Rhiannon ist es irgendwann egal, ob A groß, klein, dick, dünn, männlich oder weiblich ist, sie fühlt sich zu As Wesen hingezogen.



Fazit:
„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ von David Levithan ist ein Buch, über das ich noch nachdem lesen nachgedacht habe, und das einen nicht loslässt. Selbst nach Monaten kann ich mich noch an die Geschichte erinnern und die Aussage ist prägend: Liebe kennt kein Grenzen, Liebe ist Liebe.

Bewertung vom 30.08.2018
Witchborn - Königin der Düsternis
Bowling, Nicholas

Witchborn - Königin der Düsternis


gut

Die 14-jährige Alyce ist eine Hexe, doch das muss sie verbergen, denn Alice lebt im Jahr 1577 in England. Die Hexenjäger machen ihrem Namen alle Ehre und verfolgen rigoros die Frauen des Landes. Mitten in dieser schwierigen Zeit verliert Alice ihre Mutter an diese Männer und muss nun fliehen. Dabei trägt sie einen wichtigen Brief in ihrer Tasche und muss ihre Gabe verstecken? Doch warum wird sie weiterhin verfolgt, und was hat Königin Elisabeth I und Maria Stuart damit zu tun?




Magie, Hexen und dunkle Mächte sind Dinge die mich total faszinieren, vor allem durch Fernsehserien wie „Buffy“ oder „Charmed“ bin ich seit Jahren begeistert von dieser Welt und habe auch zudem dazu passendem Lesestoff gegriffen. Umso neugieriger war ich, als mich „Witchborn“ erreichte, in dem ja schon der Name ein Versprechen für eine hexenreiche Geschichte ist.

Direkt auf den ersten startet die Geschichte durch, wir erfahren wie Alyce ihre Mutter verloren hat, und dabei wird der Leser nicht geschont. Es wird deutlich, wie grausam die Hexenjagd abgelaufen ist und in was für einer Welt Alyce zurechtkommen muss. Die Geschichte wird aus zwei verschiedenen Perspektiven, die zwischen Alyce und dem Hexenjäger Hopkins hin und her wechselt, erzählt. Dabei steigt die Spannung langsam aber kontinuierlich bis es zum großen Finale kommt. Die verschiedenen Erzählstränge bauen aufeinander auf und wir haben so die Möglichkeit immer etwas mehr zu wissen als Alyce, etwas was ich an dieser geteilten Schreibweise mag.

Dennoch war nicht alles toll an diesem magischen Erlebnis. Es brauch nämlich erst jede Menge Fahrtwind, bevor etwas in Schwung kommt. Nach dem aufregenden Beginn fließt die Geschichte nämlich zunächst nur sehr langsam vorwärts und man hat als Leser leicht das Gefühl verloren zu sein. Dieses dezente, unterschwellige Gefühl der Langeweile schleicht sich auch in die Charaktergestaltung und -entwicklung ein. Mit Alyce warm zu werden war schwieriger als ich es gedacht hätte, es war, als wäre eine Blase um sie herum, wodurch man nicht mit ihr fühlt, sondern einfach nur ihre Geschichte nachliest. Durch diese fehlende Nähe ist auch das Magische in der Geschichte nicht immer greifbar, auch wenn die Magie bei der Fehde zwischen den zwei Königinnen, Königin Elisabeth I und Maria Stuart, eine sehr große Rolle spielt.

Unabhängig davon liest sich die Geschichte wunderbar dahin, und das Ende lässt einige Fragen offen, die fast auf einen zweiten Band hoffen lassen. Auch die seltsamen Figuren lassen den Leser nicht los, England im 16. Jahrhundert schafft dabei die perfekte Atmosphäre um Hexenjäger und Hexen gleichermaßen in ein düsteres Licht zu setzen. Man darf letztendlich also gespannt bleiben ob Nicholas Bowling seine Geschichte noch weiter erzählen wird.



Fazit:

Nach einem knackigen Start benötigt „Witchborn“ einige Anlaufzeit um richtig in Schwung zu kommen, dabei bleibt vor allem die Protagonistin Alyce immer auf Abstand zum Leser. Dennoch schafft es Nicholas Bowling den Leser zum Ende hin gefangen zu nehmen und die aufgeladene Spannung abzubauen. Zwar gibt es kein Cliffhanger am Ende, dennoch gibt es genügend Potential für eine Fortsetzung.

Bewertung vom 30.08.2018
Wie das Wispern der Zeit / FederLeicht Bd.2
Woolf, Marah

Wie das Wispern der Zeit / FederLeicht Bd.2


sehr gut

Nachdem spannenden ersten Teil der FederLeicht-Saga hätte mir der Einstieg in Band 2 eigentlich ganz leichtfallen sollen, dennoch hatte ich ganz leichte Startschwierigkeiten. Irgendwie war mir am Anfang nicht klar, wohin sich die Geschichte entwickeln würde. Doch natürlich erlebt Eliza am Ende wieder ein packendes Abenteuer!




Leylin ist für Eliza verschlossen, wegen einer fiesen Falle kann sie offiziell nicht mehr zurückkehren in das Reich der Elfen. Doch natürlich gelingt es ihr weiterhin Kontakt zu dieser anderen Welt zu halten und als ein Hilferuf erfolgt, ist sie erneut bereit alles zu riskieren um den Elfen zu helfen.

Die Beziehung von Eliza und Cassian kann man zu recht also richtig kompliziert beschreiben, teilweise waren meine Nerven etwas überreizt von dem gesamten Hin und Her der Beiden. Natürlich lebt eine Romtansy-Geschichte auch von Liebe und Freundschaft und den längeren Versuchen, dass sich zwei bekommen. Aber Cassian hat auch mir manches Mal den letzten Nerv geraubt, ich kann Eliza also verstehen, wenn sie ab und an ihn einfach nur vergessen will.

Aber natürlich geht es in „FederLeicht – Wie das Wispern der Zeit“ nicht nur um Cassian, sondern um die verschwundene Königin der Elfen Elisien. Durch ihre Abwesenheit ist Larimar an der Macht in Leylin und diese Herrschaft ist geprägt von zunehmender Grausamkeit. Und natürlich wird Eliza darum gebeten Elisien aufzufinden, dazu muss sie Rätsel lösen, sich in Gefahren begeben, die Vergangenheit erkunden und die Ungeheuer des Ewigen Waldes bezwingen.

Vor allem die Geschichten aus der Vergangenheit hatten es mir angetan, denn endlich erfährt man mehr über das Leben der Elfen, und ganz besonders über das von Rubin, Elisien und Larimar. Und am Ende bleibt nur die Frage, ob Elisien noch lebt und rechtzeitig gefunden werden kann, und ob Larimar damit endlich vom Thron verschwindet. Es bleibt also spannend in Leylin.

Fazit:

Nachdem ich ein klein wenig gebraucht habe um reinzukommen, hatte mich das neue Buch aus dem „FederLeicht“-Universum wieder vollgepackt. Marah Woolf schafft es, dass man mitfiebert und bangt, und echt genervt sein kann von diesen schwierigen Elfenmännern. Mit jedem Kapitel wurde es spannender, und vor allem die Rückblenden hatten es in sich. Und ich denke, auch Band 3 wird mich nicht enttäuschen, zum Glück wartet dieser bereits im Regal auf mich.

Bewertung vom 30.08.2018
Nur drei Worte
Albertalli, Becky

Nur drei Worte


ausgezeichnet

Wie so viele andere Bücher hat auch dieses viel zu lange ungelesen in meinem Regal gestanden, erst durch das baldige Erscheinen des Films wurde mir bewusst, dass ich unbedingt die Geschichte von Simon lesen muss. Dabei hat mich, um ehrlich zu sein, der Plot zunächst nicht ganz gepackt, aber je mehr ich vom Buch gelesen hatte, desto größer war mein Interesse. Die letzten 150 Seiten musste ich am Stück lesen, denn Blue und Simon sind etwas ganz besonderes. Simon ist ganz einfacher, und dadurch realistischer, Protagonist, der genau nach meinem Geschmack war. Er hat Freunde, er hat Hobbys und er genießt sein Leben. Nur das Geheimnis, dass er schwul ist, bedrückt ihn seit langer Zeit und erst durch das anonyme Geständnis von Blue hat er jemanden um sich auszutauschen. Ich mochte Simon mit jeder Seite mehr, er hat nie übertrieben, er ist einfach ein Junge der mit seinen Gefühlen klar kommen will.

Becky Albertalli hat hier einen wichtigen und ganz besonderen Roman geschrieben, der mich berührt hat und dabei gezielt mit Humor und Liebe das wichtige Thema des Coming-Outs anspricht. Simons drei Worte „Ich bin schwul“, die ihm einfach nicht über die Lippen wollen, begleiten auch den Leser den ganzen Roman. Ich selbst kenne das Gefühl nicht, sich outen zu müssen, denn wie Simon schon richtig bemerkt, wird das von Homosexuellen unberichtigerweise nicht erwartet. Umso emotionaler war es für mich Simon zu erleben wie er dies durchmachen muss. Insgesamt erhält das Buch von mir volle Punktzahl, und eine klare Empfehlung für alle die gern ein ehrliches und sehr gutes Jugendbuch lesen wollen.

Lest das Buch! Schaut den Film! Ich war begeistert, gerührt, habe geweint und gelacht und am Ende konnte ich so vieles nachvollziehen und mitnehmen. Die Musik untermalt die fantastische Geschichte perfekt und lädt jeden Zuschauer ein zu bleiben und weiterzuschauen. Zum Glück gibt es bereits eine Art Fortsetzung, dieses Mal ist Leah unsere Protagonistin, allerdings ist dieses neue Werk von Becky Albertally bisher nur auf englisch unter dem Titel „Leah on the Off-Beat“ erschienen.

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